Aktuelle Verbraucher-Fragen zum BSE + Gift im Essen khd
Stand:  1.3.2006   (73. Ed.)  –  File: FAQ/BSE_FAQ.html




Immer häufiger erreichen mich per E-Mail Anfragen nach Details sowie Verbraucherfragen zum Rinderwahnsinn BSE. Es ist unmöglich das alles zu recherchieren und zu beantworten, auch reichte bislang meine Zeit nicht aus, um eine solide BSE-FAQ zusammenzustellen.

Deshalb werden im folgenden Antworten zu häufig gestellten Fragen, die das Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin (BgVV, Telefon: 030–8412-0) in Berlin Ende November 2000 gab, wiedergegeben und teilweise mit [Ed: ...] bzw. [...] kommentiert sowie nach und nach durch eigene Recherchen ergänzt. Links mit dem Symbol * zeigen auf weiterführende Informationen im Internet, die die Aussage belegen.

I n d e x
Argentinisches Rindfleisch
Arzneimittel | Babynahrung | Backmischungen
Bio-Produkte | Bio-Siegel | Braten | Brühwürfel | BSE-Tests | Cortison
Düngemittel | Eiweiß-Präparate | Fertiggerichte | Fische | Garnelen | Geflügel | Gelatine
Gemüse | Gütesiegel | Hundefutter | Impfstoffe | Innereien | Insulin | Käse | Kalbfleisch
Katzenfutter | Kochen | Kosmetika | Lammfleisch | Meeresfrüchte | Milch
Pferdefleisch | PSE-Fleisch | Rindfleisch | Schaf-Fleisch | Schwein
Tierische Fette | Tiermehl | Trockenmilch
Tütensuppe | Wild | Wurst
Würstchen



B S E - F A Q
Antworten auf oft gestellte Verbraucherfragen zum Thema BSE

Aus: Yahoo-News – 28. November 2000, 17.26 Uhr (Politik). [Original]

BERLIN. Die Entdeckung des ersten BSE-Falls bei einem in Deutschland geborenen Rind hat die Verbraucher verunsichert. Das Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin (BgVV) in Berlin hat den heutigen wissenschaftlichen Kenntnisstand zum Thema BSE zusammengestellt und beantwortet damit viele oft gestellte Verbraucherfragen:


Weitere Antworten zum BSE im Essen
Recherchiert im Internet und zusammengestellt
von
  • Können BSE-Erreger durch Kochen oder Braten abgetötet werden? Weder durch Braten oder Kochen – auch nicht im Schnellkochtopf (Dampfdruckkochtopf) – werden die BSE-Erreger (Prionen) zerstört. Infektiöse Prionen gehören zu den widerstandsfähigsten Krankheitserregern, die wir kennen. Selbst noch nach dem Verbrennen wurden in der Asche von Rindern infektiöse Prionen gefunden, wie The Observer (London) am 29. Oktober 2000 berichtete.

  • Milch gilt zur Zeit als sicher. Das gilt auch für Milchpulver für die Ernährung von Babys. Bislang wurden keine BSE-Erreger in Milch gefunden. Selbst Versuchstiere, die mit der Milch BSE-infizierter Kühe gefüttert wurden, erkrankten nicht. Zudem lassen sich auch andere Prionen- Erkrankungen, beispielsweise Kuru, nicht durch Milch übertragen. Aber, warum das so ist, weiß man noch nicht. Man hat zu wenig geforscht. [mehr zur Sicherheit von Milch]

  • Käse gilt wie Milch nach aller wissenschaftlichen Erkenntnis als unbedenklich. Offensichtlich hat das Enzym Lab, das aus Kälbermägen gewonnen wird, keinen negativen Einfluß. Labkäse sind beispielsweise Emmentaler, Chester, Edamer, Gouda, Tilsiter und Camembert (Chemie in Lebensmitteln, Seite 210, Januar 1991).

  • Gelatine ist zum Beispiel in Weingummi, Joghurt, Medikamenten und zahlreichen Fertig- Süßspeisen enthalten. Sie wird vor allem aus Knochenschrot und anderen Schlachtabfall- Produkten gewonnen. Lange Zeit galt sie als sicher, da man davon ausging, daß bei der Herstellung mögliche BSE- Erreger (Prionen) abgetötet werden. Das wird inzwischen von manchen Experten allerdings wieder in Frage gestellt. In Deutschland werde 90 % der Gelatine aus Schweinen gewonnen, wird gesagt. Und der Rest? Offensichtlich aus Rind.

    Der Süßwarenhersteller Haribo teilte am 28.11.2000 mit, daß seine Fruchtgummi- Produkte "völlig unbedenklich" seien. Denn bei der Produktion seiner Fruchtgummis und Lakritzen werden ausschließlich Gelatine aus Schweineschwarten verwendet. Nach Haribo- Angaben ist bisher kein einziger Fall der Übertragung von BSE auf Schweine auf natürlichem Wege, etwa durch infiziertes Futter, nachgewiesen worden. Auch bei der Verarbeitung bestehe keine Gefahr, weil dabei die Schweineschwarten über mehrere Tage in Laugen und Säuren eingelegt und unter hohen Temperaturen weiterverarbeitet würden.

  • Brühwürfel und Rinderextrakt werden in Deutschland laut einer Herstellerumfrage von 1996 ausschließlich aus argentinischem Rindfleisch hergestellt. Nach Angaben des wissenschaftlichen Lenkungsausschusses der EU-Kommission vom 1. August 2000 gilt Argentinien als BSE-frei. [Risikoeinstufung der Länder]

  • Arzneimittel können ebenfalls Rinderbestandteile enthalten. Kapseln, die Arzneistoffe einschließen, bestehen aus Rindergelatine. Laut Arzneimittelgesetz darf die Gelatine allerdings nicht von britischen oder portugiesischen Rindern stammen. Einige weitere Medikamente, wie zum Beispiel die Hormone Glukagon und – in seltenen Fällen – Insulin, werden direkt aus Rinderorganen gewonnen; ihre Produktion unterliegt allerdings strengen Auflagen. [Arzneimittel-FAQ des Paul-Ehrlich-Instituts]

    Die neue Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) will die Verwendung von BSE-Risikomaterial auch bei allen Arzneimitteln verbieten. *

  • Impfstoffe gegen bestimmte Viren, etwa Polio oder Röteln, wachsen nur in Zellkulturen heran, die auf Nährböden aus Kälberserum gedeihen. Damit die Impfstoffe in Deutschland zugelassen werden, muß das Serum allerdings aus Australien, Neuseeland oder den USA stammen.

  • Kosmetika wie Anti-Falten-Cremes können Rinderbestandteile enthalten, zum Beispiel die Bindegewebsfaser Kollagen oder Plazenta. Eine Übertragung von BSE durch die Haut gilt jedoch als extrem unwahrscheinlich. Wer allerdings ganz sicher sein will, sollte ausschließlich pflanzliche Produkte verwenden.

  • Katzen- und Hundefutter: Die Besitzer von Hunden und Katzen müssen nach Angaben des Haustierfutter- Herstellers Effem nicht befürchten, daß ihre Tiere an der Rinderseuche BSE erkranken. Von den Effem- Produkten – unter anderem "Whiskas", "Chappi" und "Frolic" – gehe keine Gefahr für Hund und Katze aus, teilte das Unternehmen am 28.11.2000 in Verden mit. Bereits seit 1990 würden keine Risikomaterialien des Rinds wie Gehirn oder Rückenmark mehr in der Tierfutter-Produktion der Firma verwendet. Bei der Menschennahrung sind diese Risikomaterialien in Deutschland erst ab dem 1.10.2000 – 10 Jahre später (!) – entfallen. War der Tiernahrungs- Hersteller schlauer als die Bundesregierung?

    Effem verwende ausschließlich Rohmaterialien von gesunden Tieren, "die von den Behörden als unbedenklich für den Verzehr durch den Verbraucher freigegeben sind", teilte die Firma mit. Rindermehle verarbeitet das Unternehmen den Angaben zufolge nicht. Schon vor Jahren habe Effem freiwillig auf die Verarbeitung von Tiermehl aus den Kadavern kranker oder verendeter Tiere verzichtet, hieß es. Effem produziert den Angaben zufolge pro Jahr rund 400.000 Tonnen Haustier-Nahrung. Was aber mag in anderen Tierfutter- Produkten – den Billig- Produkten – enthalten sein? Andere Produzenten haben sich bislang nicht klar und deutlich geäußert. Es könnten durchaus Tiermehle enthalten sein.

  • Rind- und Kalbfleisch: Angesichts der aktuellen BSE-Risikolage muß vom Kauf von Rind- und Kalbfleisch sowie damit hergestellter Wurst abgeraten werden, zumal die amtlich vorgegebene Deklarierung völlig inakzeptabel und ungenau ist. Denn keiner kann sagen, wie hoch hierzulande das BSE-Risiko – in Zahlen ausgedrückt – tatsächlich ist.

    Bis Ende November 2000 sollen in Deutschland insgesamt 15.000 BSE-Tests an Rindern ausgeführt worden sein – alle negativ, wie es heißt. Das heißt aber auch, daß angesichts des 1. entdeckten BSE-Rinds derzeit (Anfang Dezember 2000) die Wahrscheinlichkeit, ein BSE-Rind zu entdecken, 1:15.000 ist, was erstaunlich hoch ist. Beim Robert-Koch-Institut war man bislang von 1:100.000 ausgegangen, wie Reinhard Kurth am 5.12.2000 in der TV-Sendung „Berliner Platz“ (SFB) sagte. Der Rotterdamer BSE-Experte Albert Osterhaus vermutet zudem, daß auf jedes entdeckte BSE-Rind statistisch gesehen 2 weitere kranke Rinder kommen, die unerkannt durch die Kontrollen schlüpfen [BSE ist überall]. Einen Schnelltest, der den Prionen- Befall von Fleisch direkt nachweisen könnte, gibt es (noch) nicht. Es wurde zu wenig geforscht.

    Der Schweizer BSE-Experte Marcus Moser weist daraufhin, daß Muskelfleisch erst beim Schlachten mit BSE-Erregern (Prionen) verseucht werden könnte *. Genau das wird als Ursache der Häufung von Erkrankungen an der neuen Variante der Creutzfeldt-Jakob- Krankheit (nvCJD- Cluster) in Queniborough vermutet. Seit 1998 sind in dem mittelenglischen Dorf 5 junge Menschen an der tödlichen nvCJD gestorben. Eine Untersuchung ergab im März 2001 (Queniborough- Report): Alle aßen Rindfleisch, das von örtlichen Fleischern stammte, die eine veraltete Zerlegungsmethode mit Spaltung des Rinderkopfes praktizierten. Und dabei wurden mit hoher Wahrscheinlichkeit BSE- Erreger aus dem Hirn über das Muskelfleisch verteilt. *

  • Argentinisches Rindfleisch gilt nach den Erkenntnissen der wissenschaftlichen BSE- Experten der EU-Kommission als BSE-frei. Es ist wegen der natürlichen Rinder- Aufzucht noch in der Tat „ein Stück Lebenskraft“. Leider ist der zollfreie Import des wohlschmeckenden Fleisches von der EU auf 28.000 Tonnen pro Jahr begrenzt. [mehr]
    [Rind aus Südamerika – Höherer Export scheitert an den EU-Zöllen]

    Im Handel wird argentinisches Rindfleisch wie Rumpsteak, Entrecôte und Filet – dank moderner Verpackungstechnik – auch als Frischfleisch in dicker Verpackungsfolie eingeschweißt in haushaltsüblichen Mengen von 1–2,5 Kilogramm angeboten. Das Fleisch hält sich gut gekühlt bei –1 bis 2 Grad Celsius einige Wochen (Verfallsdatum beachten). Aber nur der Kauf geschlossener Packungen mit eingeschweißtem Original- Herkunftsetikett, auf dem eine Kontroll-Nummer der SENASA angegeben sein muß, garantiert, daß man tatsächlich argentinisches Fleisch („Argentine Beef“) erhält – und einem kein Fleisch unklarer Herkunft untergeschoben wird.

    Beim Fleisch aus Brasilien ist hingegen Skepsis angesagt. Denn in Brasilien wird schon mal gepfuscht. So enthielt importiertes Geflügel im Juni 2002 das in der EU verbotene Nitrofuran.

  • Wurst und Fleischprodukte weisen das größte BSE-Risiko auf, da diese in Deutschland bis zum 30. September 2000 auch BSE-Risikomaterialien wie Hirn, Rückenmark und Nervengewebe enthalten durften – ohne daß das explizit deklariert werden mußte. Das Risiko war den Bundesregierungen seit vielen Jahren bekannt. Sie unternahmen nichts zum Schutz der Bevölkerung.

    Seit dem 1. Oktober 2000 ist die Verwendung der BSE-Risikomaterialien in Wurst und Fleischprodukten EU-weit verboten. Ob aber das Verbot lückenlos eingehalten wird, wird praktisch nicht kontrolliert. Außerdem dürften noch reichlich Fleisch- und Wurstprodukte – auch als Konserven – im Handel sein, die vor dem 1. Oktober 2000 hergestellt worden sind. Der Verbraucher kann das Herstellungsdatum nicht feststellen, da es auf den Wurstwaren oder Fleischkonserven nicht angegeben ist. Von Rückruf- Aktionen verantwortungsvoller Hersteller ist bis mit Mitte Dezember 2000 nichts bekannt. [Liste kritischer Wurstsorten]

  • Würstchen: Die Verbraucherzeitschrift Öko-Test forderte am 27. November 2000 ein Verkaufsverbot für sogenanntes Separatoren- Fleisch, das beispielsweise bei (Brüh-) Würstchen verwendet wird. Denn diese Fleischart kann Hirn und Rückenmark von Rindern und somit BSE-Erreger (Prionen) enthalten. Separatoren-Fleisch wird mit Maschinen von den Knochen der Tiere heruntergeschabt. Dabei können auch Gewebeteile des Zentralen Nervensystems in die Wurstmasse gelangen. [Liste kritischer Wurstsorten]

  • Lammfleisch: Sicher ist nur Lammfleisch aus Neuseeland. Zudem sind Schafe in Neuseeland seit den fünfziger Jahren frei von der mit dem Rinderwahnsinn BSE verwandten Seuche Scrapie. Im Handel wird Lamm aus Neuseeland wie Lammkeule, Lammrücken und Lammkoteletts – dank moderner Verpackungstechnik – auch als Frischfleisch in dicker Verpackungsfolie eingeschweißt in haushaltsüblichen Mengen von 1–2,5 Kilogramm angeboten. Das Fleisch hält sich gut gekühlt bei –1 bis 2 Grad Celsius einige Wochen (Verfallsdatum beachten). Aber nur der Kauf geschlossener Packungen mit eingeschweißtem Original- Herkunftsetikett garantiert, daß man tatsächlich Fleisch aus Neuseeland erhält – und einem kein Fleisch unklarer Herkunft untergeschoben wird.

  • Fertiggerichte in Dosen oder Tiefkühlpackungen, die Rind oder Kalb in der Form von Fleisch, Innereien oder Brühe enthalten sind unsicher. Die Tütensuppen- Hersteller behaupten zwar, daß sie nur Fleischzutaten aus dem BSE-freien Südamerika verwenden, aber garantiert haben sie das bislang – beispielsweise mit Inseraten in den Zeitungen – nicht. Deshalb ist auch hier Vorsicht angesagt. Die Bundeswehr läßt Wurst- und Fleischkonserven sowie Dosensuppen und Teigwaren mit Fleisch, die vor dem 1. Oktober 2000 hergestellt wurden, aus den Lagerbeständen nehmen und vernichten. *

    Wegen der BSE-Gefahr hat am 20. Dezember 2000 die schleswig-holsteinische Landwirtschaftskammer in Kiel an die Verbraucher appelliert *, auf die Zutatenliste bei Fertiggerichten zu achten. Auf Konservendosen, Tiefkühl- oder Mikrowellengerichten müsse in der Zutatenliste stehen, ob Rindfleisch enthalten sei. Eine Herkunftsangabe sei allerdings nicht notwendig.

    In Zeiten von BSE ist es sowieso sinnvoll, auf industriell hergestellte Nahrungsmittel weitestgehend zu verzichten, da die Inhaltsstoffe – wie wir nun lernen mußten – oft nicht zweifelsfrei deklariert sind (Beispiel: „tierische Fette“). Wer sicher gehen will, sollte deshalb beim Kochen nur leichter kontrollierbare Grundnahrungsmittel verwenden.

  • Backmischungen: Experten weisen daraufhin, daß manche Backmischungen durchaus Rinderfett enthalten können. Der Rat: Nach guter alter Tradition Kuchen aus einzeln gekauften Zutaten backen.

  • Tierische Fette: Auf manchen Nahrungsmitteln findet sich die Angabe „tierische Fette“. Das können durchaus problematische Rinderfette wie Rindertalg sein. Eine solche ungenaue Deklaration sollte der Verbraucher sowieso nicht hinnehmen und das Produkt im Regal belassen – auch wenn es ein preisgünstiger Christstollen ist.

  • Fische: Manche Zucht-Fische wie Forellen, Karpfen und Lachse wurden auch mit Tiermehlen (Pellets) gefüttert, vor allem im ersten Lebensjahr. Es sollen insbesondere Blutmehle verfüttert worden sein. Ob dabei auch BSE-Erreger übertragen worden sind, ist bislang nicht sicher geklärt. Wissenschaftler des Münchner Instituts für Zoologie, Fischerei- Biologie und Fischkrankheiten halten eine Übertragung von BSE auf Fische für wahrscheinlich. Zwar sei die Barriere zwischen Rind und Fisch sehr groß, hieraus könne jedoch nicht gefolgert werden, daß „deren Überwindung nicht möglich ist“. *

    Nach dem totalen Tiermehl-Verbot vom 2. Dezember 2000 sollten künftig Zucht- Fische unproblematisch sein. Fischmehle dürfen auch nach dem Tiermehl-Verbot weiterhin an Zuchtfische verfüttert werden.

    Das Bundeslandwirtschaftsministerium teilte am 25.3.1996 auf Anfrage mit: „Erhebungen über den Anteil von Tiermehl im Fischfutter liegen uns nicht vor.“ Es schätzte den Tiermehl- Anteil im Fischfutter damals auf höchstens 10 %, der „nur in Ausnahmefällen überschritten“ würde.

  • Garnelen und andere Meeresfrüchte: Es soll ein Problem geben mit den in Südost- Asien (u. a. in Indonesien) gezüchteten Meeresfrüchten. Nach einem Bericht des SPIEGEL sollen diese mit Tiermehlen – vermutlich aus europäischer Produktion – aufgezogen werden. Auffällig ist, daß diese – auch als Tiefkühlprodukt – relativ billig im Handel erhältlich sind. Naturprodukte wie Isländische- oder Tiefsee- Krabben, King Prawns sind wesentlich teurer.

    Amtliche Lebensmittelkontrolleure haben zudem bei Untersuchungen von (gezüchteten) Meeresfrüchten aus dem Südpazifik, China und Vietnam wiederholt Antibiotika- Rückstände (Chloramphenicol) gefunden. Chloramphenicol kann beim Menschen das Knochenmark schädigen und damit Blutkrebs (Leukämie) auslösen.

  • Cortison-Präparate: Diese werden zum Teil aus Rindergalle hergestellt. Die Tiere können überall herkommen. Ausgeschlossen sollen bisher nur Rinder aus Großbritannien sein. Nach Informationen des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (Telefon: 030–45483-0) gibt es ein Restrisiko. Fragen Sie deshalb Ihren Apotheker, ob das Cortison- Präparat vom Rind stammt.

  • Insulin: Es gibt nur noch wenige Präparate mit Rinder- Insulin, das aus den Bauchspeicheldrüsen von Rindern gewonnen wird. Fragen Sie deshalb Ihren Apotheker, ob das Insulin vom Rind stammt.

  • Gütesiegel: Sämtliche deutschen Markenfleisch- Gütesiegel können keine BSE-Freiheit garantieren – auch die Siegel für Bio-Fleisch und artgerechte Tierhaltung nicht. Im Januar-Heft 2001 hat Öko-Test die Richtlinien für 50 Markenfleisch- Gütesiegel sowie 20 Bio-Fleisch- Siegel untersucht.

    Bei 18 der 50 Siegel war die Tiermehl-Verfütterung schon Jahre vor dem EU-Bann vom 27. Juni 1994 für Wiederkäuer generell verboten. 10 Siegel führten das Tiermehl- Verfütterungsverbot 1994 auch für Nicht-Wiederkäuer ein – von sich aus. 11 weitere Marken- Siegel führten dieses Verbot zwischen 1995 und 1999 ein. Aber bei 11 Markenfleisch- Gütesiegeln – darunter das bekannte CMA- Siegel – war das Nicht-Verfüttern von Kadavermehlen noch im Oktober 2000 kein Qualitätskriterium: [Gütesiegel im Abseits] [Neues Bio-Siegel]

  • Bio-Siegel: Anfang September 2001 hat die Bundesregierung ein neues (staatliches) Gütesiegel – das Bio-Siegel – eingeführt. Dieses basiert auf der Ökoverordnung der EU von 1991, die 2003 verschärft werden soll. Bereits Ende 2001 sollen Nahrungsmittel und Fleisch mit dem neuen Bio-Siegel im Handel sein. [mehr]

  • Geflügel: Tiermehle wurden bis zum 2. Dezember 2000 auch an Hühner, Enten, Puten und Gänse verfüttert. Bislang ist aber kein BSE-Fall bei Geflügel bekannt. Hühner erkrankten im Tierexperiment weder nach einer BSE-Injektion ins Gehirn oder ins Bauchfell noch nach dem Verfüttern von hochinfektiösem BSE- Material. Wissenschaftler sehen deshalb beim Geflügel- Fleisch nur ein äußerst geringes Risiko. Sobald Geflügel im Handel ist, das nicht mehr mit Fleisch- und Knochenmehlen (MBM) gefüttert wurde, sollte es – wie schon heute beim Öko- Geflügel – kein BSE- Risiko für den Menschen mehr geben.

    Allerdings kann Geflügel mit Antibiotika belastet sein. Insbesondere bei der Massenaufzucht von Puten sollen noch immer reichlich Antibiotika verabreicht werden. Auch beim Geflügel aus Brasilien ist Vorsicht angesagt. Denn in Brasilien wird schon mal gepfuscht. So enthielt importiertes Geflügel im Juni 2002 das in der EU verbotene Nitrofuran.

    Im Juli 2002 wird bekannt, daß seit Jahren in den Niederlanden Geflügel- Produzenten bei Tiefkühl- Hähnchen „Gewicht machen“. Dazu spritzen sie in das Hühnerfleisch eine wässrige Lösung mit Rinder- Proteinen. Es liegt auf der Hand, daß in solchen Rinder- Eiweißen auch BSE-erregende Prionen enthalten sein können. Die Aufsichts- Behörden haben bislang keine Firmen benannt. Deshalb heißt die Devise: Finger weg vom Geflügel aus den Niederlanden.

    Am 19. August 2002 weist Report München (ARD) daraufhin, daß bei allen Geflügel- Produkten wie Geflügel- Wurst und Geflügel- Würstchen sowie Geflügel- Fertiggerichten die Herkunft des Geflügels unklar bleibt. Denn es besteht derzeit keine Kennzeichnungspflicht. Andererseits werden diese Produkte häufig mit aus Brasilien oder Thailand importiertem Billig- Geflügel hergestellt. Und dieses sei sehr häufig mit Antibiotika wie den in der EU verbotenen Chloramphenicol oder Nitrofuranen belastet. Eine lückenlose Wareneingangs- Kontrolle des importierten Geflügel- Fleisches existiere nicht. Wegen dieser mangelhaften Qualitätssicherung sollten Verbraucher auf Geflügel- Produkte verzichten, die nicht mit einer ausreichenden Deklarierung der Herkunft des Geflügel- Anteils versehen sind. Die Hersteller sollten die Herkunft freiwillig angeben.

    Ganz grundsätzlich ist bei der Zubereitung von Geflügel in der Küche ein besonders hygienischer Umgang mit dem Geflügelfleisch erforderlich. Denn das meiste Geflügelfleisch ist mit Salmonellen belastet, die aber bei ausreichender Erhitzung (mindestens 10 Minuten bei 70 Grad Celsius) abgetötet werden. Wegen der drohenden Gefahren durch das Vogelgrippe-Virus hat das Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) Ende Januar 2006 ein amtliches Merkblatt zur Handhabung von Geflügelfleisch herausgegeben: [Hygienischer Umgang mit Geflügelfleisch].

  • Schwein: Schweinefleisch gilt derzeit als unbedenklich. Allerdings entwickeln Schweine im Tierexperiment – anders als Geflügel – BSE, wenn ihnen hochinfektiöses Rinderhirn injiziert wurde. Bei Verfütterung von infektiösem Material erkrankten Schweine hingegen in keinem Fall an BSE, wie Experimente des britischen Forschers Prof. Peter Smith zeigten. Außerhalb der Forschungslabors ist bislang noch kein Fall bekannt, bei dem BSE auf Schweine übergegriffen hat.

    In der Wissenschaft wird ein theoretisches Infektionsrisiko beim Schweinefleisch diskutiert. Schweine könnten wegen der früheren Tiermehl- Verfütterung an einer „subklinischen Form“ von BSE erkrankt sein *. Beim Schweinefleisch droht aber eine andere – ganz reale – Gefahr. Denn in der Schweinemast werden illegal überreichlich Antibiotika, Hormone und andere „Leistungsförderer“ verfüttert, wie der Schweinemast- Skandal im Januar 2001 deutlich machte. [Bakterien gefährlicher als BSE]

  • Wild: Wer denkt, bei Wild garantiert BSE-freies Fleisch zu essen, kann falsch liegen. Denn in Deutschland ist die Verfütterung von Tiermehlen an frei lebende Wildtiere noch nicht verboten. Dieses ist Sache der einzelnen Bundesländer, die die Fütterungsbestimmungen im Jagdrecht ändern müßten. Nur in Baden- Württemberg ist das bis Anfang Februar 2001 geschehen.

    Auch bei Hirschen und Rehen besteht die Gefahr, an BSE oder ähnlichen Prionen- Krankheiten zu erkranken, wenn infektiöses BSE-Material in der Nahrung ist, sagt Dieter Protz vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Veterinärmedizin (BgVV). Der Naturschutzbund (NABU) hatte Mitte Januar 2001 Tiermehl in für das Wild ausgelegtem Futter gefunden. In den USA und in Kanada ist bei Wildtieren die BSE-ähnliche Krankeit CWD aufgetreten *. Die Ursache und Infektionswege von CWD sind unklar.

    Und das mit dem Wildfleisch noch ganz anderes nicht in Ordnung sein kann, zeigte Ende Januar 2006 der Skandal um die Firma Berger-Wild in Passau. Die Liste beanstandeter Produkte war lang.

  • Pferdefleisch: Pferde sind reine Pflanzenfresser. Es ist äußerst unwahrscheinlich, daß sie mit Tiermehlen gefüttert worden sind *. Bislang ist kein BSE-Verdacht bei Pferden bekannt. So gilt der Verzehr von Pferdefleisch als unbedenklich. Aus Pferdefleisch werden mancherorts auch Wurstsorten hergestellt.

  • Eiweiß-Präparate für Sportler: Bei diesen „Kraftpulvern“ zum Aufbau von Muskeln – von Spöttern deshalb auch „Tiermehl zur menschlichen Muskel-Mast“ genannt – kann nur zur Vorsicht geraten werden. Denn eine „BSE-Gefahr ist keineswegs auszuschließen“, heißt es im Spiegel *. Denn häufig wird dieses Eiweißpulver aus Schlachtabfällen hergestellt. Und in diesen könnten durchaus BSE-Risikomaterialien enthalten gewesen sein.

    Die Kennzeichnung solcher „Sportler-Nahrung“ ist miserabel. Häufig werden nur die im Pulver enthaltenen Aminosäuren, d. h. nur die Bausteine der Eiweißverbindungen angegeben. Das liest sich dann so: Alanin, Arginin, Asparaginsäure, Cystin, Glutaminsäure, Glycin, Histidin, Isoleucin, Leucin, Lysin, Methionin, Phenylanalin, Prolin, Serin, Threonin, Tryptophan, Tyrosin, Valin. Aber was nutzt die Kenntnis der chemischen Zusammensetzung, wenn die Herkunft der Proteine nicht zweifelsfrei deklariert ist.

    Gefährlich für Sportler kann auch das Doping mit dem Wachstumshormon Somatotropin sein, das aus der Hirnanhangsdrüse von Rindern hergestellt wird *. Somatotropin fördert die Proteinsynthese und wird auch als Anabolika benutzt. In Frankreich ist bereits ein Kraftsportler, der sich Somatotropin spritzte, an der neuen Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankeit (nvCJD) gestorben. *

  • Düngemittel: Auch in Düngemitteln für Pflanzen können Tiermehle enthalten sein. Die Schweiz will deshalb auch Bio-Dünger verbieten *. Bei Huf- und Hornmehlen ist noch nicht bewiesen, daß sie bezüglich BSE unbedenklich sind.

    In einer Studie des Wissenschaftlichen Beirats Bodenschutz (WBB) des Bundesumweltministeriums (BMU) heißt es: „Wenn Infektiösität des Ausgangsmaterials nicht sicher auszuschließen ist, bedeutet die Verwendung der erhaltenen Produkte, z. B. auch als Dünger, eine Verbreitung der Infektionsträger. Dies ist umso ernster zu nehmen, als auf Grund der langjährigen Erfahrung mit Scrapie es lange empirisch bekannt ist, dass die Scrapie- Erreger [Prionen] auf nicht benutzten Weiden 3 Jahre oder länger infektiös bleiben können.“ *

    Auch Klärschlämme werden häufig als Dünger verwendet. Es besteht durchaus die Möglichkeit, daß damit auch BSE-Erreger (Prionen) auf Felder verteilt werden *. Klärschlämme werden bislang noch nicht auf ihren Prionengehalt untersucht.

  • Gemüse: Das Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft stellt auf seiner Webseite "Fragen und Antworten zu BSE" im März 2001 fest: „Für eine Infizierbarkeit von Pflanzen durch Erreger transmissibler spongiformer Enzephalopathien [TSE] gibt es keine Hinweise. Nach gegenwärtigem wissenschaftlichen Kenntnisstand scheiden BSE- infizierte Rinder anders als Scrapie- infizierte Schafe keine mittels herkömmlichen Nachweisverfahren feststellbaren Erreger aus. Zur weiteren wissenschaftlichen Abklärung offener Fragen soll ein Forschungsvorhaben durchgeführt werden.“ *

  • PSE-Fleisch: Das hat zwar nichts mit BSE zu tun, ist aber das Ergebnis industrieller Agrarproduktion. PSE ist eine englische Abkürzung von „pale, soft, exudative“. Es handelt sich also um blaßes, weiches und wäßriges Fleisch einer speziell gezüchteten Schweinerasse. Diese liefert mehr mageres Fleisch und weniger Fett und Speck als das klassische Hausschwein. Außerdem haben diese Tiere 2 Rippen (4 Koteletts) mehr. PSE- Schweine werden bereits in etwa einem halben Jahr auf ein Schlachtgewicht von 100 kg gebracht (früher: 150 kg in ca. einem Jahr). PSE- Fleisch schrumpft beim Braten und besitzt nach Ansicht vieler Verbraucher einen faden Geschmack.

  • Bio-Produkte: Beim Bio- oder Öko- Fleisch kann ebenfalls eine BSE-Freiheit nicht garantiert werden – auch wenn das Fleisch mit einem Siegel versehen ist. Eine ganz andere Bedrohung geht von giftigen Futtermitteln aus, die Bio- Bauern zugekauft haben, ohne deren Vergiftung zu kennen. Zwar soll das Futter kontrolliert worden sein, aber die Praxis sieht oft anders aus.

    Wie berechtigt dieser Hinweis ist, zeigte 2002 der Skandal um den mit dem Herbizid Nitrofen vergifteten Öko- Futterweizen. [mehr]

    Deshalb sollten jetzt insbesondere Schwangere und Kinder auf Produkte wie Bio-Eier, Bio-Hühnchen, Bio-Putenfleisch und daraus hergestellte Nahrungsmittel (z. B. Putenwurst) verzichten – solange bis die Produzenten die absolute Gift- Freiheit ihrer Bio-Produkte wieder im Griff haben und auch vorbehaltslos garantieren können. Ende Mai 2002 haben u. a. Karstadt, Edeka, Metro, Tengelmann und Spar alle verdächtigen Bio- Produkte aus ihren Regalen genommen. [Kritische Bio-Produkte]

    Auch beim zum Backen geigneten Bio-Getreide ist es offensichtlich zu Nitrofen- Vergiftungen gekommen. Durch eine Riesenschlamperei in Mecklenburg- Vorpommern duldeten Behörden die Lagerung von hochwertigem Bio-Speise-Getreide (Brot- Getreide) in der u. a. mit Nitrofen hoch verseuchten NSP- Lagerhalle in Malchin (Uckermark). Von dort sollen außer dem Futter-Weizen auch Bio-Dinkel, Bio-Gerste und Bio-Weizen in den Verkehr gekommen sein. Sie dürfte aber inzwischen verzehrt worden sein. In Oberbayern konnte noch Nitrofen- Gerste sichergestellt werden.

    Auch wenn derzeit Bio-Produkte mit dem verbotenen Nitrofen belastet sein können – die Mehrzahl wird aber frei davon sein –, darf nicht vergessen werden, daß Bio-Produkte ganz grundsätzlich eine bessere Qualität wegen der gesundheitlichen und geschmacklichen Vorteile gegenüber den Produkte der normalen Landwirtschaft aufweisen. Eine Ablehnung von Bio-Produkten ist also nicht gerechtfertigt, allenfalls eine gesunde Skepsis gegenüber bestimmten Produkten. Seit März gibt es zudem gute Bio-Produkte beim Discounter. [Zur Definition des Öko-Landbaus]

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