Studie: Tausende Briten womöglich Creutzfeldt-Jakob-Träger
Aus: Yahoo-News, 21. Mai 2004, 13.42 Uhr (Wissenschaften). [Original]LONDON. Mehrere tausend Menschen in Großbritannien könnten einer Studie zufolge unwissentlich Träger der menschlichen Form des Rinderwahnsinns BSE sein. Bei der Untersuchung von insgesamt 12.674 Blinddarm- und Mandel-Proben hätten 3 davon Anzeichen der neuen Variante der Creutzfeld-Jakob-Krankheit (vCJK) aufgewiesen, heißt es in einer heute vom Journal of Pathology veröffentlichten Studie. Hochgerechnet auf die rund 60 Millionen umfassende Bevölkerung des Königreichs könnten rund 3800 Menschen vCJK-positiv [nvCJD] sein. Die Erkenntnisse müssten zwar mit Vorsicht interpretiert, könnten jedoch nicht ausgeschlossen werden, betonte der Leiter der Untersuchung, David Hilton vom Derriford- Krankenhaus im südenglischen Plymouth.
Die Forscher gehen davon aus, dass Menschen die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit in sich tragen, ohne dass diese zum Ausbruch kommt. Gleichwohl könnten die Träger von vCJK die Krankheit etwa über medizinische Instrumente, Bluttransfusionen oder Organtransplantationen weitergeben. Im Rahmen der jüngsten Studie wurden tausende Proben von Gewebe untersucht, das Patienten bei Routineoperationen entnommen wurde. Die meisten Proben stammten von jungen Patienten zwischen 20 und 29 Jahren, bei denen vCJK am ehesten ausbricht. Die Forscher fahnden nach Prionen, die als Auslöser für BSE und Creutzfeldt-Jakob gelten.
Die ersten Fälle des neuen Typs von Creutzfeldt-Jakob waren 1996 in Großbritannien aufgetreten. Bislang starben allein im Königreich 141 Menschen an der Krankheit. Die Krankheitserreger zerfressen das Gehirn, das sich schwammartig auflöst. Die Rinderseuche BSE hat ähnliche Symptome. Es wird vermutet, dass sich die Betroffenen durch den Verzehr von BSE-verseuchtem Rindfleisch mit der Krankheit infizierten.
Z O O N O S E NForscher sehen kein baldiges Ende der BSE-Krise
SPD und Grüne kritisieren Versagen der bayerischen Staatsregierung
Aus: Yahoo-News, 25. Mai 2004, 18.00 Uhr (Politik). [Original]ERLANGEN/MÜNCHEN. Nach der Vorlage einer Studie über die Rinderseuche BSE im Freistaat ist erneut ein Streit über die richtige Bewertung der Lage entbrannt. Nach Angaben von Forschern der Uni München ist auch dreieinhalb Jahre nach dem ersten BSE-Fall in Deutschland kein baldiges Ende der Krise in Sicht. Wegen der langen Ansteckungszeit der Rinderseuche sei frühestens ab 2005 damit zu rechnen, dass die Gegenmaßnahmen greifen und die Fallzahlen deutlich abnehmen. Die SPD-Landtagsfraktion warf der Staatsregierung vor, jahrelang geschlampt und geschlafen zu haben. Die Landtags-Grünen warnten unterdessen davor, leichtfertig Entwarnung zu geben, und wollen, dass der Bericht im Landtag vorgelegt wird.
Das Institut für Tierernährung und Diätetik der Universität München hatte die Ausbreitung der BSE-Fälle im Auftrag des bayerischen Gesundheitsministeriums untersucht. Das Ergebnis der Risikoanalyse wurde heute im bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit in Erlangen vorgestellt.
Zu Beginn der Studie Anfang November vergangenen Jahres waren [Ed: in Bayern] 110 Tiere positiv auf BSE getetest worden. Bundesweit waren im Jahr 2001 125 bestätigte BSE-Fälle aufgetreten, ein Jahr später waren es nur noch 106 Fälle. Vergangenes Jahr erkrankten 54 Rinder an der Prionenkrankheit, die den so genannten Rinderwahnsinn auslöst. Im laufenden Jahr wurden bisher 20 Fälle bekannt, davon acht im Freistaat. Die Forscher wagten die Prognose, dass spätestens ab dem Jahr 2013 weniger als ein Fall pro Jahr in Deutschland auftreten wird.
Allerdings sei es nicht ausgeschlossen, dass auch in Bayern ein Eintrag von BSE-Erregern in die Nahrungskette erfolgt sein könnte. Die Gefahr für die öffentliche Sicherheit sei jedoch um ein Vielfaches geringer als in Großbritannien. Dort wurde die BSE-ähnliche Creutzfeld-Jakob- Krankheit bei Menschen nachgewiesen. Bislang sei noch kein Fall in Deutschland diagnostiziert worden, lautet die Gefahrenprognose der Forscher.
Maßnahmen wie die Kohortenschlachtung bei Befall eines Tieres, das Fütterungsverbot von Tiermehl an Nutztiere und der Ausschluss von spezifiziertem Risikomaterial aus der Nahrungskette trügen zu einer erhöhten Verbrauchersicherheit bei. Sie würden sich jedoch auf Grund der langen Inkubationszeit von BSE erst langsam in der Entwicklung der BSE-Zahlen niederschlagen.
Als sicher gilt, dass sowohl die Fütterung als auch die genetische Disposition der Tiere bei der Erkrankung mit BSE eine Rolle spielen. Am riskantesten sei der Einsatz von Milchaustauschern bei Kälbern. Er erhöhe das BSE-Risiko um 15,8 %, während der Einsatz von Kraftfutter das Risiko um 9,7 % in die Höhe treibe.
Die SPD-Agrarexpertin Heidi Lück kritisierte, dass Bayern in Sachen BSE traurige Spitze unter allen Ländern sei. Als Folge der Krise seien durch überzogenen Aktionismus Unsummen Geld verschwendet worden. Grünen-Fraktionschef Sepp Dürr betonte, noch seien die Ansteckungs- und Übertragungswege von BSE nicht ausreichend erforscht. Es sei unverantwortlich, dass die Regierung ihre groß angekündigte Verbraucheroffensive im Zuge des Sparprogrammes still und leise begraben habe. Sichere Schlachtmethoden seien bis heute nicht verwirklicht.
Die meisten neuen Krankheiten stammen von Tieren
Konferenz der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Genf
Aus: Yahoo-News, 28. Mai 2004, 2.07 Uhr MESZ (Vermischtes). [Original]GENF. Die meisten neuen Krankheiten des vergangenen Jahrzehnts hat sich der Mensch über Tiere zugezogen. Die Regierungen müssten dringend verhindern, dass sich weitere so genannte zoonotische Krankheiten [Zoonosen] auf den Menschen ausbreiteten, forderten Experten auf einer Konferenz der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Genf.
Zu den zoonotischen Erkrankungen zählen neben der HIV-Infektion etwa die Lungenkrankheit SARS oder die neue Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit, die durch den Verzehr von BSE- infiziertem Fleisch verursacht wird. Die Gefahr neuer Erkrankungen besteht nach Einschätzung der Experten unvermindert fort, weil der Mensch immer stärker in zuvor unberührte Lebensräume von Tieren eindringt.
Der Haupt-Risikofaktor für die Entstehung zoonotischer Erkrankungen ist die Umweltzerstörung durch den Menschen, insbesondere Abholzung und Verstädterung, betonte der WHO-Leiter für Zoonosen, Francois Meslin. Andere Faktoren sind die Zunahme des Reiseverkehrs oder kulinarische Gewohnheiten.
So vermuten Mediziner, dass die chinesische Vorliebe für die dort als Delikatesse geltenden Larvenroller die Übertragung von SARS auf den Menschen begünstigt hat. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die meisten Menschenkrankheiten in der Vergangenheit Tierkrankheiten waren, sagte Meslin nach einem Bericht des British Medical Journals.
Eine weitere internationale Konferenz Anfang Mai in Leipzig warnte ebenfalls vor den Folgen von Umweltzerstörung für die Gesundheit von Menschen und Menschenaffen. Die fortschreitende Zerstörung der Regenwälder in Afrika und Asien, in denen Menschenaffen leben, und daraus resultierende Klimaveränderungen führen zu dramatischen Veränderungen, die möglicherweise das Auftreten neuen, unbekannter Krankheitserreger in diesen Menschenaffen begünstigen und damit auch ein Risiko für den Menschen bergen, betonte der Präsident des Robert-Koch-Instituts, Reinhard Kurth.
Notwendig sei eine kontinuierliche Überwachung der Infektionen und Erkrankungen bei wild lebenden Menschenaffen. Auch die Bevölkerung, die Kontakt zu diesen Affen habe, etwa durch Verzehr des Fleisches der Tiere, müsse regelmäßig untersucht werden. Die Forscher wiesen auf der Konferenz darauf hin, dass sowohl das Immunschwäche- als auch das Ebolavirus vermutlich vom Affen auf den Menschen übertragen wurde.
BSE-resistenter Rinder-Embryo erzeugt
Aus: Yahoo-News, 31. Mai 2004, 13.15 Uhr MESZ (Vermischtes). [Original]TOKIO. Forscher aus Japan und den USA haben mit Hilfe der Gentechnik einen Rinderembryo erzeugt, der immun gegen die Rinderseuche BSE sein soll. Die Wissenschaftler wollen zur Herstellung von Medikamenten zur Behandlung von Krankheiten beim Menschen mehrere derartige Kühe züchten. Der Embryo sei einer Kuh eingepflanzt worden und werde voraussichtlich Anfang kommenden Jahres geboren, erklärte eine Sprecherin der japanischen Kirin- Brauerei, deren Geschäftsfeld auch Pharmazeutika umfasst. An der Forschung ist auch das US-Biotechnologieunternehmen Hematech beteiligt.
Die Kühe sollen nicht gezüchtet werden, um BSE-freies Fleisch zu produzieren. Dies gilt als zu teuer. Vielmehr werde von ihnen entnommenes Blut und Milch in Arzneimitteln gegen Lungenentzündung, Hepatitis C und Rheuma zum Einsatz kommen, erklärte Kirin- Sprecherin Kumi Nakano. Die Medikamente sollen bis 2013 auf den amerikanischen Markt kommen. Zwar könnten sichere Arzneimittel auch aus infizierten Kühen gewonnen werden, doch hätten die Verbraucher möglicherweise in die neuartigen Medikamente ein grösseres Vertrauen.
Vernetzte Kühe
Aus: Heise News-Ticker 9. Juni 2004, 12.12 Uhr MESZ (nur elektronisch publiziert). [Original]USA (wst/c't). Wissenschaftler aus den USA und Australien wollen Rinderherden mit Hilfe von WLAN und GPS unter Kontrolle halten. Zack Butler, Peter Corke, Ron Peterson und Daniela Rus haben ein entsprechendes Experiment am Sonntag im Rahmen eines Workshops der Fachtagung mobisys 2004 vorgestellt.
In ihrem Aufsatz Networked Cows: Virtual Fences for Controlling Cows (pdf) beschreiben die Wissenschaftler den Aufbau: Sie statteten 10 Kühe mit elektronischen Halsbändern aus, die neben einem GPS- Empfänger einen Zaurus- PDA mit WLAN- Karte und einen kleinen Lautsprecher enthielten. Kam eine Kuh einem durch GPS-Koordinaten definierten virtuellen Zaun zu nahe, spielte der PDA Geräusche ab, die die Kuh erschrecken und so zum Anhalten bewegen sollte. Bedauerlicherweise wurden die Kühe im Experiment in der Regel zwar langsamer, blieben aber nicht stehen. Die Forscher überlegen deshalb, den Tieren leichte Elektroschocks zu verabreichen.
Neben der rein praktischen Anwendung der Kontrolle großer Herden in unzugänglichen Gebieten wollten die Wissenschaftler auch grundsätzliche Daten sammeln, beispielsweise über die Erreichbarkeit einzelner Knoten in einem veränderlichen Netzwerk und die Dynamik des Herdenverhaltens. Unabhängig von Butler und Kollegen stellte ein norwegisches Konsortium auf der Tagung mit dem Elektronik Shepherd eine ähnliche Untersuchung zu mobilen Ad-hoc- Netzwerken vor.
Gentechnische Rückstände in Milch
Aus: Yahoo-News, 21. Juni 2004, 17.18 Uhr MESZ (Wissenschaft). [Original]MÜNCHEN/HAMBURG. Forscher aus Weihenstephan bei München haben Rückstände von gentechnisch veränderten Pflanzen in Kuhmilch gefunden. Unklar ist, wie die Genstücke in die Milch gelangt sind.
Es seien Bruchstücke der in Pflanzen eingesetzten Gene in Milchproben einer Kuh gefunden worden, die mit Gen-Soja und Gen-Mais gefüttert worden war, bestätigte Prof. Heinrich Meyer vom Wissenschaftszentrum Weihenstephan heute. Es ist kein Ergebnis, das einen zweifelsfreien Rückschluss erlaubt, unterstrich er jedoch. In einer Untersuchung unter festgelegten Rahmenbedingungen mit eigenen Kühen hätten sich die Ergebnisse der ersten Studie von vor 3 Jahren nicht bestätigt.
Die Umweltorganisation Greenpeace hat die Ergebnisse heute öffentlich gemacht. In den analysierten Milchproben des Landwirtes konnte demnach die Erbsubstanz von gentechnisch verändertem Roundup Ready Soja und Bt176 Mais nachgewiesen werden.
Nach Greenpeace-Angaben könnten die Gen-Fragmente entweder über die Kuh oder über die Luft in die Milch gelangt sein. Möglicherweise seien die Gen-Rückstände aus Futterstaub im Stall direkt in die frisch gemolkene Milch geraten, erläuterte Greenpeace- Gentechnikexperte Henning Strodthoff. Es sei aber auch denkbar, dass nicht vollständig aufgespaltene Gen- Rückstände im Körper der Kuh die Darmwand passierten und so über das Blut in die Milch gerieten. Das wäre eine Möglichkeit, wie es passiert sein kann aber letztlich ist es nicht geklärt.
In Weihenstephan hieß es hingegen, die Proben des Bauern seien Anlass gewesen für eine echte Studie mit eigenen Kühen. Dabei seien die Kühe 4 Wochen lang an streng getrennten Orten gemolken und gefüttert worden. Bei dieser Studie seien keine Gen- Anteile in der Milch gefunden worden. Die ersten Ergebnisse sind gegenstandslos, weil wir eine ordentliche Kontrollstudie durchgeführt haben, sagte Meyer. Die Ergebnisse aus den Proben des Bauern seien vor 3 Jahren nicht veröffentlicht worden, weil die Rahmenbedingungen auf dem Hof nicht bekannt gewesen seien. Es ist immer ein Problem, mit Proben von Dritten zu arbeiten so was kann man nicht nach außen weitergeben.
Greenpeace forderte weitere Untersuchungen. Bisher sei angenommen worden, dass Gene der Pflanzen bei der Verdauung abgebaut würden und nicht in Fleisch oder Milch gelangten.
Hochresistenter Salmonellen-Keim in deutschem Putenfleisch entdeckt
Aus: Spiegel-Pressemeldung 24. Juli 2004, ??.?? Uhr zum Artikel "Tötliches Putenfleisch" im SPIEGEL 31/2004, 26. Jul 2004, Seite 20 (Panorama Deutschland).HAMBURG. In importierten Puten aus Deutschland haben dänische Experten einen extrem resistenten Salmonellen- Keim gefunden. Der neu entdeckte Subtyp zeigte sich unempfindlich gegenüber 16 von 17 heute verfügbaren Antibiotika- Klassen. Das einzige Mittel, das noch anschlug ("Florphenicol"), ist in der Humanmedizin nicht zugelassen.
"Wenn diese Salmonellen eine schwere Darminfektion beim Menschen auslösen, gibt es keine Behandlungsmöglichkeit", warnt Frank Aarestrup vom Dänischen Institut für Lebensmittel- und Veterinärforschung in Kopenhagen. Dies sei "ein ganz reales Risiko für den Verbraucher". Hochresistente Salmonellen hätten bereits Todesopfer gefordert, betont auch Andreas Schroeter vom Nationalen Referenzlabor für Salmonellen in Wernigerode.
Gefährdet seien Kleinkinder, Senioren und Kranke. Experten des Labors haben erst kürzlich in einem Sachstandsbericht angemahnt, Antibiotika in der Tierzucht restriktiver einzusetzen, um eine weitere Resistenz-Ausbreitung zu vermeiden. Aus welchem Schlachthof die mit dem Superkeim verseuchten Puten stammten, will das dänische Institut nicht preisgeben.
Creutzfeldt-Jakob weiter verbreitet als angenommen
Aus: Yahoo-News, 6. August 2004, 16.47 Uhr MESZ (Wissenschaft). [Original]LONDON. In Großbritannien könnten sehr viel mehr Menschen an der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (vCJK) leiden als bislang angenommen. Es gebe eine "erste Bestätigung für die theoretische Möglichkeit", dass weite Teile der Bevölkerung von der menschlichen Form des Rinderwahnsinns BSE betroffen sein könnten, sagte Professor James Ironside im Rundfunksender BBC.
Der Wissenschaftler hatte mit seinen Mitarbeitern das Genmaterial eines älteren Mannes untersucht, der nach einem Arterienriss gestorben war. Der Patient hatte die tödlich verlaufende Krankheit in sich getragen, ohne dass sich Symptome gezeigt hätten. Die Forscher vermuten, dass der Mann sich bei einer Blutübertragung fünf Jahre vor seinem Tod angesteckt haben könnte.
Das Untersuchungsergebnis habe "große Auswirkungen" auf künftige Schätzungen, wie viele vCJK-Fälle es in Großbritannien gebe, sagte Ironside. In Großbritannien sind bislang 147 Menschen an der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit gestorben, 18 davon im vergangenen Jahr. Die ersten Fälle der tödlichen Krankheit waren 1996 ebenfalls in England aufgetreten. Die Krankheitserreger zerfressen das Gehirn, das sich dann schwammartig auflöst.
Die Rinderseuche BSE hat ähnliche Symptome. Es wird vermutet, dass sich die meisten Betroffenen mit der Krankheit durch den Verzehr von BSE-verseuchtem Rindfleisch ansteckten. Ein Nachweis der Krankheit ist bislang nur durch eine Analyse des Gehirns möglich, also wenn der Patient bereits verstorben ist. [mehr]
, 6. August 2004, 16.55 Uhr MESZ (Wissenschaft). [Original]Creutzfeldt-Jakob bedroht mehr Menschen als angenommen
BSE und die Folgen
Aus: Agentur-Bericht
LONDON. BSE könnte für den Menschen weit katastrophalere Auswirkungen haben als bislang gedacht. Britische Forscher fanden eine Infektion bei einem Menschen, der genetisch gesehen bisher nicht zur Risikogruppe zählte. Die tödliche Krankheit könnte somit mehr Menschen treffen als bisher prognostiziert. Bislang war die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit [nvCJD], bei der veränderte Prionen das Gehirn schwammartig aufweichen, nur bei Menschen mit einer bestimmten genetischen Ausstattung festgestellt worden, wie sie rund ein Drittel der Weißen aufweisen.
Jetzt fanden die Wissenschaftler eine nvCJD-Infektion laut der im Fachblatt The Lancet veröffentlichten Studie auch bei einer Person, die über ein genetisches Profil verfügt, wie es rund die Hälfte der weißen Bevölkerung besitzt. Damit könnte die tödliche Krankheit viel mehr Menschen bedrohen, als bis heute angenommen. Wissenschaftler gehen davon aus, dass der Verzehr BSE-kranker Rinder Creutzfeldt-Jakob auslöst.
Ein möglicher Hoffnungsstreif könnte dabei sein, dass der Betroffene in diesem Fall keine Symptome der Krankheit entwickelte. Möglicherweise deutet dies auch auf einen milderen Verlauf bei einigen Menschen hin. "Bislang hatten wir keine Hinweise, dass diese große Untergruppe überhaupt für nvCJD-Infektionen anfällig ist, aber dieser Fall zeigt, dass sie es offenkundig ist", erklärte James Ironside, Direktor der britischen Kommission zur Überwachung der Creutzfeldt-Jakob- Erkrankungen, die die Studie verfasste. Dabei sei es aber auch möglich, dass die Ansteckungszeit in dieser Gruppe länger sei als bisher bekannt.
Der Befund bedeute, dass die Prognosen über mögliche Krankheitsfälle grundlegend überholt werden müssten, betonte Ironside. Jüngste Schätzungen variierten stark und lagen zwischen 10 und mehr als 10.000, stützten sich jedoch alle auf die Annahmen, dass die Inkubationszeit bis zu 30 Jahre beträgt und dass nur Menschen mit dem selteneren Genprofil betroffen sind. BSE wurde Mitte der achtziger Jahre in Großbritannien schlagartig bekannt und trat in der Folge auch in zahlreichen weiteren Ländern auf. Unzählige Rinder wurden daraufhin getötet. Seit 1996 wurden 147 nvCJD-Fälle in Großbritannien registriert und 10 in anderen Ländern.
In dem neuen Fall wurde die Infektion der Studie zufolge bei der Autopsie einer älteren Person festgestellt, die nicht an nvCJD gestorben war. Die Infektion wurde in der Milz nachgewiesen, nicht wie bisher in Hirn, Mandeln oder Blinddarm. Symptome der Krankheit treten vermutlich erst auf, wenn das Gehirn betroffen ist. Ungeklärt ist, ob der in der Studie beschriebene Patient starb, bevor sich die Infektion ausbreiten konnte oder ob sie nie das Gehirn befallen hätte und die Person somit nie erkrankt wäre.
Auch in diesem Fall hätte die betroffene Person aber vermutlich die Krankheit übertragen können: durch Blutspenden oder infiziertes Operationsbesteck. Auch der Patient aus der Studie zog sich die nvCJD-Infektion offenbar über Spenderblut zu. Er hatte den Angaben zufolge vor fünf Jahren Blut eines Spenders erhalten, der später an der menschlichen Form von Rinderwahn erkrankte und starb.
Eine weitere Studie in der neuen Ausgabe von The Lancet hält das Ausfiltern von weißen Blutzellen im Spenderblut auch für nur beschränkt effektiv, um eine nvCJD- Übertragung zu verhindern. Hingegen macht eine dritte Untersuchung Hoffnung auf eine neue Technik zur wirksamen Desinfektion von Operationsbesteck.
Konsequenzen nach unterlassenen BSE-Tests gezogen
Aus: Yahoo-News, 22. August 2004, 9.35 Uhr MESZ (Politik). [Original]DRESDEN. Nach insgesamt 28 im vergangenen Jahr sachsenweit unterlassenen BSE-Tests bei Schlachtrindern sind jetzt zahlreiche Konsequenzen gezogen worden. Eine Fleischkontrolleurin sei entlassen worden, sagte Karltheodor Huttner vom Gesundheitsministerium am Sonntag dem Sender »Radio DRESDEN 103 Punkt 5«. Die Frau hatte die vorgeschriebenen Tests auf Rinderwahnsinn nicht durchgeführt, wie es hieß. Zudem seien in diesem Zusammenhang durch die zuständigen Behörden gegen 2 weitere Fleischkontrolleure Disziplinarverfahren eingeleitet worden.
Gegen den Betreiber einer Kleinschlachterei im Muldentalkreis sei eine Geldauflage verhängt worden, meldet der Sender unter Berufung auf die Staatsanwaltschaft Leipzig. Im Niederschlesischen Oberlausitzkreis werde demnächst ein Bußgeldbescheid an einen Tierhalter ebenfalls wegen Schlachtungen ohne BSE-Tests in 3 Fällen verhängt. Dabei habe es sich um Notschlachtungen gehandelt, die Tiere seien nicht zum Verbraucher gelangt. Ein vierter Fall ist nach Angaben es Senders noch nicht abgeschlossen.
Darüber hinaus laufen laut Gesundheitsministerium gegen 5 Tierärzte dienstrechtliche Maßnahmen. Ihnen kann schlimmstenfalls der Verlust ihres Arbeitsplatzes drohen, sagte Huttner dem Sender. In insgesamt 8 Fällen mit unterlassenen BSE-Tests wurden die Verfahren gegen die verantwortlichen Fleischbeschautierärzte eingestellt.
In Sachsen wurden von Januar bis September 2003 insgesamt 28 Schlachtrinder, die älter als 24 Monate waren, nicht auf BSE untersucht. Bei einem Drittel handelte es sich den Angaben zufolge um Schwarzschlachtungen, bei den anderen um Versäumnisse in den Veterinärämtern. nach Angaben des Gesundheitsministeriums handelt es sich um hausgeschlachtete beziehungsweise regional vermarktete Rinder. Das Fleisch sei vermutlich bereits verzehrt worden.
Foodwatch: BSE-Politik außer Kontrolle
Tiermehl bleibt Sicherheitsrisiko / Kritik an Künast
Aus: Foodwatch, Berlin, 7. Oktober 2004, ??.?? Uhr (Presse-Meldung). [Original]BERLIN. Seit Anfang 2001 ist in ganz Europa die Verfütterung von Tiermehlen verboten. Unzureichend erhitztes Tiermehl gilt als Ursache für die Verbreitung der Rinderseuche BSE. Die Verbraucherorganisation foodwatch kritisiert den Umgang mit Tiermehl in Deutschland. "EU-Gesetze werden gebrochen und Verbraucherministerin Künast tut nichts. Tiermehl bleibt ein unkalkulierbares Sicherheitsrisiko", erklärt Matthias Wolfschmidt von foodwatch.
Mehr als eine Million Tonnen Tiermehle fallen in Deutschland jedes Jahr an. Doch diese landen nicht nur in den Öfen von Zementwerken und Kraftwerken, wie meist angenommen wird. Allein 170.000 Tonnen Tiermehle wurden im vergangenen Jahr als Dünger an Landwirte abgegeben. Von foodwatch befragte Behörden konnten jedoch nicht sicher ausschließen, dass dieser Dünger illegal als Tierfutter eingesetzt wird.
Da Futtermittel der größte Kostenfaktor in der Nutztierhaltung sind, ist die Versuchung groß: Tiermehle sind im Eiweißgehalt mit Futtersoja vergleichbar, kosten jedoch nur ein Zehntel. Auch technisch wäre die Verfütterung möglich. Denn das als "Dünger" abgegebene Tiermehl ist nicht durch Zusatz von Farb-, Geruchs- oder Bitterstoffen als Futter unbrauchbar gemacht. Obwohl das seit März 2003 gesetzlich vorgeschrieben ist. "Die Behörden sind im Bilde, unterbinden den Dünger- Einsatz aber nicht", stellt Matthias Wolfschmidt anlässlich der Vorstellung des foodwatch-Reports "Alles außer Kontrolle" fest. Von foodwatch befragte statistische Landes- und Bundesämter konnten zudem den Verbleib von 124.000 Tonnen Tiermehlen nicht aufklären. Mangelhafte Meldevorschriften führten dazu, dass Behörden nicht wüssten, wer wann an wen und wie viel Tiermehl liefere, so Wolfschmidt. "Die Verbraucher zahlen für eine vermeintliche BSE-Vorsorgepolitik mit ihren Steuergeldern. Doch mit diesen Geldern wird Tiermehl-Dünger für die Landwirtschaft subventioniert, was letztlich ein erhebliches Sicherheitsrisiko darstellt. Wann stoppt Frau Künast diesen Irrsinn?", fragt Wolfschmidt.
Die Probleme machen vor Ländergrenzen nicht halt: Während die dänische Statistik für das Jahr 2003 79.000 Tonnen Tiermehlexporte nach Deutschland ausweist, kamen laut deutscher Statistik lediglich 2.000 Tonnen aus Dänemark ins Land.
"Tiermehle müssen für eine Verfütterung an Tiere untauglich gemacht und eingefärbt werden, um Missbrauch vorzubeugen", fordert Matthias Wolfschmidt von foodwatch. Nur dann dürfe mit ihnen weiter Handel getrieben werden. Ansonsten müsse ausnahmslos die Entsorgung durch Verbrennung, thermische Verwertung oder Biogasproduktion vorgeschrieben werden. 1985 war das erste BSE-Rind im Vereinigten Königreich entdeckt worden. Bald darauf hatte sich herausgestellt, dass die Fütterung von unzureichend erhitzten Tiermehlen für die Verbreitung von BSE verantwortlich war. Das erste offizielle BSE-Rind in Deutschland wurde im November 2000 entdeckt. In Jahr 2004 sind bisher 49 Fälle gemeldet worden. [mehr]
[Der komplette Tiermehl-Report von Foodwatch] Mirror: [Foodwatch Tiermehl-Report 2004]
Presse-Echo:
[07.10.2004: Tiermehl weckt BSE-Sorgen] (Frankfurter Rundschau)
[07.10.2004: Warnung vor »Scheinsicherheit bei BSE«] (WAZ)
[07.10.2004: Tiermehlkontrollen nicht besonders wirksam] (DeutschlandRadio)
[08.10.2004: Außer Kontrolle Foodwatch-Report sieht gravierende Lücken bei der BSE-Bekämpfung] (Neues Deutschland)
[08.10.2004: Trügerische Ruhe an der BSE-Front Wird Tiermehl verfüttert?] (Stuttgarter Zeitung)
[08.10.2004: Kannibalismus lohnt sich wieder] (taz)
Kemptener Staatsanwaltschaft sieht Erfolge im BSE-Kampf
Aus: Yahoo-News, 8. Oktober 2004, 14.58 Uhr (Vermischtes). [Original]KEMPTEN. Die für BSE-Verfahren in ganz Bayern zuständige Staatsanwaltschaft Kempten sieht Erfolge im Kampf um die korrekte Einhaltung der Schutzvorschriften im Zusammenhang mit der Rinderseuche. Der leitende Oberstaatsanwalt Herbert Pollert sprach am Freitag von einer deutlichen Abnahme der Verfahren gegen amtliche Tierärzte, die im Rahmen der Fleischbeschau an Schlachthöfen die Bestimmungen zu BSE-Tests nicht einhalten. Dies sei auf die "nachdrückliche Strafverfolgung" zurückzuführen.
Erfolge hatten die Kemptener Staatsanwälte auch mit Anklagen gegen mehrere Beschuldigte, die BSE-Risikomaterial nicht richtig gekennzeichnet oder entsorgt hatten. Außerdem wurden Laborbetreiber außer Gefecht gesetzt, die für falsche BSE-Tests verantwortlich waren. Aktuell sind die BSE-Experten aus Kempten laut Pollert immer wieder mit Fällen beschäftigt, in denen Rinder "schwarz" oder ohne vorgeschriebenen BSE-Test geschlachtet werden.
Die zentrale Bearbeitung aller BSE-Verfahren im Freistaat über eine Stelle ist eine bayerische Besonderheit. "Wir sind Träger der Sicherheit im Lebensmittelbereich, das ist nicht zu verachten", sagte Pollert. In den vergangenen Jahren hätten die Kemptener Staatsanwälte "besondere rechtliche und praktische Sachkunde in diesem Ermittlungsbereich" sammeln können. Im Bezirk der Staatsanwaltschaft war im Jahr 2000 in Sulzberg der erste bayerische BSE-Fall aufgetreten.
Gift-Parasit befällt deutsches Getreide
Aus: Spiegel-Pressemeldung 16. Oktober 2004, 10.36 Uhr zum Artikel "Killer im Roggen" im SPIEGEL 43/2004, 18. Oktober 2004, Seite 18 (Panorama Deutschland).HAMBURG. Ein gefürchteter, aber in Vergessenheit geratener Schadpilz macht sich wieder vermehrt auf deutschen Äckern breit. Vor allem bei Roggen-Ähren deponiert der Parasit namens "Caviceps purpurea" seine Giftstoffe in so genannten Mutterkörnern. Bis ins 20. Jahrhundert hinein hatte es immer wieder schwere Massenvergiftungen durch den Verzehr von mit Mutterkörnern verseuchtem Getreide gegeben.
Nach aktuellen Analysen des Staatlichen Untersuchungsamtes Hessen an 190 Roggenmehlen aus deutschen Mühlen, Bäckereien und dem Handel enthalten diese durchschnittlich mehr als ein Milligramm der gefährlichen Pilzgifte pro Kilogramm Mehl. Im Mittel liegen sie damit über dem in der EU als gerade noch tolerierbar angesehenen Höchstwert; in einer Probe fanden sich gar 6 Milligramm.
Das Bundesinstitut für Risikobewertung rät "dringend" davon ab, derart belastete Mehle in den Verkehr zu bringen, da "eine Gesundheitsschädigung von besonders schützenswerten Risikogruppen wie Schwangeren und gestillten Säuglingen andernfalls nicht ausgeschlossen werden kann". Die Pilzgifte können Muskelkrämpfe und ungewollte Wehen auslösen, in höheren Konzentrationen auch Atemlähmungen und Kreislaufversagen mit tödlicher Folge.
]Wer Tiermehl verfüttert, macht sich strafbar
Verbraucherschützer warnen vor neuem Skandal um Rinderseuche BSE
Aus: Berliner Morgenpost, 18. Oktober 2004, Seite ?? (Politik). [Original=story710405.html
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![]() Die Bundesregierung hat bisher keine Hinweise darauf, daß in Deutschland Tiermehl an Schlachtvieh verfüttert wurde. Entsprechenden Warnungen vor einem erhöhten BSE-Risiko werde bereits seit einer Woche nachgegangen. (Foto: 7.10.2004 mopo) |
Foodwatch bekräftigte unterdessen, daß der Verbleib von 124.000 Tonnen Tiermehl aus dem Jahr 2003 unklar sei. Die Verbraucherschützer befürchten, daß das Tiermehl möglicherweise auch an Rinder verfüttert wurde. Zu Tiermehl verarbeitete Schlachtabfälle dürfen wegen der BSE-Gefahr nur als Dünger oder als Hunde- und Katzenfutter verwendet werden. Die Risikomaterialien Hirn und Rückenmark, in denen der BSE-Erreger bislang fast ausschließlich entdeckt wurde, müssen in den Schlachthöfen getrennt von anderen Schlachtabfällen gesammelt und anschließend vernichtet werden. Der Großteil der im vergangenen Jahr produzierten rund 1,1 Millionen Tonnen Tiermehl wurde laut Foodwatch verbrannt. Die Verfütterung von unzureichend erhitztem Tiermehl an Rinder gilt als eine Ursache für die Verbreitung des Rinderwahnsinns BSE. Der BSE-Erreger steht im Verdacht, beim Menschen eine neue Variante der tödlichen Creutzfeldt-Jakob-Krankheit auszulösen. Bis heute sind in Deutschland nach Angaben des Verbraucherministeriums 345 BSE-Fälle bestätigt worden, 53 davon in diesem Jahr.
Foodwatch hatte am 7. Oktober den Report "Alles außer Kontrolle" vorgestellt und dabei über Lücken in der Statistik und der von der EU strikt verlangten Kennzeichnung von Tiermehl berichtet. Das werfe Frage nach dem Verbleib auf, sagte Foodwatch- Veterinärexperte Matthias Wolfschmidt. Aus Angaben des Statistischen Bundesamtes und der Fleischmehlindustrie komme man zu dem Schluß, daß bei einem Drittel von 1,1 Millionen Tonnen Tiermehl die Verwendung nicht nachvollziehbar sei. Tiermehle sind im Eiweißgehalt mit Futtersoja vergleichbar, kosten aber nur ein Zehntel. Da Futtermittel der größte Kostenfaktor in der Nutztierhaltung sind, sei die Versuchung groß, Tiermehle illegal zu verfüttern, so Wolfschmidt.
Nach der Vorstellung der Studie hatte das Bundesministerium zunächst auf die Kontrollzuständigkeit der Länder verwiesen. Inzwischen wurden die Länder angeschrieben und nach Unregelmäßigkeiten beim Verbleib des Tiermehls befragt. So soll geklärt werden, die Länder von Foodwatch konkrete Hinweise zu einzelnen Mängeln erhalten haben. Diese sollen möglichst binnen einer Woche berichten, ob sie direkte Informationen von Foodwatch bekommen, Kennzeichnungs-Mängel festgestellt und Ahndungen bereits verhängt hätten. Unterdessen wurde bekannt, daß die EU das Verbot der Verfütterung von Fischmehl an Rinder, Ziegen und Schafe aufheben will. Das berichtet das Nachrichtenmagazin "Focus" unter Berufung auf ein Dokument, über das die EU-Agrarminister heute und morgen beraten sollen. Fischmehl gilt demnach als BSE-sicher, darf aber seit 2001 wegen des Risikos einer Vermischung mit Tiermehl nicht an Wiederkäuer verfüttert werden. Eine neue mikroskopische Methode solle nun aber bessere Kontrollen ermöglichen [Ed: und wer kontrolliert das wirklich?].
Verbraucherschutz ist mangelhaft
Studie kritisiert alle Bundesländer / Die Besten sind Berlin, Bayern und NRW aber auch sie tun zu wenig
Aus: Der Tagesspiegel, Berlin, 22. Oktober 2004, Seite ?? (xxx) von ALBERT FUNK und ANSELM WALDERMANN. [Original]BERLIN. Die Verbraucherpolitik in den 16 Bundesländern ist nur ausreichend bis mangelhaft jedenfalls nach Ansicht des Bundesverbands der Verbraucherzentralen. Die schlechte Benotung ergibt sich auf Grund einer Untersuchung, in der die besten Länder Bayern, Nordrhein-Westfalen und Berlin nur gut die Hälfte der erreichbaren Punktzahl bekamen. Verbraucherschutz bleibt ohne aktive Politik der Bundesländer wirkungslos, sagte die Vorsitzende des Bundesverbands, Edda Müller. Neben den besten drei Ländern bekam auch Baden-Württemberg die Note ausreichend, die übrigen Länder schnitten mangelhaft ab.
Mangelhafter VerbraucherschutzMüller forderte Verbraucherschutzministerien in allen Bundesländern. Zudem stützte sie das Anliegen von Bundesministerin Renate Künast (Grüne), mehr zentrale Kompetenzen für den Verbraucherschutz zu bekommen. Es braucht eine stete Komponente statt der Konzept- und Konturlosigkeit, wie wir sie in den Ländern festgestellt haben, sagte Müller dem Tagesspiegel. Statt mehr Zuständigkeiten zu fordern, sollten die Länder ihre Hausaufgaben machen. Ein Abweichen von bundesweiten Standards führe zu mehr Kleinstaaterei. Zudem brauche die Wirtschaft Planungssicherheit.
Künasts Staatssekretär Matthias Berninger sagte: Wir sehen uns in unserer Haltung, den Verbraucherschutz in der anstehenden Föderalismusreform fest zu verankern und als Staatsziel ins Grundgesetz aufzunehmen, bestätigt. Künast hatte gefordert, ihr die zentrale Zuständigkeit für den Verbraucherschutz einzuräumen ähnlich wie sie ihr Kollege Jürgen Trittin für den Umweltschutz bekommt. Der Vorstoß stieß in der Kommission aber auf wenig Unterstützung. Zudem konnte Künast nicht darlegen, dass es gravierende Kompetenzlücken der Verfassung in Sachen Verbraucherschutz gibt.
In der Studie wurde die verbraucherpolitische Bilanz der Landesregierungen, der Landtage, der Lebensmittel- und Eichbehörden sowie der Verbraucherzentralen untersucht. Der Bundesverband kritisierte, dass die Finanz- und Personalausstattung in allen Ländern ungenügend sei. Miserabel hätten die Kontrollbehörden abgeschnitten. Für Berlin wurde als positiv verbucht, dass es das einzige Land mit Verbraucherinformationsgesetz ist und dass relativ viele Einwohner von der Verbraucherzentrale beraten werden.
In Berlin gab es Kritik an der Studie: Wir sind von der Gewichtung der ganzen Sache nicht erfreut", sagte die Verbraucherschützerin Gabriele Franke dem Tagesspiegel. Es würden Daten von 2002 mit 2003 vermischt, manche seien ganz falsch. So würden pro Einwohner nur 27 und nicht 30 Cent für Verbraucherschutz ausgegeben. Die Brandenburger indessen sehen ihre Situation nicht so düster wie in der Studie beschrieben: So werde sich die Tatsache, dass es in Potsdam kein Verbraucherschutzministerium gibt, durch den neuen Kabinettszuschnitt ändern.
EU-Kommission: Bislang nur Verdacht auf BSE bei Ziegen
Aus: Yahoo Finanzen, 28. Oktober 2004, 17.35 Uhr MESZ (Dow Jones Newswires). [Original=49rrl.html]BRÜSSEL (Dow Jones-vwd). Die EU-Kommission hat heute klargestellt, dass es sich bei der BSE-Infektion einer Ziege bislang nur um einen unbestätigten Verdacht handelt. "Wir haben von französischen Behörden den Verdacht einer BSE-Infektion erhalten und die Daten zur Untersuchung an das gemeinschaftliche Referenzlabor GRL in England geschickt", teilte eine Sprecherin von Verbraucherschutzkommissar David Byrne auf Anfrage von Dow Jones Newswires mit. Eine Nachrichtenagentur hatte zuvor gemeldet, dass erstmals eine Ziege positiv auf den BSE-Erreger getestet worden sei.
Mit einem Ergebnis sei in zwei Wochen zu rechnen, informierte die Kommission weiter. Die wissenschaftlichen Befunde sollen dann der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EBLS) zur Prüfung vorgelegt werden. Erst im Anschluss daran will die Kommission möglicherweise eine neue Risikobewertung für Ziegen vornehmen und mit Gesetzesvorschlägen aufwarten. Der in Frankreich aufgetretene BSE-Verdacht stelle jedoch keine Gefahr für die Gesundheit der Bevölkerung dar, "da die Ziege und ihre Herde nicht in die Lebens- und Futtermittelkette gelangten", erklärte die EU-Kommission weiter.
BSE wurde bislang bei anderen Wiederkäuern als Rindern zwar für möglich gehalten, jedoch nie tatsächlich festgestellt. Die bei Schafen und Ziegen nachgewiesene BSE-ähnliche Traberkrankheit (Scrapie) sei für den Menschen nicht ansteckend. Laut Kommission ist die Union zurzeit gut vorbereitet auf einen möglichen Ausbruch der BSE-Krankheit bei Ziegen.
Im Havelland 1300 Schafe wegen Scrapie-Krankheit getötet
Aus: Der Tagesspiegel, Berlin, 29. Oktober 2004, Seite ?? (Brandenburg). [Original]NAUEN. In einem Schafzuchtbetrieb im Landkreis Havelland sind mehr als 1300 Schafe wegen des Verdachts auf Scrapie-Erkrankung getötet worden. Die Krankheit war nach Angaben der Kreisverwaltung vom Donnerstag bereits im Juni bei einem kurz zuvor gestorbenen Tier entdeckt worden. Bei Scrapie handelt es sich um eine übertragbare Erkrankung des Zentralnervensystems, vergleichbar mit BSE bei Rindern. Eine Übertragung auf den Menschen oder die Erkrankung eines Menschen sind nicht bekannt.
]Tierfutter mit Dioxin verseucht
Drei Bauernhöfe in Nordrhein-Westfalen gesperrt / Ministerium sieht keine Gefahr für Verbraucher
Aus: Berliner Zeitung, 5. November 2004, Seite ?? (Politik) von JÖRG MICHEL und MENNO WEIJS. [Original=392411.html
BERLIN 4. November. In Deutschland droht ein neuer Futtermittel-Skandal. In Nordrhein-Westfalen mussten 3 Bauernhöfe wegen dioxin-verseuchtem Tierfutter geschlossen werden. Eine Belastung von über 2.000 Mast-Tieren mit dem Krebs erregenden Gift konnte nicht ausgeschlossen werden. Es soll aber nicht um Milchviehbetriebe handeln. Agrarstaatssekretär Alexander Müller (Grüne) rechnete dennoch nicht mit einer Gefahr für die Verbraucher. "Wir haben keine Hinweise darauf, dass es eine akute Gefährdung geben könnte", sagte Müller am Donnerstag [4.11.2004].
Die Affäre geht zurück auf Vorgänge in den Niederlanden. Dort wurden nach Auskunft von Agrarminister Cees Veerman 162 Bauernhöfe gesperrt. Dioxin-Spuren wurden bereits in der Milch festgestellt. Das Gift ist demzufolge über belastete Tonerde in das Futter gelangt. Die Tonerde wurde seit August beim Pommes-Frites-Hersteller McCain im holländischen Lelystad zur Sortierung von Kartoffeln eingesetzt. Die Schalen der Kartoffeln wurden von dem Betrieb als Tierfutter auch an die drei deutschen Betriebe verkauft und dort verfüttert.
Das Düsseldorfer Agrarministerium betonte, der Verkauf und die Schlachtung der betroffenen Tiere in Deutschland sei zunächst verboten worden. Eine Gefährdung der Verbraucher sei unwahrscheinlich. Staatssekretär Müller machte den niederländischen Kartoffelverarbeiter verantwortlich. "Es handelt sich um einen klaren Verstoß gegen das Futtermittelrecht in der EU", so Müller. Die niederländischen Behörden seien aufgefordert zu klären, in welchem Umfang das Dioxin auch in Lebensmittel wie Fleisch und Milch gelangen könnten. Der niederländische Agrarminister Veerman betonte, es gebe keine Gefahr für die Gesundheit. "Nur wenn man mehrere Wochen täglich große Mengen infiziertes Fleisch äße, kann es gefährlich sein."
Die belastete Tonerde wird von einem Unternehmen im Westerwald hergestellt und unter anderem in die Niederlande geliefert. Eine Sprecherin des rheinland-pfälzischen Agrarministeriums sagte dieser Zeitung, man werde das Unternehmen überprüfen. Von der fraglichen Tonerde seien bereits Proben genommen worden, deren Ergebnisse in ein bis zwei Tagen vorliegen. Allerdings sei eine gewisse Menge Dioxin in Tonerde üblich. Deswegen dürfe sie auch nicht im Zusammenhang mit Futtermitteln eingesetzt werden. Im Lebensmittelbereich dagegen, etwa zum Sortieren von Kartoffeln, sei dies erlaubt. Die Schalen allerdings hätten nicht verfüttert werden dürfen.
Geert Pinksterhuis von der Landwirtschaftsorganisation "LTO Nederland" ist wütend. "Bereits im Jahre 1999 ist Dioxin in Tierfutter angetroffen worden. Damals wussten wir schon, dass es aus der Tonerde stammt. Trotzdem wird es noch immer benutzt bei der Produktion von Tierfutter." Er forderte seine Mitglieder auf, den Kartoffelverarbeiter McCain für die Schädigung haftbar zu machen.
Die Firma bestritt jegliche Verantwortung. "Wir benutzen diese Methode mit Tonerde schon seit zehn Jahren um Kartoffeln zu sortieren. Nichts hat je darauf hingewiesen, dass es ein Risikoprodukt sein könnte", sagte Erwin Pardon von McCain. Er weist darauf hin, dass "die niederländische Nahrungsmittelbehörde bestätigt, es gebe kein Dioxin in für Menschen bestimmten Produkten McCains". Auch in Belgien wurden wegen des Skandals mittlerweile 8 Bauernhöfe gesperrt. Die EU kündigte an, man wolle die Quelle der Verseuchung rasch beseitigen. [mehr]
]Höhn kritisiert Lockerung von BSE-Kontrollen
Aus: Yahoo-News, 5. November 2004, 12.52 Uhr (Politik). [Original=4a68g.html
DÜSSELDORF/BERLIN. Nordrhein-Westfalens Agrarministerin Bärbel Höhn (Grüne) kritisiert einen Bundesratsbeschluss zur Lockerung der BSE-Tests bei Rindern. Nach dem Beschluss vom Freitag [5.11.2004] soll künftig die Untersuchung auf die Seuche nur noch bei Rindern mit einem Alter über 30 Monaten statt bislang 24 Monaten vorgeschrieben werden. Dies sei nicht "nachvollziehbar", sagte Höhn in Düsseldorf.
Die Ministerin verwies darauf, dass auch bei Tieren unter 30 Monaten bereits BSE festgestellt worden sei und die Zahl der BSE-Fälle in Deutschland in diesem Jahr wieder ansteige. Die Verbraucher würden kein Verständnis dafür haben, dass das Testsystem, das sich bewährt habe, jetzt aufgegeben werden solle. Der Test führe zu einer größeren Sicherheit.
Dioxin-Affäre: Vierter NRW-Betrieb gesperrt
Erste Untersuchungsergebnisse sollen Mitte der Woche kommen
Aus: Westdeutscher Rundfunk, Köln, 8. November 2004, ??.?? Uhr (Gesundheit). [Original]KÖLN. Im Münsterland ist ein Bullenmastbetrieb vorsorglich geschlossen worden, weil er Kartoffelstärke aus den Niederlanden erhalten hat, die möglicherweise mit Dioxin verseucht ist. Damit erhöht sich die Zahl der wegen der Affäre gesperrten Höfe auf vier.
In der vergangenen Woche war das Dioxin in den Niederlanden das erste Mal nachgewiesen worden, und zwar in Tierfutter und in einer Milchprobe. Inzwischen sind dort 120, in Belgien acht Höfe geschlossen worden. In NRW sind nun vier Betriebe betroffen, auch in Bayern gibt es einige Fälle. Der Mastbetrieb im münsterländischen Schöppingen (Kreis Borken) ist erst jetzt aufgefallen, weil er nicht Kartoffelreste, sondern Stärke erhalten hatte, die nicht auf den überprüften Lieferlisten stand. Von diesem Hof aus waren in der vergangenen Woche 12 Bullen zum Schlachten nach Bayern geliefert worden; die Tiere seien aber leicht zu identifizieren und sicherlich noch nicht in den Handel gelangt, so Landesagrarministerin Bärbel Höhn (Grüne). An die Niederländer sei derweil die Bitte gegangen, Fleischproben zu nehmen.
Ein Teil des Fleisches der in Bayern betroffenen Höfe sei bereits weiterverkauft und möglicherweise auch verzehrt, sagte ein Sprecher des Verbraucherschutzministeriums in München. Das restliche Fleisch werde zurückgehalten, derzeit würden Proben untersucht. Auþerdem sollen die weiteren Lieferwege des Fleisches ermittelt werden.
Über Kaolin-Tonerde ins Tierfutter
Wie das Gift in das Tierfutter gelangen konnte, ist geklärt: Belastete Kartoffelschalen-Abfälle aus der Produktion von Pommes frites wurden zu Tierfutter verarbeitet. Offen ist aber noch, warum dies passieren konnte. Als Quelle des Dioxins wurde Kaolin-Tonerde aus Rheinland-Pfalz ausgemacht. Deren Einsatz bei der Produktion von Tierfutter ist seit 1999 verboten, nicht aber bei der Lebensmittelherstellung. Und so wird Kaolin bei der Herstellung von Pommes frites verwendet, um die Kartoffeln zu sortieren so auch in dem betroffenen niederländischen Werk der Firma McCain. Kaolin verändert die Dichte von Wasser. Kartoffeln von minderer Qualität schwimmen in einem solchen Bad oben, bessere, zur Pommes-Herstellung geeignete Kartoffeln, sinken ab.
Gibt es mehrere Formen der vCJD?
Aus: Deutsches Ärzteblatt, 12. November 2004, Seite ?? (Medizin). [Original]LONDON (rme). Sind mehr Erkrankungen an der neuen Variante der Creutzfeldt-Jakob Erkrankung (vCJD [= nvCJD = vCJK]) bekannt als bisher angenommen? Diese Vermutung äußern britische Experten aufgrund von neuen Tierexperimenten, die in der Onlineausgabe von Science (DOI: 10.1126/science.1103932) publiziert wurden.
Forschern am University College London war es gelungen, Mäuse zu infizieren, die nicht den so genannten MM-Genotyp tragen. Der MM-Genotyp ist eine Variante im Gen für das normale Prion-Protein, das erst nach Kontakt mit infektiösen Prionen zur Bildung der Plaques angeregt wird, die zur Krankheit führen.
Beim MM-Genotyp enthält das Gen für das normale Prion- Protein an einer bestimmten Stelle die Information für die Aminosäure Methionin (M) anstelle von Valin (V). Dies erhöht aller Wahrscheinlichkeit nach die Anfälligkeit des Menschen, an einer vCJD zu erkranken. Denn alle 146 Patienten, die in Großbritannien an vCJD erkrankt sind [Ed: waren, denn sie sind tot], die mit dem Verzehr von infiziertem Rindfleisch in Verbindung gebracht wird, hatten den MM-Genotyp. In der Bevölkerung beträgt der Anteil des MM-Genotyps dagegen nur 36 %. Etwa die Hälfte der Briten hat einen MV-Genotyp, und 14 % haben den VV-Genotyp.
Die Gruppe um John Collinge vom University College wollte nun wissen, ob Mäuse mit VV-Genotyp tatsächlich nicht erkranken. Sie infizierten die Tiere mit dem abnormen Protein, das bei Kühen BSE verursacht. Anders als die Tiere mit einem MM-Genotyp, bei denen dieser Versuch regelmäßig zur Erkrankung führt, blieb die Hälfte der Tiere gesund. Die andere Hälfte erkrankte an einer milderen Form, die sich langsamer entwickelt und eher an die spontane Form von CJD erinnerte.
Dieser Befund wirft die Frage auf, ob nicht auch einige Formen der sporadischen CJD beim Menschen in Wirklichkeit Manifestationen einer neuen Variante der vCJD sein könnten. Ein Blick auf die Erkrankungsstatistik in Großbritannien zeigt, dass die Zahl der sporadischen CJD in den letzten Jahren tatsächlich leicht angestiegen ist, während die vCJD-Welle langsam abzuebben scheint. In den Jahren 2002 und 2003 erkrankten jeweils mehr als 70 Patienten an einer sporadischen CJD, Anfang der 90er-Jahre waren es weniger als die Hälfte.
Diese Zunahme der sporadischen Erkrankungen wurde bisher als Folge einer vermehrten Aufmerksamkeit der Ärzte interpretiert. Der Leiter der Forschungsabteilung und Mitautor der Studie, Jonathan Wadsworth, erklärte jetzt jedoch, dass einige dieser Fälle auch die Folge einer BSE-Infektion sein könnten.
Eine andere mehr beunruhigendere Möglichkeit bestünde darin, dass eine Reihe von Menschen mit VV-Genotyp asymptomatisch mit BSE infiziert sind, aber nicht (oder erst sehr spät) erkranken. Sie könnten dann den Erreger durch Bluttransfusionen oder auch durch nicht ausreichend sterilisierte chirurgische Instrumente übertragen. Tatsächlich soll sich der weltweit einzige vCJD-Patient mit einem MV-Genotyp, ein Niederländer, über eine Bluttransfusion infiziert haben.
Massentierhaltung ist Nährboden für Krankheiten bei Tieren und Menschen
Aus: Die Welt, Berlin, 16. November 2004, Seite ?? (Vermischtes). [Original]BONN. Die Massentierhaltung birgt Tierschützern zufolge zunehmend hohe Krankheitsrisiken für Mensch und Tier. Die inzwischen weltweit verbreitete landwirtschaftliche Massentierhaltung sei ein "Sprungbrett" für Krankheiten wie Vogelgrippe, den Rinderwahnsinn BSE und das unter anderem bei Schweinen gefundene Nipah-Virus, erläuterte die Welttierschutzgesellschaft (WSPA) heute in Bonn. Einen entsprechenden Bericht will die WSPA in dieser Woche auf einer Konferenz der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Mexiko vorlegen.
Die WSPA fordert die WHO und andere Gesundheitsgremien auf, einen Ausbau der Massentierhaltung auf keinen Fall zu fördern oder zu empfehlen. Der Ausstieg aus dieser Haltungsform müsse zu Gunsten einer tierfreundlicheren und nachhaltigeren Landwirtschaft eingeleitet werden.
Die beengten und zumeist unhygienischen Bedingungen der Massentierhaltung stellten einen idealen Nährboden für Krankheiten dar, betonten die Tierschützer. Zudem würden Tiere, die in Massentierhaltung leben, über ihr normales Futter regelmäßig mit Antibiotika versorgt. Nach Angaben der WHO trägt der weit verbreitete Gebrauch derartiger Medikamente in der Tierzucht zur Entstehung Antibiotika-resistenter Krankheitserreger bei.
]Norderstedter Firma entwickelt Mittel gegen BSE
Medizin: Menno Chemie wurde auf Europas größter Landwirtschaftsmesse für die Entwicklung des Präparats ausgezeichnet.
Aus: Hamburger Abendblatt, 19. November 2004, Seite ?? (Norderstedt) von MICHAEL SCHICK. [Original=365952.html
NORDERSTEDT. Eine Norderstedter Firma sagt BSE den Kampf an. Die Menno Chemie-Vertrieb GmbH hat ein Präparat entwickelt, das die Erreger des Rinderwahnsinns abtötet. Neopredisan heißt das flüssige Desinfektionsmittel. "Die Welt hat gesucht und wir haben gefunden", sagt Junior-Chef Jan Nevermann. Die Bedeutung wurde jetzt auch offiziell gewürdigt: Menno Chemie wurde auf der größten Landwirtschaftsfachmesse in Europa, der "Euro Tier", für das Mittel mit der Silbermedaille der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) ausgezeichnet.
Die DLG würdigte die Entwicklung als bahnbrechend, denn: Mit Neopredisan gibt es, so Nevermann, eine umweltfreundliche und gesundheitsverträgliche Möglichkeit, Tierställe, Schlachthöfe und Räume zu desinfizieren. Die BSE-Erreger, die sogenannten fehlgeleiteten Prion-Proteine, gelten als äußerst hitzeresistent. Sie halten Temperaturen bis zu 600 Grad aus. "Zur Desinfektion wurde bisher laut gesetzlicher Vorgabe die stark ätzende und auch gegen Metalle aggressive Natronlauge verwendet. Der Einsatz war nur nach fachlicher Einweisung und in Schutzkleidung möglich", sagt Nevermann. Das neue Präparat, das zudem auch gegen andere Erreger wie Wurmeier wirkt, könne jeder Landwirt unbedenklich aussprühen. Wird die Lösung regelmäßig eingesetzt, dient sie vorbeugend als Schutz vor möglichen Infektionen der Rinder.
BSE hat seit Mitte der 90er Jahre immer wieder für Schlagzeilen gesorgt. 1995 starb
der erste Mensch an der neuen Variante der sogenannten Creutzfeldt-Jakob-Krankheit, die
vermutlich durch den Verzehr von Rinderprodukten übertragen wird. Ende November 2000
erreichte BSE Deutschland, in Schleswig- Holstein starb das erste in Deutschland geborene
Rind an den BSE-Erregern.
Vor 23 Jahren wurde die Firma in Garstedt gegründet. Hier haben die Mitarbeiter noch
heute ihre Arbeitsplätze, wobei die Zahl der Mitarbeiter von sechs auf 20 gewachsen
ist. Die Stammannschaft mischt weltweit in drei Geschäftsbereichen mit: Die Produkte
zielen darauf ab, Massentierhaltung, Lebensmittelhygiene und Zierpflanzenschutz zu
verbessern. "Wir sehen immer das Gesamtsystem und fragen, was passiert, wenn wir an einer
Stelle eingreifen", sagt der Diplom-Chemiker Nevermann, der sich zusammen mit dem Team den
Unwelt- und Gesundheitsschutz auf die Fahnen geschrieben hat. Die Mittel, die Viren,
Parasiten, Bakterien und Pilzen den Garaus machen, seien toxikologisch und ökologisch
unbedenklich.
PRIGNITZ (red/nd). Der Bauernbund Brandenburg forderte gestern in einer
Pressemitteilung die Abschaffung der BSE-Tests und der zentralen Rinderdatenbank. Zudem
verlangt der Bauernbund die Abschaffung der Aussonderung angeblicher Risikomaterialien aus
dem Schlachtkörper.
Zur Begründung heißt es: "Alle drei Maßnahmen sind sachlich
unbegründete Reaktionen auf die Hysterie des Jahreswechsels 2000/2001." Rindfleisch
sei nie gefährlich gewesen, argumentiert Bauernbund- Geschäftsführer
Reinhard Jung. Überall, wo auf BSE getestet wird, treten irgendwann Fälle auf.
BSE habe es immer gegeben. "Die ökonomischen Folgen der Hysterie sind verheerend" ,
so Karsten Jennerjahn, Präsident des Bauernbundes Brandenburg. In den letzten 10
Jahren ist Verzehr von Rindfleisch um knapp ein Drittel zurückgegangen.
Neopredisan verhindert eine Infektion mit Prionen
Voraussetzung dafür, daß die Neuentwicklung auf den Markt kommt, ist die
Begutachtung durch das Robert-Koch-Institut. Das renommierte Institut in Berlin ist als
einziges in Deutschland befugt, die Wirksamkeit solcher Präparate zu attestieren.
Nach mehrmonatigen Versuchen kamen die Gutachter zu dem Ergebnis, daß Neopredisan
eine Infektion mit Prionen verhindert.2003 wurden 47 BSE-Fälle in Deutschland bekannt
"Zwar ist das Thema seit 2 Jahren weitgehend aus den Medien verschwunden, doch der
Rinderwahnsinn ist damit noch nicht verschwunden. Allein im vorigen Jahr sind in
Deutschland 47 Fälle bekanntgeworden", sagt Nevermann, für den die
Silbermedaille nicht die erste Auszeichnung ist. Seit 1998 wurde das
Familien-Unternehmen, das die Eltern aufgebaut haben, auf der "Euro Tier" mit insgesamt
fünf Silbermedaillen für unterschiedliche Produkte ausgezeichnet.
Bauernbund fordert Stopp für BSE-Tests
Aus: Lausitzer Rundschau,
25. November 2004, Seite ?? (Brandenburg).
[Original]
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