Nitrofen in der Nahrung khd
Stand:  24.6.2005   (26. Ed.)  –  File: FAQ/Nitrofen.html




Auf dieser Seite sind Informationen zum gesundheitsschädlichen Nitrofen in Nahrungsmitteln zusammengestellt und manches auch mit [Ed: ...] bzw. [...] kommentiert. Auch wenn heute noch manches lückenhaft ist, sollen die Infos nach und nach zu einer Nitrofen- FAQ ausgebaut werden.

Links mit dem Symbol * zeigen auf weiterführende Informationen im Internet, die die Aussage belegen. xxx = Das folgt demnächst (Platzhalter).

I n d e x
Auffällige Betriebe | Bio-Eier | Bio-Fleisch
Bio-Geflügel | Bio-Geflügelwurst Bio-Getreide | Bio-Milchprodukte
Chronik des Nitrofen-Skandals2001200220032004
Kritische Produkte | Links | Nitrofen
Nitrofen-Meßwerte




Stichwort „Nitrofen“ – Warum ist das Herbizid Nitrofen so gefährlich?

25.5.2002 (khd/sp/info-radio). Das Pflanzenschutzmittel Nitrofen wurde in den USA für die Riesen- Weizenfelder entwickelt und dort erstmals 1964 vom Hersteller Rohm & Haas auf den Markt gebracht. Bei dem Stoff handelt es sich um ein Vorlauf- Herbizid, das als weißes bis braunes, kristallines Pulver auf die Getreide- Felder aufgebracht wurde. Nitrofen wurde vor dem Aufkeimen der Saat als Granulat verstreut und bewirkte, daß sogenannte Unkräuter vernichtet werden, sobald sie aus dem Boden hervorwuchsen. Dadurch konnte der Getreide- Ertrag eines Feldes erheblich gesteigert werden.

Nitrofen ist ein Produkt der Chlorchemie – eine Dichlor-Verbindung (C12 H7 O3 Cl2 N), die chemisch 2,4-Dichlorophenyl-p-nitrophenylether genannt wird. Es ist wasserunlöslich, aber lichtempfindlich.

Gemessene Nitrofen-Werte
Stand: 29.5.2002
BERLIN (bse-p). Nach Informationen des Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin in Berlin (BgVV) wurde bislang als höchste Nitrofen- Konzentration in Bio- Produkten 0,8 mg/kg in Putenfleisch gemessen. Das ist ein relativ hoher Wert.

Der Grenzwert für Nitrofen in Lebensmitteln liegt in der EU derzeit bei 0,01 mg/kg.

Auch in Bio- Eiern und Bio- Hühnerfleisch wurde inzwischen Nitrofen eindeutig nachgewiesen. Die in Mecklenburg- Vorpommern gemessenen Nitrofen-Werte lagen zwischen 0,029 und 0,18 mg/kg.

Im vergifteten Öko-Weizen wurden bis zu 15,9 mg/kg des Herbizids Nitrofen festgestellt. Das ist eine so hohe Konzentration, die nur dadurch zu erklären ist, daß Nitrofen dem geernteten Weizen zugesetzt worden sein muß. Das spricht für die Hypothese einer Sobotage der ökologischen Landwirtschaft.

Aufgrund alarmierender Tierversuche nahm Rohm & Haas bereits 1980 Nitrofen wieder vom Markt. In West- Deutschland war Nitrofen bis 1981 zugelassen. Die Zulassung ist danach nicht mehr verlängert worden, weil es Bedenken gegeben habe, daß direkt damit arbeitende Menschen geschädigt werden könnten. Denn es war bekannt, daß Nitrofen im Tierversuch krebserregend (karzinogen) ist (u. a. Leberkrebs). 1988 wurde Nitrofen dann in der gesamten EU verboten. Und 1990 wurde das Verbot auch auf die neuen Bundesländer (Ex-DDR) ausgedehnt. Seit dem Verbot des Herbizids wird der Stoff in den Laboren der Lebensmittelaufsicht nicht mehr routinemäßig gesucht.

Das jetzt im Futter- Weizen gefundene Herbizid (Unkrautvernichtungsmittel) Nitrofen kann besonders für ungeborene Kinder sehr gefährlich sein. Bei Tierversuchen seien schon bei Konzentrationen von 0,3 mg/kg Körpergewicht Mißbildungen bei Ungeborenen aufgetreten, erklärte der Lebensmittelchemiker Udo Pollmer in einem Interview der Nachrichten- Illustrierten Stern. Es sei davon auszugehen, daß in den ersten 3 Monaten der Entwicklung das größte Risiko bestehe. Nitrofen ruft im Tierversuch Fehlbildungen an Herz, Lunge und Nieren, aber auch Gaumenspalten hervor.

Für Erwachsene seien hingegen die Nitrofen- Rückstände nach Erkenntnissen aus Tierversuchen vergleichsweise harmlos. Wer mal ein Huhn gegessen habe, das belastetes Futter gefressen habe, müsse sich jedoch keine Sorgen machen. Aber natürlich kommt es auch hier auf die Menge an. So kann sich Nitrofen in (Bio-) Eiern und Fetten anreichern.

Ein häufiger oder andauernder Haut- Kontakt mit der stark giftigen Substanz Nitrofen kann Neurodermitis und Schuppenflechte hervorrufen. Außerdem reizt die stark giftige Substanz Augen und die Atemwege.

Kein Mensch – auch kein Wissenschaftler (!) – weiß derzeit etwas über die Langzeitwirkung von mit der Nahrung gegessenen Pestiziden – auch dem Herbizid Nitrofen. Vom Nitrofen ist immerhin bekannt, daß es sich im Fettgewebe ablagern und kummulieren kann. Auch über Interferenzen von Pestiziden mit anderen vom Menschen aufgenommenen Stoffen – auch Arzneimitteln – weiß man ebenfalls wenig bis nichts.

In den letzten Jahren häufen sich aber Daten über schädliche Umweltchemikalien, die mit Hormonsystemen interagieren und so zur Unfruchtbarkeit beim Menschen beitragen. Dazu zählt nach Forschungsergebnissen der Universität Zürich eindeutig auch das Herbizid Nitrofen.

Falls Nitrofen die Erbsubstanz schädigen sollte (Genotoxizität) – was noch nicht sicher ist, dann würde sehr wenig Herbizid in der Nahrung ausreichen, um ein Tumorwachstum auszulösen.

Und nach dem Vorsorgeprinzip muß deshalb der Staat – ohne Wenn und Aber – dafür sorgen, daß die Nahrung der Bürger frei von allen Umweltgiften bleibt.

Übrigens: Auch in den früheren Ostblock- Staaten wie Polen, Tschechien und Ungarn ist Nitrofen verboten. Nur noch in Serbien (Rest- Jugoslawien) ist das Nitrofen erlaubt. Von dort wird aber kein Öko- Getreide nach Deutschland importiert – hoffentlich.

Der Nachweis von Pestiziden wie Nitrofen in Lebensmitteln oder Getreide ist eine aufwendige Untersuchung, die bis zu 24 Stunden in Anspruch nehmen kann. Zunächst wird die Probe (Weizen oder ein Stück Fleisch) sehr fein zerkleinert und mit einem organischen Lösungsmittel gelöst. Dieser Extrakt wird in einem Gas- Chromatografen auf eine Temperatur von bis zu 400 Grad Celsius erhitzt. Die dabei entstehenden Gase werden von einem Detektor registriert. Sie geben Aufschluß über Art und Menge der enthaltenen Stoffe. Allein dieser Schritt der Analyse kann mehrere Stunden dauern. Wichtig ist zudem, daß die Chemiker sehr exakt arbeiten. So darf der Extrakt, der im Gas- Chromatografen untersucht wird, keine Eiweiße oder Fette mehr enthalten. Das würde die Ergebnisse beeinflussen. Um beim Befund sicher zu gehen, werden alle Proben doppelt untersucht.

[Amtliche Infos zum Nitrofen aus den USA]



Kritische Bio-Produkte (Nitrofen)

1.6.2002 (khd). Inzwischen wurden in einigen Medien ganz konkret Bio- Produkte genannt, die mit dem giftigen Nitrofen belastet sein können. Die meisten sollen aber bereits aus den Regalen des Handels entfernt worden sein – teilweise klammheimlich, wie bei Meica. Solche kritischen Bio- Produkte können aber auch noch in manchen Haushalten lagern. Sie sollten zurückgegeben werden. Die folgenden Listen erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Quellen:  [WDR] – [SPIEGEL–23/2002] – [FOCUS–23/2002] – [YAHOO-News] – [VZ-HH]

I n d e x :
[Bio-Eier] – [Bio-Geflügelwurst] – [Bio-Geflügel] – [Bio-Fleisch] – [Bio-Milchprodukte]
[Bio-Getreide]


Bio-Eier

  • Athen Bio-Eier (Spar).
  • BioWertkost-Eier (Edeka).
  • Eier des Naturkost-Großhändlers Dennree (Kiel).
  • Eier des Naturkost-Großhändlers Tagwerk (Bayern).
  • Füllhorn Bio-Eier (Rewe).
  • Grünes Land Bio-Eier (Metro).
  • Grüne Wiesen Biohöfe Bio-Eier.

  • Gutshof Bio-Eier (Spar).
  • Mühlenhof Bio-Eier (Wiesengold).
  • Naturkind Bio-Eier (Tengelmann).
  • Tegut Bio-Eier (Wiesengold).
  • Terra Pura Bio-Eier (Wiesengold).
  • Tiemann's Bio-Eier (Wiesengold).
  • Wiesengold Hausmarke Bio-Eier.

  • Bio-Geflügelwurst

  • Geflügelwurst von Bio-Krusenhof.
  • MEICA-Geflügelwürstchen in Gläsern. Bio- Geflügelwürstchen ab MHD 28.03.2004 (Los-Nr. L116, L123, L145) sollen unbelastet sein.

  • Putenfleisch-Produkte der Grüne Wiesen Bio-Höfe.
  • Putenwurst des Naturkost-Großhändlers Tagwerk (Bayern).

  • Bio-Geflügel

  • Geflügel der Grüne Wiesen Bio-Höfe GmbH. Mit Nitrofen belastetes Bio-Geflügelfleisch (Pute + Huhn), das zwischen dem 1. November 2001 und dem 23. Mai 2002 geschlachtet worden ist, ist bundesweit an mindestens 90 Abnehmer in 10 Bundesländern – darunter sogar Kindergärten in Bremen – und ins Ausland geliefert worden.


  • Geflügel des Naturkost-Großhändlers Dennree (Kiel).
  • Geflügel des Naturkost-Großhändlers Tagwerk (Bayern).

  • Die Landesbehörden kennen die Empfänger der Fleischlieferungen namentlich. Sie dürfen die Namen aber nicht nennen, da es dafür noch keine gesetzliche Grundlage gibt. Die Politik hatte das bislang jahrelang verschlafen und die Union sogar aktuell verhindert. Will sie nicht, daß mündige Verbraucher selbst entscheiden, was sie kaufen wollen und was nicht?


    Bio-Fleisch

  • (Bislang noch keine konkreten Produkte bekannt. Es soll aber Nitrofen- belastetes Schweinefleisch sichergestellt worden sein, aber wo?).



  • Bio-Milchprodukte

  • (Bis zum 4. Juni 2002 liegen keinerlei Hinweise darüber vor, daß auch Bio- Milchprodukte wie Milch, Sahne, Butter, Käse und Quark Nitrofen-belastet sein könnten).



  • Bio-Getreideprodukte (Backwaren)

  • (Bis zum 5. Juni 2002 liegen keinerlei Hinweise darüber vor, daß auch Bio- Speisegetreide Nitrofen- belastet sein könnte. Allerdings kursieren Gerüchte darüber, daß in der Gift-Halle in Malchin auch Bio- Brotgetreide gelagert worden sein sollte).

  • (Aus Hessen wird am 13.6.2002 bekannt, daß dort Nitrofen in für Bäckereien bestimmtem Ei-Pulver gefunden worden ist. Es soll vernichtet worden sein).

  • [ Ergänzungen mitteilen ]



    Chronik des Nitrofen-Skandals
    Wie die Beteiligten einen Lebensmittel-Skandal unter den Teppich kehren wollten.
    Recherchiert im Internet und zusammengestellt
    von
    Karl-Heinz Dittberner – Berlin

    Ende Mai 2002 löst in Deutschland die Landwirtschafts- Industrie den Nitrofen-Skandal aus. Das bereits seit 1988 verbotene Herbizid Nitrofen wurde zunächst im Bio-Weizen gefunden, der für die Tiermast bestimmt war. Die einzelnen Stationen des neuen Agrar- Skandals mit seinen Vertuschungen zu Hauf sind symptomatisch dafür, daß die vielen Beteiligten noch immer nicht die Lehren aus der BSE-Krise verstanden haben. Auch sie haben nichts begriffen, wissen kritische Verbraucher. „Wer will da diesem (Raiffeisen-) System noch trauen...?“
    2001

    12. + 13. Oktober 2001 Die NSP Neubrandenburg holt bei der Agrarerzeuger- und Vertriebsgenossenschaft Stegelitz (Uckermark) 325,34 Tonnen dort produzierten Bio-Weizen mit Schüttgutlastern ab, bringt sie nach Prenzlau zum Säubern und Trocknen und einige Tage später ins eigene Öko-Getreidelager nach Malchin. Damit beginnt der Nitrofen- Skandal. *
    Ende Oktober 2001 Der Agrar-Broker Josef W. Busse aus Erwitte (Westfalen) verkauft Weizen- Partien aus Stegelitz an den Futtermittel- Hersteller „GS agri“ in Schneiderkrug (Landkreis Cloppenburg), Teil eines norddeutschen Bio-Imperiums. Dieser verarbeitet den Bio-Weizen zu Bio-Kraftfutter für Geflügel und für Schweine, das er bundesweit an ökologisch arbeitende Bauernhöfe verkauft. So auch an den Geflügelproduzenten „Grüne Wiesen Bio-Höfe“ in Emstek. *
    November 2001 Bei der Wareneingangskontrolle von Bio-Putenfleisch beim Baby- Nahrungshersteller Hipp (Pfaffenhofen) fällt auf, daß das Geflügelfleisch mit dem seit 1990 verbotenen Herbizid Nitrofen belastet ist. Lieferant des Fleisches war der Bio- Putenproduzent „Grüne Wiesen Bio-Höfe“ in Emstek (Niedersachsen).
    15. November 2001 Die Firma Hipp weist die Putenfleisch-Lieferung aus Emstek zurück. Eine Information der zuständigen Lebensmittelbehörden über den gemachten Nitrofen-Fund erfolgt nicht.
    November 2001 Der Haftpflichtversicherer von „GS agri“, die zum Raiffeisen-Verbund gehörende R&V- Versicherung in Wiesbaden, beauftragt das Privat-Labor „Chemisches Labor Dr. Wirts und Partner“ in Hannover mit der Untersuchung von Proben des produzierten Bio-Futters. Diese finden neben dem Nitrofen auch die Gifte DDT und Lindan. *
    Dezember 2001 Dem größten deutschen Öko-Anbauverband – Bioland – ist bereits bekannt, daß es erste Nachweise über Nitrofen- Vergiftungen bei Bio- Putenfleisch gibt. Dennoch informiert Bioland weder die zuständigen Behörden der Lebensmittel-Überwachung noch die Öffentlichkeit.

    2002


    28.Januar 2002 Der Emsteker Putenfabrikant will Klarheit und sendet Fleisch- und Futterproben an die Bundesforschungsanstalt für Fleischforschung (BAFF) in Kulmbach sowie an das Hamburger Labor Specht. Aber erst am 12. März (in Kulmbach am 27. März) sind die Proben analysiert und ausgewertet. Der Nitrofen- Fund wird bestätigt.
    11. März 2002 In einer Futtermittel- Rückstellprobe von „GS agri“ wird Nitrofen gefunden. Die noch nicht analysierten weiteren Rückstellproben werden ebenfalls untersucht und 31 Nitrofen-positive Proben festgestellt (bis zu 5,96 mg Nitrofen pro kg).
    Mitte März 2002 Das „Institut für Marktökologie“ (DE 005) in Konstanz, das die Öko- Standards der „GS agri“ kontrollieren soll, erfährt von den hohen Nitrofen-Werten im produzierten Bio-Futter. Unternommen haben auch diese Kontrolleure nichts. *
    23. März 2002 Der Eiervermarkter Wiesengold ruft wg. der Nitrofen- Belastung alle Produkte zurück.
    26. März 2002 Die „GS agri“ fordert vom Getreidemakler Busse Regreß, weil der Futterweizen vom 1. November erheblich mit Nitrofen belastet gewesen sei. Die Verbraucher werden nicht informiert.
    27. März 2002 Die BAFF in Kulmbach bestätigt den Nitrofen-Fund. Es stellt in den Proben eine 10-fach über dem Grenzwert liegende Nitrofen- Konzentration fest. Dennoch passiert nichts. Auch das BAFF meldet seine Erkenntnisse nicht nach Berlin, obwohl nach § 17 des Futtermittelgesetzes ein „unverzügliches“ Einschalten der Behörden gefordert wird. Es habe sich um eine private Probe gehandelt, und man sei von einem „lokalen Fall“ ausgegangen, wird es später heißen. *
    Anfang April 2002 Der Erwittener Getreide-Makler Busse schaltet seine eigene Öko-Kontrollstelle, die „Gesellschaft für Ressourcenschutz“ in Göttingen, ein. Diese bespricht den Nitrofen-Fall in einer Telefonkonferenz mit den Öko- Kontrollstellen des Stegelitzer Betriebs und der NSP (DE 021). Sie wollen nicht schweigen... *
    10. April 2002 Dem Haftpflichtversicherer der „GS agri“ – der R&V Versicherung in Wiesbaden – liegt nun das Gutachten des Chemischen Labors Dr. Wirts & Partner (Hannover) vor, worin es heißt: „Neben Nitrofen sind in der am stärksten [mit 15,9 mg/kg] belasteten [Öko- Futtergetreide-] Probe auch die Pflanzenschutzmittel DDT und Lindan nachweisbar. Dieses Ergebnis spricht für eine Vermischung des Öko- Futtergetreides mit belastetem Getreide aus konventionellem Anbau.“
    Mitte April 2002 Das Brandenburger Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten erhält einen Brief der „Gesellschaft für Ressourcenschutz“ (Göttingen), in dem vor einem aufziehenden Skandal in der Bio- Branche gewarnt wird. „Damit Sie von Anfang an über so eine Möglichkeit informiert sind“, heißt es in dem Alarm- Schreiben. Doch die Bürokraten in Potsdam reagieren nicht. *
    25. April 2002 Der Ammerländer Würstchenhersteller Meica erfährt, daß seine Bio-Geflügelwürstchen mit Nitrofen belastet sind. In einer klammheimlichen Rückrufaktion werden daraufhin rund 80.000 Gläser aus den Supermarktregalen zurückgerufen. Nur noch die Hälfte wird gefunden. Der Verbraucher erfährt davon nichts.
    29. April 2002 Der Wurstfabrikant Meica zeigt sich nun selbst bei der Staatsanwaltschaft Oldenburg an. Am 29. April telefoniert der Ammerländer Kreisveterinär Jörn Remmers mit einem Ermittler in Oldenburg, schreibt wg. der Nitrofen- Vergiftung der Putenwürstchen eine Strafanzeige gegen Unbekannt und informiert das niedersächsische Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit. Auch daraufhin passiert nichts. Die Öffentlichkeit wird nicht informiert. *
    2. Mai 2002 Die Göttinger Öko-Kontrollstelle „Gesellschaft für Ressourcenschutz“ ruft bei der Bezirksregierung Lüneburg an und teilt mit, daß es Hinweise auf eine Nitrofen-Belastung beim von der „GS agri“ produzierten Bio-Futter gebe.
    7. Mai 2002 Die „GS agri“ stellt erneut fest, daß Futtermittelproben erheblich Nitrofen-belastet sind, nachdem die Firma zuvor davon ausgegangen war, daß das von ihr hergestellte Putenfutter wieder „sauber“ sei.
    21. Mai 2002 Die Agrarerzeuger- und Vertriebsgenossenschaft Stegelitz erhält von den Anwälten der „GS agri“ einen scharfen Brief. Darin heißt es: Der Einsatz von Nitrofen sei strafbar und könne „darüber hinaus Grundlage für Eingriffsakte der zuständigen Überwachungsbehörden sein“. Die Verbraucher werden von den Juristen nicht informiert. *
    23. Mai 2002 Im niedersächsischen Emstek reden Grüne-Wiesen- Geschäftsführer Averbeck und der Sachverständige Henningsen darüber, wie sich aus dem „Schadensfall“ mit dem Nitrofen- Geflügel – und gemeint ist damit nicht der mögliche Gesundheitsschaden bei Menschen – noch das meiste Geld herausgeholt werden kann. Das geht aus dem im FOCUS – 23/2002 auf Seite 20 dokumentierten Faksimile des Besprechungsprotokolls hervor.
    23. Mai 2002 Das Bundesverbraucherministerium in Berlin erfährt erstmals von den Nitrofen-Funden im Bio-Futter und Bio-Geflügel. Und das kam so: Der Geschäftsführer des Öko-Verbandes „Bioland“, Thomas Dosch, erzählt dem Staatssekretär Alexander Müller von dem inzwischen in der Branche kursierenden Gerücht über Nitrofen- vergiftetes Futtergetreide.
    24. Mai 2002 Der Nitrofen-Skandal wird erstmals öffentlich. Denn Bioland gibt bekannt, daß sie nun Bio- Geflügelfutter auf Nitrofen- Rückstände untersuchen lassen. Im Emsteker Kühlhaus werden 287 Tonnen Geflügelfleisch sichergestellt.
    27. Mai 2002 Bundesweit werden zahlreiche Bio-Betriebe wegen positiver Nitrofen- Tests gesperrt.
    28. Mai 2002 Bundesverbraucherministerin Renate Künast (Grüne) kündigt eine Anweisung an die ihr untergeordneten Behörden an, künftig Informationen über brisante Stoffe in Futter- und Lebensmitteln umgehend weiterzugeben.
    29. Mai 2002 In Mecklenburg-Vorpommern wird Nitrofen in Eiern und Hühnerfleisch entdeckt. Zehntausende Hühner sollen getötet werden.
    30. Mai 2002 Nitrofen wird auch in Bio-Eiern in Niedersachsen gefunden. Die niedersächsischen Behörden untersagen daraufhin „GS agri“ am Abend weitere Futter- Auslieferungen, die bis dahin wg. vorhandener Unbedenklichkeitszertifikate möglich waren.
    31. Mai 2002 Eine „Task Force“ von Bund und Ländern zur Aufklärung des Skandals nimmt ihre Arbeit auf.
    1. Juni 2002 Der Nitrofen-Skandal ist weitgehend geklärt. Die Gift-Lagerhalle der Firma NSP in Malchin wird gesperrt.
    12. Juni 2002 Der Nitrofen-Skandal zieht immer weitere Kreise. Das krebserregende Unkrautvernichtungsmittel wird jetzt zum ersten Mal auch in konventionellen Futtermitteln gefunden. In einer Weizenprobe des neubrandenburgischen Futtermittelherstellers Fugema wurde Nitrofen nachgewiesen. 500 landwirtschaftliche Betriebe in Mecklenburg- Vorpommern werden vorsorglich gesperrt. *
    xxx (das folgt).

    2003


    1. November 2003 Da eine Internet-Recherche noch immer kein Ergebnis liefert, stellt sich die Frage: Wer war denn nun eigentlich für den Nitrofen-Skandal, der 2002 auch die Medien auf Trab hielt, verantwortlich? Und wann wurden die Verursacher der Vergiftung von Bio- Futtergetreide mit dem Herbizid Nitrofen – mit welchen Ergebnis – zur Rechenschaft gezogen?
    17. November 2003 Weder GS-agri, noch Grüne-Wiesen, noch Meica, noch Wiesengold sowie weitere nitrofen- auffällige Betriebe haben bis heute der Öffentlichkeit – wie es heute die Humana Milchunion wg. fehlerhafter Babymilch getan hat – eine Erklärung zum Nitrofen- Skandal mit dem Eingeständnis übergeben, schwere Fehler gemacht zu haben und diese ganz konkret benannt.

    2004


    9. April 2004 Durch einen Kurzbericht des Spiegel wird bekannt, daß der Nitofen- Skandal keinerlei strafrechtliche Konsequenzen haben wird. Es habe nicht nachgewiesen werden können, daß das nitrofenbelastete Bio- Getreide „die Gesundheit eines Menschen konkret gefährdet“ habe, heißt es bei der Staatsanwaltschaft. *
    26. April 2004 Durch einen Bericht des Spiegel (18/2004, Seite 50) wird bekannt, daß Toxikologen festgestellt haben, daß das Herbizid Nitrofen im Bio- Weizen aus der Malchiner Lagerhalle hochgefährlich war. Nitrofen sei „wegen seiner krebserregenden und potentiell erbgutschädlichen Wirkungen auch in geringen Dosen ein nicht akzeptables Risiko,“ heißt es in einem Gutachten der Rostocker Wissenschaftler. [mehr]
    xxx (das folgt).

    [ Ergänzungen mitteilen ]



    Nitrofen-auffällige Agrar-Betriebe

    Sind das die Schwarzen Schafe und ihre Helfer?
    In die Lebensmittel-Vergiftung mit Nitrofen verwickelte Unternehmen,
    gegen die teilweise die Staatsanwälte ermitteln.
    Stand: 20.6.2002
    Quelle: Agenturmeldungen + Internet-Recherchen.
    Nr. Bekannt
    am
    Firma Betriebsort Gehört zum
    Raiffeisen-
    System
    ?
    10)
    Öko-
    Label?
    Ergebnis Anm.
    1. 28.05.2002 GS agri Handels-
    genossenschaft eG

    (Futtermittel-Hersteller)
    49685 Schneiderkrug,
    Raiffeisenstr. 5
    Telefon: 04447–802-0
    JA Naturland Auslieferungsverbot von Öko- Futter verhängt. 1) 3) 13)
    2. 31.05.2002 Grüne Wiesen
    Bio-Höfe GmbH

    (Bio-Putenfleisch)
    49685 Emstek,
    Raiffeisenstr. 5
    Telefon: 04447–802-55
    ??? Naturland   3) 5) 13)
    3. 31.05.2002 Bio-Krusenhof
    Bio-Tochter von MEICA.
    (Bio-Geflügelwurst)
    26181 Edewecht,
    Postfach 1160
    Telefon: 0800–101 25 11
    ??? ???   2) 3)
    4. 1.06.2002 Norddeutsche Saat- und Pflanzgut AG (NSP)
    (Futtermittel-Aufbereitung)
    17034 Neubrandenburg,
    Ihlenfelder Str. 153
    Telefon:
    JA Gilt seit dem 1.6.2002 als Hauptquelle des Nitrofens. [mehr] 4) 7)
    5. 1.06.2002 Raiffeisen-Verbund
    (Mächtiger Lobbyist)
    Bonn,
    xxx
    Telefon:
    JA Hauptverantwortlicher für die Vertuschung? [mehr] 9)
    6. 2.06.2002 Grünstempel
    Öko-Prüfstelle e.V.
    KontrSt-Nr: DE 021
    39164 Schleibnitz,
    Hauptstraße 19
    Telefon: 039209–46 696
    ??? ???   6)
    7. 3.06.2002 Institut für Marktökologie GmbH (Öko-Prüfstelle)
    KontrSt-Nr: DE 005
    78462 Konstanz,
    Paradiesstr. 13
    Telefon: 07531–91 52 73
    ??? ???   8)
    8. 3.06.2002 Wiesengold
    Landei GmbH & Co KG
    (Eiervermarktung)
    27239 Twistringen,
    Gottlieb-Daimler-Str. 13
    Telefon: 04243–301-22
    ??? Naturland Ruft am 23.3.2002 alle Produkte zurück.  
    9. 3.06.2002 R&V Versicherung Wiesbaden,
    xxx
    Telefon:
    JA ??? Ist der Haftpflicht- Versicherer von GS-agri  
    10. 9.06.2002 HaGe Nordland
    GmbH & Co KG
    xxx,
    xxx
    Telefon:
    JA ??? Lagerte Bio-Gerste in der Halle in Malchin. [mehr]  
    11. 12.06.2002 FUGEMA GmbH
    (Futtermittel-Hersteller)
    17139 Malchin,
    xxx
    Telefon:
    JA ??? Mischte 50.000 t Nitrofen- Futter für die normale Landwirtschaft. 11)
    12.06.2002: Bis heute – also nach 3 Wochen Nitrofen-Skandal – sind noch immer keine (Brunnen-) Vergifter in Haft.
    12. 20.06.2002 Hackstette
    (Bio-Futtermühle)
    xxx,
    xxx
    Telefon:
    ??? ???   12)
    13. 20.06.2002 Raiffeisen Haupt-
    genossenschaft Nord AG
    xxx,
    xxx
    Telefon:
    JA ???   14)
    14. xxx xxx xxx,
    xxx
    Telefon:
    ??? ???    
    1) Lieferte das mit dem Herbizid Nitrofen und 3 weiteren Pestiziden vergiftete Öko-Futtergetreide an über 100 Bio-Höfe.
    2) Selbstanzeige wg. gefundenem Nitrofen in Geflügelwürstchen erfolgte bereits am 6.5.2002.
    3) Zuständig ist die Staatsanwaltschaft Oldenburg, die schon mal trödelt.
    4) Zuständig ist die Staatsanwaltschaft Schwerin (Mecklenburg-Vorpommern).
    5) Lieferte im Herbst 2001 vergiftete Bio-Pute an HIPP, denen das bei der sorgfältigen Wareneingangskontrolle auffiel.
    6) Das ist die Prüfstelle, die die NSP in Neubrandenburg zur Verarbeitung und Lagerung von Öko- Getreide zertifizierte.
    7) Zweigstellen der NSP in Aschersleben und Weißenfels wurden am 2.6.2002 ebenfalls gesperrt.
    8) Das ist die Prüfstelle, die den Futtermittel-Hersteller GS-agri sowie Grüne-Wiesen zertifizierte.
    9) Der bislang durch wenig Kompetenz aufgefallene Bauernverbands-Präsident Gerd Sonnleitner soll einen wesentlichen Einfluß haben.
    10) Im Raiffeisen-System wird die "Kultur des Schweigens" gepflegt, was nun als "Kartell des Schweigens" (Till Backhaus) wirkt.
    11) FUGEMA hat von der benachbarten Gift-Halle gewußt und trotzdem weiter Nitrofen-Futter ausgeliefert. [mehr]
    12) Firma wird in der TV-Sendung "Kontraste" (20.6.2002) erwähnt, da sie im GS-agri- Auftrag das vergiftete Bio-Futter produzierte.
    13) GS-agri und Grüne-Wiesen sind personell verflochten.
    14) Ist laut "Kontraste" vom 20.6.2002 an NSP und HaGe Nordland beteiligt.
    15) xxx.
    16) xxx.

    [ Ergänzungen mitteilen ]



    Einige weiterführende Links zum Thema „Nitrofen“



    Weitere Services zu den Themen „BSE“ sowie „Gift im Essen“ von khd
    Hier gibt es keine gekauften Links!


    © 2002-2004 – Universitätsrat a. D. Karl-Heinz Dittberner (khd) – Berlin   —   Last Update: 26.06.2011 23.22 Uhr