BSE & Co in den Medien – Teil 34 khd
Stand:  16.1.2006   (38. Ed.)  –  File: M/edien34.html




Hier werden einige ausgewählte und besonders interessante Artikel und andere Texte zur durch den Rinderwahnsinn BSE und der Anwendung der Gentechnik ausgelösten Problematik sowie zur gefährlichen H5N1-Vogelgrippe (Geflügelpest) und H1N1-Schweinegrippe gespiegelt und damit auf Dauer dokumentiert. Manches ist auch mit [Ed: ...] kommentiert. Tipp- und Übertragungsfehler gehen zu meinen Lasten.

Die anderen Vergiftungen von Nahrungsmitteln haben ab Ende 2004 eine eigene Webseiten- Serie in der Abteilung "Food" erhalten.

Auf dieser Doku-Seite ist auch Copyright- geschütztes Material anderer wegen der permanenten Link-Möglichkeit mit eigenen HTML-Ankern (NAME-Tags) dokumentiert. Bitte beachten Sie bei kommerzieller Nutzung das Copyright, das bei den jeweiligen (Zeitungs-) Verlagen liegt. Die meisten Links sind redaktionell hinzugefügt worden. Hier sind dokumentiert:

  • Neuere Presseberichte  (35. Teil).
  • 29.08.2005: Test weist Prionen im Blut nach.
  • 25.08.2005: Wüste für Verbraucher – Steinzeit für Bauern.
  • 12.07.2005: Bluttest für BSE bei lebenden Tieren.
  • 06.07.2005: Aggressives Virus in Zugvögeln gefunden.
  • 06.07.2005: Beteiligung von Prionen am Gedächtnis-Aufbau?
  • 25.05.2005: Wann Prionen Prionen verdrehen können.
  • 20.05.2005: BSE-Erreger – Vom Darm ins Gehirn.
  • 14.05.2005: Impfung gegen Prionen.
  • 25.04.2005: BSE-Erreger sind definitiv Eiweiße.
  • 21.04.2005: Thilo Bode: „Lächerlich geringe Strafen“. (Interview)
  • 16.04.2005: Künast wirft USA "unglaubliche Schlamperei" und mangelnde Transparenz bei Gentechnik vor.
  • 09.04.2005: Rinderwahn auch ohne Tiermehl?
  • 07.04.2005: Die Verbreitung von BSE.
  • 05.04.2005: Gen-Mais: Was verheimlicht Syngenta noch?
  • 24.01.2005: Erstmals infektiöse Prionen in allen Organen nachgewiesen.
  • 03.12.2004: BSE-Verdacht: Futtermittel auf 150 Höfen untersucht.
  • 02.12.2004: Künast räumt mit BSE bei Banken auf.
  • Ältere Presseberichte  (33. Teil).
    Made with Mac


    Künast räumt mit BSE bei Banken auf

    Bundesrat stimmt in zwei Wochen auch über "altes" Verbraucherinformationsgesetz ab

    Aus:
    Neues Deutschland, Berlin, 2. Dezember 2004, Seite ?? (Wirtschaft/Soziales) von MICHAELA VON DER HEYDT . [Original]

    BERLIN (ND). Wie von ihr im Jahr 2003 angekündigt, legte Bundesverbraucherministerin Renate Künast (Grüne) gestern in Berlin den 1. Verbraucherpolitischen Bericht vor.

    Das Verbraucherinformationsgesetz scheiterte vor zwei Jahren im Bundesrat. Doch Bundesverbraucherministerin Renate Künast versucht es erneut. "Wir haben den Ball wieder vors Tor gelegt", erklärte die Politikerin gestern in Berlin, als sie den ersten Verbraucherpolitischen Bericht der Bundesregierung vorstellte. Am 17. Dezember wird die Länderkammer über das Lebensmittel- und Futtermittelgesetzbuch abstimmen. Darin eingebaut sind Teile des 2002 gescheiterten Gesetzesvorhabens. Das stärkte unter anderem das Auskunftsrecht der Verbraucher gegenüber Behörden sowie die Möglichkeit der Ämter, auch gegen wirtschaftliche Interessen von Firmen Informationen zu veröffentlichen. Mit dem Gesetzbuch würden elf Gesetze in einem zusammengefasst, resümierte Künast. Sie rief die Union dazu auf, das "Buch" nicht zu blockieren.

    Der erneute Versuch, die Informationsrechte der Verbraucher auszubauen, gehört zu den zwei Leitlinien, auf die sich der vorgelegte Bericht konzentriert. Zum einen geht es darum, den Verbraucher vor gesundheitlichen und wirtschaftlichen Schäden zu schützen. Zweitens will das erst vor dem Hintergrund der BSE-Krise geschaffenen Verbraucherschutzministerium die Rechte der Bürger stärken, als gleichberechtigte und informierte Marktpartner ihre Entscheidungsfreiheit nutzen zu können.

    Im Bereich Lebensmittelsicherheit schlägt auf der Habenseite der Regierung zu Buche: Beim Lebensmittelhygiene- Paket wurde, auch auf EU-Ebene, erstmals das Konzept "Vom Stall bis zum Tisch" umgesetzt, das zumindest im Prinzip die Rückverfolgung von Nahrungsmitteln bis zum Hersteller ermöglicht. Dass dieses nicht vor Skandalen schützt, hat aber erst kürzlich der Dioxin-Skandal belegt. Diese Fälle hätten auf EU-Ebene das grundsätzliche Thema der Grenzwerte wieder auf die Agenda gehoben. Denn die Rückstandshöchstmengen seien, so die Ministerin, früher auf dem Körpergewicht eines 35-Jährigen festgelegt worden, der beispielsweise 0,2 Liter eines Saftes trinkt. Kinder aber trinken meist entweder die ganze Flasche oder gar nichts. Außerdem wiegen sie viel weniger und ihre Organe sind noch nicht ausgereift. "Der Schutz von Kindern ist also eine Herkulesaufgabe", konstatiert die Verbraucherschutzministerin. Im kommenden Jahr sollen die Ergebnisse einer nationalen Verzehrstudie vorliegen. Mit diesen Daten hofft Künast, die Grenzwerte bei Lebensmitteln verändern zu können. Auch die Rückstände bei Bedarfsgegenständen, die längere Zeit mit der Haut in Berührung kommen, müsste ständig überprüft und angepasst werden. Zur Zeit würde beispielsweise bei Spielzeug unterschieden, ob es für unter Dreijährige sei. Aber auch ältere Kinder nehmen Sachen in den Mund. Als ersten Schritt gewähre das Produktsicherheitsgesetz Verbrauchern mehr Informationsrechte gegenüber Behörden.

    Ein weiteres Mammutprojekt wird der Bereich Finanzdienstleistungen sein. Ob Versicherungen, Kapitalanlagen, Vorsorge oder grauer Kapitalmarkt ­ von der Bankenaufsicht bis hin zu den Informationspflichten der Anbieter müsse der Bereich aufgerollt werden. So hat sich Künast auch in den Streit um Immobilienbetrug der Bausparkasse Badenia eingeschaltet. Dieser Fall sei "so etwas wie der BSE-Fall im Bankenbereich", sagte Künast dem Hamburger Magazin "stern". Sie sei entschlossen, "in diesem Bereich unter dem Aspekt eines besseren Verbraucherschutzes systematisch aufzuräumen". Gegen unseriöse Immobilienverkäufer und Banken müsse schärfer vorgegangen werden. Das Problemmanagement müsse ähnlich verlaufen wie bei der Rinderseuche BSE: "Wir müssen das Rind umzingeln, von allen Seiten betrachten und entscheiden: Was muss geschehen?"

    Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) hat den Verbraucherpolitischen Bericht der Bundesregierung begrüßt. "Es ist gut, dass die Bundesregierung Rechenschaft abgibt, was sie in der Verbraucherpolitik bisher erreicht hat und welche Vorhaben sie in Angriff nehmen will", sagte vzbv-Vorstand Edda Müller. Zugleich kritisierte der vzbv die Defizite einzelner Ressorts in der Verbraucherpolitik. Besonders auffällig sei dies im Wirtschafts- und im Verkehrsministerium. "Für Teile der Bundesregierung scheint es die Verbraucher als Fahrgäste, als Energieverbraucher oder als Eigenheimbauer einfach nicht zu geben", sagte Edda Müller.



    BSE-Verdacht

    Futtermittel auf 150 Höfen untersucht

    Aus:
    Bayerischer Rundfunk, München, 3. Dezember 2004, ??.?? Uhr (Umwelt & Gesundheit). [Original]

    MÜNCHEN. In ganz Bayern sind bisher rund 150 Betriebe überprüft worden, die bis Ende November Rübenschnitzel der Südzucker AG als Futtermittel bezogen haben. Das Futtermittel ist möglicherweise mit Tiereiweiß behaftet. Unter Umständen könnten sich die damit gefütterten Tiere mit BSE infiziert haben.

    Auf bisher sechs Höfen hat sich dieser Verdacht bei amtlichen Analysen bestätigt, so das Bayerische Verbraucherschutzministerium auf Anfrage des Bayerischen Rundfunks. Zwei der Höfe liegen in Unterfranken im Landkreis Haßberge. Um jedes Risiko einer BSE-Übertragung bei Wiederkäuern auszuschließen, gilt deshalb ein 24-monatiges Schlachtverbot für die Rinder, die mit diesen Rübenschnitzeln gefüttert wurden. Das Schlachtverbot sei aber nur vorsorglich verhängt, so das Umweltministerium.

    Woher stammt das Eiweiß?

    Wie die Eiweißpartikel in das Tierfutter gelangen konnte, ist noch nicht geklärt. Derzeit werden von Bund und Land Untersuchungen geführt. Möglicherweise stammen die Partikel nicht von Wiederkäuern, sondern von im Acker befindlichen Mäuseknochen – sollte dem so sein, würde das Schlachtverbot umgehend aufgehoben. Am 23. November wurden in einer Fracht nach Irland erstmals Eiweißrückstände an Rübenschnitzeln gefunden. Seitdem gehen aus den Werken der Südzucker AG nur Bestände an den Futtermittelhandel, die vorher auf Rückstandsfreiheit untersucht wurden.



    Erstmals infektiöse Prionen in allen Organen nachgewiesen

    Aus:
    TSE-Forum, München, 24. Januar 2005 (Aktuelles). [Original]

    In der aktuellen Online Januar Ausgabe von Science berichten Wissenschaftler der Universitäten Göttingen, Zürich, Yale und London von dem erstmaligen Nachweis infektiöser Prionen in allen Organen von Mäusen. Bislang war man davon ausgegangen, dass sich infektiöse Prionen nur in lymphoidem und nervösem Gewebe vermehren. Dies gilt nun nicht mehr, denn den Wissenschaftlern gelang es im Maus- Experiment nachzuweisen, dass sich Prionen auch in Bauchspeicheldrüse, Niere und Leber anreichern, wenn dort vorher eine Entzündung ausgelöst wurde.

    Davon ausgehend, dass entzündungsfördernde Zytokine und Immunzellen für die Replikation von Prionen in lymphoidem Gewebe notwendig sind, untersuchten die Wissenschaftler im Tierversuch, ob entzündliche Prozesse die Prion-Pathogenese beeinflussen. Sie applizierten Prionen an Mäuse mit fünf Entzündungsmodellen in Niere, Bauchspeicheldrüse und Leber. In allen Fällen ermöglichte die chronische lymphozytäre Entzündung die Vermehrung von Prionen in den sonst Prion-freien Organen.

    Ausgehend davon fordern die Wissenschaftler, dieses Ergebnis nun auch bei landwirtschaftlichen Nutztieren wie Schafen und Rindern zu überprüfen. (Scienceexpress.org, 20 January 2005, page 4, 10.1126)



    G E N - M A I S

    Was verheimlicht Syngenta noch?

    Neue Enthüllung im Gen-Mais-Skandal des schweizerischen Gentechnikkonzerns Syngenta. Wie das Fachblatt Nature berichtet, enthält der in die US-Nahrungskette gelangte, aber nicht zugelassene Bt10-Gen-Mais ein Antibiotika-Resistenzgen. Das musste inzwischen auch Syngenta zugeben.

    Aus: Umweltjournal, 5. April 2005, ??.?? Uhr. [Original]

    HAMBURG (Greenpeace). In der vergangenen Woche war herausgekommen, dass die Schweizer Gentechnik-Firma von 2001 bis 2004 in den USA den nicht zugelassenen Gen-Mais "versehentlich" vertrieben hatte. Außerdem behauptete das Unternehmen, dass sich der Bt10-Mais eigentlich nicht von der bereits zugelassenen Gen- Maissorte Bt11 unterscheide. Letzterer enthält jedoch kein Antibiotika- Resistenzgen.

    Der in der EU illegale Gen-Mais gelangte nach Frankreich und Spanien. Weiter ist nicht bekannt, wie viel des Gen-Mais als Saatgut, Tierfutter oder sogar Speisemais noch in andere Länder exportiert wurde. Syngenta weigert sich die europäischen Importländer bekanntzugeben. Ein Sprecher der EU-Kommission sprach von "geschätzten 1000 Tonnen".

    "Was bei diesem Skandal offensichtlich wird, ist, dass die Firma Syngenta entweder nicht die volle Kontrolle über ihre Gen- Pflanzenproduktion hat oder ihre begangenen Fehler nicht offenlegen will. Es macht zudem deutlich, dass sie rechtliche Vorschriften nicht interessieren", kritisiert Henning Strodthoff, Gentechnikexperte bei Greenepace. "Beides ist fatal, wenn eine Firma wie Syngenta die Genehmigung erhalten hat, mit Risikotechnologien umgehen zu dürfen. Konsequenz aus einem solchen Verhalten kann nur sein, dass Gentechnik- Firmen mit dieser Vorgeschichte keine Genehmigungen mehr erhalten." [mehr]

    Syngenta zahlt wegen Gen-Mais 375.000 Dollar Buße

    8.04.2005 (yahoo). Der Agrarchemiekonzern Syngenta ist vom US-Landwirtschaftsministerium wegen einer irrtümlich in Umlauf geratenen Gen-Maissorte mit einer Strafe von 375.000 Dollar belegt worden. Das teilte das Unternehmen heute mit. [Pressemitteilung]

    Zu dem Fall kam es, weil nicht zugelassener Gen-Mais der Sorte Bt10 zwischen 2001 und 2004 irrtümlich in kleinen Mengen als Bt11-Maissaatgut ausgeliefert wurde. Alle vorhandenen Anpflanzungen sowie Saatgutvorräte mit dem betreffenden Material seien identifiziert und vernichtet worden.

    Die Behörden seien zu dem Schluss gekommen, dass durch den Fehler keine gesundheitlichen Risiken entstanden seien, so Syngenta weiter. Neben der Geldstrafe wurde Syngenta dazu verpflichtet, eine Konferenz über Sicherheit in diesem Bereich zu sponsern. [mehr]



    Die Verbreitung von BSE

    Aus:
    Bayerischer Rundfunk, München, 7. April 2005, ??.?? Uhr (Umwelt & Gesundheit). [Original]

    MÜNCHEN. Bayern hat seinen ersten BSE-Fall für 2005 bestätigt. Das brisante daran: Die erkrankte Kuh aus Schwaben wurde ein halbes Jahr nach dem Tiermehl-Fütterungsverbot von 2000 geboren. Die Erkrankung des Tieres gibt Behörden Rätsel auf: "Man kann den Fall nicht erklären", sagt Andrea Kinateder, Sprecherin des bayerischen Verbraucherschutzministeriums. Der Fall werde genau geprüft und eine Expertengruppe einberufen, so das Staatsministerium.

    BSE-Experte nicht überrascht

    Der Unterallgäuer Züchter und BSE-Experte Andreas Blank sieht zwei Gründe für die Erkrankung - und befürchtet weitere Fälle. Zum einen wurden nach dem Tiermehl- und Tierfett-Fütterungsverbot von 2000 noch Restbestände verfüttert: Landwirte wären dabei beobachtet worden, wie sie sich kurz vor dem Verbot noch palettenweise mit Tiermehl oder Milchaustauscher eingedeckt hätten. Dazu komme noch die mangelnde Hygiene in Futtersilos.

    Mangelnde Hygiene

    Man müsse nur mal einen Blick in Futtersilos werfen, so Blank. An den Wänden klebten Futtermittelreste von 8 bis 15 Zentimetern Stärke. Herunterfallende Reste des Altfuttermittels verunreinigten das neue Futter – schon ein Gramm genüge für eine Neuinfektion, so der Experte. Auf Grund dieser "Verschleppung" werde es in den nächsten Jahren immer wieder zu BSE-Fällen kommen. Einziger Ausweg wäre die gründliche Reinigung aller Futtermittelsilos von Landwirten und Futtermittelherstellern. Die Panik vor einer neuen BSE-Welle hält Blank für unbegründet.

    Tiermehl verboten

    Seit 2000 ist die Zugabe von Tiermehl und Tierfett im Futter verboten, da ungenügend erhitztes Tiermehl als wahrscheinlichster Übertragungsweg von BSE gilt. Tiermehl wurde lange Zeit als preiswerter Eiweißlieferant dem Futter von Rindern, Schweinen und Hühnern zugesetzt. Es wurde vor allem aus Schlachtabfällen und den Kadavern erkrankter Tiere gemacht. Um den BSE-Erreger zu inaktivieren, muss der Kadaverbrei mindestens 20 Minuten bei drei Bar Druck auf 133 Grad Celsius erhitzt werden.

    Sparflamme führte zu infektiösem Futter

    Aus wirtschaftlichen Gründen wurde die Betriebstemperatur der Tierkörperbeseitigungsanlagen im Zuge ihrer Privatisierung in England jedoch gesenkt. Vermutlich hat dies zur massiven Verbreitung des Erregers geführt. Als die BSE-Krise in Großbritannien auf dem Höhepunkt war, wurden von dort große Mengen Tiermehl und zahlreiche Rinder nach Deutschland eingeführt. Seit 1994 ist die Verfütterung von Tiermehl an Rinder zwar in der gesamten EU verboten, doch Rinderfutter war in Deutschland auch in den Jahren danach immer wieder mit Tiermehl verunreinigt.

    Tierfette in der Kälberfütterung

    Neben Tiermehl wird vor allem der so genannte Milchaustauscher als Übertragungsweg diskutiert. Milchaustauscher für die Kälberfütterung enthält tierische Fette aus der Tierkörperbeseitigung. Auch wenn die Fette selbst keine BSE-Erreger enthalten, könnten sie bei ihrer Gewinnung mit Prionen verunreinigt werden. Weil ihre Gewinnung von den strengen Vorschriften der Tiermehlherstellung befreit waren, gelten sie als möglicher Übertragungsweg. Außerdem sollen vor Oktober 2000 auch Rinderschädel samt Hirn zu Fett verarbeitet worden sein. Daher sind Tierfette in der Kälberfütterung in Deutschland bereits seit Dezember 2000 untersagt. EU-weit sind sie nicht verboten, müssen aber bei Temperaturen von über 130 Grad Celsius und einem Druck von drei Bar erzeugt werden.

    Alternative Verbreitungswege

    Eine Infektion über Gräser wird als unwahrscheinlich eingestuft. Neben Tiermehl und Tierfetten wurden und werden auch andere Verbreitungswege diskutiert. Allerdings spielen sie nur eine untergeordnete Rolle.

    Boden

    Eine Infektion über den Boden wird zwar überwiegend als unwahrscheinlich eingestuft, doch konnte sie bisher nicht zweifelsfrei ausgeschlossen werden. In einer Untersuchung des Wissenschaftlichen Beirates Bodenschutz der Bundesregierung Ende November 2000 wurde der Verdacht formuliert, der BSE-Erreger könne langfristig im Boden aktiv bleiben. Eines der Argumente ist seine außergewöhnliche Hitze- und UV-Beständigkeit. Der Erreger könnte über die Exkremente der mit Tiermehl gefütterten Rinder oder Schweine auf den Boden gelangen. Pflanzen würden den Erreger aufnehmen und die Rinder könnten sich wiederum über das Weidegras anstecken.

    Zahlreiche Wissenschaftler äußerten sich skeptisch gegenüber dieser Theorie. Prionen könnten zwar – großflächig auf dem Boden ausgebracht – einige Zeit überstehen, aber es gebe keine Anzeichen dafür, dass sie von Pflanzen aufgenommen würden. Auch wurden bisher keine Erreger in den Exkrementen BSE-kranker Rinder gefunden.

    Kuh auf Kalb

    Einer britischen Studie zufolge ist BSE nicht von der Mutterkuh auf das Kalb übertragbar. So wurden auch in der Milch bisher keine Erreger gefunden. Eine direkte Übertragung von Rind zu Rind kann ausgeschlossen werden.

    Sperma

    Eine Übertragung über das Sperma eines infizierten Zuchtbullen ist bisher noch nicht nachgewiesen worden. Man hält das Risiko allgemein für sehr gering. Doch ausschließen kann man es nach derzeitigem Wissen nicht.

    Wachstumshormone

    Möglicherweise hat auch die Behandlung zahlreicher Rinder mit Wachstumshormonen, die aus den Hirnanhangsdrüsen (Hypophysen) anderer Rinder gewonnen wurden, in Großbritannien zur Verbreitung des BSE-Erregers beigetragen. Hormone aus der Hypophyse eines kranken Tieres könnten theoretisch Tausende Rinder infizieren.



    Rinderwahn auch ohne Tiermehl?

    Der erste Fall dieser Art in Deutschland

    Aus:
    Der Tagesspiegel, Berlin, 9. April 2005, Seite ?? (Weltspiegel) von DAGMAR DEHMER. [Original]

    BERLIN. Jetzt ist es passiert: Zum ersten Mal ist bei einer Kuh in Bayern, die nach dem Tiermehlverbot Ende 2000 geboren wurde, BSE nachgewiesen worden. Tiermehl gilt als Hauptinfektionsquelle für den Rinderwahn, die Bovine Spongiforme Enzephalopathie (BSE).

    Das Tier aus dem bayerischen Schwaben ist am 28. Mai 2001 geboren worden und wurde getötet, weil es sich an einem Bein verletzt hatte. Die Krankheit war noch nicht ausgebrochen. Das Tier sollte auch nicht zu Wurst verarbeitet werden. Trotzdem ist der Fall beunruhigend. Alexander Müller, Staatssekretär im Verbraucherministerium in Berlin, sagt: "Damit ist eingetreten, was alle befürchtet haben, was aber zu erwarten war: Das Verfütterungsverbot ist zwar im Dezember 2000 in Kraft getreten, aber möglicherweise nicht überall vollständig umgesetzt worden." Das vermutet auch Roland Eichhorn, Sprecher des Verbraucherministeriums in Bayern. "Man muss wohl davon ausgehen, dass nicht das ganze Futter gleich nach dem Verbot sofort weggeworfen worden ist", sagte er dem Tagesspiegel. Tatsächlich hatte die Verordnung über das Tiermehlverbot ein kleines Schlupfloch gelassen. Sollten die Bauern ihre Tiere nicht mehr ernähren können, durften sie beispielsweise Milchaustauscher, in die Fette aus der Tiermehlproduktion gemischt worden waren, noch für eine kurze Übergangszeit einsetzen.

    Mitte kommender Woche soll eine zehnköpfige Expertenkommission, "die den Hof gerade völlig auf den Kopf stellt", wie Eichhorn sagt, über ihre Ergebnisse berichten. Unwahrscheinlich ist die Vermutung nicht, dass auch nach dem Verbot noch tiermehlverseuchtes Futter verwendet worden sein könnte. Schließlich sind bis 2001 in Bayern noch in 70 % aller Futtermittelproben für Wiederkäuer tierische Bestandteile gefunden worden, obwohl es in der gesamten Europäischen Union schon seit 1994 verboten war, Tiermehl an Wiederkäuer zu verfüttern. Nach Angaben Eichhorns wurden auch im Jahr 2001 noch immer in 7 % aller Futtermittelproben tierische Bestandteile entdeckt.

    Der neueste BSE-Fall ist der erste in Bayern in diesem Jahr. In ganz Deutschland wurden in diesem Jahr bisher 13 Fälle gezählt. Insgesamt waren es 370.

    Auch in Großbritannien und in der Schweiz hat es neue BSE-Fälle nach dem umfassenden Tiermehlverbot gegeben. In Großbritannien waren es zwischen 1996 und 2003 rund 120 Fälle. Erst am 1. März ist eine weitere Kuh entdeckt worden, die am 13. Oktober 2001 geboren wurde. Die Ergebnisse einer Forschungsgruppe, die herausfinden soll, wie sich diese Tiere infiziert haben, liegt noch nicht vor. Untersucht werden genetische und Umwelteinflüsse. Ergebnisse werden frühestens Mitte des Jahres erwartet.



    Verbraucherschutzministerin Künast wirft USA "unglaubliche Schlamperei" und mangelnde Transparenz bei Gentechnik vor

    Aus:
    Spiegel-Pressemeldung – 16. April 2005, 14.16 Uhr MESZ zum Interview "Unglaubliche Schlamperei" im SPIEGEL – 16/2005, 18. April 2005, Seite 91 (Wirtschaft).

    HAMBURG. Verbraucherschutzministerin Renate Künast verteidigt den am Freitag [15.4.2005] von der EU-Kommission beschlossenen Einfuhrstopp von gentechnisch verändertem Mais aus den USA: "Die Maßnahme ist die einzig mögliche Konsequenz aus einer unglaublichen Schlamperei", sagte die Ministerin dem Nachrichten-Magazin DER SPIEGEL.

    Der Schweizer Agrokonzern Syngenta hatte zwischen 2001 und 2004 rund 700 Tonnen sogenannten Bt10-Mais, einer illegalen Sorte von Genmais, auf den US-Markt gebracht. Die EU verlangt nun bei allen Einfuhren von Maisfutter den Nachweis, dass die Ware Bt10-frei ist. Den aber können die US-Hersteller aufgrund der laxen Gentechnik- Regeln nicht liefern. "Das ist das Problem", so Künast, "in den USA müssen gentechnisch veränderte Lebensmittel weder gekennzeichnet werden, noch kann ihre Herkunft zurückverfolgt werden". Dieser Mangel "rächt sich in Fällen wie diesem, es fehlt die Transparenz".

    Künast sieht in den strengeren europäischen Gesetzen einen klaren wirtschaftlichen Vorteil: "Die Verbraucher stehen gentechnisch veränderten Produkten fast überall auf der Welt skeptisch gegenüber", sagte sie dem SPIEGEL. Für viele Hersteller "zahlt sich der Verzicht auf Gentechnik längst aus". [mehr]



    G E N T E C H N I K    I N    D E R    L A N D W I R T S C H A F T

    „Lächerlich geringe Strafen“

    Thilo Bode, Chef der Verbraucherorganisation foodwatch, über illegal eingeführten High-Tech-Mais, verseuchtes Tierfutter und den Betrug an der Fleischtheke im Supermarkt.

    Aus: DIE ZEIT – Nr. 17/2005, 21. April 2005, Seite ?? (Wirtschaft). Das Gespräch führte Marcus Rohwetter. [Original]

    DIE ZEIT:  Seit vergangener Woche gilt faktisch ein Importverbot für Futtermais aus den Vereinigten Staaten. Vier Jahre lang hatte das Unternehmen Syngenta gentechnisch veränderten Mais illegal nach Europa geliefert. Wie konnte das passieren?

    Thilo Bode:  Die Haftungsrisiken im Futtermittelgeschäft sind sehr gering. Syngenta wird hierzulande nicht einmal eine Strafe zahlen müssen. Es fehlen also die ökonomischen Anreize, um so etwas von vornherein zu vermeiden.

    ZEIT:  Syngenta sagt, man habe Mitte der neunziger Jahren zwei Sorten Mais vertauscht, was niemandem aufgefallen sei. Aber auch in Europa blieb der illegale Mais offenbar lange Zeit unentdeckt.

    Bode:  Die Kontrollen von importierten Futtermitteln sind viel zu lasch. Während bei Tee jede Ladung vorbeugend auf Verunreinigung getestet wird, werden von 9 Millionen Tonnen Importfutter weniger als 600 Proben genommen, noch dazu oft an den falschen Stellen. Wenn bei uns ein Gift im Hähnchenschnitzel entdeckt wird, dann meistens erst, wenn dieses schon verzehrt ist.

    ZEIT:  Jetzt ist es Gen-Mais, davor waren es die Rinderseuche BSE und das mit Nitrofen verseuchte Getreide. Alle Lebensmittelskandale der vergangenen Jahre haben ihre Ursache im Tierfutter. Zufall?

    Bode:  Nein, das ist kein Zufall. Futtermittel sind der größte Kostenfaktor bei der Fleischproduktion, bei Geflügel liegt ihr Anteil bei 50 %, bei Schweinen sind es bis zu zwei Dritteln. Das Futter ist also teurer als die Stallungen und das Tier. Ein harter Wettbewerb unter den Herstellern in Verbindung mit lächerlich geringen Strafen – das maximale Bußgeld bei Gesetzesverstößen beträgt 25.000 Euro – lädt zu Missbrauch geradezu ein.

    ZEIT:  Aber hat nicht Landwirtschaftsministerin Renate Künast versprochen, in deutsche Kühe kämen nur Wasser, Getreide und Gras?

    Bode:  Schön wär's. Die Produktion von Futter ist heute Abfallverwertung. Von Kartoffelschnitzeln aus der Pommes-Produktion bis hin zu obskuren Pflanzenölen aus Asien, was gerade auf dem Weltmarkt verfügbar ist, wird zusammengemischt. Ganz legal werden hierbei hoch mit Dioxin belastete Komponenten zugefügt, das Gift also verdünnt. Das ist aber keine Entwarnung, denn Dioxine reichern sich über lange Zeit im Körper an. Der Bauer kauft meistens eine Fertigmischung und kann gar nicht wissen, ob die einzelnen Bestandteile vielleicht mit Dioxin belastet waren.

    ZEIT:  Der Verbraucher weiß es erst recht nicht.

    Bode:  Welches Futter ein Tier bekommen hat, merkt er weder am Aussehen noch am Geschmack des Fleischs. Die gesamte Dioxinbelastung des Menschen kommt übrigens zu 90 % aus Lebensmitteln, der größte Teil davon indirekt über die Futtermittel.

    ZEIT:  Verbraucher sind doch selbst schuld daran. Wer nur auf Billigpreise achtet, sollte sich über schlechte Qualität nicht aufregen.

    Bode:  Dieses Argument ist völlig falsch. Der Preis eines herkömmlichen Schnitzels – ich meine damit nicht Bio-Fleisch – sagt den Verbrauchern nichts über die Qualität des verwendeten Tierfutters. Man könnte diese deutlich anheben, ohne dass der Verbraucher mehr bezahlen müsste.

    ZEIT:  Wie das?

    Bode:  Ein Kilo Schweineschnitzel herzustellen kostet 1,40 Euro, davon gehen etwa 90 Cent für Futtermittel drauf. An der Fleischtheke wird das Kilo Schnitzel aber für 8,50 Euro verkauft. Selbst wenn hochwertiges Futter um ein Fünftel teurer wäre und man diese Kosten voll auf den Endpreis umlegen würde, müsste der Verbraucher im Supermarkt nur etwa 2 % mehr zahlen. Die Kunden würden das gar nicht bemerken. Sicherheit beim Fleisch ist möglich und bezahlbar.

    ZEIT:  Trotzdem – am Ende muss es der Verbraucher wollen. Oder?

    Bode:  Er kann es aber nicht! Die Kennzeichnung von Fleisch im Supermarkt ist vorsätzliche Irreführung des Verbrauchers. Beim Einkauf erfährt man nichts über die Qualität der Fütterung. Und auch nicht darüber, ob das Tier gentechnisch verändertes Futter bekommen hat.

    ZEIT:  Ist das nicht illegal? Schließlich müssen gentechnisch veränderte Produkte seit einem Jahr gekennzeichnet sein.

    Bode:  Die Kennzeichnungspflicht gilt nur für Lebensmittel, in denen Bestandteile von gentechnisch veränderten Pflanzen direkt enthalten sind, nicht für das Fleisch der Tiere, die mit diesen Pflanzen gefüttert worden sind. Da rund 80 % aller Gen-Tech- Nutzpflanzen zu Tierfutter verarbeitet werden, hat wahrscheinlich jeder von uns schon mal gentechnisch veränderte Pflanzen gegessen – indirekt jedenfalls. Wehren kann man sich nicht, solange der Staat nicht endlich eine wirklich umfassende Kennzeichnungspflicht auch für Fleisch vorschreibt.

    ZEIT:  Der Gesetzgeber arbeitet gerade daran, das Lebens- und Futtermittelrecht neu zu ordnen. Was versprechen Sie sich davon?

    Bode:  Grundsätzlich ist es richtig, Prinzipien wie Transparenz und Rückverfolgbarkeit aufzunehmen, wie es das neue Gesetz vorsieht. Leider bleibt es ohne konkrete Wirkung. So versucht die Bundesregierung, Informationsansprüche für Verbraucher einzuführen. Aber die Lebensmittellobby sträubt sich wieder einmal dagegen. Ich gehe davon aus, dass das Recht auf Information im Vermittlungsausschuss wieder gekippt wird.

    ZEIT:  Was fordert foodwatch darüber hinaus?

    Bode:  Der Sektor muss sich selbst regulieren. Dazu gehören verursachergerechte Haftung für die Hersteller und das Recht der Verbraucher, Futtermittelhersteller auch wegen schleichender Vergiftung zu verklagen. Das ist heute unmöglich. Wer kann schon nachweisen, dass er Krebs bekommen hat, weil das Futter mit Dioxin belastet war, das das Schwein bekommen hat, aus dem die Wurst gemacht wurde, die er vor 10 Jahren gegessen hat? Und natürlich muss der Staat die legale Verdünnung von Dioxinen endlich unterbinden. Leider passiert praktisch das Gegenteil, die EU will die zulässigen Belastungsgrenzen mit Dioxinen auch noch erhöhen. Geht es so weiter, ist der nächste Lebensmittelskandal programmiert.

    ZEIT:  Dann käme Renate Künast in Erklärungsnot. Immerhin ist sie ja mit dem Anspruch angetreten, die Agrarindustrie gründlich umzukrempeln.

    Bode:  Ihre Bilanz ist gemischt. Sie hat es geschafft, Ökoprodukte aus einer Nische herauszuholen. Aber sie hat auch angekündigt, die permanente Vergiftung der Futtermittel abzustellen. In dieser Hinsicht ist sie gescheitert.

    ZEIT:  Na ja, es gibt ja auch private Initiativen, die sich genau darum kümmern. Wie zum Beispiel QS, das Siegel für Qualität und Sicherheit in der Landwirtschaft.

    Bode:  Aus meiner Sicht ist QS eine Verbrauchertäuschung, weil es im Wesentlichen nur die Einhaltung der gesetzlichen Standards zusichert. Das das nicht ausreicht, sieht man ja. Bei den großen Futtermittelskandalen der vergangenen Jahre waren auch immer QS-zertifizierte Betriebe betroffen. Dieses Siegel schützt nicht, sondern adelt Massenware.

    ZEIT:  Viel Mut machen Sie einem nicht. Der Staat versagt, privaten Initiativen kann man nicht trauen. Was sollen Konsumenten jetzt tun? Vegetarier werden?

    Bode:  Das ist nicht notwendig. Aber Verbraucher müssen ungehorsam werden. Sie sollten im Supermarkt immer wieder fragen, woher das Fleisch kommt und welches Futter drin ist. Nur so können die Einzelnen Druck erzeugen. Letztlich kann sich aber nur etwas ändern, wenn sich Verbraucher schlagkräftig organisieren.



    BSE-Erreger sind definitiv Eiweiße

    Handfester Beweis / Schnelltests auf BSE und Creutzfeldt-Jakob-Krankheit?

    Aus:
    Die Welt, Berlin, 25. April 2005, Seite ?? (Wissenschaft). [Original]

    GALVESTON (wsa). Die Erreger von BSE und der neuen Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit sind keine Viren, sondern bestehen aus falsch geformten Proteinen, den Prionen. Für diese Hypothese erhielt Stanley Prusiner 1997 den Nobelpreis. Definitiv belegt war dies bislang jedoch nicht, den Beweis haben US-Forscher jetzt geliefert. Es ist ihnen gelungen, im Reagenzglas Prionen herzustellen, die bei Versuchstieren die tödliche Hirnkrankheit auslösten.

    Das dazu eingesetzte Verfahren der Prionenvermehrung könnte auch dabei helfen, einen dringend benötigten Bluttest für BSE zu entwickeln, schreiben die Forscher im Fachblatt Cell [Band 121, Seite 195]. Das Team um Claudio Soto von der University of Texas in Galveston hat ein Verfahren entwickelt, mit dem sich in einer Proteinlösung ohne Zusatz von lebenden Zellen Prionen stark vermehren lassen. Die Forscher gaben zunächst Prionen aus erkrankten Hamstern in Reagenzgläser mit normalen Hirnproteinen und setzten damit eine erste Runde der Vermehrung in Gang.

    Die falsch geformten Proteine lagern sich dabei an chemisch gleichartige, aber "richtig" geformte körpereigene Proteine an und zwingen ihnen so die eigene krankmachende Struktur auf. Eine kleine Probe des Reaktionsgemisches wurde dann nach einer Ultraschallbehandlung in eine neue Proteinlösung überführt und dieser Prozeß mehrmals wiederholt. Schließlich hatte man Prionen, die praktisch vollständig künstlich entstanden waren. Injiziert in das Gehirn von Hamstern, erzeugten sie das typische Krankheitsbild einer Prionenerkrankung.

    Die Methode einer effizienten Prionenvermehrung, die an das Verfahren zur Vervielfältigung von DNA erinnert, könnte auch zum Nachweis geringer Mengen der Erreger im Blut dienen, sagt Soto. Entsprechende Bluttests würden die BSE- Überwachung verbessern und erstmals eine Diagnose der neuen Variante der Creutzfeldt- Jakob- Krankheit beim lebenden Menschen ermöglichen.



    Impfung gegen Prionen

    Neues Verfahren schützt Mäuse vor den infektiösen Eiweißen

    Aus: Wissenschaft.de, 14. Mai 2005, ??.?? Uhr MESZ (Medizin). [
    Original]

    NEW YORK. Ein internationales Forscherteam hat einen wirksamen Impfstoff gegen Prioneninfektionen wie BSE oder die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit entwickelt. Damit gelang es den Wissenschaftlern, das Immunsystem von Mäusen auf die infektiösen Proteine anzusetzen und den Ausbruch der Infektion deutlich zu verzögern oder sogar zu verhindern. Der Impfstoff, der aus einer Kombination eines genetisch veränderten Bakteriums und eines Prionenbestandteils besteht, wird oral verabreicht und verursachte bei den Mäusen keinerlei Nebenwirkungen.

    Bei Prionenerkrankungen, zu denen unter anderem der Rinderwahnsinn BSE, die Traberkrankheit Scrapie bei Schafen und die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit beim Menschen gehören, zerstören ungewöhnlich geformte Eiweißmoleküle die Nervenzellen im Gehirn. Das Problem: Das Immunsystem erkennt diese Proteinmoleküle nicht als fremd, da sie genau die selbe Zusammensetzung haben wie natürlicherweise im Körper vorkommende Eiweißmoleküle. Aus diesem Grund ist auch die Entwicklung einer so genannten aktiven Impfung sehr schwierig. Bei solchen Impfungen wird das Immunsystem beispielsweise mithilfe eines Oberflächenproteins für den entsprechenden Erreger sensibilisiert, so dass es ihn anschließend selbstständig bekämpfen kann.

    Mit einem Trick ist den Forschern um Thomas Wisniewski nun jedoch gelungen, die Körperabwehr der Mäuse auch für Prionen zu sensibilisieren: Sie veränderten das Erbgut eines harmlosen Salmonellen- Stamms so, dass die Bakterien anschließend zusätzlich die natürliche Form des Mäuse- Prionproteins bildeten. Bekamen die Tiere diese Bakterien zu fressen, reagierte ihr Immunsystem auf das Prion und bildete Antikörper dagegen. Diese Behandlung war sehr effektiv, schreiben die Forscher [in Neuroscience (DOI: 10.1016/j.neuroscience.2005.02.031)]: Während ungeimpfte Mäuse, die mit Scrapie infiziert werden, bereits nach knapp 200 Tagen sterben, überlebten die geimpften Tiere deutlich länger. Ein Drittel von ihnen zeigte selbst nach 500 Tagen noch keine Symptome einer Infektion.

    Die Forscher haben den Impfstoff bewusst so entworfen, dass er die Immunreaktion hauptsächlich im Darm auslöst. Fressen die Tiere nämlich mit Prionen kontaminiertes Fleisch, werden die Erreger bereits im Verdauungstrakt zerstört und können keine anderen Organe infizieren. Als nächstes wollen die Wissenschaftler ihren Impfstoff so verändern, dass er bei Rindern eingesetzt werden kann. Da Prionenerkrankungen momentan nicht geheilt werden können, ist eine Impfung nach Ansicht der Forscher die einzige Möglichkeit, die Rinderseuche BSE unter Kontrolle zu bekommen.



    R I N D E R W A H N S I N N

    BSE-Erreger – Vom Darm ins Gehirn

    Aus: Yahoo-Newss, 20. Mai 2005, ??.?? Uhr MESZ (BSE-Forschung). [Original
    ]

    RIEMS. Erreger der Rinderseuche BSE sammeln sich wohl zuerst im Darm des befallenen Rindes und vermehren sich dort. Forschern vom Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit ist es gelungen, geringe Mengen der Erreger im Darm infizierter Tiere nachzuweisen. Wie die Erreger von dort ins Zentrale Nervensystem gelangen, ist allerdings noch unklar.

    Forschungen auf der Seucheninsel

    Auf der Ostsee-Insel Riems hat die Bundesforschungsanstalt für Tiergesundheit mit ihrem Institut für neue und neuartige Tierseuchenerreger ihren Sitz. Seit Mitte Januar 2003 läuft dort das bisher größte deutsche BSE-Forschungsprojekt. Dazu hält man auf der Insel 56 Jungrinder von Biohöfen in einem hochgesicherten Stall. Die Jungrinder hatte man vor eineinhalb Jahren künstlich mit dem BSE-Erreger infiziert – mit der Gabe von je 100 Gramm ansteckendem Hirngewebe britischer Rinder. Bis 2007 soll der Versuch noch dauern.

    Ziel: BSE-Lebendtests

    Die Versuchstiere werden nach und nach geschlachtet und untersucht. Jüngst fanden die Wissenschaftler minimale Spuren des BSE-Erregers im Hüftdarm der getöteten Tiere. Dort vermehrt sich der Erreger anscheinend langsam. Wie er dann ins Zentrale Nervensystem gelangt, wo er nach und nach das Hirngewebe zerstört, ist den Forschern noch unklar.

    Ziel der Forschungen auf der Insel ist, den Infektionsweg von BSE zu entschlüsseln – um so zum Beispiel auch BSE-Lebendtests entwickeln zu können. Bisher kann die Bovine Spongiforme Enzephalopathie (BSE) nur anhand des Gehirngewebes toter Tiere festgestellt werden. BSE steht im Verdacht, beim Menschen eine neue Variante der tödlichen Kreutzfeld-Jakob-Krankheit (nvCJD) auszulösen.



    Wann Prionen Prionen verdrehen können

    Aus:
    Neue Zürcher Zeitung, Zürich, 25. Mai 2005, Seite ?? (Forschung). [Original]

    USA (slz). Wie schafft es eigentlich ein verdrehtes, krankmachendes BSE-Prion, ein gesundes Prion eines Menschen in die infektiöse Form zu zwingen? Denn genau dies, so glauben die Experten, kann passieren, wenn BSE-Prionen durch den Verzehr von Produkten kranker Rinder in den menschlichen Körper gelangen. In Zellkultur- Experimenten jedenfalls können verdrehte Maus- Prionen die menschlichen Prionen tatsächlich in die falsche Konformation umklappen lassen. Bisher wusste man jedoch wenig über die molekularen Abläufe einer solch fatalen Begegnung zweier artfremder Prionen. Man ging lediglich davon aus, dass sich zwei Prionen in ihrer Aminosäure- Abfolge sehr ähnlich sein müssen, damit das eine Prion das andere verändern kann. Doch nun haben zwei Forschergruppen aus den USA gezeigt, dass dies keineswegs die ganze Wahrheit ist.

    Die Wissenschafter hatten in der Zellkultur mit Prionstücken von Hamstern, Mäusen und Menschen sowie Hefe gearbeitet und deren jeweilige Verdrehungen mit mikroskopischen und spektroskopischen Methoden untersucht. Dabei kamen sie zu dem Schluss, dass nicht wie bisher angenommen eine möglichst ähnliche Abfolge der Aminosäuren in den Prionen zweier Spezies notwendig ist, um eine falsche dreidimensionale Struktur weiterzugeben. Vielmehr ist ausschlaggebend, ob sich die Prionen beider Spezies überhaupt auf gleiche oder zumindest auf sehr ähnliche Weise verdrehen können. Jedes Prion kann sich nämlich nicht nur auf eine, sondern auf verschiedene Arten falsch falten.

    Dieses Spektrum an Faltungsmöglichkeiten ist zwar durch die jeweilige Aminosäuresequenz vorgegeben, doch es ist durchaus denkbar, dass zwei Prionen mit hoher Sequenzübereinstimmung sich nicht auf die gleiche Weise falsch falten können, solche mit geringerer Sequenzübereinstimmung hingegen schon. Die neuen Daten erlauben allerdings noch keine Vorhersagen, welche verdrehten tierischen Prionen menschliche Prionen in die infektiöse Form umklappen lassen können und welche nicht. [Quelle: Cell 121, 49–73 (2005)]



    Beteiligung von Prionen am Gedächtnis-Aufbau?

    Genetische Studie beim Menschen

    Aus:
    Neue Zürcher Zeitung, Zürich, 6. Juli 2005, Seite ?? (Forschung). [Original]

    ZÜRICH (slz). Das Prion-Protein ist im Laufe der vergangenen Jahre nicht nur der Fachwelt, sondern auch einer breiten Öffentlichkeit bekannt geworden. Denn falsch gefaltete Prion-Proteine gelten laut heutigem Stand des Wissens als die Auslöser von tödlichen Gehirnerkrankungen wie CJD beim Menschen oder dem Rinderwahnsinn BSE. Doch trotz intensiver Forschung ist bis heute nicht bekannt, was das gesunde, intakt gefaltete Prion- Protein im Organismus für eine Aufgabe wahrnimmt. Offenbar sind intakte Prion-Proteine zumindest für Mäuse nicht überlebensnotwendig, denn auch wenn diese Tiere aufgrund einer gentechnischen Veränderung kein Prion-Gen und damit auch keine Prion-Proteine besitzen, leben sie ohne irgendwelche Krankheitsanzeichen ein normales Leben. Vor einigen Jahren gab es allerdings Hinweise, dass gesunde Prion-Proteine bei Mäusen an der Regulation des Schlafes beteiligt sein könnten. Nun liefert eine neue Arbeit von Forschern der Universität Zürich Hinweise auf eine mögliche Funktion des gesunden Prion-Proteins beim Menschen.

    Bei der Studie mussten alle Versuchspersonen ihnen vorgelegte Wort-Serien zuerst sofort nach dem Lesen, dann fünf Minuten und schliesslich 24 Stunden später wiederholen. Mit solch einem Test wird das Langzeitgedächtnis abgefragt. Erwartungsgemäss zeigten die Personen unterschiedliche Lernfähigkeiten. In einem nächsten Schritt wurden dann bei allen Versuchsteilnehmern verschiedene kleine Abschnitte des Erbguts in der Region des Prion-Gens bestimmt. Es zeigte sich, dass vor allem die Position Nummer 129 im Prion-Protein Einfluss auf das Langzeitgedächtnis hat. Denn Personen, die hier die Aminosäure Methionin aufwiesen, konnten sich die gezeigten Worte über 24 Stunden hinweg besser merken als Probanden, deren Prionen an dieser Stelle die Aminosäure Valin trugen.

    Es ist jedoch klar, dass keinesfalls nur die Varianten des Prion-Proteins für das Langzeitgedächtnis verantwortlich sind. Denn die jeweiligen Varianten stehen zwar offensichtlich in einem Zusammenhang zu den beobachteten kleinen Lern- Unterschieden. Doch sie waren eindeutig nicht dafür verantwortlich, ob sich jemand überhaupt etwas merken konnte oder nicht, denn dann hätten Personen mit der einen Variante sich alles gut merken, die anderen Personen hingegen sich alles schlecht oder überhaupt nicht merken können. Die Gen-Varianten leisten also vermutlich einen kleinen Beitrag zur Lernfähigkeit. Der Aufbau eines Langzeitgedächtnisses ist laut heutigem Stand des Wissens ein komplexer Prozess mit höchstwahrscheinlich sehr vielen beteiligten Molekülen, die man nur zum Teil kennt und über deren genaue Funktionen man grösstenteils sehr wenig weiss. Welche Rolle das Prion-Protein hierbei genau spielt, darüber können auch die Autoren der neuen Veröffentlichung nur spekulieren. [Quelle: Human Molecular Genetics, Online-Publikation vom 29. Juni 2005 (doi: 10.1093/hmg/ddi228)]



    V O G E L G R I P P E

    Aggressives Virus in Zugvögeln gefunden

    Die Vogelgrippe in Asien nimmt immer bedrohlichere Züge an. Bei chinesischen Zugvögeln wurde jetzt eine besonders aggressive Variante des Virus gefunden. Experten befürchten eine Ausbreitung über Asien hinaus – und eine Seuche unter Menschen.

    Aus:
    Spiegel Online – 6. Juli 2005, 18.56 Uhr MESZ (nur elektronisch publiziert). [Original]

    GENF. Der Killer arbeitete schnell: Am 4. Mai dieses Jahres wurden auf der sogenannten Vogelinsel im zentralchinesischen Qinghai-See die ersten vier toten Vögel gefunden. Bis Ende Juni hatten sich mindestens 1.000 Tiere mit der Vogelgrippe angesteckt und waren gestorben. Experten der Vereinten Nationen sprachen sogar von mehr als 5.000 toten Vögeln.

    Mittlerweile sind Wissenschaftler in höchster Alarmstimmung: Die Vogelinsel ist eine der wichtigsten Brutstätten für Zugvögel aus Südostasien, Tibet und Indien – und das auf der Insel ausgebrochene Virus ist eine besonders aggressive Variante des Vogelgrippe-Erregers H5N1.

    Nach seiner Ankunft auf dem Drehkreuz für Zugvögel könnte sich das Virus nicht nur in ganz Asien, sondern auch bis nach Australien, Neuseeland und Sibirien ausbreiten, schreiben chinesische Wissenschaftler in zwei Studien, die jetzt zeitgleich in den Fachblättern Nature und Science veröffentlicht wurden.

    Hohe Sterblichkeitsrate

    Ein Team um Jinhua Liu von der China Agricultural University in Peking hatte das Erbgut von vier verschiedenen H5N1-Viren untersucht, die aus erkrankten oder toten Zugvögeln stammten. Dabei stellte sich heraus, dass das Erbgut dieser Viren verschiedene Kennzeichen sehr aggressiver Varianten aufweist.

    Dies bestätigte sich auch im Tierversuch: Acht Hühner, die die Forscher mit den verschiedenen H5N1-Viren infizierten, starben innerhalb von 20 Stunden. Säugetieren erging es kaum besser: Sieben von acht angesteckten Mäusen waren innerhalb von 72 Stunden tot, die letzte starb wenig später.

    Die genetische Analyse deute außerdem darauf hin, dass das Virus von nur einem Vogel auf die Insel gebracht wurde. Das würde bedeuten, dass eine einzige Infektion sich in rasendem Tempo ausgebreitet habe. Der Erreger töte so schnell, dass die meisten Vögel auf der Insel sterben könnten, ehe sie das Virus über ganz Asien verteilen. Angesichts der großen Zahl der Tiere auf der Insel sei es aber unwahrscheinlich, dass sich der Ausbruch auf diese Weise von selbst erledige, betonten die Forscher.

    Uno legt Notfallplan vor

    Das Auftauchen der hoch ansteckenden H5N1-Variante bei Zugvögeln zeigt, dass der Erreger zu einer "globalen Bedrohung" werden kann, schreibt Lius Team in Science. Zu einem ähnlichen Schluss kommen die Autoren der Nature-Studie: "Dieser Ausbruch könnte dazu beitragen, dass das Virus den Himalaja überschreitet."

    Die Wissenschaftler befürchten, dass sich der aggressive Erreger dann von den Zugvögeln auf andere Tiere überträgt. Säugetiere wie etwa Schweine, deren Immunsystem dem des Menschen ähnlich ist, gelten als lebende Reagenzgläser, in denen eine neue Variante des Virus entstehen könnte. Ein von Mensch zu Mensch übertragbarer H5N1 hätte das Potential, eine Pandemie mit Millionen von Toten auszulösen.

    Die Vereinten Nationen stellten unterdessen einen Aktionsplan zur Eindämmung der Vogelgrippe in Asien vor. Die Seuche werde noch bis zu zehn Jahre lang in Asien grassieren, sagte Joseph Domenech, Chef der Welternährungsorganisation FAO, in der malaysischen Hauptstadt Kuala Lumpur. Die Behörde werde in den nächsten 3 Jahren mehr als 100 Millionen Dollar (83 Millionen Euro) investieren, um die Vogelgrippe besser zu erkennen und Ausbrüche zu dokumentieren.

    Shigeru Omi, Direktor der Weltgesundheitsorganisation (WHO), sieht die Vogelgrippe in einem kritischen Stadium. "Wir glauben, dass ein entscheidender Punkt erreicht ist", sagte Omi. "Entweder wir kehren den Trend um, oder die Dinge werden uns aus den Händen gleiten. Wir müssen Krieg gegen dieses Virus führen."

    [22.07.2005: Vogelgrippe – Das gefährliche Virus breitet sich aus]  (DIE ZEIT)
    [01.08.2005: Vogelgrippe breitet sich in Sibirien aus]  (SPIEGEL ONLINE)
    [03.08.2005: Geeignete Maßnahmen könnten eine Grippe-Pandemie eindämmen]  (DIE ZEIT)
    [04.08.2005: Nur schnelle Reaktion kann Pandemie verhindern]  (SPIEGEL ONLINE)
    [08.08.2005: EU will Geflügelimporte aus Russland verbieten]  (BERLINER ZEITUNG)




    Bluttest für BSE bei lebenden Tieren

    Aus:
    Der Tagesspiegel, Berlin, 12. Juli 2005, Seite 25 (Wissen + Forschen). [Original]

    GÖTTINGEN (Tsp). Göttinger Forscher haben einen Test entwickelt, der den Rinderwahnsinn BSE ("Bovine Spongiforme Enzephalopathie") bereits im Frühstadium nachweisen kann. In einer ersten großen klinischen Studie habe sich der Test als zuverlässig erwiesen, berichten die Wissenschaftler.

    Mit Hilfe des Frühtests könne man im Blutserum der Tiere eindeutig genetische Veränderungen feststellen, die eine Verbindung zu BSE haben und im Zusammenhang mit dem Phänomen "Zellstress" stehen. "Diese Gen-Marker sind bereits im Frühstadium der Erkrankung nachweisbar, so dass BSE- Risikorinder aus den Höfen entfernt werden können, bevor sie den Schlachthof und damit den Verbraucher erreichen", sagte Institutsdirektor Bertram Brenig. Die Ergebnisse beruhen auf einer Untersuchung mit rund 1.000 Tieren und werden in der aktuellen Ausgabe des Fachblatts Clinical and Diagnostic Laboratory Immunology vorgestellt.

    Die bisher zugelassenen BSE-Tests eignen sich nur für die Untersuchung von Hirngewebe bereits geschlachteter Rinder. Die Testsysteme basieren auf die Analyse von infektiösen Eiweißen ("Prionen"), die allerdings nur im letzten Stadium der Erkrankung messbar sind. Man vermutet, dass diese fehlerhaft gefalteten Eiweißstoffe die Ursache von BSE sind. "Der Göttinger Lebendtest unterscheidet sich grundlegend, da er aus einer Blutprobe von lebenden Tieren durchgeführt wird und Gen-Marker, die mit frühen und späten Erkrankungsstadien assoziiert sind, erkennt", sagte Studienleiter Brenig.



    „Wüste für Verbraucher – Steinzeit für Bauern“

    Alle Parteien lassen die Bürger im Stich, wenn es um die Qualität beim Essen geht, kritisiert Thilo Bode von Foodwatch

    Aus:
    die tageszeitung (taz), Berlin, 25. August 2005, Seite 8 (Wirtschaft & Umwelt) von HANNA GERSMANN. [Original]

    BERLIN (taz). Wer zur Verbraucherorganisation Foodwatch in Berlin-Mitte fährt, dem lächelt mehrmals Renate Künast vom Wahlplakat der Grünen zu. "Verbraucherschutz ist wählbar" steht darunter. Foodwatch-Chef Thilo Bode sieht das anders. Er zog gestern eine Bilanz rot-grüner Regierungspolitik und behauptet: "Robben sind besser geschützt als Verbraucher."

    Als die BSE-Krise im Jahre 2000 das Land erschütterte, verloren die Bürger das Vertrauen in die konventionelle Landwirtschaft. Die Politik entdeckte den Verbraucherschutz. Künast löste Landwirtschaftsminister Karl-Heinz Funke ab. Sie kämpfte für Ökoessen und für ehrliche Preise. Heute reklamiert sie für sich, die Republik modernisiert zu haben. Viele geben ihr Recht. Thilo Bode findet hingegen, sie habe drei große Fehler gemacht.

    Fehler 1: Künast wetterte gegen Schnäppchenjäger. "Im Verbraucherministerium hat eine solche Kampagne aber nichts zu suchen", sagt Bode. Es sei moralisch nicht verwerflich, billig einzukaufen. Fehler 2: Verbraucher- und Agrarpolitik wurden in ein Ministerium gepackt – haben laut Bode aber nichts miteinander zu tun. "Bauern wollen für ihre Produkte viel Geld, Käufer lieber wenig zahlen." Letzter Fehler: Die Agrarwende von Künast erschöpft sich darin, Ökoäcker zu fördern. Dabei hätten auch die konventionellen Bauern ökologisiert werden müssen, findet Bode. Durch Auflagen für Dünger und Pestizide etwa.

    Thilo Bode hört gar nicht wieder auf zu schimpfen. Besserung sei nicht in Sicht, meint er. Egal ob Rot, Grün, Schwarz, Gelb – die Parteien beschäftigten sich in den Wahlprogrammen kaum mit Bauern und Verbrauchern. Bode: "Wir kriegen eine verbraucherpolitische Wüste und eine landwirtschaftliche Steinzeit."

    Mit Verbraucherpolitik lässt sich nicht mehr punkten. Haben die Lobbyisten selbst einen schlechten Job gemacht? Bode weist jede Schuld von sich. Der ehemalige Greenpeace-Chef hat Foodwatch vor 3 Jahren gegründet. Die Bewegung der Verbraucher sei noch jung, sagt er. Lange habe es nur die Verbraucherzentralen der Länder gegeben. Weil die aber auf staatliche Zuschüsse angewiesen seien, hätten sie nicht in den Politikbetrieb eingegriffen.

    Sie haben wohl auch eine andere Meinung. Der Sprecher des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen, Carel Mohn, sagt zu Bodes Regierungsschelte zwar nur: "Etwas überzogen ist sie." Dann fügt er aber hinzu, dass ein Verbraucherschützer den anderen nicht kritisiere.

    Dabei sind einige Foodwatch-Forderungen zweifelhaft, da sie politisch gar nicht durchzusetzen sind. So sollen die Subventionen für Bauern wegfallen. Die milliardenschweren Agrartöpfe könnten das Höfesterben ohnehin nicht eindämmen, sagt Bode. Auch das Agrarministerium soll abgeschafft werden. Das Künast-Ministerium nahm gestern keine Stellung. [mehr]

    [24.08.2005: Bilanz und Ausblick deutscher Ernährungs- und Agrar- Politik aus Verbrauchersicht]  (FOODWATCH)
    [16.09.2005: Union will Genpflanzen aufs Feld bringen]  (DER TAGESSPIEGEL)



    W E I T E R E R   B S E - B L U T T E S T

    Test weist Prionen im Blut nach

    Ein neues Verfahren spürt infektiöse Prionen bereits im Blut auf. Die für BSE und die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit verantwortlichen Eiweiße werden dabei künstlich vervielfältigt. Prionen kommen im Blut nur in äußerst geringer Menge vor.

    Aus:
    Spiegel Online – 29. August 2005, 14.59 Uhr MESZ (nur elektronisch publiziert). [Original]

    GALVESTON/TEXAS. Die neue, automatisierte Technik funktioniere in fast 90 Prozent der Fälle und liefere keine fälschlicherweise positiven Ergebnisse, sagte Claudio Soto von der University of Texas in Galveston.

    Zu den bekanntesten Prionenerkrankungen gehören die Creutzfeldt-Jakob beim Menschen und BSE bei Rindern. Verantwortlich dafür ist das sogenannte Prionprotein, PrP, das vor allem im Nervensystem und Gehirn zu finden und an sich harmlos ist. Verwandelt sich dieses Protein jedoch in die infektiöse Form PrPSc, richtet es große Schäden im Gehirn an und führt schließlich zum Tod.

    Bislang war es kaum möglich, das infektiöse Prionprotein im Blut aufzuspüren und damit die Krankheit bereits in einem frühen Stadium zu diagnostizieren. BSE bei Rindern kann heute beispielsweise erst nach der Schlachtung nachgewiesen werden, da Hirngewebe benötigt wird.

    Die Umwandlung in die krankmachende Form kann zufällig auftreten, genetische Ursachen haben oder durch Ansteckung ausgelöst werden – etwa durch infiziertes Fleisch, das PrPSc enthält. Auch eine Übertragung des infektiösen PrPSc durch Bluttransfusionen oder Organtransplantationen ist möglich.

    Weil Prionen im Blut nur in äußerst geringen Mengen vorkommen, bedienten sich die US-Forscher eines Tricks: Sie vervielfältigten das im Blut vorhandene PrPSc und machten es dadurch nachweisbar. Sie erreichten dies durch die Zugabe von gesundem Prionprotein PrPc, das beim Kontakt mit der infektiösen Form ebenfalls zu PrPSc umgewandelt wird.

    Die Wissenschaftler testeten die Methode an dem Blut von 18 mit Prionen infizierten Hamstern, die bereits klinische Symptome aufwiesen. Durch wiederholte Umwandlungszyklen konnte bei 16 der 18 Hamster das PrPSc nachgewiesen werden, berichtet das Team von Claudio Soto im Fachblatt Nature Medicine. Im Blut gesunder Hamster seien dagegen keine Prionen gefunden worden.

    Als nächster Schritt sei nun geplant, die Prionen im Blut von Tieren aufzuspüren, die noch keine Symptome zeigen. Nur so kann überhaupt abgeschätzt werden, wie weit sich die Prionenerkrankungen bereits ausgebreitet haben, da die Inkubationszeit beim Menschen bis zu 40 Jahre betragen kann. Zudem soll die neue Methode eine höhere Sicherheit von Fleisch, aber auch von Blutkonserven garantieren.

    Weitere Services zu den Themen „BSE“ sowie „Gift im Essen“ von khd
    Hier gibt es keine gekauften Links!

      Zum Teil 35

    © 2004-2007 – Universitätsrat a. D. Karl-Heinz Dittberner (khd) – Berlin   —   Last Update: 26.06.2011 23.30 Uhr