BSE & Co in den Medien – Teil 2 khd
Stand:  2.12.2005   (49. Ed.)  –  File: M/edien02.html




Hier werden einige ausgewählte und besonders interessante Artikel und andere Texte zur durch den Rinderwahnsinn BSE und der Anwendung der Gentechnik ausgelösten Problematik sowie zur gefährlichen H5N1-Vogelgrippe (Geflügelpest) und H1N1-Schweinegrippe gespiegelt und damit auf Dauer dokumentiert. Manches ist auch mit [Ed: ...] kommentiert. Tipp- und Übertragungsfehler gehen zu meinen Lasten.

Die anderen Vergiftungen von Nahrungsmitteln haben ab Ende 2004 eine eigene Webseiten- Serie in der Abteilung "Food" erhalten.

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  • Neuere Presseberichte  (3. Teil).
  • 14.06.1999: Belgien verbietet Coca-Cola-Getränke.
  • 14.06.1999: EU-Agrarminister beraten über strengere Tierfutter-Kontrollen.
  • 14.06.1999: Panik ist nicht angebracht. (Kommentar des WSJ)
  • 12.06.1999: Die Futtermittel-Mafia. (Kommentar)
  • 12.06.1999: Der Mensch wird zum Endlager.
  • 12.06.1999: Neues Gift in Fleisch aus Belgien. (PCB)
  • 11.06.1999: Nach Dioxin auch noch Umweltgift PCB in Eiern und Geflügel.
  • 11.06.1999: Dioxin-Skandal: Zahl verdächtiger Höfe steigt.
  • 10.06.1999: Brüssel stellt Schwarze Liste fertig.
  • 09.06.1999: Nur strenge Kontrollen können Verbraucher schützen.
  • 09.06.1999: Frankreich fordert Verbot der Tiermehl-Fütterung.
  • 09.06.1999: Grüne: Überwachung allein hilft nicht.
  • 09.06.1999: Nur nach Ankündigung. (Kommentar zum Dioxin-Skandal)
  • 09.06.1999: „Vertrauenssache!“ (Inserat der Firma Wiesenhof)
  • 08.06.1999: Statement der Regierung Belgiens. (Dioxin-Skandal)
  • 08.06.1999: Subventions-Stopp für Massentierhaltung gefordert.
  • 07.06.1999: Lebensmittel: Zugabe aus Sondermüll. (Dioxin-Skandal)
  • Ältere Presseberichte  (1. Teil).



    Lebensmittel: Zugabe aus Sondermüll

    Ein Giftskandal wie in Belgien ist auch in Deutschland möglich: Hierzulande klaffen ebenfalls Lücken im Kontrollsystem und wandern Dioxine unbesehen ins Futter.

    Aus:
    Der Spiegel – 23/1999, 7. Juni 1999, Seite 68–69 (Deutschland) von VOLKER MRASEK, HENDRIK MUNSBERG, SYLVIA SCHREIBER, ANDREA STUPPE und HANS-JÖRG VEHLEWALD.

    No Dioxine - Logo der Protestbewegung.

    Die beiden Prüfer vom Kreisveterinäramt Viersen schlichen morgens um halb zehn zunächst etwas ratlos über den Hühnerhof im niederrheinischen Schwalmtal. Weil der Betriebschef nach einem Besuch des örtlichen Schützenfestes noch im Bett lag, schritten sie schließlich allein zur Tat: Sie zogen Mastfutterproben aus dem Silo und schickten sie per Kurier zum Chemischen Landesuntersuchungsamt in Münster.

    Die Eile am vergangenen Dienstag war begründet: Die Meldung über dioxinverseuchte Eier und Hähnchen in Belgien hatte Kontrolleure in ganz Europa alarmiert. In deutschen Supermärkten wurden Hunderttausende von belgischen Eiern, Hähnchenkeulen und Geflügelpasteten beschlagnahmt. Bauern, die Futter mit verdächtigen Zusätzen verwendet hatten, bekamen Besuch von den Behörden.

    Während die Europäer noch mit den Folgen des "Chicken-Gate" kämpften, kamen aus Belgien immer neue Hiobsbotschaften. Die belgische Regierung dehnte am Donnerstag abend das für Geflügel erlassenene Schlachtverbot auf Schweine und Rinder aus. Am Freitag abend beschloß die Europäische Komission ein EU-weites Verkaufsverbot für belgische Rinder-, Schweine- und Milchprodukte aus rund 650 verdächtigen Betrieben.

    Die USA stoppten den Verkauf von Geflügel und Schweinefleisch aus der gesamten EU. Außerdem sollen in der EU alle belgischen Produkte aus dem Zeitraum zwischen dem 15. Januar und dem 1. Juni, die einen Eigehalt von über zwei Prozent haben, aufgespürt und eingezogen werden eine höchst aufwendige Aktion, denn betroffen sind Mayonnaisen und Nudeln, Desserts und Babykost. EU-Agrarkommissar Franz Fischler erwägt wegen der laxen Informationspolitik der Belgier eine Klage vor dem Europäischen Gerichtshof.

    Doch während hierzulande Politiker, Umweltschützer und Gesundheitsbeamte über die skandalösen Pannen beim belgischen Nachbarn lamentieren, bleibt außer acht, daß es auch in Deutschland Lücken im Kontrollsystem gibt. Grenzwerte für Dioxine im Tierfutter, klagen Experten wie Günther Neumeier, Chemiker und Toxikologe vom Berliner Umweltbundesamt (UBA), "existieren bei uns gar nicht".

    Daß die Panschereien bei Futtermitteln und die Vertuschungsversuche der belgischen Behörden aufgedeckt wurden, verdanken die europäischen Verbraucher vor allem einer resoluten Frau. Am 27. Mai präsentierte die Fernsehreporterin Siel van der Donckt dem Kabinettschef im belgischen Landwirtschaftsministerium, Piet van Temsche, ein Dioxindossier, das die Behörden seit langem unter Verschluß hielten. "Sind Sie die einzige, die das Papier hat?" fragte der konsternierte Beamte. Die Brüsseler informierten eilig die EU-Kommission über die Dioxinfunde. Am Abend ging eine erste Pressemitteilung heraus, am nächsten Tag verschickten die EU-Bürokraten Alarmmeldungen an alle Mitgliedsländer.

    Die belgische Administration wußte schon seit Mitte März, daß sich in den flämischen Hühnerställen im Norden des Landes ein Desaster abspielte. Anfang Februar hatten Mäster Alarm geschlagen: Immer häufiger erkrankten ihre Tiere auf rätselhafte Weise. Hennen legten kaum noch Eier.

    Ähnlich wie beim BSE-Skandal zeigt sich auch in der Hähnchen- und Eieraffäre, daß Preisdruck und Geldschneiderei in der Agrarindustrie zu waghalsigen Praktiken führen. Das Dioxin stammt aus verunreinigtem Fett, das dem Tierfutter zugesetzt wird. Mitte vergangener Woche verhaftete die belgische Justiz den Fettschmelzer Lucien Verkest und seinen Sohn Jan, die zehn belgische sowie je einen französischen und niederländischen Futterproduzenten belieferten. Die Giftspur zieht sich durch halb Europa, denn die Firma Verkest wirft jede Woche zwischen 550 und 750 Tonnen Fett auf den Futtermarkt.

    Verkest wird Urkundenfälschung und Betrug vorgeworfen. Seinen Kunden gegenüber gab er an, er liefere ihnen reinstes Tierfett. Doch dies war zumindest mit vergammeltem Fritieröl versetzt, das zum Teil aus kommunalen Abfallbehältern stammte.

    Wie das Gift ins Fett kam, ob es sich um einen Unfall oder um Methode handelt, war Ende voriger Woche noch ungeklärt. Fettmischer Verkest bezog seine Grundstoffe von zwei niederländischen und einem Brüsseler Lieferanten. Möglicherweise, so der Verdacht der Fahnder, wurden über diese Quellen schon seit längerem Motorenöle in der Schmelzerei billig entsorgt. So könnte auch Hydrauliköl ins Futter geraten sein, was die Rückstände an polychlorierten Biphenylen (PCB) in den belgischen Produkten erklären würde.

    Wer Eier und Fleisch aus Belgien meiden möchte, dem hilft die Kennzeichnung der Waren kaum weiter. "Kein Verbraucher kann wirklich erkennen, woher das Essen stammt", klagt Heidrun Franke, Leiterin der Ernährungsberatung bei der Verbraucherzentrale Brandenburg. Die Buchstaben- und Zahlenkodes auf den Etiketten der Produkte geben die Verarbeitungs- und Verpackungsorte an (siehe Grafik). Wo die Ware produziert wurde, muß niemand kennzeichnen. Wenn bei Eiern allerdings der sogenannte PN-Kode mit einer 1 für das Verpackungsland Belgien beginnt, ist besondere Vorsicht geboten.

    Doch selbst, wer nur deutsche Ware kauft, ist nicht unbedingt geschützt. Denn auch hierzulande wandern hochgiftige Dibenzodioxine und -furane, meist einfach "Dioxine" genannt, via Viehfutter in Nahrungsmittel. In Deutschland dürfen Second-Hand- Fette aus Gaststätten, Großküchen, Restaurants oder Imbißbuden in Mastmittel fürs Vieh gemixt werden. Experten des niedersächsischen Landwirtschaftsministeriums halten es nicht für ausgeschlossen, daß diesen Abfällen technische Altöle beigemischt werden. "Wir können nicht jede Woche jeden Betrieb kontrollieren", sagt ein Beamter.

    Bei Dioxin sind die deutschen Futtermittelproduzenten zudem meist nicht einmal an Grenzwerte gebunden. Für den Greenpeace-Experten Manfred Krautter eine "gravierende Lücke" im Überwachungssystem.

    Dioxinhaltige Getreiderückstände geraten offenbar unbeanstandet ins Tierfutter. Die Abfälle, die bei der Reinigung von Getreide anfallen, enthielten Pilzgifte, Schwermetalle und reichlich Dioxine, bestätigt UBA-Chemiker Neumeier. Die Mixtur aus schadstoffbelasteten Kornhülsen, Unkrautsamen, Stroh- und Erdresten "gehört in den Sondermüll", räumt selbst Hubert Grote, Geschäftsführer des Fachverbandes der Futtermittelindustrie ein.

    Die Praxis, moniert Günter Schöppe, Geschäftsführer des Duisburger Instituts für Energie- und Umwelttechnik, sehe jedoch anders aus. Die Duisburger untersuchten 70 gängige Ingredienzen von Tier-Mischfutter auf Dioxin. Am stärksten verseucht waren die untergemischten Getreiderückstände. Die, so steht es im Abschlußbericht der Pilotstudie, "weisen eine 10-100fach höhere Dioxinbelastung auf als der Durchschnitt der Einzelfuttermittel".

    Würde auf die Sondermüllzugabe verzichtet und Futtergetreide grundsätzlich gereinigt, dann, meinen die Autoren, "könnte die Dioxinbelastung des Kraftfutters um 40 bis 50 Prozent gesenkt werden". Entsprechend "deutlich" ließe sich der Giftgehalt in Lebensmitteln tierischer Herkunft reduzieren.

    Der ist mitunter nicht unbeträchtlich wenn auch erheblich niedriger als die in Belgien gemessenen Dioxinwerte in Hühnerprodukten, die um das Tausendfache über den Normalwerten lagen. Relativ hohe Dioxinkonzentrationen ermittelten die Duisburger etwa in unbeanstandeten Putenschenkeln. Bedenkliche Meßwerte lieferte sogar Babynahrung aus Fleisch.

    Das Umweltbundesamt hat im jüngsten Jahresbericht auf das deutsche Dioxinproblem aufmerksam gemacht. Geschehen sei nichts, moniert ein Mitglied der "Bund/Länder-Arbeitsgruppe Dioxine".

    Sehr schwer machen die deutschen Behörden Giftmischern das Geschäft ohnehin nicht. Eine regelmäßige Untersuchung von Futtermitteln auf alle Schadstoffe, räumt ein Bonner Agrarbeamter ein, gebe es nicht. Statt dessen verlassen sich die Ministerialen des Landwirtschaftsministers Karl-Heinz Funke auf Appelle an die "Sorgfaltspflicht" der Hersteller.

    Die belgische Affäre ließ die obersten deutschen Verbraucherschützer, die grüne Gesundheitsministerin Andrea Fischer und ihren SPD-Kollegen Funke, nicht allzu gut aussehen. "Nach bisherigem Kenntnisstand", so beruhigte Funke am vorvergangenen Sonntag die Öffentlichkeit, könne "für Deutschland Entwarnung" gegeben werden. Und: "Soweit wir wissen", seien "Schweine und Rinder nicht betroffen".

    Tags darauf wußte der Minister es besser. Da teilten die Belgier im EU-Futtermittelausschuß in Brüssel mit, zwei Hähnchenmäster in Nordrhein-Westfalen hätten ebenfalls Dioxinkost bezogen.

    Nordrhein-Westfalens grüne Umweltministerin Bärbel Höhn, in ihrem Land zuständig für Lebensmittelkontrolle, erfuhr von der neuen Lage erst aus den Medien und nicht aus Bonn. "Sehr glücklich", mokierte sich Höhn, "sind wir über die Zusammenarbeit nicht." Den dritten Betrieb, der über ein holländisch-deutsches Unternehmen Futter mit vermutlich giftigen belgischen Zusätzen bezogen hatte, ermittelten ihre Kontrolleure selbst.

    Noch sind längst nicht alle Futter-, Eier- und Fleischproben, die in deutschen Labors getestet werden, ausgewertet. Die Untersuchung eines in Niedersachsen geschlachteten belgischen Schweins wies am Freitag ähnliche Dioxin- und PCB-Arten wie bei belasteten Produkten in Belgien nach. Prompt erließen etliche deutsche Länder Schlachtverbote für belgische Hühner, Rinder und Schweine. In Düsseldorf wurden die Ergebnisse der ersten 15 Proben von nordrheinwestfälischen Hühnerfarmen präsentiert. Bislang, hieß es, seien keine dramatisch erhöhten Dioxinwerte festgestellt worden.

    Die Fahnder fürchten, daß sie auch nicht mehr fündig werden. "Das Problem", so ein nordrhein-westfälischer Lebensmittelprüfer, "ist sozusagen gegessen." Die Folgen spüren die Verbraucher womöglich erst viel später. [mehr] [noch mehr]



    Subventions-Stopp für Massentierhaltung gefordert

    Aus:
    Yahoo-News, 8. Juni 1999, 15.48 Uhr (Politik).

    BONN. Im Zusammenhang mit dem Dioxinskandal um verunreinigtes Futter in Belgien hat der Deutsche Tierschutzbund die Einstellung der Subventionen für agrarindustrielle Massentierhaltung gefordert. Gleichzeitig rief die Organisation am Dienstag in Bonn EU-weit zu einem Boykott von Produkten aus dieser Haltungsform auf. Die Verunreinigung von Futter mit Dioxin sei nur die Spitze des Eisbergs.

    Die Bundesregierung wurde aufgefordert, wirksame Futtermittelkontrollen in der Europäischen Union durchzusetzen und künftig „nur noch artgerechte Tierhaltung“ zu subventionieren. Statt der agrarindustriellen Massentierhaltung müsse die traditionelle bäuerliche und verbraucherfreundliche Landwirtschaft gefördert werden. Dies seien die wichtigsten Lehren, die auch die EU-Agrarminister aus dem Skandal ziehen müßten, erklärte Tierschutzpräsident Wolfgang Apel. Verbraucher sollten nur tierische Produkte aus artgerechter Tierhaltung kaufen, bei denen sichergestellt sei, daß „keine Leistungsförderer oder prophylaktisches Medizinalfutter“ verwendet wurden.



    Brussels, 8 June 1999

    Belgium eager to clarify all issues related to recently discovered dioxine contamination

    Vom: Regierungs-Server, 9. Juni 1999. [Original] [Übersetzungs-Service]

    General approach

    Belgium deeply regrets the anxiety caused among consumers worldwide due to the recently discovered dioxine contamination of some animal fodder.

    Belgians love their food. We have always been known for the quality of our food and our producers have always been eager to be at the top or their profession. And they have been succesful at it.

    This problem, its scope and scale therefore come as a terrible setback and a major disappointment: it goes against our reputation and tradition of excellence.

    Facts and Causes

    As of today, the Prime Minister, in his declaration to the press, confirmed the following elements which can help to contain the problem with our foreign partners:

    Furthermore it is worth stressing that no cases of serious health problems to humans have been detected since the detection of the contamination.

    Government's main concern and priorities

    Measures taken by the Belgian Government

    As a first crucial step, the Belgian Government initiated an identification process of those companies which could have used contaminated fat from the sole identified fat-supplier. This will allow the Government to ´ free up ª those firms which are ´ clean ª and as a result can resume transport and slaughter of their products. This process also allows identification and isolation of those companies which have used contaminated fat in their production process in full compliance with the decisions of the European Union.

    As of today, Tuesday, June 8th, lists of absolutely ´ clean ª poultry-producers have been established (2546 out of a total of 3266 firms). These producers can therefore resume as of midnight (Belgian time) transport, slaughter and sale of their products in safe conditions. The European Commission has announced today that member states cannot refuse entry of products certified by the Belgian authorities to be contamination free.

    It is expected that a similar process for beef and porc producers will be finalised by tomorrow Wednesday, June 9th. The European Commission has no problem with these products being brought to market. As far as dairy products are concerned the prohibition of the sale of butter is maintained while the sale of milk and cheese remains possible.

    Information

    All available information regarding the current crisis can be found on the Federal Governmentís internet site http://belgium.fgov.be or through the Federal Governmentís call centre at (within Belgium) 0800-23000 or +32-2-223.49.84.



    „Vertrauenssache!“

    Aus: Inserat von der KD&P-Werbeagentur des Geflügelproduzenten "
    Wiesenhof" in "Der Tagesspiegel", Berlin, 9. Juni 1999, Seite 3 (Die Dritte Seite).

    WIESENHOF informiert:

    Gerade in diesen Tagen ist der Einkauf von Geflügel mehr denn je Vertrauenssache. WIESENHOF-Produkte geben Ihnen absolute Sicherheit!

    WIESENHOF garantiert:

    WIESENHOF das ist garantierte Qualität, der Sie vertrauen können. (...)



    Nur nach Ankündigung

    Dioxin-Hühner und verrückte Kühe in Europa: Kontrolle wäre gut, gibt es aber kaum

    Aus:
    Der Tagesspiegel, Berlin, 9. Juni 1999, Seite 8 (Meinung).

    BRÜSSEL. Zuerst die „verrückten Kühe“, jetzt die „Dioxin-Hühner“ – der Umgang mit Messer und Gabel scheint in Zeiten der modernen Agrarindustrie immer mehr den Revolver beim Russischen Roulette zu ersetzen. Wieder haben Zehntausende Menschen in Belgien, und auch in den Niederlanden, Frankreich und Deutschland, über Monate hinweg Lebensmittel zu sich genommen, die ihre Gesundheit, vielleicht ihr Leben gefährden. Man hat es ihnen verschwiegen. Den belgischen Behörden lagen seit März des Jahres Hinweise auf eine mögliche Dioxinverseuchung großer Mengen Hühnerfutter vor [Ed: 1060 Tonnen sollen es gewesen sein]. Haben die Europäer seit der BSE-Krise nichts dazugelernt? Blieb die gnadenlose Aufdeckung der Fehlentscheidungen und Schlampereien durch das Europäische Parlament folgenlos? Hat das europäische Alarmsystem der Nahrungsmittelkontrolle also wieder versagt?

    Im Unterschied zur BSE-Krise kann man der Brüsseler EU-Kommission jetzt keinen Vorwurf machen. Nachdem sie Ende Mai vom belgischen Dioxin- Skandal Kenntnis erhalten hatte, hat sie relativ rasch reagiert. Sie hat über die verseuchten belgischen Bauernhöfe und Mastbetriebe eine Art Quarantäne verhängt und die Vermarktung ihrer Produkte verboten. Im Rahmen ihrer Kompetenzen hat sie getan, was sie konnte. Für Europas Verbraucher ist das aber zu wenig.

    Der belgische Dioxin-Skandal hat nicht nur erneut die Lücken in der europäischen Lebensmittelüberwachung aufgedeckt, sondern auch die Konstruktionsfehler des gesamten Kontrollsystems. Während auf der einen Seite der europäische Markt grenzenlos ist, sind die Kontrollen Sache der einzelnen EU- Mitgliedstaaten. Die nationalen Behörden sind für die Überwachung der europäischen Regeln bei der Agrarproduktion zuständig. Zurecht beklagt das Europäische Parlament seit langem, daß es auch nach der Einführung des EU-Binnenmarkts immer noch keine neutrale europäische Kontrollinstanz für Futter- und Lebensmittel gibt.

    Die nationalen Landwirtschaftsministerien, die der Agrarindustrie auf die Finger schauen müßten, entwickeln bei der Aufdeckung von Unregelmäßigkeiten und Regelverstößen nur wenig Ehrgeiz. Eng mit den nationalen Interessenverbänden verfilzt, fürchten sie um die Exportinteressen ihrer Agrarindustrie. Schon vor einem Jahr hat die EU-Kommission vorgeschlagen, die europäischen Kontrollrechte bei der Futtermittelproduktion zu stärken. Sie hat den Regierungen einen Gesetzesentwurf vorgelegt – umsonst. Der Ministerrat konnte sich nicht zu einer Entscheidung durchringen. Die Kontrollmöglichkeit der Brüsseler Behörde bleibt deshalb äußerst beschränkt.

    Die EU-Kommission hat jetzt zwar entschieden, Belgien vor dem Europäischen Gerichtshof zu verklagen. Das ist für die Verbraucher, die vermutlich monatelang dioxinverseuchte Eier gelöffelt und Risiko- Koteletts verspeist haben, ein bescheidener Trost. Besser als langwierige Strafverfahren wäre eine wirksame Kontrolle durch neutrale europäische Veterinärbehörden.

    Doch dagegen haben sich die Mitgliedstaaten mit Erfolg gewehrt. Wenn die EU-Kommission in den Agrarbetrieben der 15 EU-Mitgliedsländer nur einmal im Jahr stichprobenartig kontrollieren wollte, dann bräuchte sie, so hat man in Brüssel errechnet, mindestens 1400 Inspektoren. Tatsächlich jedoch stehen lediglich 100 Veterinäre in den Diensten der EU-Kommission. Das kleine Häuflein der EU-Kontrolleure muß sich deshalb darauf beschränken, die nationalen Kontrolleure zu kontrollieren, die Überwachungsverfahren in den jeweiligen Mitgliedstaaten unter die Lupe zu nehmen und im Verdachtsfall – nach Ankündigung des Besuchs – eine Stichprobe vorzunehmen. Alles andere betrachten die Mitgliedstaaten als „Einmischung“. [mehr]



    Grüne: Überwachung allein hilft nicht

    Aus:
    Yahoo-News, 9. Juni 1999, 13.30 Uhr (Politik).

    BONN. Durch staatliche Überwachung allein können nach Ansicht der Grünen schwerwiegende Skandale in der Tierproduktion nicht aufgedeckt werden. Parteigeschäftsführer Reinhard Bütikofer und die Agrarexpertin Ulrike Höfken erklärten am Mittwoch in Bonn, der belgische Dioxin-Skandal sei nicht durch Lebensmittelkontrollen ans Licht gekommen, sondern durch das Erkranken von Hennen und den dadurch entstandenen wirtschaftlichen Verlust.

    Die Grünen-Politiker forderten, das Übel an der Wurzel zu packen und die Verbraucher durch die Produktion qualitativ hochwertiger Lebensmittel ohne bedenkliche Rückstände zu schützen. Für diese Arbeit müßten die Bauern allerdings auch angemessen entlohnt werden. „Lebensmittel dürfen nicht weiter zu Billig-Massenprodukten abgewertet werden.“

    Die offene Deklaration aller Inhaltsstoffe von Futtermitteln einschließlich der Herkunftsbezeichnung sollte auch zum Schutz der Landwirte EU-weit wieder eingeführt werden, verlangten Bütikofer und Höfken. „Nach dem BSE- ist der Dioxin-Skandal der zweite Fall, bei dem Futtermittel zum billigen Entsorgungspfad für Tierkadaver oder Sondermüll werden.“ Die Grünen räumten aber ein, daß gegen kriminelle Energie auch keine Deklaration helfe. Hier müßten drakonische Strafen und Berufsverbote verhängt werden. [mehr]



    Frankreich fordert Verbot der Tiermehl-Fütterung

    Aus:
    Yahoo-News, 9. Juni 1999, 15.49 Uhr (Politik).

    PARIS. Angesichts des belgischen Dioxin-Skandals hat der französische Staatssekretär für Gesundheit, Bernard Kouchner, ein europaweites, vollständiges Verbot von Tiermehl als Viehfutter gefordert. Kouchner erklärte in einem Interview der Zeitung Le Monde (Donnerstagausgabe), dieses Verbot müsse so schnell wie möglich in Kraft treten. Die Verbraucher seien Opfer eines zügellosen Liberalismus und der Gier nach kurzfristigem Profit, sagte er.

    Kouchner verurteilte die Handelskriege im Bereich Ernährung. „Dies ist eine europäische Krise, wie es der Rinder- wahnsinn war und wie es vielleicht irgendwann einmal genveränderte Lebensmittel sein werden“, sagte er. So wie man pflanzenfressende Tiere nicht mit Fleisch füttern dürfe, könne man Hühnern kein Schmieröl geben. „Jedes Kind versteht das“, erklärte er. Die belgische Regierung hatte vor zwei Wochen eingeräumt, daß mit Dioxin verseuchte Futtermittel aus Knochen- und Tiermehl in zahlreichen Mast- und Zuchtbetrieben verfüttert worden sei. Dioxin ist hoch giftig.



    Nur strenge Kontrollen können Verbraucher schützen

    Belgischer Dioxin-Skandal bringt Täter für höchstens fünf Jahre ins Gefängnis / Vater und Sohn Verkest vorübergehend frei

    Aus:
    Yahoo-News, 9. Juni 1999, 16.10 Uhr (Politik).

    FRANKFURT/MAIN. Vater und Sohn Verkest, Betreiber der gleichnamigen belgischen Fettschmelze und mutmaßliche Auslöser des verheerenden Dioxin-Skandals, sind seit Dienstag abend wieder auf freiem Fuß. Trotz des Verdachts, giftige Industrieöle in betrügerischer Absicht Lebensmitteln beigemischt zu haben, wurden sie vorerst aus der Untersuchungshaft entlassen. Markiert der vermeintlich laxe Umgang mit Tatverdächtigen wieder einmal den Beginn eines jahrelangen juristischen Gezerres, an dessen Ende die Schuldigen nicht einmal angemessen bestraft werden?

    Tatsache ist, daß die zuständige Staatsanwaltschaft am Mittwoch empört beantragt hat, die beiden umgehend wieder einzusperren. Tatsache ist auch, daß sie wegen Betrugs, Urkundenfälschung und wegen Verstoßes gegen das Lebensmittelrecht angeklagt werden sollen. Und geltendes belgisches Recht ist schließlich, daß den für den Skandal Verantwortlichen bis zu fünf Jahre Gefängnis drohen. Hinzu kommen Schadenersatzforderungen der betroffenen Firmen.

    Doch Fakt ist auch, daß der Umgang der belgischen Behörden mit vergleichbaren Vorgängen in der Vergangenheit eher lässig war, daß die Interessen der Fleischproduzenten und Einzelhändler bei Politikern meist besser aufgehoben waren als die Belange der Verbraucher. Aufgewacht schien die belgische Regierung erst nach dem aufsehenerregenden Hormonskandal vor einigen Jahren, als Killer der Fleisch-Mafia einen Tierarzt umbrachten, der der illegalen Rindermast auf die Spur gekommen war. Aber das hielt nicht lange vor. Das lange Schweigen der Regierung im Fall Verkest spricht Bände. Auch wenn entschuldigend erklärt wird, man habe der Bevölkerung Unruhe und Panik ersparen wollen, glauben Kenner der belgischen Politik nicht an einen grundlegenden Wandel.

    Ob die Verkests nun juristisch hart rangenommen werden oder nicht – nach Ansicht von Experten haben sich auch deutsche Institutionen in ähnlich gelagerten Fällen nicht mit Ruhm bekleckert. Obgleich in der Bundesrepublik nach dem „Lebensmittel- und Bedarfsgegenständegesetz“ für das „Inverkehrbringen von Stoffen als Lebensmittel, die die Gesundheit gefährden können“, bis zu drei Jahre Haft ausgesprochen werden können, kam es in nicht wenigen Verfahren lediglich zu Geldstrafen.

    Discount-Geldbuße und anhaltendes Unbehagen

    Der wohl bekannteste Fall ist die unappetitliche Geschichte um mit giftigem Glykol versüßten Wein, in deren Zentrum Mitte der 80er Jahre der Weinhändler und langjährige Berliner Senator Elmar Pieroth stand. Aber die Ermittlungen gegen den CDU-Politiker wurden eingestellt, die Staatsanwaltschaft zurückgepfiffen, und auch ein parlamentarischer Untersuchungsausschuß des rheinland-pfälzischen Landtages fand kein Licht im Dunkeln. Nach zehn Jahren juristischen Gezerres blieb es für die verbliebenen Angeklagten bei einer „Discount-Geldbuße“ (“Frankfurter Allgemeine Zeitung“) von einer Million Mark und noch heute anhaltendem Unbehagen.

    Nach solchen Erfahrungen zweifeln Fachleute an der abschreckenden Wirkung höherer Strafen oder Berufsverboten, wie sie erst am Mittwoch Bundesernährungsminister Karl-Heinz Funke und Niedersachsens Gesundheitsministerin Heidi Merk forderten. Unabdingbar sei aber eine Harmonisierung der Kontrollen innerhalb der EU, und zwar möglichst auf dem Niveau der hervorragenden deutschen Lebensmittelüberwachung. „Nur so könnten die Verbraucher wirksam geschützt werden, und das nicht nur gegen kriminelle Machenschaften, sondern auch gegen immer wieder vorkommende versehentliche Lebensmittelverunreinigungen“, heißt es neuerdings auch in der Brüsseler EU-Kommission. [mehr]



    Brüssel stellt Schwarze Liste fertig

    Dioxin-freie Höfe dürfen wieder Fleisch liefern

    Aus:
    Yahoo-News, 10. Juni 1999, 13.48 Uhr (Politik).

    BRÜSSEL. Zwei Wochen nach Beginn des Dioxin-Skandals hat die belgische Regierung nach eigenen Angaben eine Schwarze Liste aller Bauernhöfe erstellt, auf denen verseuchtes Futter verfüttert worden sein könnte. Ministerpräsident Jean-Luc Dehaene erklärte am Donnerstag in Brüssel, daß deshalb weite Teile der Rinder- und Schweinezuchten wieder für den heimischen Markt und den Export freigegeben seien. Der belgische EU-Kommissar Karel Van Miert sagte jedoch, die Europäische Union werde ihre Binnengrenzen für belgische Produkte weiterhin geschlossen halten, weil die Sicherheit von Milchprodukten noch nicht geklärt sei.

    Laut Dehaene unterliegen 17 Prozent der Rinderhöfe, 40 Prozent der Schweinefarmen und fast die Hälfte aller Geflügelzuchten weiterhin dem Schlachtverbot. Nachweislich unvergiftetes Fleisch solle ab Freitag wieder auf dem Markt sein. Verärgerte belgische Bauern blockierten Grenzübergange an der Grenze zu Frankreich, um die Einfuhr französischer Produkte zu verhindern.

    Die EU verlangt von Belgien, auch alle Milchprodukte aus dem Verkauf zu nehmen, was Brüssel jedoch verweigert. Van Miert erklärte: „Die Kommission kann kein grünes Licht (für Exporte) geben, so lange nicht geklärt ist, daß alles sicher ist.“ Er wies darauf hin, daß Belgien zunehmend den Zorn der anderen EU-Mitglieder auf sich ziehe, da rund um die Welt oftmals Importverbote pauschal gegen alle EU-Länder verhängt worden seien. Die Verluste der belgischen Agrar- und Lebensmittelbranche belaufen sich Schätzungen zufolge bislang auf 34 Milliarden Franc (1,66 Milliarden Mark). [mehr]



    Dioxin-Skandal: Zahl verdächtiger Höfe steigt

    Aus:
    Yahoo-News, 11. Juni 1999, 18.06 Uhr (Kurzberichte).

    BRÜSSEL. Im Dioxin-Skandal hat Belgien eine Liste mit nun schon 14.000 landwirtschaftlichen Produktionseinheiten vorgelegt, die im Verdacht stehen, mit Dioxin verseuchtes Futtermittel erhalten zu haben. EU-Agrarkommissar Franz Fischler sagte am Freitag in Brüssel weiter, zwar liege diese Liste nun vor, unklar sei aber weiter, wie das Dioxin in die Nahrungsmittelkette gelangt sei. Die EU-Kommission fordert von Belgien, Nahrungsmittel aus den 14.000 Einheiten vom Markt zu nehmen. In Hessen wurden bei einer Probe Hühnerfleisch aus Belgien deutlich überhöhte Werte der Chemikalie PCB gemessen. Die EU-Agrarminister wollten den Skandal am Montag erörtern.

    Die EU hatte Belgien aufgefordert, Hühner-, Rinder- und Schweinefleisch sowie Lebensmittel aus Betrieben vom Markt zu nehmen, die Futtermittel erhalten hatten, die mit Fetten der Firma Verkest angereichert worden waren. Diese stehen im Verdacht, mit Dioxin verseucht worden zu sein. Es sei aber immer noch unklar, ob dies die tatsächliche Quelle der Verseuchung gewesen sei, sagte Fischler. So lange die Quellen nicht zweifelsfrei festgestellt würden, sollten die Maßnahmen der Kommission Bestand haben. Bei den 14.000 Einheiten handelt es sich nicht um 14.000 Bauernhöfe, da in vielen Betrieben sowohl Schweine- als auch Rinderzucht sowie Hühnerhaltung betrieben wird. Damit könnte die Zahl der betroffenen Bauern deutlich niedriger liegen. Schätzungen zufolge sind aber insgesamt jeweils rund 40 der Hühner- und Schweineproduktion sowie rund 17 Prozent der Rindermast betroffen.

    Der Ständige Veterinärausschuß der EU beriet in Brüssel erneut über den Skandal und die von Belgien vorgelegten Listen. Die Veterinäre einigten sich Fischler zufolge auf ein Zertifikat, das Exporte aus Betrieben, die nicht mit Dioxin- Lieferungen in Berührung kamen, erlauben könnte. Bisher hatte es mehr als ein Dutzend Bescheinigungen der belgischen Behörden dafür gegeben, daß das Fleisch unbedenklich sei. Eine Reihe von Staaten haben aufgrund des Dioxin-Skandals Fleischimporte aus der EU rundweg untersagt. Aber auch in vielen EU-Staaten war zum Teil scharfe Kritik am Vorgehen der belgischen Behörden laut geworden. Diese hatten ursprünglich Listen mit nur rund 1400 Betrieben vorgelegt. Die EU-Agrarminister wollten in Luxemburg am Montag über Konsequenzen aus dem Skandal beraten. [mehr]



    Nach Dioxin auch noch Umweltgift PCB in Eiern und Geflügel

    Fischer ordnete Untersuchungen an / Grenzwerte überschritten

    Aus:
    Yahoo-News, 11. Juni 1999, 20.26 Uhr (Politik).

    BONN. Das Ausmaß des belgischen Dioxin-Skandals ist offenbar noch größer als befürchtet, nachdem nun auch das Umweltgift PCB in Eiern und Geflügel entdeckt wurde. Bundesgesundheitsministerin Andrea Fischer ordnete am Freitag an, die Lebensmitteluntersuchungen auf PCB-Konzentrationen auszuweiten. Sie kritisierte erneut die belgische Regierung, daß sie ihre Erkenntnisse nicht früher den EU-Gremien mitgeteilt habe. Die Bundesregierung habe unverzüglich alle ihr möglichen Maßnahmen zum Schutz der Verbraucher ergriffen. Deutsche Agrarprodukte seien nach wie vor unbedenklich.

    Die "Saarbrücker Zeitung" berichtet in ihrer Samstagausgabe, die EU-Umweltminister seien in Luxemburg erst am Dienstag unter Ausschluß der Öffentlichkeit informiert worden. Danach sollen Fleisch und Eier mit bis zu 40 Milligramm PCB pro Kilogramm belastet gewesen sein. PCB oder "polychlorierte Biphenyle" sind chemische Verbindung, die sich besonders als Kühl-, Hydraulik- oder Bremsflüssigkeit eignen. Ihre Verwendung ist in Deutschland fast vollständig verboten.

    Nach Darstellung des Leiters der Abteilung Lebens- und Arzneimittelindustrie im Saarbrücker Institut für Gesundheit und Umwelt, Peter Collet, war der Grenzwert für PCB in einzelnen Eiern 2000-fach und in Masthähnchen um das 30- oder 40-fache überschritten. Eine zufällige Verunreinigung der Futtermittel, etwa durch verschmutzte Tanks, komme für den Lebensmitteltechniker nicht in Frage, schreibt die "Saarbrücker Zeitung". (...) [mehr]



    Neues Gift in Fleisch aus Belgien

    Nach dem Dioxin-Skandal jetzt der PCB-Alarm: Grenzwerte in Geflügel und Eiern zum Teil um das 2000fache überschritten. Noch ein Lebensmittel-Skandal aus Belgien: In Geflügel und Eiern wurde das Umweltgift PCB entdeckt. Die Grenzwerte wurden massiv überschritten.

    Aus:
    Saarbrücker Zeitung, 12./13. Juni 1999, Seite ?? (???).

    SAARBRÜCKEN (gf). Wie die "Saarbrücker Zeitung" am Freitag aus zuverlässiger Quelle erfuhr, waren Geflügel und Eier aus Belgien nicht nur mit Dioxinen versetzt; die Lebensmittel wiesen auch extrem hohe Konzentrationen von PCB (polychlorierte Biphenyle) auf. Dies war am Dienstag in der Runde der EU-Umweltminister in Luxemburg von den Delegationen aus Belgien und den Niederlanden unter Ausschluß der Öffentlichkeit berichtet worden. Danach sollen Fleisch und Eier mit bis zu 40 Milligramm PCB pro Kilogramm belastet gewesen sein. PCB oder polychlorierte Biphenyle sind chemische Verbindungen, die sich besonders als Kühl-, Hydraulik- oder Bremsflüssigkeit eignen. Sie reichern sich im Fett an und werden vom Körper nur sehr langsam abgebaut. Bei den deutschen Altöl-Skandalen von Anfang der 80er Jahre spielten Dioxine und PCB jeweils eine wichtige Rolle. Inzwischen wurden die Lebensmittel- Untersuchungen in der Bundesrepublik auf PCB ausgeweitet.

    Nach Darstellung von Dr. Peter Collet, dem Leiter der Abteilung Lebens- und Arzneimittelchemie im Saarbrücker Institut für Gesundheit und Umwelt war der Grenzwert für PCB in einzelnen Eiern 2000fach und in Masthähnchen immer noch um das 30- oder 40fache überschritten. Eine zufällige Verunreinigung der Futtermittel, etwa durch verschmutzte Tanks, kommt für den Lebensmittelchemiker nicht in Frage. Vielmehr handele es sich um eine vorsätzliche Beimischung: "Daß das Zeug zugesetzt wurde, ist klar. Sonst kämen die hohen Dioxin- und PCB-Werte nicht hin." Collet zweifelt allerdings daran, daß der PCB- und dioxinhaltige Sondermüll den Futtermitteln zugesetzt wurde, um den Fettgehalt zu erhöhen. Plausibler sei, "daß hier billig entsorgt wurde".

    Unterdessen geht das Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin (BgVV) in Berlin davon aus, daß die gesundheitlichen Risiken der durch Dioxin belasteten Hähnchen und Eier relativ hoch sind. In einer "gesundheitlichen Bewertung von Dioxin in Geflügel und Eiern aus Belgien" des Bundesinstituts heißt es zwar, gesundheitliche Beeinträchtigungen beim Erwachsenen seien "nicht zu erwarten". Aber auch: "Der Verzehr dieser belasteten Lebensmittel führt zu einer drastischen Erhöhung der bisherigen durchschnittlichen Aufnahmemengen von Dioxinen. Diese Erhöhung ist in diesem Ausmaß insbesondere unter Vorsorge-Aspekten nicht hinnehmbar. Langfristige Bemühungen zur Senkung der Belastung des Menschen, die inzwischen zu einem 50prozentigen Rückgang der Dioxinbelastung geführt haben, werden durch den Verzehr dieser Lebensmittel wieder zunichte gemacht." Saar- Gesundheitsstaatssekretär Thomas Kleist sagte angesichts der jüngsten Erkenntnisse: "Auch bei dem relativ dichten Netz der Kontrollen ist immer noch kein Kraut gegen die kriminelle Energie gewachsen." [mehr] [Kommentar]



    Der Mensch wird zum Endlager

    Experten: Belgischer Dioxin-Skandal um verseuchte Nahrungsmittel wurde durch die Verfütterung von Sondermüll ausgelöst

    Aus:
    Saarbrücker Zeitung, 12./13. Juni 1999, Seite xx (xxx).

    SAARBRÜCKEN. Am Mittwoch brachte der französische Staatssekretär für Gesundheit, Bernard Kouchner, die Diskussion um dioxinverseuchte Hühner und Masttiere auf den Punkt. Im Gespräch mit der französischen Tageszeitung "Le Monde" verglich er den belgischen Skandal mit der britischen BSE- Affäre: "Man füttert keine Pflanzenfresser mit Fleisch, noch weniger wird man vernünftigerweise Hühner mit Motoröl ernähren. Das versteht doch jedes Kind."

    Bloß, britische und belgische Futtermittel-Produzenten haben das nicht verstanden. Denn vor einigen Jahren wurde dem Futter der Kühe auf den britischen Inseln Mehl aus gemahlenen Lämmer-Kadavern beigemengt – von Tieren, die an der berüchtigten Traber-Krankheit gelitten hatten. Das war der Ausgangspunkt für die "bovine spongiforme Enzephalopathie" (BSE), den Rinderwahnsinn, der danach auf den Kontinent übergriff und von der EU-Kommission in Brüssel denkbar schlecht gemanagt wurde. Und nun die dioxinverseuchten Eier und Hühner.

    Anfangs hieß es, das Dioxin sei durch verschmutzte Tankwagen, in denen tierische Fette transportiert wurden, in das Futter gelangt. Doch diese Version ist nach Ansicht der Experten wenig glaubwürdig. So sagte Dr. Arnold Ludes, Kreisveterinär in Neunkirchen: "Der Sondermüll wird dem Futter ganz bewußt und mit krimineller Energie beigemengt. Auf so hohe Werte von PCB (polychlorierter Biphenyle) und Dioxinen kommt man nicht durch verschmutzte Fahrzeuge. Von dem betroffenen Betrieb werden in der Woche immerhin 560 Tonnen Futter produziert." Und wenn Hühner in ihrem Körper die PCB-Mengen so anreichern, daß am Ende 40 Milligramm dieser hochchlorierten Giftstoffe pro Kilogramm Körpergewicht vorhanden sind, dann müssen diese Tiere schon sehr lange mit stark verseuchtem Futter ernährt worden sein.

    Folglich scheint die Annahme, daß Futtermittel-Produzenten absichtlich dioxin-verseuchten Sondermüll beigemischt haben, sehr plausibel. Jedoch dürfte es sich nicht um dioxinhaltige Asche aus Verbrennungsanlagen gehandelt haben, wie schon vermutet worden war. Das Vorhandensein großer Mengen von PCB deutet vielmehr darauf hin, daß es sich um Altöl handelt, dem Hydraulik-Öl oder Kühlflüssigkeiten zugemischt wurden, gefährlicher Sondermüll also, der in speziellen Verbrennungsanlagen vernichtet werden müßte. Dort aber würde viel Geld kosten.

    Verwunderlich ist allerdings die Unverfrorenheit einiger bisher nicht bekannter Verantwortlicher, die sich die gewinnbringende Verwertung des Altöls ausgedacht haben. Sie müssen davon ausgegangen sein, daß ihr Verbrechen nicht entdeckt wird. Das bedeutet, daß ihre Futtermittel nicht regelmäßig kontrolliert wurden, sonst hätten sie den Coup nicht gewagt.

    Und an dieser Stelle beginnt die politische Diskussion. So machte die saarländische Europa-Abgeordnete Hiltrud Breyer (Grüne) "schwere Lücken in der Nahrungsmittelkontrolle der EU" aus. Ein besonders schwerwiegendes Problem sei die zunehmende Verarbeitung von Sondermüll in der Ernährungsindustrie. Breyer: "Die Kosten für dessen Entsorgung sind oft zu hoch. Daher werden diese Stoffe einfach beigemischt statt ordnungsgemäß beseitigt, um Kosten zu sparen. So werden die Menschen zu Endlagern."

    Mehr Kontrollen wünscht sich auch der CDU-Bundestagsabgeordnete Peter Altmaier. Strengere Verordnungen zur Überwachung der Lebensmittelproduktion forderte er am Freitag im Bundestag. Der französische Staatssekretär für Gesundheitsfragen, Bernard Kouchner, verlangte die komplette Einstellung der Tiermehl- Produktion und ein abgestimmtes Vorgehen auf europäischer Ebene: "Es fehlt bisher in der EU eine harmonisierte Politik der Kontrolle, der wissenschaftlichen Überwachung, der Vorbeugung, der Risiko-Abschätzung sowie des Experten-Austauschs." Und die Informationen würden auch nicht in dem gewünschten Umfang den einzelnen Ländern zugänglich gemacht. Auch dieser Punkt gibt Anlaß für Fragen: Ende März hatte die belgische Regierung Klarheit über den Dioxin-Skandal, Anfang Mai wurden die französische und die niederländische Regierung in Kenntnis gesetzt. Am 27. Mai wurde die EU-Kommission unterrichtet, aber nur halbwegs. Denn die Brüsseler Verwaltung entnahm wesentliche Passagen des Regierungsdossiers der belgischen Presse.

    Doch auch dann, wenn der Informationsaustausch europaweit reibungslos klappen würde, wäre immer noch fraglich, ob die Panscherei und Mixerei unterbleiben würde. Dieser Tage hat die französische Zeitung "Le Canard Enchaîné" einen Bericht veröffentlicht, wonach zwei Firmen mehrere tausend Tonnen Klärschlämme in tierischen Futtermitteln verarbeitet haben. Dies wurde bislang offiziell weder dementiert noch bestätigt. [Kommentar]



    Die Futtermittel-Mafia

    Jetzt auch noch das Umwelt-Gift PCB in den Hühnern

    Aus:
    Saarbrücker Zeitung, 12./13. Juni 1999, Seite ?? (Kommentar) von GERHARD FRANZ.

    Es ist unglaublich, was über den belgischen Futtermittel-Skandal nach und nach herauskommt. Zum Beispiel jetzt, daß Hähnchen und Eier, aber auch Schweine- und Rindfleisch, zusätzlich mit dem Umweltgift PCB hoch belastet waren. Dies weist auf die Verfütterung von Sondermüll hin.

    Da kann der Verbraucher nur noch den Kopf schütteln. Was muß in den Gehirnen jener Futtermittel-Hersteller vorgehen, die, um des reinen Profits willen, vorsätzlich Gift an Mastvieh verfüttern. Die Herren scheinen davon ausgegangen zu sein, daß keiner diese Beimengung merken wird. Doch dann wurden im Februar die Hühner krank, sie legten keine Eier mehr, verloren Wasser und Gewicht. Erst mit einmonatiger Verspätung hatte die belgische Regierung Analysen in Händen, die auf das Verbrechen hindeuteten: Dioxin war in Eiern, in Hühnern und Hähnchen, inzwischen auch in Milch und Fleisch von anderem Schlachtvieh. Jedoch wurde der Öffentlichkeit vorenthalten, daß zusätzlich noch das Umweltgift PCB drin ist, mit Werten jenseits von Gut und Böse.

    Sind nur die Belgier so schlecht? Immerhin haben belgische Bauern schon einen Tierarzt erschlagen, der der Hormon- Kälbermast auf die Spur gekommen war. Aber nein, sie sind es nicht. In Frankreich wird Klärschlamm im Futter verarbeitet. Und was hierzulande passiert, wissen wir – noch – nicht [Ed: aber im Mai 2002 wußten wir's dann: Nitrofen im Tierfutter].



    Panik ist nicht angebracht

    Fehlende Sachlichkeit im Dioxin-Skandal

    Aus:
    Der Tagesspiegel, 14. Juni 1999, Seite 20 (Wirtschaft). Die Übersetzung eines Editorials aus dem Wall Street Journal von KAREN WIENTGEN [Ed: den Autor des Original-Kommentars, der miserabel (im Internet) recherchiert hat und das eigentliche Problem der Dioxin- Kumulierung im Organismus sowie das kriminelle Wirken einer Futtermittel- Mafia nicht erkannte, gibt Der Tagespiegel leider nicht an].

    Natürlich sollte man kein Dioxin einnehmen, wenn sich das vermeiden läßt. Trotzdem besteht für die Konsumenten, die in den vergangenen Monaten angeblich verseuchte belgische Nahrungsmittel verzehrt haben, kein Grund zu übertriebener Beunruhigung. Mit diesem Argument hätten Politiker die Öffentlichkeit in Europa beruhigen müssen, wo wieder einmal Panik über die Schädlichkeit von Lebensmitteln ausgebrochen ist. Stattdessen hat leider Panikmacherei wie so oft eine sachliche Auseinandersetzung verhindert.

    In den vergangen Wochen hat Belgien viele Produkte vom Markt genommen, die aus Hähnchen, Eiern, Rind und Schwein hergestellt weden. Viele andere Länder haben den Import solcher Produkte aus Belgien verboten. Zu einem Teil sind radikale Umweltschützer daran schuld. So hat zum Beispiel Greenpeace kürzlich Dioxin als "Supergift" und als eine "hochgiftige und krebserregende Substanz" bezeichnet. Dabei gibt es bisher keinen Anhaltspunkt dafür, daß Dioxin krebserregend ist. Nur in einem Fall konnte man den Tod eines Menschen mit Dioxin in Verbindung bringen. Gleichfalls irreführend war auch, daß Greenpeace Dioxin eine "künstlich hergestellte" Chemikalie genannt hat. Denn Dioxin entsteht häufig bei der Verbrennung organischer Substanz, so wird es etwa bei Waldbränden in großer Menge freigesetzt. Nicht zuletzt nimmt der Mensch Dioxin in geringer Menge tagtäglich über die Nahrung zu sich.

    Den besten Beweis dafür, daß Dioxin für den Menschen relativ ungefährlich ist, liefert eine Studie. In dieser wurden Menschen untersucht, die 1976 wegen einer Explosion in einer Chemiefabrik im italienischen Seveso sehr viel Dioxin ausgesetzt waren (sehr viel mehr, als durch irgendein belgisches Lebensmittel). Das schlimmste Symptom: starke Akne, die in den meisten Fällen schnell verschwunden ist. Auch in den zwei Jahrzehnten darauf konnte laut der Studie keine signifikant höhere Krebsrate in der Region festgestellt werden.

    Angesichts dieser Tatsache wäre es vernünftiger gewesen, wenn die belgische Regierung die Konsumenten über die Sachlage informiert hätte, damit diese sich ihre eigene Meinung bilden können. Gleichzeitig hätte sie natürlich trotzdem Schritte unternehmen müssen, um eine weitere Verseuchung zu vermeiden. Sicherlich wurde – zumindest in einigen Fällen – Futter mit einem überhöhten Dioxingehalt an belgische Hühner verfüttert. In einigen Fällen führte das sogar zum Tod der Tiere. Doch ist das eher ein Grund, die Bevölkerung zu beruhigen als zu alarmieren. Denn Hühner vertragen bekanntermaßen sehr viel weniger Dioxin als Menschen. Das heißt: Die Hühner, die lang genug gelebt haben, um auf den Markt zu kommen, waren wahrscheinlich mit nur wenig Dioxin verseucht, zu wenig um eine Gefahr für die menschliche Gesundheit zu sein.

    Ist Dioxin nun giftig? Ja – wenn die Dosierung sehr hoch ist, wie das bei fast allen Substanzen der Fall ist. Müssen sich aber Konsumenten um ihre Gesundheit sorgen, weil sie kurzfristig etwas mehr davon abbekommen haben? Die Antwort ist nein. Wenn das nächste Mal jemand behauptet, ein Lebensmittel könnte uns umbringen, sollte man sich fragen, was für eine politische Motivation hinter einer solcher Behauptung steht.



    EU-Agrarminister beraten über strengere Tierfutter-Kontrollen

    Aus:
    Yahoo-News, 14. Juni 1999, 20.05 Uhr (Politik).

    LUXEMBURG. Knapp drei Wochen nach Beginn des belgischen Dioxin-Skandals haben die EU-Landwirtschaftsminister am Montag über eine mögliche Verschärfung von Tierfutter-Kontrollen beraten. „Wir müssen uns auf die Nahrungskette verlassen können“, sagte der EU- Kommissionssprecher Gerry Kiely vor dem Treffen in Luxemburg. „Wir müssen wissen, was hinein darf und was draußen bleiben muß.“ Nach Einschätzung des französischen Landwirtschaftsministers Jean Glavany droht ansonsten der Zusammenbruch eines ganzen europäischen Agrarsektors. Sein britischer Kollege Nick Brown sprach sich für zuverlässige Richtlinien aus. Ein konkreter Vorschlag der Ministerrunde wird allerdings erst zum Jahresende erwartet.

    Im Streit um Rindfleisch aus den USA will die EU vermutlich zunächst einlenken und ein angekündigtes Importverbot für als hormonfrei gekennzeichnetes Fleisch um sechs Monate aufschieben. Wie Kommissionssprecher Nigel Gardner in Brüssel ankündigte, wird der Veterinärausschuß wahrscheinlich am Dienstag einem entsprechenden Vorschlag zustimmen. Die Fleischimporte sollten ursprünglich ab 15. Juni verboten werden, da es nach Angaben der EU Hinweise darauf gibt, daß die betreffenden Tiere entgegen der Kennzeichnung mit Wachstumshormonen behandelt wurden. Die Hormone sind in der EU seit mehr als zehn Jahren verboten.



    Belgien verbietet Coca-Cola-Getränke

    Aus:
    Yahoo-News, 14. Juni 1999, 23.12 Uhr (Kurzberichte).

    BRÜSSEL. Das belgische Gesundheitsministerium hat am Montag den Verkauf aller Coca-Cola-Produkte verboten, nachdem sich der Verdacht erhärtet hat, daß zahlreiche Schulkinder nach ihrem Genuß erkrankt sind. Die Coca-Cola-Produkte sollten mit sofortiger Wirkung aus den Verkaufs-Regalen entfernt werden, hieß es in einer Erklärung von Gesundheitsminister Luc van den Bossche. Die Bevölkerung wurde aufgefordert, bereits gekaufte Produkte der Firma nicht zu trinken. Von dem Verbot sind Coca Cola, Coca Cola Light, Fanta, Sprite, Nestea, Aquarius mit den Geschmacksrichtungen Zitrone, Orange und Grapefruit, Bon Aqua, Kinley Tonic und Lift betroffen.

    Das Verkaufsverbot sei ausgesprochen worden, da es neue Krankheitsfälle gebe, hieß es in der Erklärung. Zudem seien in einem medizinischen Zentrum bei Patienten, die Coca Cola getrunken hätten, Fälle von Hämolyse (Austritt des Blutfarbstoffes aus den roten Blutkörperchen) entdeckt worden. Der Verkauf der Coca-Cola- Produkte solle in Belgien solange verboten bleiben, bis die Firma den genauen Grund für das Problem nachweisen könne, hieß es weiter. [mehr]

    15.6.1999 (info-radio/khd). Die belgische Coca-Cola teilte heute mit, daß es sich um „Produktionsfehler“ handelt. In einem Abfüllbetrieb in Antwerpen sei „schlechte Kohlensäure“ verwendet worden, und in einem anderen in Dünkirchen mit Fungiziden (Mittel gegen Pilzbefall, Phenole?) verunreinigte Getränkedosen. Coca-Cola ist also nicht ihrer Sorgfaltspflicht nachgekommen. Es hätte ihnen beim Probeverkosten selbst auffallen müssen, daß ihre Produkte nicht in Ordnung waren.

    20.6.1999 (d-radio). Der Skandal um verseuchte Coca-Cola- Dosen aus Belgien hält die Behörden im grenznahen Nordrhein-Westfalen weiter in Trab. Gestern wurden erneut 35.000 Dosen Coca-Cola- Dosen aus belgischen Abfüllbetrieben sichergestellt. Am Tag zuvor waren es über 20.000. Nach Angaben von NRW-Umweltministerin Höhn stammen alle Dosen von demselben Großhändler. Bei der Coca-Cola- Hotline in Essen und der Verbraucherzentrale in Düsseldorf häufen sich besorgte Anrufe. In Deutschland abgefüllte Coca-Cola ist aber laut Behörden unbedenklich.

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      Zum Teil 3

    © 1999-2005 – Universitätsrat a. D. Karl-Heinz Dittberner (khd) – Berlin   —   Last Update: 26.06.2011 23.29 Uhr