Vier neue Fälle von Rinderwahn in der Schweiz
Weniger als 0,1 Promille des verzehrten Fleisches stammt von BSE-kranken Tieren
Aus: Yahoo-News, 3. Dezember 1999, 13.50 Uhr (Politik). [Original]BERN. In der Schweiz sind in der zweiten Hälfte des Novembers vier neue Fälle von Rinderwahn festgestellt worden. Wie das Bundesamt für Veterinärwesen (BVET) mitteilte, stammten die erkrankten Tiere aus Ställen in den Kantonen Thurgau, Waadt und Freiburg. Alle wurden nach dem Fütterungsverbot von Tiermehl von Ende 1990 geboren. Im laufenden Jahr sind damit in der Schweiz bereits 22 klinische Fälle von Boviner spongiformer Enzephalopathie (BSE) aufgetreten acht mehr als im ganzen vergangenen Jahr. BVET-Sprecher Heinz Karl Müller führt die Zunahme auf die zu tiefe Zahl von 1998 zurück, die aus dem statistischen Rahmen gefallen sei. "Das Fazit ist und bliebt, dass BSE abnimmt", sagte er.
Zu den klinischen Fällen, die auf Grund von BSE-Verdacht gefunden wurden, kommen bisher 23 Fälle, die beim sogenannten Untersuchungsprogramm 99 entdeckt wurden. In diesem Rahmen werden alle verendeten und notgeschlachteten Tiere und zudem 7.200 Stichproben aus normal geschlachteten Tieren untersucht. Von den bisher durchgeführten gut 5.500 Stichproben waren drei positiv. Die Tiere, die ohne diesen Test auf den Tisch gekommen wären, stammten aus den Kantonen Bern, Waadt und Nidwalden.
"Wir haben diese Ergebnisse erwartet", sagte Müller. Es bestehe kein Grund zur Beunruhigung. Die Sicherheit der Konsumenten sei gewährleistet, indem allen Tieren die Risiko-Organe entnommen würden. Man schätze, dass weniger als 0,1 Promille des verzehrten Fleisches von BSE-krankem Vieh stamme. Das Untersuchungsprogramm diene zudem nicht dem Schutz der Konsumenten, sondern der seuchenpolizeilichen Überwachung und dem genaueren Erfassen der BSE-Entwicklung. Seit dem erstmaligen Auftreten der Seuche in der Schweiz Ende 1990 sind 327 BSE-Fälle festgestellt worden.
BUND fordert von Bundesrat Schutz vor BSE durch Fleisch-Etikettierung
Deutschland soll nationale Regelung zur Etikettierung auf 1.1.2000 vorziehen / Importverbot für britisches Rindfleisch muss beibehalten werden
Aus: Yahoo-News, 17. Dezember 1999, 9.01 Uhr (Politik). [Original]BONN/BERLIN (ots). Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) fordert den Bundesrat auf, in seiner heutigen Sitzung eine nationale Regelung zur Fleischetikettierung ab dem 1.1.2000 zu beschließen. BUND-Agrarexperte Andreas Krug: "Allein die Etikettierung ermöglicht Transparenz für den Verbraucher. Schlachtort und -zeitpunkt, landwirtschaftlicher Betrieb und der Verarbeitungsweg des Fleisches müssen klar erkennbar werden, um den Kunden wirksam vor unkalkulierbaren Gesundheitsgefahren zu schützen. Britisches Rindfleisch muss bereits jetzt in der gesamten Europäischen Union gekennzeichnet werden, damit nicht über irgendwelche Umwege undeklariertes Fleisch nach Deutschland kommen kann. Eine Etikettierung, die auf Deutschland beschränkt bliebe, würde Umdeklarationen und Etikettenbetrügereien Tür und Tor öffnen."
Nach BUND-Auffassung sollen nicht nur frisches britisches Rindfleisch, sondern auch alle anderen Fleischarten und Fleischprodukte einen lückenlosen Nachweis von der Produktion bis zur Ladentheke erhalten. Auch in der Gastronomie müsse dieser Nachweis zu führen sein. Nur so könnten die Risiken durch BSE, Tiermehlskandale und erhöhte Dioxinkonzentrationen in Lebensmitteln reduziert werden. Krug: "Landwirtschaftsminister Funke hat bestätigt, dass die Kennzeichnung ab Januar bei uns möglich ist. Dann sollte es auch zumindest in Deutschland gemacht werden. Beim nächsten Fleischskandal wird sich sonst der Bundesrat fragen lassen müssen, warum er die Kennzeichnung verschleppt hat."
Der BUND hält außerdem die demnächst beabsichtige Aufhebung des deutschen Importverbotes für britisches Rindfleisch zum jetzigen Zeitpunkt für verfrüht. Deshalb müsse der Bundesrat dem bayerischen Antrag auf Aufrechterhaltung des Embargos folgen. Zunächst müsse in einer zweijährigen Testphase auf der britischen Insel eine ausreichende Datenbasis gewonnen werden, auf Grund derer ein Beschluss über die Aufhebung des Importverbotes getroffen werden könne.
Bundesrat verschiebt Entscheidung über BSE
Aus: Yahoo-Finanzen, 17. Dezember 1999, 16.37 Uhr (Politik). [Original]BONN (vwd). Der Bundesrat hat heute in Bonn eine Entscheidung über den künftigen Umgang mit den möglichen Gefahren des Rinderwahns (BSE) durch Fleisch aus Großbritannien verschoben. Die Länder konnten sich nicht einigen, ob sie ein Importverbot für britisches Fleisch gegen die Beschlüsse der EU aufrechterhalten sollen oder ob die Durchsetzung einer Kennzeichnungspflicht für in Deutschland verkauftes Rindfleisch der bessere Weg ist. Vor allem die nordrhein-westfälische Umweltministerin Bärbel Höhn machte sich für ein Importverbot stark. Es dürfe erst aufgehoben werden, wenn eine Kennzeichnung des Fleischs sichergestellt sei.
Höhn trat dafür ein, zum Schutz der Verbraucher auch ein Vertragsverletzungsverfahren der EU billigend in Kauf zu nehmen. Die wie Höhn den Grünen angehörende Bundesgesundheitsministerin Andrea Fischer hielt, von Niedersachsen unterstützt, dagegen. Ein Importverbot würde den Verbrauchern Sicherheit nur vorspiegeln, weil angesicht der von 13 EU-Staaten vollzogenen Lockerung des Exportverbots für britisches Rindfleisch nicht sichergestellt werden könne, dass Fleisch aus Großbritannien auf dem Weg über andere Länder oder in Produkten doch in deutsche Läden komme. Besser sei der Weg, eine europaweite Kennzeichnungspflicht oder nötigenfalls eine Kennzeichnung im nationalen Alleingang durchzusetzen. Es sei ein weitgehendes Zugeständnis, dass die EU-Kommission eine solche nationale Kennzeichnung erlaubt habe. An einer entsprechenden Verordnung werde gearbeitet.
, London, 19. Dezember 1999, Seite ?? (???) von JONATHAN LEAKE and JON UNGOED THOMAS. [Quelle] [Übersetzungs-Service]Ten new nvCJD cases raise fears of cattle-cull fraud
Aus: The Sunday Times
Up to 10 more people are believed to be suffering from variant CJD, the killer brain disorder thought to be caused by eating beef infected with BSE, known as "mad cow" disease. The victims are all still alive and mostly young, including at least one child, a 13-year-old girl. Variant CJD has already claimed 48 lives in Britain, but the appearance of new cases is particularly serious.
It is more than a decade since the government banned the use of parts of cows thought to present the greatest risk. These new cases imply either a long incubation period for the disease or that infected meat is still entering the food chain.
Dr Richard Knight, a clinical neurologist at the CJD surveillance unit in Edinburgh, confirmed that the unit is dealing with a further 7-10 suspected cases. "There is a long-term rise in the number of cases but the overall numbers are still too small to tell us the eventual size of the epidemic," he said.
The Sunday Times has established that meat banned because it could be
infected with BSE is still being sold for human consumption. After the
BSE scandal erupted, the government decided to slaughter all cattle over
the age of 30 months. By the end of September last year, more than 2.5m
cattle had been killed. Last week, however, an official involved with the
cull claimed that it has been open to systematic fraud.
"It has not been monitored properly and not nearly enough has been done to
stop dishonest practices," said Graham Bell, who worked at the
Intervention Board, a government body. He has sent a file detailing his
evidence to the French authorities.
British investigators have confirmed that they are examining more than
50 cases where farmers and cattle dealers have allegedly used bogus
identity documents to conceal cows' ages in order to sell them for human
consumption. Last week the agriculture ministry admitted that 90,000
cattle have gone missing from its surveillance scheme. About 1,600
cows a year are still being diagnosed with BSE.
Trading standards officers at several county councils, including
Gloucestershire, Shropshire and Somerset, said last week that they are
involved in dozens of investigations. "There is a hard core of people
who are trying to get animals over 30 months into the human food chain,"
said Nigel Durnford, an animal health inspector in Gloucestershire.
A ministry spokesman said there were stringent controls to prevent fraud.
"The farming community supports this system and the enforcement of the
rules is taken very seriously indeed," he said.
On Friday at the close of the official inquiry into BSE, Lord Phillips, its
chairman, warned that the 48 deaths so far could be "just the tip of an
iceberg". Three more people, one in Ireland and two in France, have also
died from the disease. It emerged last week that a 36-year-old French
woman has the disease but is still alive.
Previously, firm evidence of variant CJD could be obtained only through
postmortem examinations. New tests, devised by the CJD unit in Edinburgh,
now allow diagnoses to be made with some confidence while victims are
alive.
The tests include tonsil biopsies and magnetic resonance imaging, which
shows victims to have undergone specific changes in a part of the brain
called the thalamus. Details of the tests are to be published shortly in a
medical journal. Frances Hall, secretary of the Human BSE Foundation which
represents families of victims, said: "Ten new cases is truly
shocking."
WASHINGTON/GÖTTINGEN. Jüngste Erkenntnisse zum
Zusammenhang zwischen Rinderwahnsinn und der neuen Form der
Creutzfeldt-Jakob- Krankheit
(nvCJD) beim
Menschen können nach Expertenansicht zu einem neuen BSE-Test
führen. Ein gentechnisch veränderter Mäusestamm zeigte nach
Infektionen mit den Erregern von BSE und nvCJD identische Symptome. Der
endgültige Nachweis für eine Übertragung auf den Menschen
bleibt nach Expertenmeinung allerdings aus. Mit diesen Mäusen
könnten Forscher nun jedoch endlich prüfen, ob in Muskelgewebe
BSE-Erreger sind, sagte Walter Schulz-Schaeffer vom Referenzzentrum
für Spongiforme Enzephalopathien der Universität Göttingen
am Dienstag.
Das schottisch-amerikanische Team benutzte gentechnisch mutierte
Mäuse, die in ihrem Gehirn das Prion-Protein gesunder Rinder
produzieren. Die Forscher injizierten den Mäusen dann veränderte
Prionen von BSE-kranken Rindern, erkrankten Gen-Mäusen und nvCJD-
kranken Menschen. Alle Mäuse hatten nach der Inkubationszeit von rund
250 Tagen die gleichen krankhaften Strukturen im Gehirn die
Krankheit entsteht, wenn gesunde Prionen von kranken umgeformt werden. In
einem Gegenversuch hatten die Forscher veränderte Prionen von
Scrapie-kranken Schafen in die Gen-Mäuse injiziert. Sie lösten
völlig andere Gewebeveränderungen im Gehirn aus. "BSE und die
neuen Variante von CJD erzeugen ein identisches Muster im Gehirn der
Gen-Mäuse und diese Charakteristika unterscheiden sich von anderen
CJD-Erkrankungen oder Scrapie des Schafes", kommentiert Mitautor Stephen
DeArmond. Diese Ergebnisse zeigten eindeutig, dass der selbe Stamm von
Prionen zu BSE und nvCJD führen könne.
Die Studie unter Leitung von Michael Scott vom San Francisco Institute for
Neurogenerative Disease ist in der jüngsten Ausgabe der "Proceedings
of the National Academy of Science" (Band 96, Seite 15137)
veröffentlicht. Leiter des Instituts ist Prof. Stanley Prusiner, der
für seine Arbeiten über Prionen 1997 den Nobelpreis erhalten
hatte. Ein Test auf Basis des Verfahrens eignet sich laut Schulze-
Schaeffer jedoch nicht für den Schlachthof, weil die Inkubationszeit
rund 250 Tage betrage. Ein BSE-Test auf Basis der Gen-Mäuse sei aber
interessant, weil dabei nun die Artenbarriere ausgeschaltet sei. "Das
Testsystem ist empfindlicher als alles, was wir bisher hatten." Mit der
Maus lasse sich die Infektiosität von Gewebe, Nahrungsmitteln oder
Kosmetika zu prüfen.
Es werde lange dauern, bis der volle Umfang der nvCJD-Epidemie in
Großbritannien deutlich sei, sagte der höchste medizinische
Beamte der britischen Regierung, Prof. Liam Donaldson. "Wir werden noch
mehrere Jahre lang nicht wissen, ob es sich um eine kleine Epidemie handelt
in anderen Worten: mit Hunderten (von Kranken) oder um eine
sehr große mit hunderttausenden", sagte er am Dienstag dem britischen
Rundfunk BBC. Die neuen Forschungsergebnisse stellten seiner Ansicht nach
jedoch den schlüssigsten möglichen Beweis für die Verbindung
zwischen BSE und nvCJD dar.
Schulz-Schaeffer verwies darauf, dass der endgültige Nachweis noch
aussteht. "Man bräuchte eine Maus, die das menschliche Prion- Protein
trägt in der Form wie es die nvCJD-Patienten schon im gesunden Zustand
haben." Diese müsste ebenfalls infiziert werden können. "Wenn
das gelänge, hätte man den formalen Beweis." Nach Angaben der
britischen CJD-Überwachungsstelle gibt es bisher 46 bestätigte
sowie zwei mögliche Fälle der nvCJD.
BRÜSSEL 28.12.1999 (vwd/mru/dmt/mig). Das
europäische Lebensmitteljahr 1999 lässt sich bequem in zwei
Abschnitte teilen: Im ersten Teil des Jahres war es die Furcht vor
Hühnern und Dioxin; ab August dann lieferten sich London und Paris
Gefechte über die Genießbarkeit von britischem Rindfleisch. Wer
dachte, nach der BSE-Krise der vergangenen Jahre würden sich die Wogen
in Sachen Lebensmittelsicherheit glätten, der sah sich schnell eines
Besseren belehrt. Die Qualität von Lebensmitteln ist und bleibt ein
Topthema in Europa mit Haken und Ösen für eine mehr und
mehr im Verbraucherschutz engagierte Kommission.
Schon bei der Verfütterung von dioxinhaltigem Fett offenbarte sich
für die Kommission indes der Unterschied zwischen Wunsch und
Wirklichkeit. Obwohl nur ein belgischer Zulieferer für Futtermittel
dioxinversetztes Fett lieferte, mussten Brathähnchen und Eier in ganz
Europa aus den Regalen genommen werden. Wenn die Lebensmittelindustrie
europäisch so verflochten ist, so der Schluss eines unbedarften
Beobachters, dann muss die Qualität auch von zentraler Stelle
gesichert werden. Wer hier allerdings an die Europäische Kommission
dachte, merkte schnell, dass er auf einen Papiertiger gesetzt hatte.
Die Brüsseler Behörde konnte zwar schnell die belgische Regierung
und deren laxe Kontrollen als Verantwortliche für den Dioxinskandal
benennen, musste aber gleichzeitig eingestehen, dass sie selbst nicht in
der Lage ist, die europäischen Bürger vor solchen Gefahren zu
schützen. Immer wieder mussten die Eurokraten beteuern, dass für
die Kontrollen vor Ort weiter die EU-Staaten verantwortlich sind und dass
deshalb Brüssel kaum strenger sein kann, als die nationalen
Kontrolleure. Dem frisch gebackenen Verbraucherschutzkommissar David Byrne
gelang es dennoch, aus dem Skandal politisches Kapital zu schlagen. Er
nutze die Gunst der Stunde und setzte schärfere Bestimmungen für
die Zusammensetzung von Futtermitteln durch.
Ein politisches Drama nach allen Regeln der Kunst spielte sich dann in der
zweiten Jahreshälfte ab, als Frankreich sich weigerte, sein
Importverbot für britisches Rindfleisch aufzuheben, obwohl die
Kommission das Beef im August wieder als unbedenklich eingestuft hatte. Es
reichte nicht, dass die europäischen Tierzüchter gegen ein
mittlerweile recht hartnäckiges Unbehagen der Verbraucher ihren
Produkten gegenüber kämpfen mussten. Die Frage nach der Herkunft
des Steaks auf dem Teller bot zudem Stoffe für rein nationale
Auseinandersetzungen.
So lieferten sich die britische und französische Presse Schlachten
mit der Kommission zwischen den Fronten. Auch wenn die
Brüsseler gegenüber Paris gutmütig aber hartnäckig die
Durchsetzung europäischen Rechts betrieben, brachte Paris dennoch das
Brüsseler Entscheidungssystem ein wenig ins Wanken. Während die
Kommission für die Aufhebung des Embargos eine solide
wissenschaftliche Basis reklamierte, schlüpften die Franzosen in die
Rolle des Querulanten und begründeten ihre harte Haltung mit eigenen,
anderen
Ergebnissen.
Die wissenschaftliche Minderheitenmeinung, auf die die EU ihr Importverbot
für US-Hormonfleisch gründet, wurde im Falle BSE nun lästig.
Das Vorsorgeprinzip, das die Europäer auf internationaler Ebene
einklagen, führte Paris plötzlich gegen Brüsseler
Entscheidungen ins Felde. Die nächste Stufe in dem Streit wurde
schließlich zum Jahresende erreicht: Brüssel dürfte
Frankreich und Deutschland, das sich bislang im Windschatten der Franzosen
bewegte und für die Aufhebung des Importembargos kein Datum nannte,
vor dem Europäischen Gerichtshof verklagen. Bei einer Verurteilung
[Ed: die angesichts der jetzt bekanntgewordenen
neuen Fakten und
des immer wahrscheinlicheren
Fleisch-Betrugs in Großbritannien wenig
wahrscheinlich ist] drohen den beiden größten EU-Staaten
empfindliche Geldstrafen.
EU-Kommissionspräsident Romano Prodi und sein oberster
Verbraucherschützer Byrne sinnen vor diesem Hintergrund denn auch auf
Abhilfe. Künftig sollen die Wissenschaftler mehr miteinander
diskutieren, statt den Politikern durch widersprüchliche Ergebnisse
das Leben schwer zu machen. Prodi forderte schon kurz nach seinem
Amtsantritt Mitte September eine europäische Lebensmittelagentur, in
der die Wissenschaftler weiter diskutieren sollen, aber unter Ausschluss
der Öffentlichkeit. Als Ergebnis wird eine autoritative Expertise
angestrebt, die von der Politik nur noch umgesetzt werden muss.
Ob sich indes bei Fragen der Lebensmittelsicherheit im nächsten Jahr
alles in Harmonie auflöst, ist keineswegs klar. Die
Europa-Abgeordneten haben schon deutlich gemacht, dass sie auch weiterhin
die öffentliche Debatte über die Genießbarkeit unserer
Nahrung wünschen.
EU-Kommission legt Weißbuch vor / Kontrolle der Nahrungsmittel
vom Stall bis zum Teller angestrebt
BRÜSSEL. Nach dem BSE-Skandal und der Dioxin-Krise will
die EU mit einem europäischen Amt für Lebensmittelsicherheit das
Vertrauen der Verbraucher zurückgewinnen. Die EU-Kommission legte am
Mittwoch ein Weißbuch vor, in dessen Mittelpunkt die Schaffung einer
Aufsichtsbehörde bis 2002 steht. Die EU-Kommission will auch die
Einzelbestimmungen über Tierfutter, Produktkennzeichnung,
Inhaltsstoffe und Hygiene zu einem schlüssigen Lebensmittelrecht
zusammenfügen, das die Unbedenklichkeit der Nahrungsmittel vom Stall
bis zum Teller garantieren soll.
EU-Verbraucherkommissar David Byrne, der das Konzept in Brüssel
vorstellte, sagte, die Europäische Union habe aus den Erfahrungen mit
dem Rinderwahnsinn, der Dioxinbelastung und der Verunreinigung von
Tierfutter mit giftigem Klärschlamm gelernt. "Der Einkaufswagen ist
die stärkste Waffe der Verbraucher", mahnte Byrne. Wenn das
Verbrauchervertrauen einmal beschädigt sei, habe das dramatische
Folgen für die Bauern, die Nahrungsmittelhersteller und die Industrie
insgesamt. Die EU-Kommission strebe den höchstmöglichen
Sicherheitsstandard für Lebensmittel an. EU-Industriekommissar Erkki
Liikanen sagte, mit dem geplanten Konzept würde nicht nur die
Lebensqualität der Europäer verbessert, sondern auch die
Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Nahrungsmittelindustrie
erhöht.
Das Amt für Lebensmittelsicherheit soll nach dem Willen der
Brüsseler Behörde hauptsächlich für die
wissenschaftliche Risikoanalyse und die Verbreitung von Informationen
zuständig sein. In seiner Funktion als Frühwarnsystem soll es
bei den geringsten Anzeichen von Gefahren für die Gesundheit der
Verbraucher Alarm schlagen. Mit Handlungsvollmachten will die Kommission
das Amt jedoch nicht ausstatten: Die entsprechenden Konsequenzen aus den
Erkenntnissen zu ziehen behält sie sich selbst vor. Damit ist die
EU-Kommission von dem Modell der amerikanischen Nahrungs- und
Arzneimittelbehörde FDA abgewichen. Weder die finanzielle
Ausstattung, noch die Personalstärke oder der Sitz des
europäischen Amtes ist bislang geklärt. Byrne sagte lediglich,
man plane die Einstellung von Hunderten von Mitarbeitern.
Der Aktionsplan zur Zusammenfassung der einzelnen rechtlichen Bestimmungen
zur Lebensmittelsicherheit umfasst etwa 80 Maßnahmen. Die neue
Rahmenrichtlinie soll die Verantwortlichkeit von Bauern,
Lebensmittelherstellern und -händlern klären, den
Herkunftsnachweis von Lebensmitteln und deren Inhaltsstoffen garantieren,
eine umfassende Risikoanalyse gewährleisten sowie das Vorsorgeprinzip
festschreiben.
Der deutsche Bauernverband (DBV) begrüßte den Vorschlag zur
Gesamtreform des bisherigen EU-Lebensmittelrechts und erwartete, dass sich
damit EU-weit das hohe deutsche Niveau der Lebensmittelsicherheit
durchsetzen werde. Die sozialdemokratische Europaabgeordnete Dagmar
Roth-Behrendt mahnte, die Schaffung einer neuen Institution bringe den
Verbraucherschutz nur dann weiter, wenn die Unabhängigkeit der
wissenschaftlichen Expertise sicher gestellt sei. Sie legte besonderen
Wert auf die Sicherheit des Tierfutters, das das erste Glied in der Kette
der Lebensmittelherstellung darstelle. Die verbraucherpolitische
Sprecherin der SPE-Fraktion forderte eine Positivliste derjenigen Stoffe,
die in Tierfutter enthalten sein dürfen, um Grauzonen zu vermeiden.
Der Vorsitzende der Europäischen Volkspartei (EVP), Hans-Gert
Pöttering, wollte das Weißbuch noch nicht bewerten. Die
Einrichtung eines Amtes für Lebensmittelsicherheit müsse
geprüft werden, sagte er.
[Forderung des BUND]
BRÜSSEL/BONN (ots). Der Bund für Umwelt und Naturschutz
Deutschland (BUND) hat die EU-Kommission
aufgefordert, bei der Lebensmittel-Sicherheit nicht auf halbem Wege stehen
zu bleiben. Die vorgesehene Einrichtung einer Lebensmittel-Behörde
allein sei noch kein entscheidender Fortschritt. Das durch die
Lebensmittel-Skandale der letzten Zeit zerstörte Vertrauen der
Verbraucher lasse sich nur zurückgewinnen, wenn die geplante
Behörde stärkere Kompetenzen als vorgesehen erhalte. So
müssten Kontrollen der Lebensmittelherstellung und des Handels in
allen EU-Mitgliedsstaaten möglich sein.
Andreas Krug, Agrarexperte des BUND:
"Das Lebensmittel-Weißbuch und die neue Behörde dürfen
nicht als Beruhigungspillen für die verunsicherten Verbraucher
herhalten. Eine handlungsfähige Überwachungs-Behörde
braucht durchgreifende Kontrollkompetenz, sonst bleibt sie ein
wirkungsloser Papiertiger und der nächste Lebensmittel-Skandal ist nur
eine Frage der Zeit."
Außerdem könne die geplante Behörde nur unzureichend
arbeiten, solange sich an den mangelhaften Kontrollen und der
katastrophalen personellen Situation der nationalen
Überwachungsbehörden in allen Mitgliedsstaaten
einschließlich Deutschlands nichts ändere, so Krug.
Insbesondere beim Futtermittelrecht sieht der BUND zusätzlichen
Reformbedarf. Völlig unterschiedliche Anforderungen an Tierfutter in
den Mitgliedsstaaten, mangelhafte Kontrollen der Zulieferbetriebe und die
fehlende Deklarationspflicht für Inhaltsstoffe seien Probleme, die das
Weißbuch weitgehend ignoriere. Die vorgesehenen Grenzwerte für
einzelne gefährliche Inhaltsstoffe, wie z. B. Dioxin, seien zudem
nicht akzeptabel. Krug: "Dioxin hat im Tierfutter absolut nichts
verloren und muss vollständig eliminiert werden. Maßstab
dafür muss die technische Nachweisgrenze sein. Futter mit
darüber liegenden Dioxin-Werten muss sofort aus dem Verkehr gezogen
werden."
Aufgrund der weiter bestehenden BSE-Gefahr in der Europäischen Union
fordert der BUND außerdem das Verbot der Fütterung von Tiermehl
auch an Nicht-Wiederkäuer und die Aufrechterhaltung des Embargos
für britisches Rindfleisch. EU-weit muss bei Rindfleisch
schnellstmöglich die Kennzeichnung der Herkunft erfolgen. Auch der
Einsatz von Antibiotika in der Tiermast muss verboten werden.
EU-Agrarminister erwägen Schlachthof, Zerlegebetrieb und
Identifizierungsnummer als Angaben ab 1. September
BRÜSSEL. Trotz Schwierigkeiten bei der technischen
Machbarkeit wollen die EU-Agrarminister die obligatorische
Herkunftskennzeichnung für Rindfleisch in der Europäischen Union
schon am 1. September einführen. Die EU-Landwirtschaftsminister
diskutierten am Montag in Brüssel darüber, welche Angaben auf dem
Etikett stehen sollen. Nach Auskunft aus Delegationskreisen will eine
Mehrheit zunächst die Identifizierungsnummer des Tieres sowie
Schlachthof und Zerlegebetrieb angeben. Mast- und Geburtsort des Tieres
sollen dann in einer zweiten Stufe ab 2003 mit aufgelistet werden.
Mit dem Etikettierungssystem, das in Deutschland bislang auf freiwilliger
Basis existiert, soll den Verbrauchern eine sichere Entscheidung beim Kauf
von Rindfleisch ermöglicht werden. Da die Möglichkeiten zur
Identifizierung und Rückverfolgung der Rinder in den einzelnen
EU-Staaten noch unterschiedlich sind, sollte die ursprünglich für
den 1. Januar 2000 vorgesehene Einführung der verpflichtenden
Rindfleisch-Kennzeichnung auf nächstes Jahr verschoben werden. Das
Europaparlament verlangte indes die Einführung schon zum 1.
September.
Die meisten Agrarminister sprachen sich nach Auskunft aus
Delegationskreisen auch für die Nennung des jeweiligen EU-Staates als
Herkunftsbezeichnung aus. Finden Geburt, Mast und Schlachtung in
unterschiedlichen EU-Ländern statt, müsste das Etikett dann drei
EU-Staaten ausweisen. Eine starke Minderheit aus Großbritannien,
Irland, Belgien, den Niederlanden, Spanien, Italien und Österreich
wollten in diesem Fall auch einen pauschalen Herkunftsnachweis EG
akzeptieren. Großbritannien lehnt dem Vernehmen nach
Landes-Kennzeichnung jedoch nicht kategorisch ab.
Die Rinderseuche BSE war vor vier Jahren der Auslöser für eine
sorgfältigere Vermarktung von Rindfleisch. Frankreich und Deutschland
haben das Einfuhrverbot für britisches Rindfleisch bislang noch nicht
aufgehoben.
BERLIN. Nordrhein-Westfalens Umweltministerin Bärbel
Höhn (Grüne) bleibt im BSE-Streit auf Gegenkurs zu ihrer
Parteifreundin Bundesgesundheitsministerin Andrea Fischer. Höhn sagte
am Mittwoch, sie rechne damit, dass der
Bundesrat das Importverbot für britisches Rindfleisch aufrechterhalten
werde. Das Bundeskabinett hatte zuvor eine Verordnung des
Gesundheitsministeriums gebilligt, nach der britisches Rindfleisch in
Deutschland wieder verkauft werden darf, sofern die Herkunft eindeutig zu
erkennen ist.
Höhn sagte, der Verbraucherschutz müsse in Deutschland Vorrang
haben. In den Ausschüssen des Bundesrates habe es bisher eine
Mehrheit gegen eine Aufhebung des Importverbots gegeben. Sie gehe davon
aus, dass dies auch bei der Abstimmung am 17. März so sei. Auch nach
der jetzt von der Regierung geplanten Verordnung könne der Kunde nicht
erkennen, wenn Fleisch über Drittländer aus Großbritannien
importiert worden sei, sagte Höhn.
Dem Bundesgesundheitsministerium zufolge soll das Fleisch mit einem Stempel
"XEL" gekennzeichnet werden. Werde das Fleisch in Drittländern
verarbeitet, müssten diese es stempeln. Die Niederlande haben sich
laut Höhn allerdings bereits geweigert. "Es ist unmöglich mit
einer nationalen Verordnung die europäischen Nachbarn zu
verpflichten", sagte Höhn. Es könne nur ein Lösung auf
EU-Ebene geben. Es sei aber unrealistisch zu glauben, dass es hier in der
nächsten Zeit eine Einigung gebe. Höhn forderte die
Bundesregierung auf, es notfalls auf eine Klage der EU ankommen zu lassen.
"Ich bin davon überzeugt, dass zunächst kein britisches
Rindfleisch in Deutschland verkauft werden darf", sagte Höhn.
Die EU hatte im März 1996 wegen der Rinderseuche BSE einen
Einfuhrstopp für britisches Rindfleisch verhängt. Im August 1999
wurde es aufgehoben. Deutschland und Frankreich hielten aber am
Einfuhrverbot fest. Gegen Frankreich hat die EU-Kommission deswegen
bereits Klage eingereicht.
PARIS. Der französische Landwirtschaftsminister Jean
Glavany hat die Verordnung des Bundeskabinetts über eine Aufhebung des
Importverbots für britisches Rindfleisch als taktischen Schritt ohne
unmittelbare Folgen bezeichnet. Deutschland sei genausowenig wie
Frankreich bereit, den Importstopp aufzugeben, sagte Glavay am Mittwoch in
Paris. Die Bedingung der deutschen Regierung, dass Rindfleisch aus
Großbritannien für den Verbraucher erkennbar sein müsse,
erfordere noch monatelange Verhandlungen. Vermutlich werde in Deutschland
so lange gar nichts passieren, bis eine EU- weite Kennzeichnungspflicht
beschlossen sei.
Die Europäische Union (EU) hatte 1996 wegen der Rinderseuche BSE ein
Importverbot für britisches Rindfleisch verhängt. Nach dem
Auftreten von BSE hatte Großbritannien eine Ðbertragung auf den
Menschen nicht ausschließen können. Experten bringen die beim
Menschen auftretende Creutzfeldt- Jakob-Krankheit in Zusammenhang mit der
Rinderseuche. Im August 1999 wurde das Einfuhrverbot aufgehoben.
Deutschland und Frankreich haben aber bisher am Importstopp festgehalten.
Gegen Frankreich hat die EU-Kommission deswegen bereits Klage eingereicht.
Auch gegen Deutschland werden rechtliche Schritte geprüft.
Rindfleisch aus Großbritannien soll nach der Verordnung des
Bundeskabinetts mit einem sechseckigen Stempel "XEL" versehen werden. Die
Regelung soll am 17. März im Bundesrat beraten werden. Die
Zustimmung der Länder, die für die Lebensmittelsicherheit
zuständig sind, gilt jedoch noch nicht als sicher. Besonders Bayern
und Nordrhein-Westfalen sind weiter gegen eine Lockerung des Importverbots.
EU-Regeln für eine Markierung von britischem Rindfleisch werden
vermutlich erst ab 2003 greifen. In der vergangenen Woche hatten die
EU-Agrarminister nur eine generelle Kennzeichnungspflicht befürwortet.
Eine Entscheidung, ob somit eindeutig zu erkennen sein muss, wo das Rind
geboren, aufgezogen und geschlachtet wurde, wird erst im kommenden Sommer
erwartet. Großbritannien ist lediglich bereit, die Rinder mit einer
Marke "Europäische Herkunft" zu versehen.
Pressemitteilung der CDU/CSU-Bundestagsfraktion
BERLIN (ots). Zur Weigerung der rot-grünen
Regierungsfraktionen im Gesundheitsausschuss über die Beibehaltung des
Importstopps von BSE-verseuchtem Rindfleisch aus Großbritannien zu
diskutieren und abzustimmen, erklären der stellv. Vorsitzende der
CDU/CSU-Bundestagsfraktion,
Horst Seehofer MdB, der gesundheitspolitische Sprecher der Union, Wolfgang
Lohmann MdB, und die zuständige Berichterstatterin im
Gesundheitsausschuss, Annette Widmann-Mauz MdB:
Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion fordert die Bundesregierung auf, zusammen
mit Frankreich gegen die Aufhebung des Importstopps britischen
Rindfleisches einzutreten, sich nachdrücklich und eindeutig für
eine europaweite Rindfleischkennzeichnung und einheitliche Handhabung
einzusetzen, weiterhin dafür Sorge zu tragen, dass die
Kontrollmaßnahmen in Großbritannien wirksam angewandt werden
und an der unverzüglichen Entwicklung und Umsetzung wirksamer
Leitlinien zum Vorsorgeprinzip für den vorbeugenden Verbraucherschutz
auf europäischer Ebene federführend mitzuwirken.
Vor dem Hintergrund von etwa 40 neuen BSE-Fällen pro Woche, d. h. gut
2000 BSE- Fällen in Großbritannien pro Jahr und der damit
verbundenen realistischen Gefahr, dass der Export von BSE-verseuchtem
Rindfleisch nach Deutschland nicht ausgeschlossen werden kann, sowie der
wissenschaftlich steigenden Wahrscheinlichkeit eines engen Zusammenhanges
zwischen BSE und Creuzfeldt-Jakob-Krankheit sind die rot-grünen
Verbraucherschutzmaßnahmen bei weitem nicht hinreichend und absolut
unglaubwürdig. Mit der von der Bundesregierung gebilligten
Verordnung, nach der britisches Rindfleisch in Deutschland wieder verkauft
werden darf, sofern die Herkunft mit dem Stempel "XEL"
gekennzeichnet ist, unterläuft die Bundesregierung den nachhaltigen
Verbraucherschutz und nimmt das damit verbundene Risiko für die
Konsumenten billigend in Kauf. Für die CDU und CSU steht die Sorge um
die Gesundheit und die Sicherheit der Verbraucher an oberster Stelle.
Das Signum "XEL", das dem Verbraucher sagen soll, hier kommt das
Fleisch aus Großbritannien, ist absolut nichtssagend. Kein Mensch an
der Ladenzeile achtet darauf oder versteht, was "XEL" meint.
Zweitens weigern sich Drittländer, wie z. B. die Niederlande, das bei
ihnen verarbeitete Fleisch mit einem solchen Stempel zu kennzeichnen. Es
ist unmöglich mit einer nationalen Verordnung unsere europäischen
Nachbarn zu einer solchen Kennzeichnung zu verpflichten. So kann jede
Woche über Drittländer BSE- verseuchtes Fleisch auf den deutschen
Tisch kommen. Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion ist nachdrücklich
dafür, dass der Verbraucherschutz in Deutschland und Europa Vorrang
vor einem vorauseilendem Gehorsam gegenüber der Europäischen
Kommission haben muss. Nationale Lösungsversuche reichen nicht. Hier
kann es nur eine Lösung auf europäischer Ebene geben.
Obwohl alle Fakten auf dem Tisch liegen, obwohl die Bundesregierung selbst
noch im Januar 2000 einen besorgniserregenden Bericht zur aktuellen Lage im
Bereich BSE im Hinblick auf den Gesundheitsschutz der Bevölkerung dem
Parlament vorgelegt hat, wollen sich SPD und Bündnis 90/Die
Grünen entgegen ihren Forderungen vergangener Jahre auf keine Haltung
mehr festlegen. Rot-Grün muss Farbe bekennen und den Export von
BSE-verseuchtem Fleisch stoppen. Die Weigerung der Regierungsfraktionen,
über einen entsprechenden Antrag der CDU/CSU- Fraktion diskutieren zu
wollen, ist ein Skandal, den CDU und CSU im Deutschen Bundestag zur Sprache
bringen werden. Der Bundesrat bleibt aufgefordert, diese inkonsequente
Politik der Bundesregierung nicht mitzutragen und ein klares Votum Nein zum
Export von BSE-verseuchtem Rindfleisch aus Großbritannien
auszusprechen.
Bis zur Einführung von Tests zum Nachweis von Hirn- und
Rückenmarkgewebe
BERN. Das Konsumentenforum hat einen Importstopp für
Wurstwaren gefordert. Dieser solle aufrecht erhalten werden, solange kein
Testverfahren validiert sei, das Hirn- und Rückenmarkgewebe in
gekochten Würsten nachweisen könne, schreibt die Organisation.
Laut BVET läuft
ein solches Testprogramm in den nächsten Wochen an.
Alle Inlandmassnahmen, Gefahrenquellen für den Menschen durch BSE
auszuschliessen, greifen gemäss dem Konsumentenforum nicht, wenn die
Bedrohung aus dem Ausland nicht ausgeschaltet wird. Das Forum reagiert
damit auf einen Bericht der "SonntagsZeitung" über das Resultat einer
Untersuchung der Universität Giessen, wonach von 600 Stichproben rund
15 % der Kochmettwürste und 9 % der Leberwürste nicht
deklariertes Nervengewebe enthielten. In der Schweiz dürfen solche
Produkte nicht eingeführt werden. Das Bundesamt für
Veterinärwesen (BVET) geht laut BVET-Sprecher Heinz Müller davon
aus, dass die aus Deutschland importierten Wurstwaren in Ordnung sind, weil
sie mit entsprechenden Zeugnissen begleitet werden. Da Kontrolle aber
besser sei als Vertrauen, werde die Schweiz bereits in den nächsten
Wochen den Giessener Test ebenfalls anwenden. Der Test ermöglicht
erstmals den Nachweis von Hirn- und Rückenmarkgewebe in gekochten
Wurstwaren. Bis das BVET eine ausreichende Sammlung von Stichproben
ausgewertet hat, werden laut Müller aber noch einige Monate
vergehen.
Das Konsumentenforum fordert in einer Medienmitteilung vom Montag weiter,
dass bis zum Vorliegen eines validierten Testverfahrens Importbewilligungen
auf Vertrauensbasis sowie Selbstdeklarationen ohne amtliche
Einfuhrkontrollen aufgehoben werden sollen. Grossverteiler, Metzgereien
und die Gastronomie wurden dazu aufgerufen, ausschliesslich Schweizer
Wurstwaren anzubieten.
Tierfutter aus Klärschlamm und giftigen Kadavern wird zur Gefahr
für die menschliche Ernährung. Unter dem Preisdruck auf dem
Fleischmarkt setzen Landwirte auf Massenhaltung mit Billigstfutter und
Antibiotika. Die Brüsseler Verbraucherschützer lassen die
Geschäftemacher gewähren.
[Ed-15.3.2000: Leider hat der Spiegel diesen Artikel bislang nicht
ins Netz gestellt, so daß derzeit kein Link angegeben werden kann].
BERLIN (ots). Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland
(BUND) hat dem Bundesrat Ignoranz
gegenüber dem Schutzbedürfnis der Bevölkerung vor BSE
vorgeworfen. Mit der heutigen Entscheidung für eine Aufhebung des
Importverbotes für britisches Rindfleisch steige die Gefahr von
Erkrankungen an der gefährlichen Creutzfeldt-Jakob- Krankheit
[CJD] auch in Deutschland.
BUND-Bundesgeschäftsführer Dr. Gerhard Timm: "Die
XEL-Kennzeichnung britischen Rindfleisches bietet keine ausreichende
Sicherheit vor BSE. Angesichts von mehr als 2000 neuen BSE-Fällen pro
Jahr in Großbritannien, von 50 britischen Creutzfeldt-Jakob-Toten und
von zwei Neuerkrankungen in Frankreich ist die Aufhebung des Importverbotes
für Deutschland mehr als leichtsinnig. Der Bundesrat lässt mit
seiner Entscheidung zudem Frankreich allein, das jetzt unter
zusätzlichen Druck gerät, ebenfalls dem Import britischen
Rindfleisches zuzustimmen."
Vor der Aufhebung des Embargos für britisches Rindfleisch hatte der
BUND eine umfassende Etikettierung sämtlicher Fleischarten und
Fleischprodukte gefordert. Schlachtort und -zeitpunkt,
landwirtschaftlicher Betrieb und der Verarbeitungsweg des Fleisches
müssten klar erkennbar werden, um den Kunden wirksam vor
unkalkulierbaren Gesundheitsgefahren zu schützen.
Britisches Rindfleisch sollte nach BUND-Auffassung in der gesamten
Europäischen Union gekennzeichnet werden, damit nicht über
irgendwelche Umwege undeklariertes Fleisch nach Deutschland gelangen
könne. Eine Etikettierung, die auf Deutschland beschränkt
bleibt, würde hingegen Umdeklarationen und Etikettenbetrügereien
Tür und Tor öffnen. Nicht nur frisches britisches Rindfleisch,
sondern auch alle anderen Fleischarten und Fleischprodukte sollten einen
lückenlosen Nachweis von der Produktion bis zur Ladentheke erhalten.
Auch in der Gastronomie müsse dieser Nachweis zu führen sein.
Nur so könnten die Risiken durch BSE und Lebensmittelskandale
reduziert werden.
LUXEMBURG (vwd). Die Europäische Kommission und das
Europäische Parlament (EP) haben am Dienstag den Streit mit den
Mitgliedsregierungen um die Kompezentverteilung bei der Gestaltung des
Gemeinschaftssystems zur Kennzeichnung und Registrierung von Rindern sowie
über die Etikettierung von Rindfleisch und Rindfleischerzeugnissen
verloren. Dieses System gilt als Eckpfeiler der
Sicherheitsmaßnahmen, die zur Eindämmung der BSE- Seuche in April
1997 beschlossen wurde. Der EU-Ministerrat stützte sich bei der
Verabschiedung der entsprechenden Verordnung auf die Rechtsgrundlage des
Artikels 43 des EG-Vertrags, der nur die qualifizierte Mehrheit mit
vorheriger Konsultation des Parlaments vorschreibt.
Der Ministerrat setzte sich damit über die Forderungen des EP hinweg,
denen sich die Kommission angeschlossen hatte. Das Parlament war der
Auffassung, es handele sich hier eindeutig um eine für die
öffentliche Gesundheit und die Verwirklichung des Binnemarktes
relevante Maßnahme, die im Mitentscheidungsverfahren gemäß
Artikel 100a EG-Vertrag festzulegen und zu verabschieden sei. Die
Kommission scheiterte jetzt mit dem Versuch, diese Auffassung mit einer
Klage auf Annullierung des vorliegenden Ratsbeschlusses durchzusetzen.
Der Europäische Gerichtshof (EuGH) vertrat dabei die Auffassung,
Artikel 43 des EG-Vertrags sei auf Grund der bisherigen Rechtssprechung
ausnahmslos als angemessene Rechtsgrundlage für alle Entscheidungen,
die die Produktion und die Vermarktung von Agrarprodukten betreffen,
bekräftigt worden. Der Geundheitsschutz sei im vorliegenden Fall im
übrigen nur als Bestandteil der EU-Agrarpolitik anzusehen.
(Az: C 269/97)
BRÜSSEL (n-tv). Die Europäische Union führt ab
Januar kommenden Jahres Tests zur Schnellerkennung von Rinderwahn ein. Der
Veterinärausschuss der Gemeinschaft billigte einen entsprechenden
Vorschlag der EU-Kommission. Danach sollen in der Union jährlich
65.000 Stichproben an Rindern vorgenommen werden, die unter
ungeklärten Umständen verendeten oder notgeschlachtet werden
mussten.
Ziel ist es, die BSE-Überwachung zu verstärken. Die Tests zeigen
innerhalb von 24 Stunden, ob ein Tier mit dem Krankheitserreger infiziert
war. In der Schweiz sind solche Tests bereits üblich. In anderen
europäischen Ländern wurden BSE-Tests bislang nur dann
vorgenommen, wenn der Veterinär im Schlachthof einen konkreten
Verdacht hatte.
Das Testprogramm soll nach sechs Monaten bewertet und gegebenenfalls
modifiziert werden. In der EU gibt es nach Angaben der EU-Kommission rund
41 Mio. Rinder über zwei Jahre, von denen rund 400.000 als
Risikotiere gelten. Allein in Deutschland sollen rund 10.000 Rinder den
Post-mortem-Test durchlaufen.
BRÜSSEL (vwd). Alle EU-Staaten sollen verpflichtet werden
tierisches Gewebe mit besonders hohem BSE-Risiko gar nicht erst in die
Nahrungs- und Futtermittelkette gelangen zu lassen. Die Europäische
Kommission will daher dem EU-Veterinärausschuss in der kommenden Woche
Vorschläge über bestimmte Schlachtmethoden vorlegen, die die
Gefahr verringern sollen, das spezifiziertes Risikomaterial (SRM) in den
Kreislauf vom Tierfutter bis zum Lebensmittel gerät. SRM sei die
Ursache für 95 % aller BSE-Infektionen, sagte David Byrne,
Kommissar für Gesundheit und Verbraucherschutz, am Mittwoch in
Brüssel.
Die Kommission schlägt vor, in sämtlichen Mitgliedstaaten bei der
Schlachtung den kompletten Schädel, die Mandeln und das
Rückenmark von Rindern, Ziegen und Schafen, die älter als
zwölf Monate sind, zu entfernen. Bei Rindern bis zu diesem
Schlachtalter sollten zudem bestimmte Darmteile entfernt werden sowie bei
Schafen und Ziegen jeden Alters Teile des Gedärms sowie die Milz. In
Ländern mit hohem BSE-Risiko, in Großbritannien und Portugal,
solle der gesamte Kopf mit Ausnahme der Zunge sowie Thymusdrüse, Milz,
Därme und Wirbelsäule bei einem Schlachtalter ab sechs Monaten
entfernt werden.
Bei der Schlachtung solle grundsätzlich darauf geachtet werden, bei
der Hirnentnahme das Risiko der Blutinfektion so gering wie möglich zu
halten. Die Kommission hofft, dass die Vertreter der Mitgliedstaaten im
Veterinärausschuss ihren Vorschlägen am 10. Mai zustimmen
werden. Dann könnten die SRM-Regeln am 1. Juli in Kraft treten.
WASHINGTON. Einen Ansatz zur Behandlung von
Prionenstörungen wie der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (CJD), dem
Rinderwahnsinn oder Scrapie hat ein internationales Forscherteam gefunden.
Im Fachjournal "Science"
(Band 288, Seite 1257) vom Freitag stellt das Team die Quelle von Prionen
vor, jenen Eiweißstoffen, deren krankhaft veränderte Form diese
Gehirnkrankheiten auslöst.
Ihrer Erkenntnis nach werden Prionen von bestimmten Immunzellen
(follikularen dendritischen Zellen / FDC) in der Milz produziert. In
Tierversuchen gelang es den Wissenschaftlern, die Prionenansammlung
über das Signalmolekül Lymphotoxin zu drosseln. Sie
deaktivierten es bei Mäusen, die sie zuvor mit Scrapie infiziert
hatten. Resultat: Die Zahl der reifen FDC- Immunzellen in der Milz ging
zurück, und die Ausschüttung von Prionen reduzierte sich
erheblich.
Aus diesem Ergebnis schließt das Team, dass eine frühe Diagnose
und langfristige Behandlung über Lymphotoxin den Verlauf der
tödlichen CJD erheblich bremsen könnte. Die Studien wurden unter
der Federführung des Schweizers Fabio Montrasio vom Institut für
Neuropathologien der Universität Zürich durchgeführt.
Beteiligt waren auch Wissenschaftler der Firma Biogen in Cambridge
(US-Staat Massachusetts) und des Imperial College of Medicine von St.
Mary's in London.
Widerstand der Futtermittelindustrie
BERN. Durch die getrennte Produktion von Rindvieh- und
Schweinefutter soll das BSE-Risiko in der Schweiz vermindert werden.
Für die Schweizer Futtermittelindustrie ist dies unpraktikabel und
unverhältnismässig, wie der Landwirtschaftliche
Informationsdienst (LID) heute mitteilte. Sie forderte Toleranzwerte.
Das Bundesamt für Veterinärwesen
(BVET) will die Produktion
für Rindvieh- und Schweinefutter künftig trennen, wie der
Sprecher Heinz Müller zu den Informationen des LID erklärte.
Verunreinigungen des Rindviehfutters durch das in der
Schweinefutterproduktion verwendete Tiermehl sollen damit vermieden werden.
Eine getrennte Produktion hält die Schweizer Futtermittelindustrie
aber nicht für durchführbar. Sie forderte stattdessen
Toleranzwerte. Müller erklärte, solche Grenzwerte wären
schwierig zu kontrollieren. Eine Methode existiere noch nicht. Da die
Verunreinigung nicht homogen im Futtermittel verteilt sei, hänge das
Ergebnis ausserdem stark davon ab, welche Probe man erwische. Das BVET
wolle sich aber im Juni mit den Vertretern der Futtermittelindustrie
treffen. Ein völliger Verzicht auf Tiermehl in der
Nutztierfütterung, wie es beispielsweise in England praktiziert werde,
sei nicht im Sinne des Bundesamtes. Die wertvollen Proteine sollten
wiederverwendet werden, erklärte Müller.
Im Gegensatz zum Schweine- und Geflügelfutter darf das Rindviehfutter
seit 1990 kein Tiermehl mehr enthalten. Damit soll die Infektion mit dem
BSE-Erreger verhindert werden. Immer wieder erkranken aber Tiere, die nach
dem Fütterungsverbot geboren wurden. Regelmässige Kontrollen der
Eidgenössischen Forschungsanstalt für Nutztiere in Posieux (FR)
zeigen auch, dass ein Drittel des Rindviehfutters mit Tiermehl verunreinigt
ist. Mit der völligen Trennung des Rindviehfutters von der Produktion
mit Tiermehlen will das BVET dieses Problem jetzt lösen. Müller
erinnerte zudem daran, dass seit Dezember 1996 alle Risikoorgane von
Rindern, wie Gehirn, Rückenmark, Augen und Mandeln verbrannt und somit
nicht für die Tiermehlproduktion verwendet würden.
Nachweise für Übertragung von BSE auf den
Menschen
Aus: Yahoo-News,
21. Dezember 1999, 17.01 Uhr (Vermischtes).
[Original]
Lebensmittelsicherheit als europäische Aufgabe
Aus: Yahoo-Finanzen,
29. Dezember 1999, 9.30 Uhr (Politik).
[Original]
EU-Amt für Lebensmittelsicherheit soll Verbraucher
schützen
Stärkere Kompetenz für
EU-Lebensmittel-Behörde gefordert
Aus: Yahoo-News,
12. Januar 2000, 10.25 Uhr (Politik).
[Original]
Was steht auf dem Rindfleisch-Etikett?
Höhn bleibt im BSE-Streit auf Gegenkurs
Aus: Yahoo-News,
2. Februar 2000, 16.50 Uhr (Politik).
[Original]
Frankreich kritisiert Kabinettsbeschluss zu Rindfleisch
Aus: Yahoo-News,
2. Februar 2000, 21.01 Uhr (Politik).
[Original]
Auf neuen Pfaden bei der BSE-Politik
Konsumentenforum fordert Importstopp für
Wurstwaren
FLEISCH: Auf die Idee käme
niemand
Bundesrat ignoriert Schutzbedürfnis der
Bevölkerung vor BSE
Aus: Yahoo-News,
17. März 2000, 13.30 Uhr (Politik).
[Original]
Kommission und EP verlieren Kompetenzstreit bei
Rinderkennzeichnung
Aus: Yahoo-Finanzen,
4. April 2000, 14.21 Uhr (Märkte).
[Original]
BSE-Schnelltests ab 2001
Aus: Yahoo-News,
5. April 2000, 16.55 Uhr (Politik).
[Original]
Brüssel will BSE-Risikomaterial aus
Nahrungskette entfernen
Aus: Yahoo-Finanzen,
3. Mai 2000, 17.02 Uhr (Marktberichte).
[Original]
Dem Rinderwahnsinn auf der Spur
Aus: Yahoo-News,
18. Mai 2000, 20.01 Uhr (Vermischtes).
[Original]
Getrennte Futterproduktion soll BSE-Risiko vermindern
Weitere Services zu den Themen BSE sowie Gift im Essen von khd | |||
|
|
|
|
Hier gibt es keine gekauften Links! |
|