Coca-Cola Gestank von faulen Eiern
Gift in der Kohlensäure
Aus: Spiegel Online 18. Juni 1999, 17.25 Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]HAMBURG. Als Ursache dafür, daß etliche Menschen nach dem Genuß von Coca-Cola und anderen Softdrinks unter Übelkeit und Schwindel litten, hatte der Konzern zunächst "Kohlensäure schlechter Qualität" angegeben. Inzwischen ist klar, daß die Kohlensäure mit Schwefelwasserstoff und Kohlenoxidsulfid verunreinigt war.
Unklar ist noch, wie die beiden giftigen Gase in die Kohlensäure gelangt sind. Kohlendioxyd, ungenau auch Kohlensäure genannt, wird bei der Herstellung von Getränken verwendet, um diese zum Sprudeln zu bringen. Kohlensäure kommt natürlich vor, wird aber auch technisch gewonnen. Sie entsteht als Abfallprodukt von Verbrennungsprozessen zum Beispiel bei der Verbrennung von Erdöl oder Methan. Außerdem fällt Kohlendioxyd in Brauereien bei der Bier-Gärung an und in der Chemie bei der Synthese von Ammoniak.
Die technisch gewonnene und die natürliche Kohlensäure enthält meist geringe Mengen anderer Gase, je nachdem welcher Stoff verbrannt oder gegoren wurde. Diese Verunreinigungen werden in mehreren Schritten durch Katalysatoren und Trocknungsprozesse herausgefiltert. Kohlendioxyd wird von den Herstellern in unterschiedlichen Reinheitsklassen angeboten je nachdem, ob es für medizinische Zwecke, für Lebensmittel oder industriell verwendet werden soll. In minderer Qualität (nicht für Lebensmittel geeignet) darf Kohlensäure die jetzt in der Coca-Cola gefundenden giftigen Gase Schwefelwasserstoff und Kohlenoxidsulfid enthalten.
Schwefelwasserstoff, ein farbloses, sehr giftiges Gas macht sich schon in kleinsten Konzentrationen mit einem starken Geruch bemerkbar nach verdorbenen Eiern. Wenn Schwefelwasserstoff eingeatmet wird, kann es Übelkeit, Kopfschmerzen und Erbrechen auslösen, den meisten aus der Schule bekannt als "Stinkbomben-Effekt". Auch Kohlenoxidsulfid ist ein übelriechendes farbloses Gas. Es ist sehr leicht entzündlich. In Verbindung mit Wasser entsteht aus Kohlenoxidsulfid Schwefelwasserstoff.
Die in den Getränken Coca-Cola, Sprite, Fanta und Coca-Cola-light gefundene Konzentration beträgt nach Angaben des Konzerns fünf bis 15 "parts per million". Das heißt, daß in einer Million Teile Kohlensäure fünf bis 15 Teile Schwefelwasserstoff enthalten sind. Oder anders ausgedrückt: fünf bis 15 Milligramm pro Liter. Die Geruchsschwelle liegt bereits bei 0,5 Milligramm. Die verseuchten Getränke dürften bei der angebenen Menge Schwefelwasserstoff riechen wie faule Eier.
Unklar ist, wann die Verunreinigungen in die Kohlensäure gelangt sind. Kohlensäure für Lebensmittel wird in flüssiger Form ausgeliefert und in Tankwagen mit einem Innendruck von 15 Bar bei Minus 25 Grad transportiert. Bei den Käufern wird das Gas in Vakuumbehälter umgefüllt. Für die Transporte bestehen strenge Qualitätsrichtlinien. [mehr]
Neue Spur in belgischem Dioxin-Skandal
Besitzer der Fettschmelze Verkest freigelassen / Anderer Fettproduzent verhaftet / Unbedenklichkeitsliste von Lebensmittelfirmen steht in Frage
Aus: Yahoo-News, 22. Juni 1999, 17.58 Uhr (Politik). [Original]BRÜSSEL. Der Dioxin-Skandal in Belgien droht neue Wellen zu schlagen. Die Behörden setzten die beiden Besitzer der Fettschmelze Verkest, die nach bisherigen Annahmen die Quelle der Dioxin-Verseuchung von Lebensmitteln war, am Dienstag auf freien Fuß und verhafteten den Verantwortlichen eines anderen fettverarbeitenden Betriebes. Damit steht auch die Unbedenklichkeit von Geflügelfleisch, Eiern und anderen tierischen Produkten in Frage, die bislang aus der Tatsache abgeleitet wurde, daß sie nicht von Tieren stammen, die mit Fetten der Firma Verkest in Berührung gekommen waren.
Gesundheitsminister Luc Van den Bossche zeigte sich in einem Rundfunkinterview besorgt und forderte eine dringende Untersuchung der Zusammenhänge. Eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft, Nicole De Roeck, erklärte, die Dioxin- Verseuchung gehe von der Firma Fogra in Südbelgien [Ed: in Bertrix (Wallonien)] aus. Ob Fogra ein anderes Verteilernetz hatte als die Firma Verkest muß derzeit noch untersucht werden. Van den Bossche sagte dem Sender VRT: Es ist bekannt, daß Fogra auch ausländische Firmen beliefert hat, und daß wir dem nachgehen müssen. Bislang war angenommen, daß bei Verkest Motoröl in das Pflanzenfett gelangt war, welches als Mastverstärker dem Viehfutter beigemischt wird. Erhöhte Dioxinwerte waren in Rind-, Schweinefleisch, Geflügel, Eiern und Milchprodukten gemessen worden. Dies hatte zu einem vorübergehenden Vermarktungsverbot für diese Lebensmittel und alle Folgeprodukte geführt. Erst nach Erstellung einer Liste von Firmen und Bauernhöfen, die von Verkest beliefert worden sind, wurden nach und nach Produkte wieder freigegeben.
Wenn es eine andere Quelle gegeben hat, müssen wir von vorne beginnen, sagte der Vorsitzende des Bauernverbandes Noel Devisch. In diesem Falle sei zu befürchten, daß sich die Tragödie ausweite, fügte er hinzu. Belgische Bauern hatten tagelang in den Straßen protestiert, da sie unter immensen Einkommenseinbußen, vor allem durch Importverbote von EU-Staaten und Drittstaaten leiden. In der EU gilt ein Vermarktungsverbot für alle Produkte, die nicht nachweislich dioxinfrei sind also nicht auf der schwarzen Liste stehen oder Tests bestanden haben. Die EU-Kommission hatte am Montag ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Belgien eingeleitet, weil die Regierung ihr Wissen über eine mögliche Lebensmittelkontaminierung einen Monat lang geheim gehalten hatte.
Coca-Cola darf wieder produzieren
Aus: Yahoo-News, 23. Juni 1999, 17.26 Uhr (Politik). [Original]BRÜSSEL. Die beiden Coca-Cola-Werke, deren Produkte bei belgischen und französischen Konsumenten Vergiftungserscheinungen ausgelöst haben, dürfen unter strengen Auflagen die Produktion wieder aufnehmen. Dies entschied das belgische Gesundheitsministerium am Mittwoch, nachdem die Produktion zehn Tage stillgelegen hatte. Die Werke bei Antwerpen und Dünkirchen in Frankreich müssen unter anderem ihre Produktionsanlagen komplett reinigen und neue Grundstoffe verwenden. Die Erklärung des Konzerns zu den Ursachen der Vergiftungserscheinungen bei rund 200 Konsumenten befand das Gesundheitsministerium als unzufriedenstellend. Coca-Cola hatte zum einen verunreinigte Kohlensäure, zum anderen Pestiziddämpfe im Lack für Übelkeit und Magenbeschwerden verantwortlich gemacht.
5.7.1999 (khd). Festzuhalten ist, daß die wahren Ursachen der Vergiftungserscheinungen nicht zweifelsfrei aufgeklärt sind. Angesichts der verfügbaren modernen Analysetechnik ist das schon sehr verwunderlich. Und sogar das "Wall Street Journal" fragt: "Wie konnte das alles nur passieren? Die Coca-Cola-Story" (Übersetzung im Berliner "Tagesspiegel" am 5.7.1999).
Prionics-Massentest ergibt keine Hinweise auf BSE in Deutschland
Nordrhein-Westfalen ließ mehr als 5.000 Tiere auf den tödlichen Rinderwahn untersuchen
Aus: Yahoo-News, 28. Juni 1999, 15.04 Uhr (Politik). [Original]DÜSSELDORF. Der in der Schweiz entwickelte BSE-Massentest bei mehr als 5.000 Rindern in Nordrhein- Westfalen hat keine Hinweise auf Fälle von Rinderwahnsinn erbracht. Umweltministerin Bärbel Höhn sagte am Montag in Düsseldorf, angesichts dieses Ergebnisses sei die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, daß der deutsche Rinderbestand wirklich BSE-frei sei. Sie forderte Großbritannien auf, den in Nordrhein-Westfalen verwendeten Schnelltest flächendeckend einzuführen. Nur dann könne das Exportverbot gegenüber britischem Fleisch gelockert werden.
Nordrhein-Westfalen hatte seit März in einem EU-weit einzigartigen Pilotversuch insgesamt 5.029 Proben von Rinderhirnen in verschiedenen Schlachthöfen mit dem in der Schweiz von der Firma Prionics entwickelte BSE-Schnelltest untersucht. Erklärtes Ziel des Programms war es, die Möglichkeit und Zuverlässigkeit derartiger Massentest zu beweisen.
"Das Testverfahren hat sich in der Praxis bewährt", betonte die Ministerin. Sie forderte deshalb die EU-Kommission auf, die für dieses Jahr geplante Lockerung des Exportstopps für britisches Rindfleisch von einer flächendeckenden Einführung eines derartigen Testverfahrens auf der Insel abhängig zu machen. Schließlich seien allein in diesem Jahr in Großbritannien bereits 1.483 Rinder an Rinderwahn erkrankt.
"Der BSE-Schnelltest muß bei jedem Rind in Großbritannien gemacht werden, bevor es exportiert werden kann", sagte die Ministerin. Ansonsten drohe erneut eine große Verunsicherung der Verbraucher. Denn dann könne das Fleisch an BSE erkrankter Tiere auf jedem Tisch in Europa landen.
Die EU hatte erst am Freitag vergangener Woche drei BSE- Tests anerkannt, darunter den in Nordrhein-Westfalen verwendeten Prionics-Test. Er ermöglicht laut Höhn, BSE bereits sechs Monate vor dem Auftreten sichtbarer Symptome nachzuweisen. Die bedeute einen größtmöglichen Schutz für die Verbraucher. Die Untersuchung kostet zur Zeit pro Rind rund 50 Mark und dauert etwa zwölf Stunden. Doch soll bereits in Kürze ein verbessertes Verfahren mit kürzerer Untersuchungszeit auf den Markt kommen.
Bundesverfassungsgericht verbietet Käfighaltung von Legehennen
Nordrhein-Westfalen klagte gegen die Hennenhaltungsverordnung von 1987 / Erfolg für den Tierschutz / Wendepunkt in der Haltung von Nutztieren
Aus: Eigenbericht 6. Juli 1999 (Recherchiert im Internet).KARLSRUHE (khd). Die industrielle Haltung von Legehennen in engen Käfigbatterien verstößt gegen das Tierschutzgesetz. Das hat heute das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe entschieden (Az: 2 BvF 3/90). Das Land Nordrhein- Westfalen hatte in einem Normenkontrollverfahren gegen die Hennenhaltungsverordnung aus dem Jahr 1987 geklagt. Unterstützt wurde es dabei von Niedersachsen, Mecklenburg- Vorpommern und Hessen.
Die Karlsruher Richter erklärten die Hennenhaltungsverordnung, die jedem Tier nur die Fläche eines Dreiviertel-DIN A4 Blattes zum Leben für 1314 Monate zugesteht, für nichtig. Damit dürfen ab sofort keine neuen Hühnerfarmen mit Legebatterien mehr zugelassen werden. Altanlagen können aber vorerst bestehen bleiben. Derzeit werden in Deutschland 40 Millionen Hennen in Käfigbatterien gehalten. In der Schweiz wurde die Käfighaltung bereits 1992 total verboten. Umfragen zufolge lehnen 85 % der deutschen Verbraucher die Käfighaltung von Hühnern ab.
Neuer Dioxin-Verdacht in Futtermitteln
Aus Deutschland importierte Tonerde-Mischfutterzusätze in der Schweiz vorsorglich gesperrt / Untersuchung eingeleitet
Aus: Yahoo-News, 7. Juli 1999, 13.02 Uhr (Vermischtes).BERN/POSIEUX. Ein neuer Dioxin-Verdacht hat am Mittwoch in der Schweiz zur vorsorglichen Sperrung von Futtermittel-Zusätzen geführt. Dabei handelt es sich um Tonerde, die aus Deutschland importiert wurde, wie die Eidgenössische Forschungsanstalt für Nutztiere (RAP) mitteilte. Für Menschen bestehe keine Gesundheitsgefährdung.
Der erhöhte Dioxingehalt in der als Futtermittelzusatz verwendeten Kaolinit-Tonerde wurde von der deutschen Futtermittel-Kontrollbehörde festgestellt. Tonerde wird dem Futter in geringen Mengen beigemischt und dient als Fließ- und Preßmittel. Aufgrund der aus Deutschland vorliegenden Analysenergebnissen kann den Angaben zufolge davon ausgegangen werden, daß für Menschen keine Gesundheitsgefährdung besteht. Das Bundesamt für Gesundheit in Bern habe die notwendigen Untersuchungen von Lebensmitteln dennoch eingeleitet. Aufgrund des gefundenen Dioxinmusters könne ein Zusammenhang mit dem Dioxinskandal in Belgien jedoch ausgeschlossen werden.
Die Lieferungen der betroffenen deutschen Firmen, die in die Schweiz importiert worden sind, wurden vorsorglich gesperrt. Die Ware war von einer Importfirma an vier verschiedene Futterhersteller geliefert worden. Zunächst war nicht erwiesen, daß es sich dabei um mit Dioxinen belastete Tonerde handelt, wie es weiter hieß. Die Untersuchung der betroffenen Futtermittel-Zusatzstoffe sei angelaufen. [mehr]
Migros prüft Einsatz des BSE-Tests
Aus: Yahoo-News, 9. Juli 1999, 17.34 Uhr (Schweiz). [Original]ZÜRICH. Die Migros prüft den flächendeckenden Einsatz des von der Firma Prionics entwickelten BSE-Tests. In einer ersten Phase werden in der Micarna SA in Bazenheid (SG) während acht bis zehn Wochen mehrere hundert zur Schlachtung angelieferte Rinder, die älter als 20 Monate alt sind, getestet, wie der Migros-Genossenschafts-Bund am Freitag mitteilte. Dieses Alter sei der frühestmögliche Zeitpunkt, zu dem eine Infektion mit BSE-Prionen gegenwärtig überhaupt wissenschaftlich erkannt werden könne.
Später will der Grossverteiler über einen flächendeckenden Einsatz des Prionen- Check-Tests in der Migros entscheiden. Damit wolle er im Interesse der Konsumentinnen und Konsumenten einen Beitrag zur Eliminierung von BSE leisten. Gleichzeitig unterstütze der Grossverteiler alle Anstrengungen mit dem Ziel, Tests zu entwickeln, die im Sinne einer Früherkenung auch an Lebendtieren durchgeführt werden könnten. Denn nur eine optimale Ðberwachung in allen Lebensphasen der Tiere bringe den Konsumentinnen und Konsumenten die gewünschte Sicherheit. Das Bundesamt für Veterinärwesen (BVET) hat bisher aus Kosten- und Effizienzgründen von einem flächendeckenden Einsatz des BSE-Tests abgesehen.
Landwirtschaftsministerium sieht keine BSE-Gefährdung für Konsumenten
Verbraucherverbände warnen vor Billigfleisch
Aus: Yahoo-News, 15. Juli 1999, 17.19 Uhr (Politik). [Original]KÖLN/MÜNCHEN. Bundeslandwirtschaftsminister Karl-Heinz Funke hat sich am Donnerstag dafür ausgesprochen, den EU-Beschluß zur Aufhebung des Exportverbots für britisches Rindfleisch einzuhalten. Er trat damit einer Forderung der bayerischen Gesundheitsministerin Barbara Stamm (CSU) entgegen, die Einfuhr des Fleischs notfalls in einem deutschen Alleingang zu verbieten. Auch aus dem Bundesgesundheitsministerium hieß es, ein Alleingang sei wegen der weggefallenen Grenzkontrollen in Europa nicht praktikabel.
Funke sagte dem Westdeutschen Rundfunk, das europäische Recht schreibe "zwingend vor, Entscheidungen, wie sie gefallen sind, in nationales Recht umzusetzen". Die Lage müsse realistisch eingeschätzt werden; es bestehe kein Risiko. Deutschland sei nach wie vor BSE-frei und britisches Rindfleisch habe auf dem deutschen Markt nie eine Rolle gespielt. Aus dem Gesundheitsministerium verlautete, es sei oft völlig aussichtslos, die Herkunft von Fleisch nachzuweisen, wenn geschlachtete Tiere in anderen Ländern zerlegt oder verarbeitet werde. Eine lückenlose Überwachung sei auf dem europäischen Binnenmarkt ohne Grenzkontrollen außerdem nicht möglich.
Trotzdem müsse der Verbraucher keine Angst vor britischem Rindfleisch haben. Etwa 40 Menschen seien bisher in Großbritannien an der Creutzfeldt-Jakob- Krankheit erkrankt, wobei die Neuerkrankungen in den letzten Jahren stark zurückgegangen seien. Aus Deutschland seien bisher keine Fälle bekannt.
Die bayerische Gesundheitsministerin Stamm erklärte in München, Bundesgesundheitsministerin Andrea Fischer sei seit nach der EU-Entscheidung dringlicher denn je aufgefordert, alles zu unternehmen, um die Interessen der deutschen Verbraucher zu schützen. Dabei müßten allerdings die Risiken eines Vertragsverletzungsverfahrens bedacht werden. Zudem sprach sich die CSU- Politikerin für die Einführung von BSE-Schnelltests aus. Im ZDF-Morgenmagazin kritisierte Stamm die Ausfuhrbedingungen als nicht ausreichend: "Nachdem wir in diesem Jahr 1.500 BSE-Fälle haben, müßte Großbritannien von der EU verpflichtet werden, diesen wissenschaftlich anerkannten Test anzuwenden."
Der EU-Parlamentarier Reimer Böge (CDU) äußerte sich zurückhaltend über die Sicherheit von BSE-Tests. Im Norddeutschen Rundfunk sagte er, zwar könnten die Tests Aufschlüsse über die Verbreitung der Seuche in einem Land oder einer Region bringen. Keine Sicherheit brächten sie allerdings für einzelne Tiere.
Fleischerverband befürchtet Verunsicherung der Kunden
Auch der Deutsche Fleischerverband geht nicht davon aus, daß nach dem Fall des Exportverbots britisches Rindfleisch den deutschen Markt überschwemmen wird. Wie ein Verbandssprecher in Frankfurt mitteilte, lag der Marktanteil von britischem Rindfleisch vor dem Einfuhrstopp im Jahr 1996 bei 0,05 Prozent. Eine ernsthafte Konkurrenz aus Großbritannien sei nach wie vor nicht zu befürchten. Probleme seien eher im psychologischen Bereich zu erwarten. Die Kunden würden verunsichert und das senke den Absatz. Die Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände (AgV) sieht die größte Gefahr, ungewollt englisches Beef zu erstehen, bei nicht gekennzeichnetem Billigfleisch. Eine AgV-Sprecherin in Bonn empfahl den Verbrauchern, auf Fleisch aus der Region oder aus ökologischer Produktion zurückzugreifen.
Rinderwahn in Europa
Der Rinderwahn in Europa in Zahlen
BSE-Fälle seit 1990
Stand: 1. Juni 1999
Quelle: BML, Bonn. Aus: Der Tagesspiegel, 15.7.1999, Seite 2 (fortgeschrieben).Land BSE-Fälle Todesfälle
durch nvCJD
Stand: 21.9.1999Anm. Insgesamt 1999 Belgien 8 1 Dänemark 1 0 Deutschland 6 0 Finnland 0 0 Frankreich 56 10 1 Griechenland 0 0 Großbritannien 164.779 1.483 46 1) Irland 360 34 1 Italien 1 0 Luxemburg 1 0 Niederlande 6 2 Österreich 0 0 Portugal 248 63 Schweden 0 0 Schweiz 306 23 Spanien 0 0 Summe: 165.772 1.616 48 1) Es gab schon vor 1990 BSE-Fälle.
Dioxin im Tierfutter entdeckt
Die Behörden haben in mehreren Proben erhöhte Dioxinwerte festgestellt. Das Gift wurde in einem Zusatzstoff nachgewiesen. Bei Tieren, die das Futter gefressen haben, wurden ebenfalls zu hohe Werte gemessen.
Aus: Spiegel Online 15. Juli 1999, 19.42 Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]STUTTGART. In elf von 16 Mineralfuttermittelproben sowie einer Mischfuttermittelprobe seien Dioxinbelastungen zwischen 1,5 und 39 Billionstel Gramm pro Gramm Futtermittel gemessen worden. Das teilte das Landwirtschaftsministerium am Donnerstag in Stuttgart mit. Die Belastung sei durch die Verwendung von Kaolinit-Ton aus Rheinland-Pfalz entstanden, wo Dioxinwerte von bis zu 501 Billionstel Gramm gemessen worden seien. Selbst dieser Höchstwert in dem Kaolinit-Ton einem Zusatzstoff für Futtermittel sei nach Einschätzung der Behörden aber nicht gefährlich für die menschliche Gesundheit.
In Baden-Württemberg hätten drei Futtermittel-Betriebe das Kaolinit bezogen, das als Bindemittel und Fließhilfsstoff im Futtermittel diene, erklärte das Ministerium. Die Firmen hätten sich freiwillig bereiterklärt, das vorhandene Kaolinit nicht mehr weiterzuverarbeiten und das mit Kaolinit bereits hergestellte Futtermittel nicht in den Verkauf zu bringen. Zudem nähmen die Betriebe bereits ausgelieferte Ware von den Abnehmern wieder zurück. Die Ursache für die Dioxinbelastung des Kaolinit-Tons aus Rheinland-Pfalz war nach Angaben des Ministeriums zunächst unklar.
Bei Tieren, die mit dem verseuchten Futter gefüttert worden sind, wurden ebenfalls erhöhte Dioxinwerte gemessen. Nach Angaben des Stuttgarter Ministeriums wurden im Fleisch von Zuchtputen eines Betriebes bis zu 30,6 Pikogramm Dioxin pro Gramm Fett gemessen. Ein Behördensprecher betonte aber, daß es sich bei den betroffenen Tieren um Legeputen gehandelt habe, die erster Linie nicht für den Verzehr gehalten würden. Über den betroffenen Betrieb sei vorsorglich dennoch ein Schlachtverbot verhängt worden. Ob und in welchem Umfang weitere Betriebe betroffen sind, ist noch unklar. Die Ermittlungen der Landesbehörden dauern an.
Nach Auskunft des Bundeslandwirtschaftsministeriums ist trotz der erhöhten Dioxinwerte bislang keine bundesweite Rückrufaktion für Futtermittel mit Kaolinit-Ton geplant. Landwirten, die über die von ihnen verwendeten Futtermittel aber im Zweifel seien, werde empfohlen, sich an die jeweiligen Hersteller zu wenden. Das rheinland- pfälzische Wirtschaftsministerium hatte am Mittwoch den Verkauf von Kaolinit-Ton aus zwei weiteren Tongruben wegen erhöhter Dioxinwerte gestoppt.
Erhöhte Dioxinwerte in Lamm- und Kaninchenfleisch
Erste Untersuchungsergebnisse aus Rheinland-Pfalz / Kaolinit darf nicht mehr als Zusatzstoff verwendet werden
Aus: Yahoo-News, 31. Juli 1999, 11.28 Uhr (Vermischtes). [Original]MAINZ. Im Fleisch von Kaninchen und Lämmern, deren Futter den Zusatzstoff Kaolinit aus rheinland-pfälzischen Tongruben enthielt, sind erhöhte Dioxinwerte nachgewiesen worden. Das rheinland-pfälzische Landwirtschafts- und das Umweltministerium legten am späten Freitagabend erste Ergebnisse des Chemischen Untersuchungsamts Speyer vor. Der erhöhte Dioxingehalt sei eindeutig auf das Futter zurückzuführen, teilten die Behörden mit. Die gemessenen Werte bei Lammfleisch lägen jedoch weit unter der für belgische Erzeugnisse festgelegten Eingriffsgrenze.
Solange aus anderen Regionen noch keine Ergebnisse aus Tongruben vorliegen, könne noch keine endgültige Aussage über die Ursache und eine mögliche Belastung von Ton anderer Herkunft getroffen werden, hieß es. Es gelte aber als sicher, dass in den untersuchten Gruben eine vom Menschen verursachte Belastung ausgeschlossen werden könne. Eine natürliche Belastung gelte im Moment als wahrscheinlichste Erklärung für die erhöhten Dioxinwerte.
Die Futtermittelüberwachungsbehörden in Hessen und Rheinland-Pfalz haben nach Angaben der Ministerien den Betreibern mit Dioxin belasteter Tongruben inzwischen untersagt, Kaolinit-Ton als Futtermittelzusatzstoff in den Verkehr zu bringen. In Rheinland-Pfalz wurden den Behörden zufolge bisher 44 Tonproben untersucht. Außer zwei sehr hohen ´Ausreißerwertenª hätten die meisten Werte zwischen 100 und 600 Pikogramm (Billionstel Gramm) Dioxin pro Gramm Rohton gelegen.
In den Fleischproben wies das Untersuchungsamt Speyer 0,74 Pikogramm Dioxin in Lammfleisch und zwischen 1,34 und 5,99 Pikogramm in Kaninchenfleisch nach. Für belgische Erzeugnisse wurden Eingriffswerte von sechs Pikogramm Dioxin pro Gramm Fett für Rindfleisch, fünf Pikogramm für Hühnerprodukte und zwei Pikogramm für Schweinefleisch festgelegt. Für Kaninchen und Lämmer gibt es keine speziellen Grenzwerte. Die in Speyer untersuchten Tiere stammten alle von Hobby-Züchtern. Die Untersuchungen von Milch und Rindfleisch dauern noch an.
Ist BSE eine Folge von Experimenten mit Hormonen?
Ist der BSE-Skandal in England durch wissenschaftliche Experimente entstanden und nicht wie bisher angenommen durch falsche Fütterung? Das behaupteten jetzt Wissenschaftler in der britischen Sonntagszeitung Observer.
Aus: Berliner Morgenpost, 9. August 1999, Seite ?? (Wissenschaft). [Original]LONDON (SAD). Ein Jahr lang forschte Anne Maddocks, eine Wissenschaftlerin, die vor ihrem Ruhestand als Spezialistin für Infektionen am Londoner St. Mary's Hospital arbeitete. Ihre Theorie: Die BSE- Epidemie entstand, als Wissenschaftler versuchten, eine neue Super-Kuh hervorzubringen, indem sie Kühen Hormone aus der Hirnanhangdrüse von Schlachtkadavern injizierten.
Mit diesen Experimenten in den 80er Jahren könnte die Rinderkrankheit BSE ausgelöst worden sein. Es wird vermutet, dass sie mit dem Tod von inzwischen 43 Creutzfeldt-Jacob- Patienten in Verbindung steht. Als Beweis für ihre Theorie führt die Wissenschaftlerin Versuche an Menschen an, die fast zeitgleich stattfanden, aber zuvor noch nie mit BSE in Zusammenhang gebracht wurden. Damals habe man kleinwüchsigen Kindern Hormone der Hirnanhangdrüse von menschlichen Leichnamen injiziert, um das Wachstum zu fördern. Die Experimente seien fehlgeschlagen, 3 der Kinder an der Creutzfeldt-Jacob- Krankheit gestorben.
Ein weiterer Beweis für diese Theorie seien 4 tote Frauen in Australien. Hier entdeckten Forscher, dass ein Hormon aus der Hirnanhangdrüse, bekannt als Gonadotrophin, die Eierstöcke von unfruchtbaren Frauen stimulieren kann. Aber nach der Behandlung mit dem Hormon seien die Frauen 1989 an der Creutzfeldt-Jacob- Krankheit gestorben.
Anne Maddocks hält diese Vorkommnisse keineswegs für Zufälle. Der vielversprechende Gebrauch von Hormonen aus der Hirnanhangdrüse führte offensichtlich bei Rindern in derselben Art zu BSE, wie sie bei Menschen zu Creutzfeldt-Jakob führte.
Nahrungsmittel: Kaltes Fett
Aus: Der Spiegel 34/1999, 23. August 1999, Seite 17 (Panorama).Nach der Dioxin- und Klärschlammverseuchung in belgischem und französischem Tierfutter drohen neue Gefahren für die Nahrungskette. Die EU-Agrarminister haben eine Lockerung der Sterilisationsvorschriften für Tierabfälle beschlossen, die etwa zur Fettgewinnung eingesetzt werden und damit wieder in die Nahrungskette gelangen können. Danach dürfen Schlachtabfälle und Tierkadaver künftig mit derart niedrigen Temperaturen behandelt werden, dass dabei zahlreiche Krankheitserreger überleben können. Nach Ansicht des deutschen Tierhygienikers Oskar Riedinger wird damit eine Verbreitung von Seuchen geradezu provoziert.
Nach dem Brüsseler Ratsbeschluss müssen Tiermehl- und Fetthersteller die Abfälle nur noch bis auf 80 Grad Celsius erhitzen. Unter die gelockerten Hygienevorschriften fallen Fleischabfälle für Hunde- und Katzenfutter, aber auch Knochen für die Herstellung von Gelatine, Gewebe und Drüsen für die Verwendung in der Pharmaindustrie sowie Tierabfälle, aus denen Fette gewonnen werden. Bei der relativ niedrigen Erwärmung überleben jedoch hochgefährliche, nervengiftige Clostridien wie der Tetanus-Erreger oder Salmonellen.
Die neue Vorschrift, die vor allem für die Fettindustrie wegen des gesenkten Energieeinsatzes Preisvorteile bringt, gilt jedoch nicht für Abfälle von Wiederkäuern. Wegen des BSE-Risikos müssen diese Materialien bei Dampfdruck mit 133 Grad Celsius 20 Minuten lang behandelt werden. Bei diesem Verfahren haben auch andere Krankheitserreger keine Überlebenschance. Die europaweite Einführung solcher hygienisch einwandfreier Anlagen, die in Deutschland Standard sind, würde jedoch 7 Milliarden Mark kosten.
Vier neue Fälle von Rinderwahnsinn entdeckt
Darunter ein Fall in einem Schlachthof
Aus: Yahoo-News, 26. August 1999, 11.51 Uhr (Schweiz). [Original]BERN. In der Schweiz sind vier weitere Fälle von Rinderwahnsinn entdeckt worden. Nach Angaben des Bundesamts für Veterinärwesen (BVET) vom Donnerstag ist darunter auch ein Tier, das bei einer Stichprobe in einem Schlachthof im Kanton Nidwalden untersucht worden war.
Die jüngste Statistik des BVET betrifft den Zeitraum vom 7. bis zum 20. August. Drei der vier neuen Fälle von Boviner Spongiformer Enzephalopathie (BSE) wurden im Zug des neuen Untersuchungsprogramms ermittelt. Sie betrafen eine krankgeschlachtete Kuh im zürcherischen Bezirk Horgen, ein umgestandenes Tier im sanktgallischen Oberrheintal sowie die Kuh, die im Kanton Nidwalden in den Schlachthof kam. Seit Anfang März werden alle verendeten oder wegen Gesundheitsproblemen getöteten und alle krankgeschlachteten Kühe mit dem von der Schweizer Firma Prionics entwickelten BSE-Test untersucht. Zudem werden mit dem gleichen Test Stichproben in Schlachthöfen durchgeführt.
Bisher wurden durch dieses Programm 17 BSE-Fälle ermittelt. Zwei davon wurden bei den Stichproben in Schlachthöfen entdeckt, also bei Tieren, die für den Konsum bestimmt waren. Diese Fälle sind wegen der Möglichkeit der Übertragbarkeit von BSE auf den Menschen von besonderem Interesse. Das BVET hat bisher auf einen flächendeckenden Einsatz des BSE-Tests verzichtet. Denn es betrachtet den Schutz der Konsumenten für gewährleistet, weil die so genannten Risikoorgane -namentlich Gehirn, Augen und Rückenmark bei der Schlachtung entfernt werden müssen und für den Konsum verboten sind.
Der vierte BSE-Fall, der in der jüngsten Berichtsperiode entdeckt worden war, betrifft einen so genannten klinischen Fall. Das heisst, ein Tier, bei dem ein klinischer Verdacht nach dem Tod im Labor bestätigt wurde. Es geht um ein Tier aus dem sanktgallischen Bezirk Gossau.
Änderungen in der Statistik
Wie die jüngste Übersicht weiter zeigt, hat das BVET die Darstellung der BSE-Statistik geändert. Neu werden in der Jahresübersicht nur noch die klinischen Fälle mitgezählt. Denn diese Fallzahlen entsprächen den international üblichen Meldungen an das Internationale Tierseuchenamt und seien für die Jahres- und Ländervergleiche massgebend. Demnach sind in der Schweiz im laufenden Jahr bisher zwölf Fälle von Rinderwahnsinn aufgetreten, verglichen mit 14 im ganzen letzten Jahr. Die im Zuge des neuen Übewachungsprogramms ermittelten BSE-Fälle werden separat aufgeführt. Es handelt sich bisher um insgesamt 17. Nach wie vor wird auch zwischen Tieren unterschieden, die vor und nach dem Ende 1990 verhängten Fütterungsverbot von Tiermehl geboren wurden. Alle vier in der jüngsten Berichtsperiode ermittelten Fälle betrafen so genannte BAB-Tiere (born after ban). Insgesamt sind seit dem erstmaligen Auftreten der tödlichen Seuche in der Schweiz 311 Fälle von Rinderwahnsinn diagnostiziert worden, darunter 73 BAB-Fälle.
Verunreinigtes Tierfutter auch für BAB-Fälle verantwortlich
Untersuchung des BVET / Kontaminationen durch Schweine- und Geflügelfutter sowie alte Bestände vermutet
Aus: Yahoo-News, 11. September 1999, 12.13 Uhr (Schweiz). [Original]BERN. Mit Tiermehl verunreinigtes Rinderfutter ist auch bei den so genannten BAB-Fällen der wahrscheinlichste Grund für die BSE-Infektion. Dabei könnte die Kontamination durch altes oder durch Schweine- und Geflügelfutter erfolgt sein, kommt das Bundesamt für Veterinärwesen (BVET) zum Schluss.
Von den 311 seit November 1990 in der Schweiz an Rinderwahnsinn erkrankten Kühen waren 73 so genannte Born-after-ban- Fälle (BAB). Das heisst, dass die Tiere nach dem Schweizer Fütterungsverbot für Tiermehl vom 1. Dezember 1990 geboren wurden. Im laufenden Jahr traten bisher 28 solche Fälle auf. Die Infektionsquelle sei wahrscheinlich die gleiche wie bei den normalen BSE-Fällen, kommt die am Samstag vom BVET veröffentlichte Untersuchung zum Schluss. Als wahrscheinlichste Gründe für Infektionen nach dem Fütterungsverbot kämen aufgrund der Erfahrungen in Grossbritannien Verunreinigungen des Rinderfutters mit Schweine- oder Geflügelfutter in Frage. Dieses sei mit grosser Wahrscheinlichkeit mit Bestandteilen von BSE-infizierten Tieren versetzt gewesen, schreibt das BVET. Bei 38 von 39 untersuchten BAB-Fällen könne eine Infektion durch kontaminiertes Rinderfutter nicht ausgeschlossen werden. Hinweise auf eine Übertragung vom Muttertier auf das Kalb lägen keine vor.
Bei einem Viertel scheine Schweine- oder Geflügelfutter im Spiel gewesen zu sein. Bei einem weiteren Viertel sei offenbar altes Futter verabreicht worden. Alle drei Risikofaktoren zusammen seien bei acht Fällen ausgemacht worden. Allerdings weise nichts darauf hin, dass ein bestimmtes Produkt, eine Firma oder eine Einzelkomponente bei den untersuchten Fällen eine Rolle gespielt habe, heisst es weiter. Solche Kreuzkontaminationen könnten bei der Herstellung, beim Transport oder der Lagerung auftreten.
Bis im Mai 1996 durfte Schweine- und Geflügelfutter noch Anteile von Gehirn und Rückenmark von Kühen enthalten. Solches Futter wurde auch aus dem Ausland in die Schweiz eingeführt. BAB-Fälle mit Jahrgang 1997 und jünger dürfte es laut BVET demnach keine geben.
Eine erhöhte Anfälligkeit der Rasse ´Brown Swissª sei aufgrund der hohen Verbreitung des Braunviehs nicht schlüssig zu beweisen, obwohl die Mehrzahl der BAB-Fälle bei solchen Tieren auftrat. Am meisten BAB-Fälle wurden bisher in den Kantonen Luzern (15) und Bern (13) registriert. Die Häufung in einzelnen Kantonen könne einerseits rein zufällig sein, schreibt das BVET. Andererseits könne auch die Information sowie der hohe Kenntnisstand der Tierhalter und Veterinäre zu einer höheren Melderate beigetragen haben. Die BSE-Infektion erfolgt laut BVET wahrscheinlich im ersten Lebensjahr des Rindes. Zwischen der Infektion und der Befragung der Tierhalter lägen jeweils vier bis fünf Jahre.
BSE-Untersuchungsprogramm erfolgreich
Bisher 13 zusätzliche Fälle von Rinderwahnsinn entdeckt
Aus: Yahoo-News, 25. September 1999, 18.50 Uhr (Schweiz). [Original]BERN. Das Untersuchungsprogramm 99 zur genaueren Suche nach BSE-Fällen ist gemäss dem Bundesamt für Veterinärwesen (BVET) erfolgreich. Im ersten Halbjahr 1999 wurden damit 13 klinisch nicht erkannte Fälle von Rinderwahnsinn entdeckt, wie das BVET heute mitteilte.
Mit dem Untersuchungsprogramm wurden bis Ende Juni 1999 ungefähr nochmals soviele Fälle von Rinderwahnsinn aufgedeckt, wie sie durch klinische Diagnosen erkannt wurden, wie es Bulletin des BVET heisst. Diese Zahlen entsprächen den Erwartungen und zeigten, dass ein Überwachugnssystem nötig sei, das sich nicht nur auf die Meldung klinischer Verdachtsfälle beschränke. Durch nachträgliche eingehende Befragungen der Tierbesitzer sei in vielen dieser Fälle festgestellt worden, dass die Tiere gewisse Auffälligkeiten gezeigt hätten, die auf die Bovine Spongiforme Enzephalopathie (BSE) hindeuteten. Sie seien aber nicht als Verdachtsfälle erkannt und gemeldet worden. Dies zeige, dass die äussserlichen BSE-Symptome nicht einem Lehrbuchschema folgten und sowohl in der Anzahl wie auch Ausprägung verschieden sein könnten.
Durch die vestärkte Überwachung wird die Zahl der BSE-Fälle im laufenden Jahr gegenüber dem Vorjahr wieder zunehmen. Das BVET schreibt dies dem Überwachungsprogramm sowie der erhöhten Sensibilität und Bereitschaft zur Meldung von Verdachtsfällen zu. Bisherige Erfahrungen mit ausländischen Stellen zeigten, dass die grössere Transparenz durch das Übewachungsprogramm 99 trotz der höheren BSE-Zahlen durchaus positiv und als beispielhaft beurteilt werde. Dies dürfte sich längerfristig auf den heimischen und ausländischen Märkten positiv auswirken. Mit dem Überwachungsprogramm 99 wurden aufgrund des BSE-Schnelltests der Firma Prionics seit Anfang 1999 bisher 14.700 Kühe getestet.
Fischer für rasche Rindfleischkennzeichnung
Breite Kritik an EU-Kommission / CDU/CSU fordert Beibehaltung des Importverbots für Rindfleisch
Aus: Yahoo-News, 15. Oktober 1999, 15.44 Uhr (Politik). [Original]BERLIN. Bundesgesundheitsministerin Andrea Fischer hat sich für eine rasche Kennzeichnung von Rindfleisch in der EU ausgesprochen. Damit wandte sich die Ministerin am Freitag in Berlin gegen eine Entscheidung der EU-Kommission in Brüssel, die obligatorische Rindfleischetikettierung erst ab dem Jahr 2003 einzuführen. Die Ministerin setze sich nach wie vor dafür ein, dass die Kennzeichnung wie ursprünglich geplant bereits zum 1. Januar 2000 erfolge, erklärte das Ministerium. Ähnliche Forderungen stellten die CDU/CSU und die Verbraucherverbände.
Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion verlangte von der Bundesregierung, im Hinblick auf die Rinderkrankheit BSE das Importverbot für britisches Rindfleisch unbedingt aufrecht zu erhalten. Dies sei auch im Hinblick darauf erforderlich, dass die EU-Kommission die Rindfleischetikettierung erst ab dem Jahr 2003 wolle, erklärte der stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Horst Seehofer. Damit werde den Konsumenten die Freiheit genommen, sich an der Ladentheke "für sicheren Verbraucherschutz zu entscheiden", sagte der ehemalige Bundesgesundheitsminister.
Die deutschen Verbraucherverbände warfen der EU-Kommission eine Verhöhnung der Verbraucher vor. Die Kommission habe die Rindfleischkennzeichnung klammheimlich um drei Jahre verschoben, kritisierte die Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände (AgV) in Bonn. Nach vorliegenden Informationen werde es auch ab 2003 keine Klarheit für Verbraucher geben. Bei der geplanten Vorschrift solle die gesamte EU als "Region" gelten. Dann müsse als Herkunftsregion nur "EG" (Europäische Gemeinschaft) angegeben werden.
Dies zeige, dass die Kommission aus Fehlern nichts gelernt habe, erklärte die AgV. In Sonntagsreden würden in Brüssel Konsequenzen aus Lebensmittelskandalen angekündigt, in Wirklichkeit würden Verbesserungen in Nacht-und-Nebel- Aktionen auf den Sanktnimmerleinstag verschoben. Die Organisation vertrat die Ansicht, dass höchstens eine Verschiebung um ein Jahr hingenommen werden könne, damit EU-Länder wie Italien, Spanien, Portugal und Griechenland "ihre Hausaufgaben nachholen können".
120 Todesfälle durch Creutzfeld-Jakob-Krankheit
Aus: Yahoo-News, 26. Oktober 1999, 13.41 Uhr (Vermischtes). [Original]GÖTTINGEN. In Deutschland sind nach Auskunft Göttinger Mediziner 1998 etwa 120 Menschen an der klassischen Form der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (CJD) gestorben. Insgesamt wurden in den vergangenen sechs Jahren 956 Fälle ermittelt, bei denen ein Verdacht auf die unheilbare Gehirnerkrankung vorlag.
"Bei 333 Patienten steht fest, dass sie an CJD gestorben sind. Bei weiteren 255 sind wir uns ziemlich sicher", sagte am Dienstag Inga Zerr von der deutschen CJD- Überwachungsstelle in Göttingen. Der Anstieg der sicher diagnostizierten Todesfälle in den vergangen Jahren sei durch das verbesserte Registrierverfahren zu erklären.
Von der vor einigen Jahren aufgetauchten neuen CJD-Variante [nvCJD] hat das fünfköpfige Expertenteam allerdings noch keinen einzigen Fall ermittelt. Das Leiden wird durch BSE-verseuchtes Rindfleisch ausgelöst und hat bisher in Großbritannien mehr als 40 Menschen das Leben gekostet. "Die neue Form ist Besorgnis erregend, weil sie nicht kalkulierbar ist. Wir wissen nicht, wie aggressiv der Erreger [Prion] ist und ob er vielleicht nur auf Großbritannien beschränkt bleibt", meinte Zerr. Im Unterschied zur klassischen CJD, die alte Menschen betraf, seien bei der neuen Form auch jüngere Menschen betroffen. Die an der Göttinger Uniklinik angesiedelte Überwachungsstelle arbeitet bundesweit mit 1.300 Kliniken, Krankenhäusern und anderen Einrichtungen zusammen.
Chronologie der BSE-Krise
Aus: Yahoo-News, 30. Oktober 1999, 17.48 Uhr (Politik). [Original]BRÜSSEL. Im November 1986 wurde in Großbritannien der erste Fall einer BSE-verseuchten Kuh verzeichnet. Zehn Jahre später, im März 1996, gestand die britische Regierung öffentlich ein, daß von dem Rinderwahnsinn Gesundheitsgefahren für den Menschen ausgehen können. BSE steht im Verdacht, beim Menschen die tödliche Creutzfeldt-Jakob-Krankheit auszulösen. Eine Chronologie der folgenden Ereignisse:
27. März 1996: Zum Schutz der Verbraucher verhängt die Europäische Kommission ein weltweites Exportverbot für britische Rinder und Rinderprodukte.
April 1996: Großbritannien wird verpflichtet, alle Rinder, die älter als 30 Monate sind, zu vernichten. Das sind schätzungsweise vier Millionen Tiere.
21. Juni 1996: Beim EU-Gipfel von Florenz verabschieden die Staats- und Regierungschefs einen Plan für eine schrittweise Aufhebung des Exportverbots.
18. Februar 1997: Im Abschlußbericht eines BSE-Untersuchungs- Ausschusses werden der EU-Kommission, dem EU-Ministerrat und Großbritannien schwere Versäumnisse beim Umgang mit der Rinderseuche vorgeworfen. Das Europaparlament droht der EU-Kommission mit einem Mißtrauensvotum. Nach Verbesserungen beim Verbraucherschutz wird die Drohung im November 1997 aufgehoben.
25. Februar 1997: Großbritannien beantragt die Aufhebung des Exportverbots für Rinder aus BSE-freien Herden in Schottland und Nordirland.
3. Juli 1997: Die EU-Kommission deckt den illegalen Export von 1.600 Tonnen Rindfleisch aus Großbritannien auf.
1. Juni 1998: Rindfleisch-Exporte aus bestimmten, garantiert BSE- freien Herden in Nordirland sind wieder erlaubt.
25. November 1998: Die EU-Kommission hebt das Exportverbot im Grundsatz auf. Für die Wiederaufnahme der Exporte ist noch das Urteil von Experten erforderlich, ob die Voraussetzungen erfüllt sind.
14. Juli 1999: Die EU-Kommission hebt das weltweite Exportverbot für britisches Rindfleisch auf.
29. Oktober 1999: Eine Expertenkommission der EU erklärt deutsche und französische Bedenken gegen britisches Rindfleisch für haltlos. Großbritannien erwartet die endgültige Aufhebung der Einfuhrverbote.
[Eine ausführlichere Chronik der BSE-Krise]
BSE-Experten waren gegen Freigabe von Rindfleischexporten
Göttinger Neuropathologe fordert Entwicklung von Schnelltest zur Erkennung der Rinderseuche
Aus: Yahoo-News, 10. November 1999, 11.33 Uhr (Politik). [Original]HAMBURG. Die Entscheidung der Europäischen Union zur Freigabe von Rindfleischexporten aus Großbritannien ist nach Angaben der Zeitung "Die Woche" gegen den ausdrücklichen Rat von BSE- Forschern erfolgt. Der Göttinger Neuropathologe Hans Kretzschmar sagte dem Blatt in einem heute vorab veröffentlichten Interview: Ausgewiesene BSE-Experten, darunter auch ich, plädierten dafür, den Export von Rindern nicht zu erzwingen. Das Verbot, Tiermehl zu verfüttern, bestehe erst seit 1996, die Inkubationszeit der Rinderseuche betrage aber fünf Jahre.
Wir meinten daher, es sei besser, noch ein bis zwei Jahre abzuwarten, sagte Kretzschmar. Die BSE-Experten seien jedoch von anderen Wissenschaftlern überstimmt worden. Die wissenschaftlichen Experten der Europäischen Union hatten Ende Oktober britisches Rindfleisch für unbedenklich erklärt. Die wegen der BSE-Gefahr vorgebrachten Einsprüche Frankreichs wurden damit zurückgewiesen.
Kretzschmar forderte die möglichst rasche Entwicklung eines zuverlässigen Schnelltests, um infizierte, aber noch nicht erkrankte Rinder zu erkennen. Dies könne jedoch nur gelingen, wenn die Briten schleunigst Gewebeproben zur Verfügung stellen. Dies sei bisher nicht geschehen. Vielleicht fürchtet man, dass mit guten Test mehr infizierte Tiere entdeckt werden als in den Modellrechnungen angenommen, sagte der Neuropathologe.
Kennzeichnungspflicht für GB-Fleisch vorgeschrieben
Aus: Yahoo-Finanzen, 18. November 1999, 17.05 Uhr (Politik). [Original]BRÜSSEL (vwd). Die EU-Staaten können bereits jetzt eine Kennzeichnung von fragwürdigem britischen Fleisch verlangen. Daran hat EU-Gesundsheitskommissar David Byrne seiner Sprecherin zufolge Bundesgesundheitsministerin Andrea Fischer erinnert. Byrne habe zugesagt, dass die Brüsseler Dienststellen bis zum Freitag eine Analyse jener Auflagen erstellen, die für die Aufhebung der wegen der BSE-Seuche für britisches Rindfleisch verhängten Liefersperre verhängt wurden. Diese würde dann den EU-Staaten zugeleitet, so die Sprecherin am Donnerstag. Fischer sagte in Brüssel, dass Deutschland ebenso wie Byrne an einer raschen Lösung interessiert sei.
Am Rande des Treffens der Gesundheitsminister in Brüssel sagte Fischer außerdem, dass die Kommission "weitere Verzögerungen nicht akzeptieren wird". Sie betonte, dass Berlin rechtliche Schritte vermeiden wolle. Die Kennzeichnung müsse aber so gestaltet sein, dass sie für den "interessierten Laien nachvollziehbar ist, ohne vorher große Kenntnisse haben zu müssen", betonte die deutsche Gesundsheitsministerin. Knackpunkt für Berlin ist die Kennzeichnung. In der Vergangenheit war der deutsche Markt allerdings für britisches Rindfleisch von äußerst geringerer Bedeutung, so dass Beobachter den Konflikt für eher prizipieller Natur halten.
Ziel der Analyse ist es nach Angaben von Byrnes Sprecherin, "alle herrschenden Missverständnisse zu beseitigen", die im Zusammenhang mit den vom EU-Lenkungsausschuss getroffenen Entscheidungen zur Aufhebung des Embargos für britisches Fleisch bestünden. Byrne habe unterstrichen, es sei vorgesehen, dass auf jeder Stufe der Ursprung der betreffenden britischen Ware ermittelt und diesem nachgegangen werden kann, um im Falle eventueller Probleme die Produkte zu jeder Zeit vom Markt zurückziehen zu können, sagte dessen Sprecherin.
Byrne habe gegenüber Fischer betont, dass diese Verpflichtung bei den jüngsten Gesprächen zwischen Frankreich und Großbritannien dazu geführt habe, dass Paris eine etwas flexiblere Haltung eingenommen und nicht auf einer glatten Weigerung verharrt habe. Nach Angaben der Sprecherin hat Fischer die Erläuterungen Byrnes "mit Interesse" zur Kenntnis genommen und dabei signalisiert, dass die erteilten Erläuterungen die Ausarbeitung eines Gesetzesentwurfes zur Durchführung des EU-Beschlusses erleichtern dürfte. Fischer sagte in Brüssel zu, auf eine Mehrheit im Bundesrat hinarbeiten zu wollen.
Sie habe dem EU-Gesundheitskommissar gesagt, dass eine solche Regelung in der Bundesrepublik in den Parlamentsausschüssem eingehend behandelt und eine spätere Zustimmung vom Bundesrat erleichtert werden könnte. Byrne hat seiner Sprecherin zufolge auf eine zügige Aufhebung des deutschen Embargos, das gegen EU-Recht verstößt, gedrängt. Einen konkreten Zeitpunkt wollte Fischer zunächst nicht nennen. Brüssel hatte Berlin aufgefordert, binnen zwei Wochen das weitere deutsche Vorgehen zu erklären. Fischer versprach, fristgerecht eine Antwort auszuarbeiten. Sie wolle sich dabei mit den Gesundheitsministern der deutschen Länder beraten.
Hinsichtlich der unterschiedlichen Behandlung Frankreichs und Deutschlands im Konflikt um die Aufhebung der Einfuhrsperre erinnerte die Sprecherin von Byrne daran, dass sich Berlin im Gegensatz zu Paris bisher nicht ausdrücklich geweigert habe, der Entscheidung über die Aufhebung des Embargos nachzukommen. Vielmehr prüfe Deutschland, wie die Entscheidung im Rahmen der deutschen Ländergesetzgebung umzusetzen sei. Deshalb habe die Kommission bislang keine Handhabe, Berlin direkt mit einer Klage beim Europäischen Gerichtshof zu drohen. Beide Länder sind derzeit die einzigen, die sich gegen britische Rindfleischexporte stemmen.
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