BSE & Co in den Medien – Teil 5 khd
Stand:  1.6.2003   (50. Ed.)  –  File: M/edien05.html




Hier werden einige ausgewählte und besonders interessante Artikel und andere Texte zur durch den Rinderwahnsinn BSE und der Anwendung der Gentechnik ausgelösten Problematik sowie zur gefährlichen H5N1-Vogelgrippe (Geflügelpest) und H1N1-Schweinegrippe gespiegelt und damit auf Dauer dokumentiert. Manches ist auch mit [Ed: ...] kommentiert. Tipp- und Übertragungsfehler gehen zu meinen Lasten.

Die anderen Vergiftungen von Nahrungsmitteln haben ab Ende 2004 eine eigene Webseiten- Serie in der Abteilung "Food" erhalten.

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  • Neuere Presseberichte  (6. Teil).
  • 05.10.2000: Kampagne zur Deklarierung von Rindfleisch gestartet.
  • 24.09.2000: Blut ist BSE-Überträger.
  • 21.09.2000: Australien stoppt Blutspenden von Großbritannien-Besuchern.
  • 18.09.2000: Creutzfeldt-Jakob-Infektion durch Bluttransfusion.
  • 16.09.2000: Mineralöl in Hühnereiern.
  • 14.09.2000: Kein BSE-Risikomaterial in Würsten und Terrinen gefunden.
  • 13.09.2000: BSE hat in Frankreich größeres Ausmaß als angenommen.
  • 31.08.2000: Kein BSE-Schnelltest in Deutschland.
  • 31.08.2000: Widerspruch: Hühnerwahnsinn? Unwahrscheinlich...
  • 29.08.2000: BSE verbreitet sich stärker als vermutet.
  • 29.08.2000: BSE-Test wird in Deutschland blockiert.
  • 09.08.2000: Großer BSE-Test in Frankreich tritt in die zweite Phase.
  • 09.08.2000: Bauernschläue gegen Exportverbot. (Kekulé-Kolumne)
  • 07.08.2000: Laut Landwirtschaftsministerium gibt es kein BSE in Deutschland.
  • 07.08.2000: Medizin: „Kampf auf allen Ebenen“. (Interview mit WHO-Manager Zeltner)
  • 05.08.2000: Verstöße gegen Kennzeichnungspflicht von Gen-Food bleiben ungeahndet.
  • 04.08.2000: Belgien bittet um Rücksendung von Schafen aus USA.
  • 02.08.2000: WHO: Skandalöse Machenschaften der Tabakindustrie.
  • 01.08.2000: Streit um BSE-Risiko.
  • 01.08.2000: EU-Experten: BSE-Fälle in Deutschland wahrscheinlich.
  • 16.07.2000: Todesfälle in England – Babynahrung und Schulessen mit BSE infiziert?
  • 21.06.2000: Schweizer BSE-Test erobert Europa. (Prionics-Schnelltest)
  • 20.06.2000: BSE-Ansteckungsgefahr wird weiter eingedämmt.
  • 19.06.2000: Deutschland laut Funke BSE-frei.
  • 08.06.2000: Frankreich startet groß angelegte BSE-Testreihe.
  • Ältere Presseberichte  (4. Teil).



    Frankreich startet groß angelegte BSE-Testreihe

    Aus:
    Yahoo-News, 8. Juni 2000, 18.02 Uhr (Vermischtes). [Original]

    PARIS. In Frankreich beginnt in der kommenden Woche eine groß angelegte Testreihe, mit der die Verbreitung der Rinderseuche BSE ermittelt werden soll. Wie das Landwirtschaftsministerium am Donnerstag in Paris mitteilte, sollen bis Ende des Jahres die Kadaver von 48.000 wegen einer Krankheit oder eines Unfalls notgeschlachteten Rinder untersucht werden. Dabei wollen sich die Behörden auf Westfrankreich konzentrieren – das Gebiet, in dem BSE am meisten verbreitet zu sein scheint. Erste Ergebnisse sollen im Herbst vorliegen.

    Die Aktion kostet nach Angaben des Ministeriums 271 Millionen Franc (rund 80 Millionen Mark). Von der Testreihe erhofft sich die Regierung Aufschluss darüber, wie groß die BSE- Gefahr in Frankreich tatsächlich ist. In diesem Jahr wurden bislang 18 BSE- Fälle bekannt. Angewendet werden soll der in der Schweiz entwickelte Prionics-Test, der als sehr zuverlässig gilt. Es ist geplant, 40.000 Rinder in Westfrankreich und 8.000 in den übrigen Teilen des Landes zu untersuchen. In den Departements der Bretagne und der Normandie sowie entlang der Loire befinden sich zwei Drittel der französischen Rinderbestände.

    Frankreich weigert sich bislang trotz eines gegenteiligen Beschlusses der EU-Kommission, Rindfleisch aus Großbritannien einzuführen. Dort hatte die Seuche Anfang der 90er Jahre ihren Ausgang genommen. Es wird vermutet, dass BSE beim Menschen die Creutzfeld-Jakob-Krankheit auslösen kann [Ed: seit Dezember 1999 ist sicher, daß das so ist]. [mehr]



    Deutschland laut Funke BSE-frei

    Aus:
    Yahoo-News, 19. Juni 2000, 5.22 Uhr (Politik). [Original]

    OSNABRÜCK. Deutschland ist nach Angaben von Bundeslandwirtschaftsminister Karl-Heinz Funke BSE-frei. Der SPD- Politiker wies in der Neuen Osnabrücker Zeitung anders lautende Berichte zurück. Er betonte, es habe keinen einzigen BSE-Fall bei in Deutschland geborenen Rindern gegeben. Funke sieht deshalb keinen Grund für eine schärfere Gangart beim Kampf gegen den Rinderwahnsinn. Heute beraten in Luxemburg die EU-Agrarminister über das Thema.



    BSE-Ansteckungsgefahr wird weiter eingedämmt

    Aus:
    Yahoo-News, 20. Juni 2000, 19.05 Uhr (Politik). [Original]

    BRÜSSEL (n-tv). Die EU-Landwirtschaftsminister haben sich darauf geeinigt, wegen der Rinderseuche BSE so genannte Risikomaterialien aus der Nahrungsmittelkette zu entfernen. Sie stimmten mit einfacher Mehrheit einem entsprechenden Vorschlag der Kommission zu. Danach dürfen die Schädel sowie Rückenmark und Mandeln von Rindern, Schafen und Ziegen, die über zwölf Monate alt sind, nicht in die Metzgereien gelangen und auch nicht zur Futtermittelherstellung verwendet werden.

    Außerdem sind strengere Vorschriften für Portugal und Großbritannien vorgesehen, wo die meisten BSE-Fälle aufgetreten sind. Dort sollen der gesamte Kopf, die Milz, Gedärme und Wirbelsäule von Tieren entfernt werden, die über sechs Monate alt sind.

    Nach Ansicht der Kommission kann so weitestgehend verhindert werden, dass Menschen durch den Verzehr möglicherweise BSE-kranker Tiere mit der tödlichen Creutzfeld-Jacob-Krankheit [CJD] infiziert werden. Die Risikomaterialien stellten zu 95 Prozent die Infektionsherde da. Gegen den Vorschlag stimmten Spanien, Finnland, Griechenland und Österreich. Deutschland enthielt sich der Stimme.



    Schweizer BSE-Test erobert Europa

    Aus:
    Yahoo-News, 21. Juni 2000, 14.10 Uhr (Wirtschafts- Pressemitteilungen). [Original]

    ZÜRICH (ots). Bis Ende dieses Jahres müssen die EU-Mitgliedsländer ein systematisches Screening zur Kontrolle der weiteren Verbreitung der Rinderseuche BSE in Kraft setzen. Momentan stehen dazu drei europäische BSE- Schnelltests zur Verfügung, unter denen die EU-Länder einen auszuwählen haben. Der Schweizer Test von Prionics befindet sich dabei in der klaren Spitzenposition.

    Bereits seit anfangs 1999 setzen die Schweizer und Grossbritannischen Veterinärbehörden bei der systematischen Überwachung von Rindern auf den Prionics- Test. Diesem Vorbild folgen nun kontinuierlich weitere europäische Staaten: Letzte Woche haben bereits Frankreich und Dänemark angekündigt, ab sofort ebenfalls dieses Testverfahren einzusetzen. Beide Staaten sehen vor, sogar beträchtlich mehr Rinder zu überprüfen, als es von der EU vorgeschrieben wäre.

    Fünf Hauptgründe machen im Expertenurteil den BSE-Test von Prionics zum "Test der Wahl". Der Schweizer Prionics- Test wird von vielen international anerkannten BSE-Experten bevorzugt. Dies hat seine entscheidenden Gründe, welche die Entwicklerin, die Prionics AG in Zürich, wie folgt erläutert:

    1. Gründlich geprüft: Der Prionics-Test ist von unabhängigen Experten eingehend evaluiert und erprobt worden – im Labor ebenso wie in der Praxis. Die beiden anderen europäischen Tests sind bisher nicht über die Labortestphase hinausgekommen.

    2. Höchste Sensitivität: Der Prionics-Test ist als einziger in der wissenschaftlich erwiesenen Lage, BSE- Fälle aufzudecken, bevor die betroffenen Tiere die entsprechenden Symptome aufweisen. Dadurch wird es sogar möglich, die Infektion bereits in einer Krankheitsphase zu erkennen, in der das Gehirn noch keine typischen Zerfallserscheinungen aufweist.

    3. Unerreichte Zuverlässigkeit: Über 50.000 umfassende Analysen respektive über 100.000 Einzeltests wurden mit dem Prionics-Test bis heute durchgeführt. Alle dabei entdeckten BSE-Fälle wurden durch ergänzende Untersuchungen abgesichert und die Resultate erfolgreich bestätigt. Der Prionics-Test funktioniert demnach unabhängig von der Gewebequalität mit grösster Zuverlässigkeit.

    4. Massgeschneidert auf den Einsatz als Massen-Schnelltest: Von Anfang an wurde der Prionics-Test gemäss den Voraussetzungen eines Massen- Screenings entwickelt. Vom Sammeln der Proben bis zu den Endresultaten ist das Verfahren deshalb einfach in der Durchführung und weist einen viermal höheren Durchsatz als das französische Konkurrenzprodukt von Bio-Rad aus. Aufwändige Arbeitsschritte beim Testen der Proben, wie sie beim französischen Test unumgänglich sind, können beim Prionics-Test dank spezieller Materialien vermieden werden.

    5. Unschlagbar ökonomisch: Der Prionics-Test verursacht verglichen mit den Konkurrenzprodukten die weitaus tiefsten Kosten. Dies, ohne bei der Qualität oder beim Support irgendwelche Kompromisse einzugehen.

    Prionics AG, Zürich – ein Kurzporträt

    Das Schweizer Unternehmen Prionics AG ist aus einem Forschungsprogramm der Uni Zürich zur Kreutzfeld-Jakob-Krankheit hervorgegangen. Es ist 1997 von drei Prionenforschern als Spin-off-Firma gegründet worden und beschäftigt zurzeit 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Prionics arbeitet in vier verschiedenen Bereichen:

    • Weltweite Vermarktung diagnostischer Tests.
    • Eigenes Labor zur Durchführung des Prionics- Checks (Hirnproben der geschlachteten Rinder auf BSE testen).
    • Forschungsarbeit zur Weiterentwicklung des Tests (neue Generation des Prionics- Tests mit dem Ziel, bereits am lebenden Tier BSE- Nachweise aufzeigen zu können).
    • Forschungsarbeit rund um die Kreutzfeld-Jakob-Krankheit (Erforschung eines Tests, um die Krankheit am Menschen nachzuweisen, eines Impfstoffs und/oder geeigneter Medikamente zur Behandlung von Kreutzfeld-Jakob-Patienten).

    Medienkontakt: Prionics AG, Universität Zürich, Winterthurerstrasse 190, CH-8057 Zürich, Telefon: ++ 41 1 364 50 60, Fax: ++ 41 1 364 50 61.

    Kontaktpersonen: Dr. Markus Moser, Executive Director (E-Mail: moserma@hifo.unizh.ch), Karl Kalf, M. Sc., Marketing Manager (E-Mail: kkalf@tic.ch).



    Todesfälle in England

    Babynahrung und Schulessen mit BSE infiziert? Die englischen Behörden suchen fieberhaft nach der Ursache für die vier an Creutzfeldt-Jakob-Krankheit Gestorbenen in Leicestershire. Das jugendliche Alter der Opfer weist auf BSE-infizierte Kindernahrung hin.

    Aus:
    Spiegel Online, Hamburg, 16. Juli 2000, 15.32 Uhr (Wissenschaft). [Original]

    LONDON. Der Auslöser der neuen Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (nvCJD) könnten infizierte Schulmahlzeiten und Babynahrung sein. Der Direktor der britischen CJD- Überwachungseinheit in Edinburgh, Robert Will, sagte der Zeitung "Independent on Sunday", so könne möglicherweise das überwiegend jugendliche Alter der nvCJD-Opfer in dem Ort Queniborough in der mittelenglischen Grafschaft Leicestershire erklärt werden. Die Creutzfeldt- Jakob- Krankheit [CJD] gilt als eine menschliche Form des Rinderwahnsinns BSE.

    Ende vergangener Woche war bekannt geworden, dass drei von vier Todesfällen in Leicestershire im Jahr 1998 mit dem Dorf in Verbindung zu bringen waren. Die Toten waren zwischen zwischen 19 und 35 Jahren alt. Ein 25-jähriger Mann in Queniborough ist an nvCJD erkrankt.

    Will weist darauf hin, dass in den achtziger Jahren Babynahrung überwiegend maschinell hergestellt wurde. Dabei seien möglicherweise auch Teile des Rückgrats von Kühen in die Nahrungsmittelkette gelangt, von denen man jetzt weiß, dass sie vom BSE- Erreger befallen werden. "Eine Erklärung für das überwiegend junge Alter der Opfer könnte sein, dass junge Leute öfter verarbeitetes Fleisch gegessen haben", sagte Will. Es sei höchstwahrscheinlich, dass derart verarbeitete Zutaten auch in Schulmahlzeiten, wie Würstchen, Beefburger und Pasteten, enthalten waren.

    Im Rahmen der Untersuchungen der Fälle in Queniborough sollen nach einem Bericht der "Times" alle Schlachthöfe in der Umgebung auf ihre Praktiken hin untersucht werden. Auch sei geplant, alle noch verfügbaren Mandeln und Blinddärme zu untersuchen, die seit 1985 in Leicestershire von Patienten operativ entfernt wurden. Dabei könne es sich um mehr als 10.000 Organe handeln. Die Untersuchungen könnten möglicherweise Aufschluss über das Ausmaß der Infektionen mit nvCJD in Großbritannien geben.

    Unabhängig von den Entwicklungen in Leicestershire teilte das Landwirtschaftsministerium in London mit, dass ab Samstag wieder britisches Kalbfleisch in EU-Länder exportiert werde. Die Ausfuhren nach Belgien und Italien seien die ersten seit der Aufhebung des EU- Einfuhrverbots für britisches Rindfleisch im August 1999, teilte Agrar- Staatssekretärin Joyce Quin mit.

    In ganz Großbritannien wurden seit 1996 nach offiziellen Angaben 75 eindeutig nachgewiesene oder höchstwahrscheinliche Erkrankungen an der neuen Variante von nvCJD registriert. Die Zahl der Todesfälle wird mit 67 angegeben.   [SPIEGEL: Liebe zum T-Bone-Steak]



    EU-Experten: BSE-Fälle in Deutschland wahrscheinlich

    Aus:
    Yahoo-News, 1. August 2000, 12.47 Uhr (Wissenschaft). [Original]

    BRÜSSEL. Experten der Europäischen Union schließen nicht aus, dass es in Deutschland und zwei anderen EU-Staaten unentdeckte Fälle der Rinderkrankheit BSE geben könnte, die beim Menschen zur tödlichen Creuzfeldt- Jakob- Krankheit [CJD] führen soll. In einer heute in Brüssel vorgelegten Studie erklärten die EU- Wissenschaftler, es sei "wahrscheinlich", dass in Deutschland, Spanien und Italien BSE "unterhalb der Nachweisgrenzen" vorliege. Die Studie beruht auf Informationen, die von den Ländern selbst vorgelegt wurden. Anhand dieser Informationen beurteilten die Experten die Frage nach der Wahrscheinlichkeit von BSE-Fällen. Ein Experte warnte zudem vor dem Übergreifen der Rinderseuche BSE auf Schafe.

    Der Studie zufolge sind bereits in acht Ländern der EU sowie der Schweiz BSE-Fälle aufgetreten. In Deutschland, Italien und Spanien seien BSE-Fälle wahrscheinlich, in Österreich, Finnland und Schweden hingegen unwahrscheinlich. Unwahrscheinlich, aber nicht ausgeschlossen sei zudem, dass auch Rinder in Kanada und den USA an BSE erkrankt seien.

    Als "tickende Zeitbombe" bezeichnete Emmanuel Vanopdenbosch, Vorsitzender einer BSE-Arbeitsgruppe der Europäischen Kommission, in einem Gespräch mit der belgischen Zeitung "De Morgen" das Risiko eines Übergreifens der auch als Rinderwahnsinn bezeichneten Krankheit auf Schafe [Ed: was offensichtlich schon geschehen ist]. Bisher ist nur eine mit dem BSE-Virus [Ed: richtig Prion] ähnliche Erkrankung bei Schafen [Scrapie] aufgetreten, die aber für den Menschen nach Ansicht der Wissenschaftler nicht gefährlich ist. Infizierten sich aber auch Schafe mit dem BSE-Virus, könne die Seuche schneller als bei Rindern um sich greifen, warnte Vanopdenbosch. Eine Sprecherin von EU-Gesundheitskommissar David Byrne sagte jedoch auf Anfrage, bislang seien noch keine BSE-Fälle bei Schafen aufgetreten. Die Experten behielten das Problem aber im Auge.

    BSE war vor allem in Großbritannien ausgebrochen. Als Konsequenz hatte die EU ein mehr als drei Jahre andauerndes Exportverbot für britisches Rindfleisch verhängt. Der Ausfuhrstopp war im vergangenen Jahr aufgehoben worden. [mehr]



    Streit um BSE-Risiko

    Aus:
    Yahoo-News, 1. August 2000, 19.44 Uhr (Politik). [Original]

    BRÜSSEL/BERLIN. In Deutschland besteht nach Ansicht der EU- Kommission das Risiko, dass heimische Rinder mit dem BSE-Erreger angesteckt werden oder bereits angesteckt worden sind. Ein Ausschuss hochrangiger EU-Experten kam in einer heute in Brüssel vorgelegten Untersuchung zu dem Schluss, dass Rinderwahnsinn in Deutschland, Italien und Spanien zwar bisher nicht nachgewiesen wurde, dass es jedoch wahrscheinlich sei, dass die Seuche im Lande präsent sei.

    Bundeslandwirtschaftsminister Karl-Heinz Funke betonte zu dem Bericht, Deutschland sei „BSE-frei“. Funke sagte, dieser Bericht, den die EU vor geraumer Zeit fast wortgleich veröffentlicht habe, arbeite mit Spekulationen. "Es hat keinen einzigen BSE-Fall bei in Deutschland geborenen Rindern gegeben", betonte der Minister. Die Bewertung des BSE-Risikos müsse sich aber an objektiven Kriterien orientieren [Ed: aber...].

    In Deutschland sind bisher mindestens 6 BSE-Fälle bei Rindern aufgetreten, die jedoch importiert worden waren. In neun Ländern gab es nach den Ermittlungen der Wissenschaftler "hauseigene" BSE-Fälle: in Großbritannien, Irland, Belgien, Luxemburg, den Niederlanden, Frankreich, Portugal, Dänemark und der Schweiz. Hier stagniere seit 1996 das Ansteckungsrisiko oder es gehe zurück. In Österreich, Finnland und Schweden halten die Experten eine BSE-Ansteckung von Rindern für "unwahrscheinlich, aber nicht ausgeschlossen".

    In dem Bericht geht es nur um das Risiko, dass sich lebende Rinder mit dem BSE-Erreger infizieren. Das Risiko für den Menschen hänge vom Risikomanagement ab. Die Gefahr für den Menschen wird nach Einschätzung der EU-Kommission weiter sinken, wenn vom 1. Oktober verschärfte Maßnahmen in Kraft treten, bei denen Risikomaterial wie Gehirn, Rückenmark und andere Gewebe mit möglicherweise hoher BSE- Infektiosität aus der Nahrungskette ausgeschaltet werden müssen.



    WHO: Skandalöse Machenschaften der Tabakindustrie

    Die internationalen Tabakkonzerne haben angeblich von ihnen bezahlte Experten in die Weltgesundheitsorganisation (WHO) eingeschleust. Die "Maulwürfe" sollten den Kampf gegen das Rauchen untergraben. Die WHO legte in Genf Dokumente vor, die die Machenschaften der Tabakindustrie beweisen sollen.

    Aus:
    Spiegel Online – 2. August 2000, 15.45 Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]

    GENF. "Die Dokumente enthüllen, dass die Tabakunternehmen die WHO als einen ihrer schlimmsten Feinde betrachteten", sagte Autor Thomas Zeltner, Direktor des Schweizer Bundesamtes für Gesundheit. Er zeigte sich schockiert über die systematische und mit Millionenbeträgen finanzierte Unterwanderung der WHO- Aktivitäten. So habe ein amerikanischer Rechtsanwalt, Paul Dietrich, in den Diensten des WHO-Regionalbüros für Amerika dem Zigarettenhersteller BAT ein monatliches Beraterhonorar in Rechnung gestellt. Dietrich habe dies abgestritten, berichteten die Autoren des Berichts "Die Strategien der Tabakunternehmen, um die Antitabak- Aktivitäten der WHO zu unterlaufen".

    Ein Forschungsinstitut der Tabakindustrie, Coresta, platzierte ihren Mitarbeiter als Berater einer WHO-Kommission, die die Krebsgefahr von Pestiziden auf Tabakplantagen untersuchte. Gaston Vettorazzi, der die Pestizide als sicher einstufte, erhielt Anfang der neunziger Jahre mehr als 100.000 Dollar (211.000 Mark) von Coresta.

    Die Tabakindustrie spielte die Bedeutung des WHO-Berichts herunter. David Davies, Vizepräsident von Philip Morris International, sagte der "Washington Post": "Obwohl viele dieser Dokumente gegnerische Positionen und oft Konfrontationseinstellungen auf beiden Seiten widerspiegeln, glauben wir nicht, dass sie die Schlussfolgerung beweisen, dass Philip Morris Obstruktionen der WHO-Gesundheitsbotschaften über Tabak oder seine Tabakkontrollinitiativen betrieben hat."

    Die von der WHO bestellten Experten haben mehrere tausend vertrauliche Strategiepapiere und interne Mitteilungen der Tabakkonzerne untersucht. Deren Veröffentlichung hatten US-Richter im Rahmen der Milliardenklagen amerikanischer Raucher vor kurzem erzwungen.

    Eine Studie über das Passivrauchen, die die WHO-Agentur für Krebsforschung in Lyon erstellte, wurde schon vor ihrer Veröffentlichung 1998 in mehreren Zeitungsartikeln in Frage gestellt. Wie die Dokumente zeigten, hatte Philip Morris seit 1993 daran gearbeitet, die Studie zu unterlaufen. So hätten Wissenschaftler im Sold der Tabakindustrie Kontakt zu den Kollegen aufgenommen, die an der Studie arbeiteten, ohne ihre Auftraggeber zu nennen, heißt es in dem Bericht. Die Studie sei letztendlich nicht beeinflusst worden, doch habe die Tabakindustrie bei Journalisten erfolgreich Zweifel an den Methoden geschürt und damit die kritischen Artikel provoziert.

    Die Autoren fanden Beweise, dass die Tabakindustrie bei WHO-Konferenzen angeblich unabhängige Experten gezielt etwa auf Vertreter von Entwicklungsländern ansetzte. Die Botschaft: Anti-Tabak-Kampagnen schaden euren Tabakbauern. Die WHO sollte sich besser um Impfaktionen und Malaria kümmern. Setzt euch für eine Umverteilung der WHO-Ressourcen ein.

    "Dass die Tabakindustrie alle Versuche, das Rauchen einzudämmen, bekämpft, ist keine Überraschung. Was aber hier klar wird, sind das Ausmaß, die Intensität und vor allem die Taktik der Kampagnen der Tabakindustrie", heißt es in dem Bericht. Die WHO-Experten empfehlen dringend, den Einfluss der Tabakindustrie in allen Mitgliedsländern zu untersuchen. Für Mitarbeiter der WHO wurde bereits die strikte Anweisung erlassen, alle finanziellen Beziehungen zu Industrieverbänden offen zu legen. [mehr]



    Belgien bittet um Rücksendung von Schafen aus USA

    Tiere leiden womöglich an BSE-ähnlicher Krankheit

    Aus:
    Yahoo-News, 4. August 2000, 20.12 Uhr (Politik). [Original]

    BRÜSSEL. Das Brüsseler Landwirtschaftsministerium hat die USA um die Rücksendung von 50 belgischen Schafen gebeten, die vermutlich an einer BSE- ähnlichen [Prionen-] Krankheit leiden. Die belgischen Behörden wollten Tests an den Tieren durchführen, um festzustellen, ob sie an einer übertragbaren Hirninfektion litten, sagte Landwirtschaftsminister Jaak Gabries am Freitag. Er habe seinen amerikanischen Kollegen Dan Glickman deswegen um die Rücksendung der Schafe gebeten. Glickman hatte die Schlachtung von insgesamt 376 belgischen Schafen angeordnet, nachdem bei vieren von ihnen Hinweise auf eine Krankheit gefunden wurden, die dem Rinderwahnsinn ähnelt.

    Amerikanische Wissenschaftler haben noch nicht eindeutig feststellen können, ob die 4 Tiere im Staat Vermont tatsächlich an einer BSE-ähnlichen Krankheit leiden. Sie empfahlen jedoch die vorsorgliche Schlachtung, um eine mögliche Ausbreitung der Erkrankung in den USA zu verhindern. Die Besitzer der Schafe haben bis Montag [7.8.2000] Zeit, Widerspruch gegen die Anordnung einzulegen. Nach Angaben von Gabriels stimmten sowohl sie als auch die Europäische Union bereits einer Rücksendung zu. Die Tiere würden während der Untersuchungen in Belgien unter strenger Quarantäne stehen.



    Verstöße gegen Kennzeichnungspflicht von Gen-Food bleiben ungeahndet

    Aus:
    Spiegel-Pressemeldung – 5. August 2000, 10.53 Uhr zum Artikel "Verstöße ohne Strafe" im SPIEGEL – 32/2000, 7. August 2000, Seite 18 (Panorama Deutschland).

    HAMBURG. Nahrungsmittelhersteller, die gegen die Kennzeichnungspflicht für gentechnisch veränderte Bestandteile ihrer Produkte verstoßen, müssen nach Informationen des Nachrichten-Magazins Der Spiegel in Deutschland zurzeit keinerlei Sanktionen fürchten. Zwar gilt die von der Europäischen Kommission beschlossene Kennzeichnungspflicht für gentechnisch veränderte Nahrungsmittel bereits seit dem 1. September 1998; zum April dieses Jahres wurde die Richtlinie noch nachgebessert und konkretisiert. Die Beamten von Bundesgesundheitsministerin Andrea Fischer (Bündnis 90/ Grüne) brüten aber immer noch über einem Katalog von Sanktionen bei Verstößen, erst im Herbst soll ein Referentenentwurf vorliegen.

    Solange dieser nicht Gesetz ist, können die zuständigen Ordnungsämter Verstöße praktisch nicht ahnden. Die Untersuchungsergebnisse der Stiftung Warentest, die kürzlich in 31 von 82 analysierten Lebensmitteln gentechnische Veränderungen nachweisen konnte, bieten den Ordnungsämtern ebenfalls keine Möglichkeit zum Eingreifen – sie können Sanktionen grundsätzlich nur aufgrund eigener Ermittlungen verhängen. Wie sie ihre Untersuchungen durchführen sollen, ist den Verantwortlichen jedoch noch unklar. "Uns fehlen die nötigen Mitarbeiter für den Außendienst und Laborkapazitäten", kritisiert Hermann Gallasch, zuständiger Referatsleiter im schleswig-holsteinischen Umweltministerium.

    50 bis 70 % der rund 30.000 verarbeiteten Lebensmittel, die in Deutschland im Handel sind und Soja oder Mais enthalten, stehen nach Meinung von Experten unter dem Generalverdacht, mit Produkten aus der Gentechnik hergestellt zu sein.



    Medizin: „Kampf auf allen Ebenen“

    Interview mit WHO-Manager Thomas Zeltner über die Unterwanderung der Weltgesundheitsorganisation durch Spione der Zigarettenindustrie

    Aus:
    Der Spiegel – 32/2000, 7. August 2000, Seite 202 (Wissenschaft). Das Interview führte RAINER PAUL. [Original]

    Zeltner, 53, ist Direktor des Schweizer Bundesamts für Gesundheit, Mitglied im Exekutivrat der WHO und Hauptautor der Untersuchung "Strategien der Tabakkonzerne zur Unterminierung der Tabakkontroll- Aktivitäten der Weltgesundheitsorganisation".

    SPIEGEL: Nach dem letzte Woche erschienenen Bericht, den Sie im Auftrag der Weltgesundheitsorganisation erstellten, haben Tabakkonzerne die WHO zu ihrem "ärgsten Feind" erklärt. Wie sah der Kampf der Konzerne gegen die WHO aus?

    Zeltner: Der Kampf fand auf allen Ebenen statt. Manche der eingeschlagenen Strategien waren durchaus üblich und erwartbar, wie etwa das Überwachen der WHO-Aktivitäten; andere sind schon fragwürdiger, so die versuchte Einflussnahme auf wissenschaftliche Untersuchungen.

    SPIEGEL: Sie schreiben, es sei versucht worden, die Ergebnisse zu manipulieren und die Publikation zu hintertreiben.

    Zeltner: Wenn die Ergebnisse trotzdem veröffentlicht wurden, wurde eine raffinierte Medienstrategie eingesetzt mit dem Ziel, Experten und Laien zu verunsichern.

    SPIEGEL: Wie geschah das?

    Zeltner: Vor allem durch Einfluss auf die Fachpresse. Dort wurden Leserbriefe und Stellungnahmen abgedruckt, in denen die Stichhaltigkeit der wissenschaftlichen Untersuchungen in Frage gestellt wurde. Sie stammten oft von Wissenschaftlern, deren Verbindung zur Tabakindustrie nicht bekannt war.

    SPIEGEL: Wo verliefen die Fronten zwischen der WHO und der Industrie?

    Zeltner: Das Hauptinteresse der Konzerne lag darin, das Tabakkontrollprogramm der WHO möglichst klein zu halten. Zwischen 1990 und 1995 hatte die WHO für dieses Programm nur ein Mini-Budget zur Verfügung, auch die Zahl der dafür abgestellten Mitarbeiter war klein. Schon komisch, dass die Industrie zu eben dieser Zeit die Parole ausgab: Die WHO ist für uns ein ganz gefährlicher Feind.

    SPIEGEL: Wie erfolgreich war die Tabakindustrie bei ihren Manipulationen?

    Zeltner: Sie hat immer wieder versucht, jeden Aufbau eines größeren Programms zu unterminieren. Wenn man der Tabakindustrie und ihren Dokumenten folgt, dann scheint sie überzeugt gewesen zu sein, dass viele ihrer Bemühungen das Ziel erreichten. Es gab relativ viel Schulterklopfen, so etwa für die Briefeschreiber, nach dem Motto: "Bravo, habt ihr gut gemacht!"

    SPIEGEL: Gibt es Entscheidungen der WHO, die revidiert werden müssen?

    Zeltner: Ich denke schon. Es gibt alte Entscheidungen, die man überprüfen sollte. Typisches Beispiel ist der so genannte Pestizid-Entscheid, bei dem es um den Einsatz eines Tabakpflanzenschutzmittels mit nachweislich Krebs erregenden Inhaltsstoffen geht. Dies in den USA begrenzt zugelassene Pestizid darf auf Grund einer WHO-Entscheidung – die wahrscheinlich ein WHO-Wissenschaftler mitprägte, der zugleich für die Tabakindustrie tätig war – im Rest der Welt verwendet werden. Nicht auszuschließen ist, dass es noch eine Reihe ähnlicher Fälle gibt.

    SPIEGEL: Sie schreiben, die Tabakindustrie habe Agenten in die WHO-Zentrale eingeschleust, die sich Strategiepapiere und geheime Dokumente beschafften. Wie wurden die Tabakspione enttarnt?

    Zeltner: Auf Grund unserer Untersuchung.

    SPIEGEL: Wie viele Maulwürfe wurden entdeckt?

    Zeltner: Etwa ein halbes Dutzend Leute in der WHO, die willentlich und bewusst mit der Tabakindustrie zusammengearbeitet haben. Über personelle Konsequenzen wird die Generaldirektorin entscheiden.

    SPIEGEL: Sind Sie sich sicher, alle Dunkelmänner gefunden zu haben?

    Zeltner: Wahrscheinlich nicht.

    SPIEGEL: Wird die WHO in Zukunft mit der Industrie zusammenarbeiten können?

    Zeltner: Da habe ich erhebliche Zweifel, zumal die Tabakindustrie nun glauben machen will, mit den Gesundheitsbehörden zusammenarbeiten zu wollen. Wir wissen aus den Dokumenten, dass es eine ihrer Strategien ist, das eigene Image aufzupolieren mit Hilfe von Sprüchen wie "Auch wir sind dagegen, dass Jugendliche rauchen". Ich denke, eine Zusammenarbeit zwischen der WHO und den großen Tabakkonzernen ist schwierig, weil dafür ein hohes Maß an gegenseitigem Vertrauen unerlässlich wäre.

    SPIEGEL: Für Ihren Report haben Sie mehr als 35 Millionen Dokumente aus der englischen und der US-amerikanischen Tabakindustrie gesichtet. Unterlagen über eventuelle Machenschaften deutscher, französischer oder italienischer Zigarettenhersteller fehlen bislang. Wie wahrscheinlich ist es, dass diese Unternehmen vergleichbare Strategien verfolgten?

    Zeltner: Jedes Industrieunternehmen verfolgt bestimmte Lobbystrategien, das ist völlig legitim. Da verhält sich die Tabakindustrie genauso wie die Auto-, Chemie- oder Spielzeugindustrie. Mithin wäre es außerordentlich erstaunlich, wenn deutsche Tabakproduzenten keine vergleichbaren Strategien verfolgen würden.



    Laut Landwirtschaftsministerium gibt es kein BSE in Deutschland

    Aus:
    Yahoo-News, 7. August 2000, 12.32 Uhr (Politik). [Original]

    HANNOVER. Niedersachsens Landwirtschaftsministerium hat den von der EU geäußerten Verdacht, in Deutschland gebe es Fälle der Rinderseuche BSE, als absurd zurückgewiesen. Bei keinem einzigen deutschen Rind habe es auch nur den geringsten Verdacht auf BSE ergeben, das sagte Ministeriumssprecher Hanns-Dieter Rosinke. Der wissenschaftliche Lenkungsausschuss der EU hatte in einer Studie attestiert, dass BSE in der Bundesrepublik wahrscheinlich ist. [mehr]



    Bauernschläue gegen Exportverbot

    Auch deutsches Beef ist wahrscheinlich nicht BSE-frei

    Aus:
    Der Tagesspiegel, Berlin, 9. August 2000, Seite 8 (Kolumne: Was Wissen schafft) von ALEXANDER S. KEKULÉ, Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.

    Eigentlich war bereits vor 12 Jahren alles klar: Nachdem 1986 die ersten britischen Rinder an Rinderwahnsinn zugrunde gegangen waren, stand bald aus Tierkadaver hergestelltes Futtermehl als wahrscheinliche Infektionsquelle fest. Der Erreger der Nervenkrankheit „Bovine spongiforme Encephalopathie“ (BSE) wurde einer besonderen Art heimtückischer Proteine, den „Prionen“, zugeordnet. Da Prionen die Artenbarriere überspringen können, gab es keinen Grund anzunehmen, ausgerechnet der Mensch könnte gegen den vielseitigen Infektionserreger immun sein.

    Wissenschaftler wie Stanley Prusiner aus San Francisco schlugen Alarm und forderten drastische Maßnahmen, um eine Epidemie zu verhindern. Doch die zuständigen Politiker spielten das Problem herunter, bestellten Gutachten und zogen die wissenschaftlichen Daten in Zweifel. Für seine – anfangs umstrittene – Prionen- Theorie hat Prusiner inzwischen den Nobelpreis bekommen. Die erschreckenden Vorhersagen sind eingetreten: Vor 4 Jahren tauchte in England eine bisher unbekannte Variante der Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung (vCJD) auf, die auffallend junge Menschen um die 30 befällt. Vergangenen Dezember wurde zweifelsfrei bewiesen: Die Prionen, von denen das Gehirn verstorbener vCJD-Patienten übersät ist, sind mit dem BSE-Erreger der Rinder identisch. Inzwischen sind 79 vCJD-Fälle in Großbritannien bekannt geworden, die Zahl der Todesfälle steigt jährlich um mehr als ein Drittel: In diesem Jahr waren es bis Ende Juli bereits 18 – genauso viele wie im gesamten Jahr 1998.

    Wie von den Epidemiologen vorhergesagt, tauchen jetzt erste Häufungen der neuen Krankheit auf, etwa vergangenen Monat in einem kleinen Ort in der mittelenglischen Grafschaft Leicestershire. Mögliche Ursache: Schulmahlzeiten in den 80er Jahren aus den örtlichen Schlachthöfen. Nachdem im Juni auch noch in einer angeblich „BSE-freien“ englischen Herde ein neuer Fall von Rinderwahn aufgetaucht war, wurde es den – sonst gegenüber wissenschaftlichen Horrorszenarien eher dickhäutigen – EU-Agrarministern doch mulmig. Vergangenen Monat einigten sie sich: Bei Rindfleisch, auch bei Hackfleisch, muss ab 1. September der Schlacht- und Verarbeitungsort angegeben werden. Erst ab 2002 soll zusätzlich der Herkunftsort des Tieres angegeben werden – erst dann kann der Weg des Fleisches von der Geburt bis zur Ladentheke verfolgt werden [Ed: wenn nicht an den Ohrmarken der Tiere manipuliert wurde, denn aufs Implantieren fälschungssicherer Chips bei der Geburt verzichtet man].

    Kritikern reicht das nicht aus. Nordrhein-Westfalen und das Saarland, die bei der Aufhebung des deutschen Importstopps im Bundesrat im März überstimmt worden waren, fordern jetzt ein neues Exportverbot. Sie berufen sich auf den Abschlussbericht einer EU-Expertenkommission: Danach sind in Großbritannien auch in diesem Jahr mehrere hundert neue BSE-Fälle aufgetreten.

    Die deutschen Bauern sind gegen ein neues [britisches] Exportverbot – aus verständlichen Gründen: Sie machen bereits jetzt freiwillig Angaben über Abstammung, Schlachtort und Verarbeitungsstätte der Tiere und erklären: „Deutschland ist BSE-frei!“ Der verkaufsfördernde Schlachtruf wurde jedoch durch das Gutachten der EU-Experten wissenschaftlich widerlegt. Das aus 50 internationalen Fachleuten zusammengesetzte Gremium hat Deutschland in Kategorie III der möglichen BSE-Risikostufen I bis IV eingestuft. Damit ist Deutschland, obwohl bisher nur bei importierten Tieren BSE aufgetreten ist, in der gleichen Kategorie wie Frankreich und die Schweiz, die zahlreiche eigene BSE- Fälle haben. Die höchste Risikostufe IV wurde nur für Großbritannien und Portugal festgestellt.

    Die Begründung der Gutachter ist wenig schmeichelhaft: In Deutschland gibt es wahrscheinlich BSE-Rinder, die bisher wegen mangelhafter Nachweismethoden nicht identifiziert wurden. Kritikpunkt ist die bis heute praktizierte „passive Überwachung“, bei der nur BSE-verdächtige Tiere im Labor untersucht werden. Deutschland hat jedoch zwischen 1980 und 1993 über 13.000 Rinder und etwa 1000 Tonnen potenziell infiziertes Viehfutter aus dem Königreich importiert. Die Experten befürchten: Mit der geplanten Einführung der „aktiven Überwachung“ – etwa durch Stichproben bei notgeschlachteten oder aus unklarer Ursache verendeten Tieren – werden auch hier BSE-infizierte Rinder entdeckt werden. Da ist es bauernschlau, nicht nach neuen Exportverboten zu rufen. Sie könnten bald deutsches Beef treffen.



    Großer BSE-Test in Frankreich tritt in die zweite Phase

    Aus:
    Yahoo-News, 9. August 2000, 17.17 Uhr (Politik). [Original]

    PARIS. Zweite Phase einer groß angelegten BSE-Untersuchungsreihe in Frankreich: Nach den wissenschaftlichen Vorbereitungen werden ab jetzt mehr als 40.000 Rinder auf die Seuche getestet, wie die französische Gesundheitsbehörde (AFSSA) heute in Paris mitteilte. Erste Ergebnisse sollen im Herbst vorliegen. Die Regierung in Paris erhofft sich von der Testreihe Aufschluss über die tatsächliche Verbreitung von Rinderwahnsinn in Frankreich. In diesem Jahr wurden 29 an BSE erkrankte Tiere entdeckt.

    Die wissenschaftliche Phase des BSE-Projekts startete im Juni. Bis Ende des Jahres sollen die Kadaver von 40.000 wegen einer Krankheit oder eines Unfalls notgeschlachteten Rinder untersucht werden. Dabei wollen sich die Behörden auf Westfrankreich konzentrieren – das Gebiet, in dem BSE am meisten verbreitet zu sein scheint. Die Aktion kostet nach Angaben des Ministeriums 271 Millionen Franc (rund 80 Millionen Mark bzw. 41 Millionen Euro). Angewendet werden soll der in der Schweiz entwickelte Prionics- Test, der als sehr zuverlässig gilt. Frankreich weigert sich bislang trotz eines gegenteiligen Beschlusses der EU-Kommission, Rindfleisch aus Großbritannien einzuführen.



    BSE-Test wird in Deutschland blockiert

    Die Grünen planen Dringlichkeitsanfrage bei der EU-Kommission

    Aus:
    Yahoo-News, 29. August 2000, 12.55 Uhr (Politik). [Original]

    MAINZ (ots). Die Bündnis- Grünen im Europaparlament halten die kaum praktizierte Anwendung des BSE-Testes in deutschen Schlachtbetrieben für unverantwortlich. Die Abgeordnete der Bündnis- Grünen in Straßburg, auch Mitglied des Ausschusses für Verbraucherpolitik, Hiltrud Breyer will die EU-Kommission am Mittwoch, 30. August 2000, in einer Dringlichkeitsanfrage auffordern, die Einführung des BSE-Testes in deutschen Schlachtereien gegen bürokratische Widerstände zu unterstützen.

    Auch solle sich die Kommission von der Bundesregierung die wissenschaftlichen Belege für die vermeintliche BSE- Freiheit vorlegen lassen. "Ich finde das einen Skandal, dass dieser Test ausgebremst wird. Hier wird in unverantwortlicher Weise die Gesundheit der Menschen aufs Spiel gesetzt", erklärte Breyer gegenüber dem ZDF- Magazin "Kennzeichen D" [Telefon: (030) 2099-1302 / -1303]. Offenbar habe sich die Fleischlobby mit dem Wunsch durchgesetzt, die Rinderkontrollen zu unterlassen, "nur um den Anschein zu wahren, Deutschland sei BSE-frei."

    Der von der EU-Kommission zur BSE- Kontrolle frischgeschlachteter Rinder empfohlene Sicherheitstest, den vor allem Dänemark, die Schweiz und Frankreich erfolgreich anwenden, wird nach Informationen von "Kennzeichen D" von Behörden und Fleischwirtschaft in Deutschland weitgehend blockiert. Das von Wissenschaftlern der Prionics AG Zürich entwickelte Verfahren, mit dem die Erreger der Rinderseuche binnen weniger Stunden in Hirnproben der Tiere nachgewiesen werden, wird bundesweit außer in einem Modellversuch in Nordrhein- Westfalen nur in knapp 40 Metzgereibetrieben durchgeführt.

    Die wenigen Metzgereien, die ihre Schlachtrinder auf BSE testen lassen, registrieren allerdings starken Kundenzustrom. 80 bis 100 Mark Laborkosten pro Rind verursachen nur geringe Preisaufschläge, in der Regel 10 bis 40 Pfennige pro Kilo Fleisch und Wurstwaren.

    Den mit dem BSE-Test befassten nichtstaatlichen Einrichtungen würden nach Auskunft des Leiters des Würzburgers Babende-Instituts für medizinisch- biologische Forschung, Dr. Michael Werk "von den Behörden Knüppel zwischen die Beine geworfen". Man berufe sich darauf, dass Deutschland BSE-frei sei und der Test sich demzufolge erübrige. Der Wissenschaftliche Lenkungsausschuss der EU-Kommission hatte die Bundesrepublik dagegen kürzlich als BSE- Risikoland eingestuft: Heimische Rinder könnten bereits mit dem Erreger angesteckt sein. In Deutschland wurden von 1992 bis 1997 sechs BSE-Fälle bei Importrindern gemeldet. [mehr]



    BSE verbreitet sich stärker als vermutet

    Britische Wissenschaftler vermuten, dass BSE und die neue Variante der Creutzfeldt- Jakob- Krankheit auch ohne sichtbare Symptome auftreten können. Menschen und Tiere könnten den tödlichen Erreger dann in weit größerem Umfang als bisher gedacht in sich tragen und verbreiten.

    Aus:
    Spiegel Online – 29. August 2000, 20.21 Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]

    LONDON. Die Untersuchung eines Londoner Forscherteams könnte bewirken, dass bisherige Erkenntnisse über die Übertragungswahrscheinlichkeit der Erreger von BSE eingehend überprüft werden müssen.

    Ein Berater der britischen Regierung hat die Vermutung aufgeworfen, dass auch scheinbar gesunde Tiere und Menschen Überträger von BSE beziehungsweise der neuen Variante der Creutzfeldt- Jakob- Krankheit (nvCJD) sein können. Es gebe neue Anhaltszeichen für die Existenz einer "subklinischen Form" von BSE, einer Infektion mit dem Erreger, die keine äußeren Symptome zeige, zitiert der "Daily Telegraph" den Untersuchungsbericht des britischen Forscherteams.

    Der so genannte Rinderwahnsinn wird durch Prionen ausgelöst, das sind infektiöse Proteine, die beim Menschen die ebenfalls tödliche Creutzfeldt- Jakob- Krankheit und bei Schafen Scrapie verursachen. Das Forscherteam von Professor John Collinge meint, dass man "nicht davon ausgehen solle, dass eine Tierart, die resistent gegen eine Art von Prionen zu sein scheint, die Erreger nicht doch unbemerkt in sich trägt". Es könnte also sein, dass neben Kühen auch Schafe, Schweine oder Hühner, die dem BSE- Erreger ebenfalls durch infiziertes Futtermittel ausgesetzt waren, die neu entdeckte subklinische Form von BSE weitertragen.

    "Wir müssen die Methoden überdenken, mit denen wir im Labor feststellen, auf welche Tiere die Erreger übertragen werden können", heißt es im Forschungsbericht [Proceedings of the National Academy of Sciences, Washington, Band 97, Seite 10248]. Mit diesen Ergebnissen steige außerdem auch die Wahrscheinlichkeit dafür, dass scheinbar gesunde Rinder an BSE erkrankt sind, ohne je die Symptome zu zeigen.

    Die britische Regierung begrüßt die Studie als einen "wichtigen Beitrag" zum Verständnis von BSE und nvCJD, sagt jedoch, man plane nicht, auf Grund der Erkenntnisse die Gesundheitskontrollen im Land zu verstärken.

    Auch die Europäische Union bezeichnet die Untersuchung als "ein sehr wichtiges Forschungsergebnis". Man werde allen neuen Erkenntnissen Rechnung tragen, erklärt eine Sprecherin der EU-Kommission in Brüssel. Der so genannte Ständige Veterinärausschuss der EU werde sich damit beschäftigen und neue EU-Gesetze würden die Möglichkeit der unbemerkten Infektion miteinbeziehen, so die Sprecherin. [mehr]



    W I D E R S P R U C H

    Hühnerwahnsinn? Unwahrscheinlich...

    Kaum schien die BSE-Epidemie unter Kontrolle gebracht, gab es neue Hiobsbotschaften von der "Wahnsinns"-Front: Eine britische Forschergruppe warnte, auch Hühner, Schafe und andere Tiere könnten Träger des Erregers sein. Deutsche Experten warnen hingegen vor schnellen Urteilen.

    Aus:
    Spiegel Online – 31. August 2000, 12.24 Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]

    GÖTTINGEN/LONDON. Das Risiko einer Übertragung von BSE- ähnlichen Krankheiten auf den Menschen durch Fleisch von Schafen, Schweinen oder Hühnern ist aus Expertensicht äußerst gering. Die Spekulationen, die ein britisches Team aus entsprechenden Studien gezogen habe, seien "ein bisschen weit reichend", sagte Prionen- Forscher Walter Schulz-Schaeffer von der Universität Göttingen gestern. In Deutschland gebe es in der Nahrungskette vermutlich ohnehin keine relevante Menge krankhafter Prionen, den Erregern des Rinderwahnsinns BSE, Scrapie bei Schafen und der Creutzfeldt-Jakob- Krankheit beim Menschen.


    Keine Vegetarier: In der Massenhaltung frißt das Huhn gern auch einmal gemahlenes Rind – und wird damit potentiell zum BSE-Träger.

    Ein Team um John Collinge vom St. Mary's Hospital in London hatte Mäuse mit krankhaften Prionen aus Hamstern infiziert. Die Tiere wurden nicht krank und erreichten ein hohes Alter. Die nach ihrem Tod aus ihren Gehirnen entnommenen Krankheitserreger wurden wiederum anderen Mäusen und Hamstern injiziert, mit der Folge, dass diese daran starben. Daraus leiten die Wissenschaftler dreierlei ab: dass der Erreger auf andere Arten übergreifen kann, dass er jahrelang unentdeckt bleiben kann und dass er im Laufe der Zeit gefährlicher wird.

    In Deutschland gibt es laut Schulz-Schaeffer keine Probleme mit der Prionen-Übertragung durch Tiermehl, da es wirksam dekontaminiert werde [Ed-4.11.2000: ist das wirklich sicher?]. "Damit sind solche Randaspekte wie eine spekulative Infektion von Schweinen und Geflügel für deutsche Verbraucher vollkommen irrelevant."

    Nach den Ergebnissen der Studie könnten auch Schafe, Schweine und Geflügel theoretisch unbemerkt infiziert sein, schreiben die britischen Forscher in den Proceedings of the National Academy of Sciences (Washington, Band 97, Seite 10248). Dies könne auch bedeuten, dass viel mehr Rinder als bisher angenommen mit dem Erreger infiziert seien, auch wenn ihnen dies nicht anzusehen sei. Außerdem halten es die Forscher für denkbar, dass die Erreger in den achtziger Jahren, als britische Rinder, Schafe und Schweine mit Schlachtviehresten gefüttert wurden, von einer Art auf die andere übergesprungen sind und sich dabei verändert haben.

    Außerhalb des Forschungslabors ist bisher noch kein Fall bekannt, bei dem BSE auf Schafe oder Schweine übergegriffen habe. "Ich will nicht Alarm schlagen und behaupten, dass das möglich ist", sagte Collinge. "Aber wir können das ziemlich einfach überprüfen, warum also sollten wir es dann nicht tun?" Doch das Komitee, das im Auftrag der britischen Regierung die Entstehung der BSE- Epidemie untersucht, hält zusätzliche Kontrollen etwa von Schweine-, Lamm- und Hühnerfleisch für unnötig.

    Sir John Krebs, der Vorsitzende der britischen Behörde zur Lebensmittelüberwachung, äußerte sich eher beschwichtigend: "Im Moment gibt es keinen Grund, warum die Leute ihre Essgewohnheiten ändern sollten."

    Die Studie hat laut Schulz-Schaeffer unterstrichen, dass Tiere den Erreger vermehren können und dieser dann im Labor auf andere Arten übertragbar sei, selbst wenn es keine Krankheitszeichen gibt. Der Erkrankung geht jeweils eine lange Inkubationszeit voraus. Tierexperimente hatten bislang unter anderem ergeben, dass die BSE- Erreger vom Rind auf andere Rinder, Ziegen, Schafe und Mäuse übertragen werden konnten, wenn diese Tiere Teile von infizierten Rindern fraßen.

    Über die Möglichkeit, dass auch andere Tierarten Träger des BSE-Erregers sein könnten, wird seit Jahren spekuliert. Besonders Schlachthühner könnten ein Risiko bedeuten: Sie leben in der Regel nicht lang genug, um Symptome überhaupt entwickeln zu können. BSE-Erreger können zwar mittlerweile in einem relativ frühen Stadium gefunden werden, nicht jedoch die – bisher nicht bestätigte – "subklinische Form" des Erregers.



    Kein BSE-Schnelltest in Deutschland

    Aus:
    Yahoo-News, 31. August 2000, 14.00 Uhr (Agrar-Politik [auf Abwegen]). [Original]

    MAINZ (lifeline). Der von Brüssel empfohlene BSE-Schnelltest wird einem Bericht des Fernsehmagazins "Kennzeichen D" zufolge von Behörden und Fleischwirtschaft in Deutschland weitgehend blockiert. Das Verfahren, mit dem die Erreger des Rinderwahnsinns binnen weniger Stunden nachgewiesen werden können, werde bundesweit nur in einem Modellversuch in Nordrhein-Westfalen sowie in knapp 40 Metzgereibetrieben angewendet.

    Dem ZDF-Bericht zufolge würden Behörden derzeit die flächendeckende Anwendung des Tests verhindern. Dieser werde allerdings ab Januar kommenden Jahres europaweit zur Pflicht. In Frankreich, Dänemark und der Schweiz sei das Verfahren bereits eingeführt. Die Grünen im Europa-Parlament kritisierten die deutsche BSE-Politik. Hier werde in unverantwortlicher Weise die Gesundheit der Menschen aufs Spiel gesetzt, so die Grünen- Politikerin Hiltrud Breyer gegenüber "Kennzeichen D".

    Offenbar habe sich die Fleisch-Lobby mit dem Wunsch durchgesetzt, die Rinderkontrollen zu unterlassen, um den "Anschein zu wahren, Deutschland sei BSE-frei". Experten der EU-Kommission hatten die Bundesrepublik vor wenigen Wochen als BSE-Risikoland eingestuft. Deutsche Agarpolitiker hatten dies empört zurückgewiesen.



    BSE hat in Frankreich größeres Ausmaß als angenommen

    Aus:
    Yahoo-News, 13. September 2000, 11.00 Uhr (LifeStyle). [Original]

    PARIS. In Frankreich hat die Rinderkrankheit BSE nach Informationen der Zeitung Le Figaro ein weit größeres Ausmaß als bislang angenommen. Wie die Pariser Tageszeitung am Montag [11.9.2000] unter Berufung auf erste BSE- Testreihen an Rinderkadavern berichtete, sind rund zwei Promille des gesamten Rinderbestandes verseucht – was einer Zahl von rund 42.000 Tieren entsprechen würde. Jährlich würde das Fleisch von rund 1200 infizierten Tieren in Frankreich in die Lebensmittel gelangen. Die Zeitung stützte sich in ihrem Bericht auf die Auswertung von rund 6000 BSE-Tests, vor allem aus dem Westen des Landes. Frankreich hatte im Sommer die europaweit größte Testreihe zum Aufspüren der Rinderkrankheit gestartet und wendete dabei den Schweizer BSE-Test Prionics an.

    Eine Pariser Veterinärin meldete Zweifel an den Zahlen an. Da die Tests nur an toten Tieren vorgenommen werden könnten, könne der festgestellte Anteil erkrankter Tiere nicht auf den gesamten Herdenbestand in Frankreich hochgerechnet werden, sagte Jeanne Brugère- Picoux der Nachrichtenagentur AP. Die Testreihe soll bis zum Jahresende fortgesetzt werden und rund 48.000 Tierkadaver umfassen; der Gesamtbestand an Rindern umfasst in Frankreich rund 21 Millionen Tiere. Der Schweizer Test gilt als die derzeit beste Methode zum Aufspüren von BSE. Für die Untersuchungen werden Rindern, die älter als zwei Jahre sind und bei Unfällen oder an Krankheiten sterben, Proben aus dem Hirn- und Nervengewebe entnommen.



    Kein BSE-Risikomaterial in Würsten und Terrinen gefunden

    Aus:
    Yahoo-News, 14. September 2000, 13.20 Uhr (Schweiz). [Original]

    BERN. In einer ersten Testserie ist in Würsten und Terrinen in der Schweiz kein BSE-Risikomaterial gefunden worden. Keine der 83 untersuchten in- und ausländischen Proben enthielt zentralnervöses Gewebe von über sechs Monate alten Rindern, wie das BVET heute mitteilte. Die Untersuchungen werden weiter geführt.

    Die Schweiz hatte im vergangenen Mai mit dem Testen von Fleischerzeugnissen auf Rückstände von Gehirn und Rückenmark, so genanntem zentralnervösen Gewebe, begonnen. Getestet wurden Waren wie Würste und Terrinen aus der Schweiz und den wichtigsten Lieferländern Frankreich, Italien und Deutschland. Dagmar Heim vom Bundesamt für Veterinärwesen (BVET) bezeichnete die Ergebnisse auf Anfrage als beruhigend. In zwei Fällen war das Testresultat zwar positiv, genauere Abklärungen ergaben jedoch, dass es sich dabei um Schweine- und Kalbshirn handelte, das nicht als Risikomaterial gilt und deshalb zulässig ist. Allerdings waren die beiden Produkte nicht korrekt deklariert, weshalb Massnahmen für den Schutz vor Täuschung ergriffen wurden. Bei den Tests wurde laut Heim versucht, möglichst alle Produkte abzudecken. Die Untersuchungen würden jetzt in gleichem Stil weiter geführt.

    Zentralnervöses Gewebe von Rindern über sechs Monaten gilt im Hinblick auf die Übertragung von BSE als Risikomaterial und darf in der Schweiz deshalb seit November 1990 nicht in Lebensmitteln verwendet werden. Zudem werden Fleischerzeugnisse nur aus Ländern importiert, die äquivalente Vorschriften kennen oder amtlich bestätigen, dass die gelieferten Erzeugnisse keine Risikomaterialien enthalten. Wie im vergangenen März bekannt wurde, enthielten in einer Studie in Deutschland von 600 Stichproben rund 15 % der Kochmettwürste und 9 % der Leberwürste nicht deklariertes Nervengewebe.



    Mineralöl in Hühnereiern

    Aus:
    Spiegel-Pressemeldung – 16. September 2000, 11.31 Uhr zum Artikel "Mineralöl im Hühnerei" im SPIEGEL – 38/2000, 18. September 2000, Seite 19 (Panorama Deutschland).

    HAMBURG. Der belgische "Dioxin- Skandal" im Vorjahr hat offenbar wenig daran geändert, dass Mineralölprodukte in Futtermittel gelangen – Spuren davon sogar in Lebensmittel. Das legen nach einem Bericht des Nachrichten-Magazins Der Spiegel Analysen des Kantonalen Laboratoriums Zürich nahe, über die in dieser Woche auf dem Deutschen Lebensmittelchemikertag in Stuttgart berichtet wurde.

    Die Schweizer Experten hatten "Futterfette", Ausgangserzeugnisse für Mischfuttermittel, untersucht und fanden heraus, dass "wohl über die Hälfte aller Fette und Öle für die Futtermittel-Herstellung" den Schweizer Höchstwert – die EU hat keinen –, "zum Teil zehnfach oder hundertfach" überschreitet. Es gebe Fälle, in denen "man klar sagen kann: Das sind Zweitakt- oder Auto- Motorenöle", meint Laborchemiker Konrad Grob. Da viele Futterfette importiert würden, sehe es in anderen Ländern ähnlich aus. Das Zürcher Labor wies Mineralölprodukte zudem im Fettanteil von Rinder-, Schweine- und Geflügelfleisch nach, ferner in Hühnereiern. Auch in Baden- Württemberg waren bei der Kontrolle von Eiern Proben positiv. Die Landesregierung lässt zur Zeit Futtermittel nach dem Zürcher Beispiel analysieren.



    Creutzfeldt-Jakob-Infektion durch Bluttransfusion

    Aus:
    Der Tagesspiegel, Berlin, 18. (?) September 2000 , Seite ?? (???).

    EDINBURGH. Die tödliche neue Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (vCJD) kann möglicherweise auch durch Bluttransfusionen von Mensch zu Mensch übertragen werden. Das schreiben Forscher des Instituts für Tiergesundheit in Edinburgh im britischen Wissenschaftsjournal The Lancet (Band 356).

    Sie stützen sich auf Versuche mit BSE-infizierten Schafen. Noch bevor diese Symptome der Krankheit zeigten, wurde ihr Blut auf gesunde Schafe übertragen. 610 Tage später zeigte eines der Empfängertiere BSE-Symptome, berichten die Wissenschaftler. Alle anderen Empfänger seien gesund, heißt es in dem Bericht, der sich ausdrücklich auf vorläufige Daten eines noch laufenden Experimentes.beruft.

    Reinhard Burger vom Robert-Koch-Institut in Berlin schätzte die Veröffentlichung als „wichtige und sehr ernst zu nehmende Publikation“ ein.



    Australien stoppt Blutspenden von Großbritannien-Besuchern

    Aus:
    Yahoo-News, 21. September 2000, 15.43 Uhr (Vermischtes). [Original]

    CANBERRA. Australien will aus Sorge vor einer Übertragung der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit Blutspenden von Menschen stoppen, die sich mindestens sechs Monate in Großbritannien aufgehalten haben. Der Chef der Gesundheitsbehörde, Richard Smallwood, sagte am Donnerstag, betroffen seien Spender, die zwischen 1980 und 1996 in Großbritannien gewesen seien. Australien folgt den USA, Kanada und Neuseeland, die schon ein Verbot aussprachen. Sie reagierten auf einen in der vergangenen Woche vorgelegten Bericht schottischer Wissenschaftler. Danach kann die Rinderseuche BSE und deren Entsprechung beim Menschen, eine neue Variante der Creuzfeldt- Jakob-Krankheit, durch Blut übertragen werden.

    Gesundheitsminister Michael Woolridge sagte, das Verbot solle über einen Zeitraum von drei Monaten umgesetzt werden. Betroffen seien bis zu 30.000 regelmäßige Blutspender, die mindestens fünf Prozent der Spenden des Landes lieferten. Er begründete die Übergangsfrist damit, dass bei einen sofortigen Stopp der Spenden, das Aufkommen gefährdet sei. Woolridge räumte ein, dass es eine hundertprozentige Sicherheit bei den Spenden nicht gebe.

    In Großbritannien sind Dutzende Menschen an der neuen Variante der Creutzfeldt- Jakob-Krankheit (vCJD) gestorben. Es wird vermutet, dass diese zuvor Fleisch von Tieren verzehrten, die an der Rinderseuche BSE litten. In Großbritannien waren die ersten BSE-Fälle 1986 registriert worden. Die Ausbreitung der Krankheit erreichte 1992 einen Höhepunkt. Vier Jahre später war vCJD entdeckt worden. Bislang ist nicht nachgewiesen worden, dass vCJD oder BSE durch Blut übertragen werden können. Nach dem in der Zeitschrift The Lancet Medical Journal (Band 356) veröffentlichten Bericht ist die Übertragung jedoch möglich.



    Blut ist BSE-Überträger

    Aus:
    Yahoo-News, 24. September 2000, 9.10 Uhr (Vermischtes). [Original]

    LONDON. Rinderblut im Futter könnte nach Ansicht britischer Wissenschaftler für mindestens einen neuen Fall von Rinderwahnsinn (BSE) gesorgt haben. Er habe immer wieder vor Kannibalismus in der Viehzucht gewarnt, sagte Professor John Collinge in der Sunday Times. Im Medizinischen Forschungsrat ist Collinge der Spezialist für Prionen. Prionen sind die Erreger des Rinderwahnsinns und der Creutzfeldt-Jacob- Krankheit, der BSE-Entsprechung beim Menschen. Blut gehört nicht zu den Kadaverbestandteilen, deren Verfütterung 1996 verboten wurde, um die Infektionskette zu unterbrechen.

    Seit 1996 wurde in Großbritannien mindestens ein BSE-Fall diagnostiziert. Sieben weitere Rinder haben BSE- Symptone, wie die Zeitung berichtete. Das BSE-Rind wurde im August 1996 geboren, als Knochen und Muskelfleisch, Hirn und anderes Nervengewebe sowie Innereien nachweislich nicht mehr im Rinderfutter enthalten waren. Der Verdacht, dass die sehr widerstandsfähigen und erst nach Jahren wirksam werdenden Prionen in den Blutbestandteilen des Futter waren, wurde nach einer Warnung schottischer Wissenschaftler geäußert: Sie glauben, dass Creutzfeldt-Jacob mit Bluttransfusionen übertragen werden könnte.



    Kampagne zur Deklarierung von Rindfleisch gestartet

    Aus:
    Yahoo-News, 5. Oktober 2000, 15.29 Uhr (Politik). [Original]

    DÜSSELDORF. Unter dem Motto "Rindfleisch in Nordrhein-Westfalen. Aber sicher" steht eine heute von der Landesumweltministerin Bärbel Höhn eingeleitete Aktion, mit der für die genaue Deklarierung von Rindfleisch geworben wird. Notwendig seien vollständige Informationen darüber, woher das im Laden angebotene Rindfleisch stamme, erklärte die Grünen- Politikerin in Düsseldorf. Angesichts der nach wie vor bestehenden Gefahr durch die Rinderseuche BSE rief sie die beteiligten Unternehmen auf, die Herkunft von Rindfleisch und Rindergehacktem nachzuweisen. Sie hoffe darauf, dass sich die Betriebe des Fleischerhandwerks und fleischvermarktende Unternehmen an der Aktion beteiligen würden, erklärte sie.

    Zum Herkunftsnachweis gehören nach Ansicht der Ministerin Angaben, wo das Rind zur Welt kam, wo es aufwuchs und wo es geschlachtet und zerlegt wurde. Nur mit Hilfe dieser kompletten Angaben könnten Verbraucher eigenverantwortlich eine Kaufentscheidung treffen. Die seit September von der Europäischen Union vorgeschriebene Angabe über den Schlachtort sei unzureichend, weil der Ort der Geburt und die Art der Fütterung viel entscheidendere Kriterien seien.

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      Zum Teil 6

    © 2000-2005 – Universitätsrat a. D. Karl-Heinz Dittberner (khd) – Berlin   —   Last Update: 26.06.2011 23.29 Uhr