BSE & Co in den Medien – Teil 39 khd
Stand:  1.9.2006   (30. Ed.)  –  File: M/edien39.html




Hier werden einige ausgewählte und besonders interessante Artikel und andere Texte zur durch den Rinderwahnsinn BSE und der Anwendung der Gentechnik ausgelösten Problematik sowie zur gefährlichen H5N1-Vogelgrippe (Geflügelpest) und H1N1-Schweinegrippe gespiegelt und damit auf Dauer dokumentiert. Manches ist auch mit [Ed: ...] kommentiert. Tipp- und Übertragungsfehler gehen zu meinen Lasten.

Die anderen Vergiftungen von Nahrungsmitteln haben ab Ende 2004 eine eigene Webseiten- Serie in der Abteilung "Food" erhalten.

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  • Neuere Presseberichte  (40. Teil).
  • 05.04.2006: Erstmals H5N1 bei Nutzgeflügel in Deutschland.
  • 03.04.2006: BSE: Infektionsweg rätselhaft.
  • 29.03.2006: Neue Seuchen beunruhigen Experten.
  • 27.03.2006: Vogelgrippe in Berlin. (Kommentar)
  • 23.03.2006: BSE-Fall in Bayern bestätigt.
  • 23.03.2006: H5N1: Infektionsweg enträtselt.
  • 22.03.2006: Berlin lässt Universal-Impfstoff entwickeln.
  • 16.03.2006: H5N1 ähnelt Pandemie-Viren stärker als gedacht.
  • 08.03.2006: Großbritannien kein BSE-Hochrisikoland mehr.
  • 08.03.2006: H5N1 ungelöst.
  • 07.03.2006: Seehofer: Vogelgrippe näher an Menschen gerückt.
  • 07.03.2006: Bei der Vogelgrippe wird viel behauptet.
  • 04.03.2006: Forscher zweifeln an der Zugvogel-These.
  • Ältere Presseberichte  (38. Teil).
    BSE-Page


    A U S B R E I T U N G   V O N   H 5 N 1 

    Forscher zweifeln an der Zugvogel-These

    Wie die Vogelgrippe nach Deutschland kam, ist weiter völlig unklar. Während Politiker und Veterinäre vor dem Beginn des Vogelzugs warnen, weisen Experten auf die Lücken der Erkenntnisse hin: Es scheint, als könnten wilde Gänse, Schwäne und Enten es nicht alleine gewesen sein.

    Aus:
    Spiegel Online – 4. März 2006, 19.24 Uhr MEZ (nur elektronisch publiziert). [Original]

    Die Weltkarte ist zu einem Flickenteppich geworden. Von China und Vietnam aus breiten sich rote Felder aus: Jene Länder, in denen das Vogelgrippe-Virus H5N1 ausbricht. Beinahe täglich scheinen Länder dazuzukommen, jüngst immer mehr europäische. Und auch beim Betrachten der Deutschlandkarte drängt sich die Flickenteppich-Assoziation auf. Rügen traf es als erstes, inmitten H5N1-freier Nachbarländer. Die betroffenen brandenburgischen Landkreise grenzen nicht eben an die Insel. Ostholstein liegt 150 Kilometer weiter westlich. Um gar an den Bodenseestrand von Überlingen oder das Mannheimer Rheinufer zu gelangen, muss der Erreger gar die gesamte Bundesrepublik diagonal überquert haben. Muss? Müsste? Nur wie? Geflogen?

    "Es ist verfehlt, Zugvögel für die Vogelgrippe verantwortlich zu machen", sagte der Exekutivsekretär der Uno-Konvention über wandernde Tierarten (CMS), Robert Hepworth. Für die Verbreitung des Virus durch Zugvögel gebe es keine wissenschaftlichen Belege.

    In der Tat bleibt das Auftreten der aggressiven asiatischen Variante von H5N1 in Europa rätselhaft. Die Wanderbewegungen wilder Tiere sind bislang die einzige Erklärung, und diese bleibt unbefriedigend. "Es gibt da viele Einzelfälle, aber wir können kein Zentrum sehen, kein Muster", sagt der Ornithologe Bert Lenten im Gespräch mit Spiegel Online. Er trägt einen noch sperrigeren Titel als Hepworth: Exekutivsekretär des Abkommens zur Erhaltung der afrikanischeurasischen wandernden Wasservögel (AEWA). Die beiden Uno-Tierschutzbürokraten sehen sich plötzlich als Verteidiger zu Unrecht Alleinverdächtiger.

    Zugvögel unter Generalverdacht

    Minister und Veterinäre warnen unisono vor dem Beginn des Vogelzugs im nahenden Frühling. Zugvögel sind die erstbesten Verdächtigen. "Wenn Wildvögel die hauptsächlichen Überträger wären, zum Beispiel zwischen China und Nigeria, dann würde man doch auf der Strecke dazwischen auch Ausbrüche erwarten", sagt Lenten. Das gefährliche Virus hat sich von Osten nach Westen ausgebreitet, die maßgeblichen Vogelzugrouten verlaufen in Nord-Süd-Richtung. Im Fall Rügen kommt hinzu, dass viele betroffene Schwäne überhaupt keine klassischen Zugvögel waren, sondern bestenfalls sogenannte Kälteflüchter.

    "Ich halte überhaupt nichts von dieser Theorie", sagt der Mikrobiologe Alexander Kekulé von der Universität Halle-Wittenberg. Denn nach allem was man wisse, wirke das Virus in Schwänen sehr schnell und sehr stark. "Die fallen in wenigen Tagen tot um", betont Kekulé. "Einbahnstraßen-Denken" nennt der Vogelkundler Klaus-Dieter Feige die These, dass Wildvögel das Virus aus Osteuropa eingeschleppt haben, wo sich ihre Brutreviere mit denen nach Asien ziehender Vögel überlappen. Feige ist Landeschef der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft Mecklenburg-Vorpommern.

    Thomas Mettenleiter, Chef des Friedrich-Loeffler-Instituts spricht nur noch davon, dass "Puzzlesteine" darauf hindeuten, der Erreger könne sich "stafettenartig" ins Bundesgebiet bewegt haben. Ein in Lettland beringter Singschwan gilt als Hauptverdächtiger: Er war eines der ersten Tiere, bei dem auf Rügen H5N1 festgestellt wurde. Bei seinem Abflug soll er noch gesund gewesen sein. "Er wurde in Lettland beringt, aber wir wissen nicht, wo er sich angesteckt hat", sagt Uno-Wildvogelfürsprecher Lenten. Offiziell gilt die Osteeküste von Russland bis nach Usedom als H5N1-frei. Auch Verdachtsfälle wurden bislang nicht gemeldet.

    Angst vor und Aggression gegen Wildvögel

    Doch wie sonst könnte der Erreger – in lebenden Vögeln, deren Fleisch oder ihrem Kot – nach Mitteleuropa gekommen sein? Bert Lenten zählt Möglichkeiten auf: Handel, Schmuggel, illegaler Einfuhr von lebendem oder totem Geflügel. "In Osteuropa wird sogar der Mist aus Hühnerställen als Futter für Fischteiche genommen", sagte er. "Wir haben den Fall eines Schwans, der bei seiner Beringung in Ungarn kerngesund war und 2 Tage später tot in Kroatien aufgesammelt wurde." Wer sich einzig auf Zugvögel als Überträger von H5N1 konzentriere, der übersehe andere Ansteckungswege – das sei gefährlich.

    Im Januar hatte der Polit-Populist Wladimir Schirinowski im russischen Parlament gefordert, alle Zugvögel bei der Rückkehr aus ihren türkischen Winterrevieren abzuschießen. "Die Regierung muss dem Vogelzug einen Riegel vorschieben", forderte er. In der Türkei waren im Januar 4 Kinder nach einer H5N1-Infektion gestorben. "Die Vögel sollen da bleiben, wo sie sind", sagte der Politiker.

    Auch in den friedlicheren Niederlanden hat Experte Bert Lenten 2003 beim Ausbruch einer "Hühnerpest" genannten Vogelgrippe-Variante beobachtet, wie die Menschen Wildvögel plötzlich als Bedrohung wahrnahmen. Seiner Ansicht nach ist die umgekehrte Sichtweise angemessener: "Es sind einfach viele Feuchtgebiete zerstört worden. Wildvögel müssen sich aber irgendwo ernähren und so kommen sie den Nutztieren immer näher."

    Fakten dringend benötigt

    Während Tierseuchen-Erreger in Wildvögeln vorkommen, von ihnen übertragen werden, gar in ihnen weiterentwickelt und rekombiniert werden, brechen die Krankheiten mit großen Zahlen toter Tiere immer dann aus, wenn sie auf große Nutztierbestände treffen. Wilde Tiere gelten teilweise als immun, teilweise als richtiges Reservoir gefährlichster Erreger. Bloß die Datenlage für die meisten Wildvögel ist recht dünn.

    Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (Unep) und die in Bonn ansässige Zugvogel-Konvention erarbeiten zurzeit nach Angaben von Robert Hepworth wissenschaftliche Empfehlungen für Regierungen. Dazu werde im April eine Konferenz in Nairobi stattfinden. Unep habe außerdem die Konvention beauftragt, ein Frühwarnsystem zu aufzubauen, um Wanderwege und Brennpunkte möglicher Kontakte zwischen Zugvögeln und Geflügel zu erforschen.

    Ein erster Schritt in diese Richtung ist ein Pilotprojekt, das Bert Lenten im Auftrag der französischen Regierung in einigen nordafrikanischen Ländern und dem Iran durchführt: Sein Team analysiert dort den Kot größerer Vogelbestände, die sich im Frühjahr auf den Weg in Richtung Côte d'Azur und Normandie machen werden. "Bisher", sagt Zugvogelforscher Lenten, "waren sie alle Virus-frei."

    [02.03.2006: Tieropfer gegen Menschenangst]  (DIE ZEIT)
    [02.03.2006: Vogelgrippe: Eine Wirkung wie ein Anschlag]  (MANAGER-MAGAZIN)
    [04.03.2006: Interaktive Karte: Die Vogelgrippe in Deutschland ]  (SPIEGEL ONLINE)



    Bei der Vogelgrippe wird viel behauptet

    Angebliche Experten verkünden Gewissheiten, die sich später als falsch erweisen / Von Werner Lange

    Aus:
    Der Tagesspiegel, Berlin, 7. März 2006, Seite 10 (Berlin) von WERNER LANGE. Der Autor war langjähriger Direktor am Influenza-Zentrum des Robert-Koch-Instituts (RKI) in Berlin. [Original]

    Als langjähriger Influenza-Kenner bin ich zornig über die Äußerungen von angeblichen Experten zu der Vogelinfluenza. Erst hieß es im vergangenen Herbst, dass bei uns keine Gefahr der Vogelinfluenza bestünde, weil infizierte Zugvögel nicht fliegen könnten. Dann hieß es, dass die Zugvögel das Virus nicht zu uns bringen könnten, weil die Zugrouten unterschiedlich seien, schließlich, dass infizierte Hühner keine Eier legten, das Essen von Eiern also ungefährlich sei. Dann wurde mitgeteilt, dass Katzen nicht mit dem H5N1-Virus infiziert werden könnten, später, als die tote Katze auf Rügen gefunden wurde, dass Katzen so wenig Virus ausscheiden würden, dass mit einer Ansteckung von Menschen nicht zu rechnen sei. Ich frage mich, woher die Urheber dieser Meinungen ihre Kenntnis haben. Es ist seit 2005 bekannt, dass Entenarten das „Trojanische Pferd“ der H5N1-Influenza sind, weil sie trotz Infektion nicht erkranken. Sie fliegen also und scheiden zudem das Virus bis zu 17 Tage aus, wie Studien gezeigt haben. Die Routen der Zugvögel überschneiden sich, teilweise werden dieselben Rastplätze (Seen) benutzt.

    Dann die Katzen: Bereits in den vergangenen Jahren gab es Infektionen bei Hauskatzen, Zibetkatzen und Großkatzen. Eine Studie aus den Niederlanden zeigte nicht nur, dass Katzen durch Verfütterung infizierter Vögel selbst infiziert werden, schwer erkranken und sterben. Natürlich scheiden sie Virus aus, und zwar über den Schleim der Atemwege und über Kot. Es wurden Übertragungen der Infektion auf gesunde Katzen nachgewiesen, die in Kontakt mit den erkrankten Tieren standen. Wenn Katzen durch ausgeschiedenes Virus infiziert werden, warum dann nicht auch Menschen? Jetzt behaupten einige Neunmalkluge, dass die Katzen so wenig Virus ausscheiden, dass die Übertragung nicht möglich ist. Es wird so getan, als wenn die auf Rügen gestorbenen Schwäne erst jetzt infiziert worden sein können.

    Woher soll das Virus kommen, wenn die Zugvögel erst demnächst wieder zurückkommen? Bisher wurde H5N1 nur bei ca. 10 Prozent der aufgefundenen gestorbenen Schwäne nachgewiesen. Woran sind die anderen 90 Prozent gestorben? Oder umgekehrt: Kann es nicht sein, dass die Schwäne nicht an der Influenza gestorben sind, sondern zu den Tieren gehörten, die üblicherweise in strengeren Wintern aus Erschöpfung, Nahrungsmangel etc. verenden? Das H5N1-Virus hat man dann vielleicht nur deshalb gefunden, weil man jetzt danach sucht. Kann es nicht sein, dass die Schwäne bereits beim Vogelzug in Richtung Süden infiziert wurden? Da wir in Deutschland keine nennenswerte Überwachung der Influenza bei Zugvögeln haben, kann niemand diese Fragen beantworten. Ebenso weiß niemand, wie viele andere Vogelarten infiziert sind, weil niemand das untersucht hat. Ebenso ist es mit den Katzen.

    Niemand hat nachgesehen, wie viel Virus infizierte Katzen wirklich ausscheiden. Ebenso wütend bin ich über die allen Erfahrungen, wissenschaftlich fundierten Publikationen und Empfehlungen der WHO widersprechenden Behauptungen, dass eine Wirksamkeit von Tamiflu und Relenza gegen H5N1 nicht bewiesen sei. Wem verdanken die in Asien nicht an H5N1-Infektionen verstorbenen Infizierten ihr Überleben? Ja selbst bei dem großen Ausbruch bei Tigern in Thailand ist ein Teil der Tiere mit Tamiflu gerettet worden.

    Ich bin so lange im Influenza-Geschäft, dass ich die Hongkong-Pandemie von 1968-70 hautnah miterlebt habe. Ich habe jetzt angesichts der widersprüchlichen oder unwahren Behauptungen das Gefühl, in die damalige Zeit zurückversetzt zu sein. Auch damals wurden Behauptungen aufgestellt, die der Wahrheit nicht standhielten. Man behauptete beispielsweise in der ersten Welle 1968/69, dass die Impfstoffe gegen die alten Varianten des Asia-Subtyps schützen würden, obwohl das Hongkong-Virus längst bei uns war und Menschen tötete. Selbst in der zweiten Welle im Winter 1969/70 wurde diese Behauptung wiederholt. Und man behauptete, dass viel Vitamin C vor der Influenza schütze.

    Was mich besonders erzürnt, ist nicht so sehr die offensichtliche Unwissenheit maßgeblicher und meinungsbildender Stellen, sondern vielmehr die Unredlichkeit, dass man ohne fundierte Sachkenntnis Dinge behauptet, die sich später als falsch erweisen. Wir brauchen nicht darüber zu rätseln, wie das bei den Menschen ankommt.

    Mein Fazit: Die haben einfach ihre Schularbeiten nicht gemacht. Früher galt die Regel, dass man schweigen muss, wenn man nichts Genaues weiß. Es ist doch keine Schande, einmal zuzugeben, dass man nichts weiß oder dass man sich erst informieren muss. Das verträgt sich aber offensichtlich schlecht mit der Eitelkeit der Menschen.



    Seehofer: Vogelgrippe näher an Menschen gerückt

    Zwei weitere Katzen auf Rügen sind an dem gefährlichen H5N1-Virus gestorben, wie der Bundesagrarminister (CSU) mitteilt. Die Zahl der infizierten Wildvögel ist auf 146 gestiegen.

    Aus:
    Berliner Morgenpost, 7. März 2006, 22.43 Uhr MEZ (nur elektronisch publiziert). [Original]

    BERLIN (morgenpost.de). Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer (CSU) sieht nach dem Fund von zwei weiteren mit Vogelgrippe infizierten toten Katzen auf Rügen eine potentielle Gefahr für den Menschen. "Das heißt, daß das Virus diese Schranke zum Säugetier jetzt nicht nur in einem Einzelfall, sondern mehrfach überwunden hat. Damit ist die Vogelgrippe deutlich näher an den Menschen gerückt", sagte Seehofer im Fernsehen des Bayrischen Rundfunks (BR).

    Anfang vergangener Woche war erstmals in Deutschland bei einer auf Rügen verendeten Katze das gefährliche Virus H5N1 nachgewiesen worden. Seehofers Sprecherin Ulrike Hinrichs sagte, das Friedrich-Loeffler- Institut habe das gefährliche Virus H5N1 bei 2 weiteren Katzen nachgewiesen. Die Tiere waren demnach in der Nähe der Wittower Fähre gefunden worden, wo am vorvergangenen Wochenende bereits die erste infizierte Katze entdeckt wurde.

    Auf der Ostseeinsel wurden außerdem zwölf weitere mit dem H5N1-Virus verseuchte Vogelkadaver entdeckt. Damit stieg die Zahl der in Mecklenburg-Vorpommern positiv auf Vogelgrippe beprobten Wildvögel auf 146.

    Minister fordert mehr Kompetenz für Bund

    Jetzt zeige sich, wie bitter notwendig die jüngst angeordneten Maßnahmen zum Schutz der Haustiere gewesen seien, erklärte Seehofer. Nach der Stallpflicht für alles Federvieh dürfen seit vergangenem Wochenende auch Hunde und Katzen in Vogelgripperegionen nicht mehr frei herumlaufen. Im engeren Umkreis dürfen Fremde keinen Stall mehr betreten.

    Seehofer forderte, die Koordination der Maßnahmen im Kampf gegen das Virus müsse beim Bund liegen. "Ich will keine Neuauflage der Föderalismusdebatte, aber es muß klare Kompetenzen geben", sagte der CSU-Politiker. Die strategischen Zielsetzungen und die grundsätzlichen Dinge müßten zentral geordnet werden.



    H5N1 ungelöst

    Katzen blieben gesund, obwohl sie das Virus in sich trugen / Forscher fordern mehr Gelder

    Aus:
    Der Tagesspiegel, Berlin, 8. März 2006, Seite 32 (Weltspiegel). [Original]

     

    „Viele Jahre lang wurde die normale Influenza unterschätzt.“


    Wolfgang Garten, Virologe an der Universität Marburg.

    BERLIN (Tsp). Zwei von drei Katzen aus einem Tierheim im österreichischen Graz, bei denen das H5N1-Virus nachgewiesen worden war, sind nicht an der Vogelgrippe erkrankt. Bergen diese Katzen ein Geheimnis in sich? Sind sie immun gegen den gefürchteten Erreger?

    Nein, meint Deutschlands führender Grippeforscher Hans-Dieter Klenk von der Universität Marburg. „Es ist denkbar, dass sie nur geringe Mengen des Virus aufgenommen hatten und es erfolgreich abwehren konnten“, sagte er dem Tagesspiegel. Die drei Katzen lebten in einem Tierheim in der Steiermark neben Vogelkäfigen, in denen ein mit H5N1 infiziertes Geflügel untergebracht war, bestätigte ein Sprecher des Tierheims. Ob die beiden nicht erkrankten Katzen möglicherweise doch über besondere Eigenschaften verfügten, die sie bei der Abwehr des Vogelgrippevirus stark machten, möchte Klenk nicht völlig ausschließen: „Es gibt zu wenige Forschungsbeispiele, bei denen Katzen infiziert wurden“, sagt der Virologe. „Man müsste das Auftreten von Krankheitssymptomen durch H5N1 in Abhängigkeit zur gegebenen Virendosis untersuchen“, schlägt er vor. Klenk äußert sich vorsichtig, seit in der vergangenen Woche Forscher in die Kritik gerieten, weil sie es für unwahrscheinlich hielten, dass Katzen sich in freier Wildbahn mit dem Vogelgrippevirus anstecken könnten. Auf Laborversuche, bei denen es gelungen war, Katzen mit H5N1 zu infizieren, hatten sie stets hingewiesen.

    Derzeit wirft die Vogelgrippe täglich neue Rätsel auf – die Wissenschaft soll sie lösen. Die Forscher beschäftigen sich nicht erst seit dem Ausbruch der Vogelgrippe auf Rügen mit Influenza-Viren – seit Jahrzehnten kämpfen sie um ausreichend Forschungsgelder. „Viele Jahre lang wurde die normale Influenza unterschätzt. Und gegen Grippe bei Tieren wurden keine hochspezifischen Impfstoffe entwickelt“, sagt Klenks Mitarbeiter Wolfgang Garten. Er räumt zwar ein, dass früher die dazu notwendigen biotechnischen Methoden noch nicht so weit entwickelt waren – doch auch die Methodenforschung hätte mit entsprechenden Fördermitteln schneller gehen können. Aber der Marburger Professor ist optimistisch: „Wir haben inzwischen die Möglichkeit, schnell wirksame Impfstoffe herzustellen.“ Um Influenza-Pandemien mit guten Medikamenten begegnen zu können, muss „in die Zukunft investiert werden,“ fordert Garten.

    Vielleicht bleibt dann ja auch genug Geld, um dem Geheimnis der Katzen aus der Steiermark auf den Grund zu gehen.



    Großbritannien kein BSE-Hochrisikoland mehr

    Aus:
    Ärzteblatt, 8. März 2006, ??.?? Uhr MEZ (Medizin-Nachrichten). [Original]

    BRÜSSEL (ps). Die Veterinärexperten der 25 Mitgliedsländer der Europäischen Union (EU) haben sich dafür ausgesprochen, das zum Schutz vor der Rinderseuche BSE verhängte Exportverbot für britisches Rindfleisch aufzuheben. Damit folgten die Experten einem Vorschlag der EU-Kommission. Die Bovine Spongiforme Encephalopathie [BSE] gilt als Auslöser einer beim Menschen tödlich verlaufenden Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit [nvCJD].

    Verhängt wurde das Ausfuhrverbot erstmals im März 1996. Grund war die hohe Zahl von BSE-Fällen im Vereinigten Königreich. Die Aufhebung der Handelsbeschränkungen tritt allerdings voraussichtlich erst in 6 Wochen in Kraft, da zunächst das europäische Parlament zu dem Beschluss Stellung nehmen muss. Auch muss die britische Regierung ihre nationalen BSE-Bestimmungen noch den EU-Standards anpassen.

    Danach jedoch darf das Vereinigte Königreich wieder sämtliche lebende Tiere ausführen, die nach dem 1. August 1996 geboren sind. Auch Fleisch und Fleischerzeugnisse, die nach dem 15. Juni 2005 hergestellt wurden, dürfen fortan wieder uneingeschränkt auf den Markt gebracht werden.

    Das Ende der Handelsbeschränkungen wird damit begründet, dass Großbritannien die von Brüssel gestellten Voraussetzungen erfüllt: Dazu zählen der Rückgang an BSE-Erkrankungen von unter 200 Fällen pro 1 Million Rinder sowie die ordnungsgemäße Durchsetzung der BSE-Kontrollen.



    V I R E N - E V O L U T I O N

    H5N1 ähnelt Pandemie-Viren stärker als gedacht

    Die Vogelgrippe ist noch immer eine Tierseuche. Allerdings fanden Wissenschaftler jetzt heraus: Das Protein, das dem H5N1-Virus das Andocken an menschliche Zellen ermöglicht, ist dem von anderen Pandemie-Viren viel ähnlicher als gedacht.

    Aus:
    Spiegel Online – 16. März 2006, 20.11 Uhr MEZ (nur elektronisch publiziert). [Original]

    HAMBURG (stx). Mit ihren – nach menschlichen Maßstäben – unglaublich schnellen Reproduktionszyklen führen Viren Evolution auf der Überholspur vor. Binnen weniger Jahre können sie durch Mutation und Selektionsdruck ganz neue Eigenschaften erlangen. Welche, lässt sich nur schwer vorhersagen. Deshalb vergleichen Virologen die Entwicklung aktueller Virenstämme mit der Evolution älterer Erreger.

    James Stevens hat zusammen mit Kollegen vom Scripps Research Institute im kalifornischen La Jolla eine solche Analyse für H5N1 vorgenommen. Sie verglichen das Vogelgrippe-Virus, das für die aktuelle Seuche unter Geflügel und Wildvögeln verantwortlich ist, mit menschlichen Grippeviren. Dabei fanden sie einen möglichen Weg, wie die Tier- zu einer Menschengrippe werden könnte. Ein bestimmtes Merkmal des Erregers ist vergleichbaren Viren einer Menschengrippe bereits ähnlicher, als bisher angenommen, so das Ergebnis.

    Die Virologen untersuchten eine H5N1-Probe, die von einem zehnjährigen Jungen stammte, der 2004 in Vietnam nach einer Vogelgrippe-Infektion gestorben war. Das Augenmerk der Forscher galt einem Protein an der Oberfläche des Virus, dem Hämagglutinin (kurz H). Das Hämagglutinin des Vietnam-Virus (H5) verglich Stevens mit älteren H1-, H2- und H3-Varianten. Nur diese 3 Oberflächenproteine sind bislang bei menschlichen Grippeerregern aufgetreten – unter anderem in den drei großen Grippepandemien des 20. Jahrhunderts: H1N1 bei der spanischen Grippe 1918, die weltweit bis zu 50 Millionen Menschen getötet hat, H2N2 im Jahr 1957 und H3N2 im Jahr 1968.

    Diesen drei Viren fiel es leicht, in die Zellen menschlicher Atemwege einzudringen. H1, H2 und H3 fungieren als Haken, um an die Rezeptoren der Zellen anzudocken. H5 hingegen gelingt dies nur im Körper von Vögeln leicht. Eine Pandemie befürchten Seuchenexperten für den Fall, dass sich dies ändert.

    Stevens und sein Team verglichen die Probe aus Vietnam nun mit älteren Viren. In der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins Science schreiben sie, dass das Hämagglutinin des vietnamesischen Virus dem im Erreger von 1918 und anderer menschlicher Viren bereits ähnlicher ist als einer H5-Variante, die 1997 bei einer vogelgrippekranken Ente isoliert worden war.

    Nun überprüften die Wissenschaftler im Labor, ob die gleichen Mutationen, die ältere Viren leicht beim Menschen andocken ließen, diesen Effekt auch bei H5N1 hatten. Teilweise war dies der Fall. "In der Tat könnte das einmal ein Weg für die Verbreitung beim Menschen werden, und damit für die Krankheitsentstehung interessant werden", sagte der Virologe Albert Osterhaus von der Erasmus-Universität in Rotterdam zu Spiegel Online. "Leider gibt uns dieser Aufsatz noch keinen Hinweis für eine Vorsorgestrategie."

    Die Untersuchung des Virologenteams, dem auch Forscher der US-amerikanischen Centers for Disease Control (CDC) und des Institute of Pathology der US-Streitkräfte angehörten, konzentrierte sich nur auf einen Aspekt der Virus- Evolution. Wie das Andock-Protein auf seiner Oberfläche werden aber auch viele andere Eigenschaften des Tierseuchen-Erregers von äußeren Faktoren bestimmt. Was die Erkenntnisse der Autoren tatsächlich für eine potentielle Pandemie bedeuteten, sei heute nur schwer einzuschätzen, so Osterhaus.



    H 5 N 1 - V I R U S

    Berlin lässt Universal-Impfstoff entwickeln

    Die Bundesregierung will 60 Millionen Euro zur Erforschung der Vogelgrippe bereitstellen. Ziel ist die Entwicklung eines universellen Impfserums, das gegen diverse Varianten des gefährlichen H5N1-Virus wirkt. Alternativ tüfteln Mediziner an einem Impfstoff-Prototyp.

    Aus:
    Spiegel Online – 22. März 2006, 17.48 Uhr MEZ (nur elektronisch publiziert). [Original]

    BERLIN. Nichts fürchten Mediziner mehr, als dass das Vogelgrippe- Virus H5N1 mutiert und eine tödliche Seuche unter Menschen auslöst. Niemand kann derzeit sagen, wann und ob dies überhaupt passiert. Die Bundesregierung will sich nun mit einem 60 Millionen Euro schweren Forschungsprogramm auf den Fall der Fälle vorbereiten.

    Das Kabinett billigte am heutigen Mittwoch in Berlin ein Vorhaben, mit dessen Hilfe Übertragungswege vom Tier zum Menschen erkundet werden sollen. Ziel ist nach Worten von Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) auch, einen Breitbandimpfstoff zu entwickeln, der gegen künftige von Mensch zu Mensch übertragbare Varianten des gefährlichen H5N1-Virus wirkt – ein äußerst ehrgeiziges Projekt.

    Reinhard Kurth, Präsident des Robert-Koch-Instituts, sagte, ein solch universeller Impfstoff sei noch nicht in Sicht. "Wann er wirklich auf den Markt kommt, vermag niemand zu sagen. Ganz große Optimisten sagen, vielleicht schon Ende 2007." Die Industrie hat nach Kurths Angaben inzwischen mit der Forschung begonnen.

    Erst in der vergangenen Woche hatte der ungarische Ministerpräsident Ferenc Gyurcsany verkündet, dass Ungarn das erste Land der Welt sei, in dem ein Impfstoff gegen den Vogelgrippe-Erreger H5N1 in die Massenproduktion gehen soll – ein Serum für Menschen.

    Eine Ankündigung, über die Experten nur den Kopf schütteln. Der Hersteller des H5N1-Impfstoffs, die Firma Omninvest aus Pilisborosjenö bei Budapest, hatte erst im vergangenen Sommer Impferfolge bei Versuchstieren vermeldet. Bei der Weltgesundheitsorganisation WHO, der europäischen Arzneimittelagentur EMEA und der ungarischen Akademie der Wissenschaften wurde das Ominvest-Serum jedoch unisono für ungeeignet befunden. Zudem fehlten klinische Tests an Menschen, die nach westlichen Standards Jahre dauern.

    Entsprechend skeptisch reagiert man am Berliner Robert-Koch-Institut (RKI) auf Nachrichten wie jene aus Ungarn. Menschen gegen H5N1 zu impfen sei nicht das Ziel internationaler Bemühungen, sagt RKI-Sprecherin Susanne Glasmacher zu Spiegel Online, denn das H5N1-Virus richte sich gegen Vögel.

    Menschen stecken sich nur in "extremen Ausnahmefällen" an, erklärt auch Susanne Stöcker vom Paul-Ehrlich-Institut (PEI) in Langen. Weltweit seien nur knapp 200 solcher Fälle bekannt, obwohl die Vogelgrippe seit Jahren im dicht bevölkerten Asien wüte.

    Vogelgrippe-Serum für Menschen überflüssig

    Statt einen medizinisch fragwürdigen H5N1-Impfstoff zu entwickeln, wird derzeit in andere Richtungen geforscht: Wissenschaftler arbeiten beipsielweise an einem Impfstoff-Prototyp, der sich leicht auf mutierte H5N1-Varianten anpassen lässt. Stöcker vergleicht das mit einem Rezept für Obstkuchen: "Wir wissen, wie der Kuchen gemacht werden soll, nur welches Obst draufkommt, wissen wir noch nicht."

    Forscher sind sich einig, dass eine Pandemie drohen könnte, wenn das H5N1-Virus mutiert oder sich mit einem menschlichen Influenzavirus vermischt. Stoppen ließe sich der Erreger wahrscheinlich mit einem spezifischen Impfstoff. Wüsste man, wie er beschaffen ist, könnte man theoretisch schon jetzt beginnen, Impfserum zu produzieren. Das Problem ist jedoch, dass niemand weiß, welche Struktur der potentielle Pandemieauslöser hat. Kleinste Änderungen an der Oberfläche können schwerwiegende Folgen haben.

    Ideal wäre eine Art Universalimpfstoff, der sich gegen ein ganzes Spektrum von Viren richtet, dessen Entwicklung jetzt von der Bundesregierung gefördert wird. Kurzfristig dürfte dieser jedoch nicht zur Verfügung stehen. Deshalb gelten Impfstoff-Prototypen, an denen Pharmakonzerne bereits arbeiten, derzeit als die wirksamsten Waffen gegen eine Pandemie.

    Die Firmen GlaxoSmithKline und Chiron haben bei der Europäischen Arzneimittelbehörde EMEA bereits ein entsprechendes Verfahren beantragt. Um Zeit bis zur Zulassung des eigentlichen Pandemie-Impfstoffs zu sparen, soll die Behörde das Verfahren zur Produktion des Serums bereits prinzipiell genehmigen. Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) bewertet im Auftrag der EMEA die Ansätze europäischer Forscher.

    Wer wird zuerst geimpft?

    Im Prinzip ist die Herstellung eines Pandemie-Vakzins ganz einfach: Man nimmt das gefährliche Virus, vermehrt es, tötet es ab und produziert daraus einen Impfstoff. Doch ob es gelingt, im Falle einer Pandemie ein spezifisches Schutzmittel schnell genug und in ausreichender Menge herzustellen, kann derzeit niemand sagen. Zwar produzieren Pharmakonzerne jedes Jahr allein für Deutschland rund 20 Millionen Impfdosen gegen die saisonale Influenza. Dafür haben sie aber auch Monate zur Verfügung – Zeit, die es im Fall einer drohenden Pandemie nicht gibt.

    Ein Pandemie-Impfstoff wird nach Angaben von PEI-Sprecherin Stöcker das gesamte, allerdings abgetötete Virus enthalten. Dadurch müsse man zwar mit stärkeren Nebenwirkungen rechnen, allerdings sei die Immunisierung wirksamer. Impfseren gegen die normale Grippe enthalten nur abgespaltene Teil des Influenzavirus. Nebenwirkungen wie Fieber, Schmerzen oder Schwellungen treten so seltener auf.

    "Wenn es darum geht, eine Pandemie zu verhindern, sind stärkere Nebenwirkungen aber das kleinere Übel", sagt Stöcker. Der Impfstoff-Prototyp dürfte zudem schneller herstellbar sein als ein herkömmliches Influenza-Serum. Am Paul-Ehrlich-Institut geht man davon aus, dass es 15 Wochen dauern würde, bis die gesamte Bevölkerung Deutschlands einmal geimpft ist. "Die Viren müssen in Eiern vermehrt werden – das braucht Zeit", erklärt Stöcker.

    Eine Pandemie läuft in der Regel in zwei bis drei Wellen um die Welt. Bei der ersten Welle könnten Medikamente wie Tamiflu oder Relenzadas Schlimmste verhindern. Bei der zweiten Welle sollten alle Menschen bereits geimpft sein, hofft Stöcker. Was eine Pandemie anrichten kann, zeigte sich 1918, als die Spanische Grippe – ein Virus vom Typ H1N1 – binnen weniger Monate bis zu 50 Millionen Menschen dahinraffte.

    Die anfängliche Knappheit des spezifischen Impfstoffs könnte Regierungen künftig aber auch in Entscheidungsnöte bringen: Wer soll zuerst geimpft werden, wer muss warten? Bleibt zu hoffen, dass der hochpathogene H5N1-Abkömmling nie entsteht.



    H5N1: Infektionsweg enträtselt

    Vogelgrippe-Erreger vermehren sich in Lungenzellen / Das erschwert Übertragung von Mensch zu Mensch.

    Aus:
    Berliner Morgenpost, 23. März 2006, Seite ?? (Wissen). [Original]

    MADISON/ROTTERDAM (BM). Das jüngste Opfer der Vogelgrippe ist eine Reiherente – gefunden in Süddeutschland, auf der Schwäbischen Alb. Gleichzeitig bestätigt die Weltgesundheitsorganisation inzwischen bei 184 Menschen weltweit die Infektion mit dem H5N1-Virus und zählt 103 Todesopfer.

    In Deutschland beschränkt sich die Ausbreitung des Influenza-Erregers auf die heimische Fauna. Bei etwa 226 Wildvögeln, 3 Katzen und 1 Steinmarder wurde der gefährliche Erreger der Geflügelpest bislang festgestellt. Menschen stecken sich nur bei engem Kontakt mit infizierten Tieren an. "Und vermutlich ist dann eine große Virenmenge erforderlich", sagt Thijs Kuiken vom Erasmus Medical Center in Rotterdam. Das passiere selten, das Infektionsrisiko sei vergleichsweise gering, wenn man bedenke, daß in Südostasien längst Millionen Vögel den Erreger in sich tragen. Außerdem schützt eine Besonderheit des Vogelgrippe- Virus vor der Übertragung von Mensch zu Mensch, wie es bei der normalen Grippe häufig per Tröpfcheninfektion geschieht: H5N1 bevorzugt zur Vermehrung Zellen in den unteren Regionen des Atemtrakts. Kuiken und seine Kollegen geben dieses "tiefe Geheimnis" von H5N1 jetzt in Science preis.

    Zur gleichen Zeit kommt ein amerikanisch-japanisches Team im Fachblatt Nature zu einem ähnlichen Ergebnis, das der Vogelgrippe die Panik nimmt, allerdings nicht den Schrecken einer möglichen Pandemie. "Im Moment ist H5N1 vor allem für Vögel eine Gefahr und eine Bedrohung für die Geflügelindustrie", betont Kuiken. Daneben bestehe das Risiko einer weltumfassenden Grippeepidemie, wenn der Erreger entsprechend mutiere, doch die könnte auch ein anderer Influenza-Virus auslösen.

    Sein Team hat bei Gewebeproben von Mensch und 4 Tierarten untersucht, in welchen Bereichen H5N1-Viren andocken. So eignen sich laut Kuiken besonders Katzen und Frettchen als Tiermodelle der menschlichen, oft tödlichen Lungenerkrankung, um die Anheftung des gefährlichen Erregers und dessen Eigenschaften zu studieren. Auch bei ihnen bevorzugt das Vogelvirus die tiefen Lungenbereiche.

    H5N1 bindet beim Menschen vor allem an Zellen in den Lungenbläschen an, etwa den Typ-II-Pneumozyten, Epithelzellen und Makrophagen, wodurch sich auch die schweren Lungenprobleme bei einer Infektion erklären. Für das "Andocken" der Grippeviren ist ihr Hämagglutinin-Molekül (H) zuständig. Während menschliche Viren dabei Typ SA--2,6-Gal als Rezeptoren bevorzugen, dringen Vogelgrippe- Viren beim Menschen über SA--2,3-Gal in Zellen ein und vermehren sich dort. Und diese Empfangsmoleküle entdeckten die Forscher um Yoshihiro Kawaoka von der Universität in Madison in den tieferen Lungenbereichen. Sie folgern, daß eine veränderte Rezeptorvorliebe die H5N1-Übertragung zwischen Menschen erleichtern könnte. Dazu seien Mutationen im Hämagglutinin nötig, für eine Pandemie jedoch bedürfe es jedoch mehr Veränderungen.



    B S E   I N   B A Y E R N

    BSE-Fall in Bayern bestätigt

    Das Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit in Riems hat einen weiteren BSE-Fall in Bayern bestätigt.

    Aus: Bayerns Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit, München, 23. März 2006, ??.?? Uhr MESZ (Pressemitteilung). [Original]

    MÜNCHEN. Es handelt sich um ein am 20.09.2000 geborenes weibliches Fleckviehrind aus Unterfranken. Das Tier wurde im Rahmen der Schlachtung untersucht. Bei der endgültigen Abklärung durch das Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit in Riems wurde TSE-typisches Prion-Protein eindeutig nachgewiesen.

    Dies ist der 1. BSE-Fall im Jahr 2006. Im Jahr 2005 gab es 7 BSE-Fälle in Bayern, 21 im Jahr 2004, 21 im Jahr 2003, 27 im Jahr 2002, 59 im Jahr 2001 und fünf im Jahr 2000. Insgesamt gibt es damit im Freistaat 141 BSE-Fälle.

    Mehr als die Hälfte der bisher bestätigten BSE-Fälle in Bayern wurde im Rahmen des TSE-Überwachungsprogramms, also bei verendeten bzw. in Folge von Krankheiten außerhalb von Schlachtstätten getöteten Tieren, festgestellt. Rund 245.000 Tests wurden bisher im Rahmen dieses Programms durchgeführt.

    Bei Schlachttieren wurden bislang mehr als 3,6 Millionen BSE-Tests vorgenommen. Alle Schlachttiere über 24 Monate werden auf BSE getestet. Bei allen Schlachttieren werden BSE-Risikomaterialien, wie Gehirn und Rückenmark entfernt und entsorgt.



    Vogelgrippe in Berlin

    Pleiten, Pech und Viren / [Ed: von der Unfähigkeit Berliner Verwaltungen]

    Aus: Der Tagesspiegel, Berlin, 27. März 2006, Seite ?? (Meinung) von (kög). [Original]

    Die deutsche Hauptstadt hatte sich für einen Vogelgrippe-Fall gewappnet. Krisenstäbe tagten, Tamiflu und Schutzanzüge wurden bei den Veterinärämtern gelagert, Flatterband und Plastiksäcke geordert, Seuchenwannen und Tötungsboxen bereitgestellt, die Öffentlichkeit informiert.

    Berlin war also bestens vorbereitet. Und nun das: Wir haben die Vogelgrippe in Berlin – nur niemand weiß, wo. Es gab wohl eine Panne beim Einsammeln oder Eintüten, genau ist das nicht zu klären. Nun bleibt wohl für immer ungewiss, auf welchem Flecken Berliner Erde der tote Mäusebussard zu Boden gefallen ist. Pannen sind menschlich, und sie sind im Dauerstress, wie sie ihn Feuerwehrleute und Labormitarbeiter derzeit erleben, vielleicht sogar zu erwarten.

    Und doch verdeutlicht das Versehen, dass die Behörden noch aufmerksamer, noch penibler hingucken müssen. Denn es gab nicht nur Pannen während der Analyse. Da widersprechen sich Stadträte und Senatsverwaltung bei ihren Angaben über Gefährdungen und Gegenmaßnahmen, weil sich die Verordnungen so schnell ändern, dass man kaum mitkommt.

    Die Berliner haben Glück, dass ein Greifvogel H5N1 [Ed: allerdings von der gefährlichen Asia-Art] hatte und kein standorttreuer und damit für die Übertragung riskanterer Schwan. So reicht es jetzt aus, Berlin zum Beobachtungsgebiet und nicht gleich zur Sperrzone zu erklären.



    U N B E K A N N T E   E R R E G E R

    Neue Seuchen beunruhigen Experten

    Regierungen in aller Welt planen Maßnahmen gegen eine Vogelgrippe-Pandemie, doch Experten fürchten noch eine andere Gefahr: Tödliche Viren und Bakterien, die noch niemand erforscht hat – und gegen die es keine Medikamente gibt.

    Aus:
    Spiegel Online – 29. März 2006, 16.21 Uhr MESZ (nur elektronisch publiziert). [Original]

    Seit Anfang März rätseln Epidemiologen und Mediziner in aller Welt über das, was ihre Kollegen aus der indischen Provinz Orissa am Golf von Bengalen alarmiert gemeldet haben: Ein bislang unbekannter und bis heute noch unidentifizierter Erreger hat innerhalb kürzester Zeit rund 3.000 Menschen infiziert, und bei den Erkrankten hohes, teilweise lebensbedrohliches Fieber ausgelöst. Das Virus hat sich derart rasant verbreitet, dass indische Behörden die internationale Forschergemeinschaft um Unterstützung gebeten haben.

    Was auch immer in den Slums von Kishantola, Rukotola und Banglatoli am 1. März 800 Menschen ansteckte, erreichte nur wenige Tage später die Stadt Rourkela und machte dabei nicht einmal vor isolierten Lebensräumen halt – zu den Infizierten zählen auch Insassen des staatlichen Gefängnisses. Von "epidemischen Zügen" sprach der staatliche Chefmediziner des Distrikts, Premananda Patnaik.

    Die Analyse von immerhin 857 Blutproben förderte nur wenig Verwertbares zu Tage. Immerhin: Die Epidemie stand in keinerlei Verbindung zur weltumspannenden Vogelgrippe, wie die Untersuchungen belegten. Welcher Erreger aber am Werk war, bleibt ein Rätsel. Es war, heißt es im internen Infodienst der International Society for Infectious Diseases (ISID), eine "mysteriöse virale Attacke" die, so viel scheint klar, über die Luft übertragen wurde.

    Mysteriöse neue Seuchen

    Derartige Ausbrüche, bei denen bislang völlig unbekannte Krankheitserreger auftauchen, sind keinesfalls neu – nehmen aber seit Jahren zu. Als nahezu sicher gilt, dass die Killerviren zunächst im Tierreich auftreten und erst danach, nach entsprechenden Mutationen des Erbguts, auf den Menschen überspringen. Die Liste der sogenannten "emerging diseases", wie Epidemiologen die neuen Seuchen auch nennen, ist beeindruckend:

    • Das Hendra-Virus, das wie die Atemwegserkrankung Sars zur Paramyxo-Familie gehört, löste 1994 bei Menschen in Australien schwere Lungenentzündungen aus. Fledermäuse übertrugen den Erreger zuerst auf Pferde, von denen er auf den Menschen übersprang;

    • Den Vogelgrippe-Erreger H5N1 wiesen Forscher in der chinesischen Provinz Guandong bereits 1997 bei Geflügel nach; mittlerweile infizieren Vögel auch andere Tierarten. Noch ist eine Übertragung von Mensch zu Mensch wahrscheinlich nicht aufgetreten;

    • Das Virus Menangle tauchte 1998 in Australien auf und fügte seinen Opfern lebensbedrohliche Lungenentzündungen zu;

    • Der SARS-Corona-Erreger, dem weltweit bisher mehr als 850 Menschen zum Opfer fielen, gilt ebenfalls als Beispiel einer neuen Seuche. Seinen Ursprung machten Epidemiologen ebenfalls in Guandong aus und vermuten den Zeitpunkt der Entstehung in das Jahr 2003.

    Wie schwer sich die Ursache solcher Seuchen wissenschaftlich aufklären lässt, demonstriert eindrucksvoll das Beispiel Nipah. Der gleichnamige Erreger tauchte erstmals 1999 in Malaysia auf – und raffte in kurzer Zeit 102 Menschen dahin. Erst im vergangenen Juli gelang Wissenschaftlern am US-amerikanischen National Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIAID) ein kleiner Durchbruch, als sie den Eintrittsmechanismus der Viren in die menschliche Zelle ausmachten: Offenbar docken die mörderischen Erreger an den Rezeptor Ephrin-B2 an, der an der Oberfläche menschlicher Nervenzellen vorkommt. Auch bei Hendra scheint dieser Mechanismus zu greifen.

    Doch solche Forschungserfolge bleiben meist Einzelfälle. Der eigentliche Ursprung der Killerviren bleibt meist ein Mysterium. "Nipah kam gewissermaßen aus dem Nichts", erklärt Klaus Stark, Experte für Zoonosenerkrankungen am Berliner Robert-Koch-Institut (RKI) im Gespräch mit Spiegel Online. "Vermeiden kann man solche Ausbrüche ohnehin nicht."

    Unendliches Reservoir, keine Medikamente

    Vor allem die tropischen Gebiete in Asien und Afrika gelten als Wiege der neuen Seuchen. "Es gibt dort ein unerschöpfliches, bisher kaum erforschtes Erreger- Reservoir, von dem niemand jemals etwas unter dem Mikroskop gesehen hat", sagt Christian Griot, Leiter des in Mittelhäusern bei Bern ansässigen Instituts für Viruskrankheiten und Immunprophylaxe. Die hohe Mutationsrate führe zu neuen Erregern.

    Zu glauben, dass lediglich Viren Auslöser der neuen Seuchen sind, wäre ein Trugschluss. Auch Bakterien, deren Existenz nie ein Mensch für möglich hielt, sind auf dem Vormarsch. Jedes Jahr etwa sterben mehr als 1 Million Kinder an Pneumokokken- Infektionen, weil die neue Bakteriengeneration Streptococcus pneumoniae den meisten Medikamenten trotzt.

    Der Kampf scheint inzwischen an vielen Fronten zugunsten der neuen Erreger auszugehen, wie Rudi Balling, Leiter der vom Bund betriebenen Gesellschaft für Biotechnologische Forschung, im Gespräch mit dem Spiegel Online feststellt. "Unser Gesundheitssystem ist nicht optimal vorbereitet, es kommen nur noch sehr selten neue Wirkstoffe auf den Markt." Die aber wären nötig, um den tödlichen Erregern den Garaus zu machen. "Die Industrie hat sich in den letzten Jahren immer mehr aus der Entwicklung neuer antiinfektiver Medikamente und Impfstoffe zurückgezogen", sagt Balling. Die Erklärung sei relativ einfach: "Die Entwicklung dauert lange und ist extrem kostenintensiv." [Ed: und die Marktwirtschaft regelt das so jedenfalls nicht...].



    BSE: Infektionsweg rätselhaft

    Prionen sind vielleicht nicht die Ursache.

    Aus:
    Der Tagesspiegel, Berlin, 3. April 2006, Seite ?? (Wissen + Forschen). [Original]

    LONDON (wsa). Prionenkrankheiten wie Scrapie, BSE und Creutzfeldt-Jakob-Krankheit werden mit infizierter Nahrung aufgenommen und gelangen über Lymph- und Nervenbahnen in das Gehirn. Aber wie die Prionen überhaupt aus dem Darm austreten, ist noch immer ungeklärt. Jetzt haben Untersuchungen britischer Wissenschaftler an Schafen gezeigt, dass die Scrapie-Prionen von resistenten und empfindlichen Tieren gleichermaßen von den Darmzotten aufgenommen werden. Dagegen waren sie zunächst nicht wie bisher angenommen in den Lymphknoten der Darmwand nachweisbar. Außerdem stellte sich heraus, dass der Magensaft der Schafe die Prionproteine bereits weitgehend zerstört. Die Forscher bezweifeln daher, dass allein die Prionen für Scrapie und entsprechende Erkrankungen bei Rindern und Menschen verantwortlich sein können, wie sie im Journal of Pathology darlegen.

    „Es stellt sich die Frage, ob die Prionen wirklich infektiös oder nur ein sekundäres Anzeichen für die Gegenwart der eigentlichen Scrapie-Erreger sind“, sagt Martin Jeffrey von der britischen Veterinary Laboratories Agency. Damit bezweifelt der Wissenschaftler die inzwischen weitgehend akzeptierte „Prionen-Hypothese“ des Nobelpreisträgers Stanley Prusiner, nach der die fehlgeformten Proteine in der Lage sind, Prionenkrankheiten zu verursachen. Die Möglichkeit, dass es andere infektiöse Moleküle geben könnte, müsse wieder ernsthaft erwogen werden, sagt Jeffrey aufgrund seiner Forschungsergebnisse.



    V O G E L G R I P P E

    Erstmals H5N1 bei Nutzgeflügel in Deutschland

    Der Ernstfall für die Landwirtschaft ist da: Erstmals ist in einem deutschen Geflügelbetrieb der Vogelgrippe-Erreger H5N1 nachgewiesen worden. Betroffen ist ein Hof in Sachsen, teilte das Sozialministerium in Dresden mit. Über 700 Tiere sind bereits verendet.

    Aus:
    Spiegel Online – 5. April 2006, 18.25 Uhr MESZ (nur elektronisch publiziert). [Original]

    DRESDEN/RIEMS/BERLIN. "Spätestens morgen müssten wir auch sagen können, ob es sich um die hochansteckende Asia-Variante des Vogelgrippe-Erregers handelt", sagte Elke Reinking vom Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) auf der Insel Riems zu Spiegel online. Am FLI war H5N1 bei den Tieren aus dem größten Geflügelbetrieb Sachsens in Wermsdorf bestätigt worden – der erste Fall von Vogelgrippe bei Nutztieren in Deutschland.

    Fest steht allerdings, dass es sich um hochpathogene Erreger handelt. Sie haben bestimmte genetische Eigenschaften, die es ihnen ermöglichen, Wirtszellen besonders leicht zu befallen. Ob es sich um Viren vom Asia-Typ handle, werde die Gensequenzierung zeigen, die gegenwärtig laufe, sagte Reinking. Diese Untersuchung dauere länger als die reine H5N1-Diagnose. Das Ergebnis werde erst am Donnerstag vorliegen [Ed: es ist der gefährliche Asia-Typ].

    Bislang hatten sich fast alle H5N1-Fälle in Deutschland später auch als hochansteckender Asia-Typ herausgestellt. Er wurde bislang bei Wildvögeln, Katzen und Steinmardern nachgewiesen. "Es würde uns nicht überraschen, wenn es die hochpathogene Asia-Variante wäre", sagte FLI-Sprecherin Reinking. Schließlich sei diese auch bei den Funden in Bayern, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern festgestellt worden.

    Furcht vor Handelsverboten durch Drittstaaten

    Von dem Tierseuchenausbruch betroffen ist ein Stall mit 1.400 Puten, von denen die Hälfte bereits verendet ist, wie der zuständige Landrat bei einer Pressekonferenz im Grimma mitteilte. Am Nachmittag sollen zunächst die Puten des Hofs getötet werden, indem Kohlendioxid in ihre Ställe geleitet wird – insgesamt 8.500. Danach sollen jeweils rund 3.500 Hühner und Gänse folgen. Für die Gänse sei eine Elektroschock- Tötungsanlage aus Thüringen angefordert.

    Um den betroffenen Geflügelmastbetrieb bei Leipzig wurde ein Sperrbezirk mit einem Radius von 3 Kilometern angeordnet, ebenso ein Beobachtungsgebiet mit einem Radius von 10 Kilometern.

    "Sollte es sich wirklich um die hochpathogene Variante der Vogelgrippe handeln, müssen wir mit Handelsbeschränkungen rechnen", sagte Tanja Thiele vom Berliner Verbraucherschutzministerium zu Spiegel online.

    Länder mit Vogelgrippe im Nutztierbestand müssen der EU überzeugend ihre seuchenhygienischen Maßnahmen darlegen. Andernfalls kann Brüssel nachfordern. Viele Drittstaaten haben Staaten mit H5N1 im Nutztierbestand bereits mit Exportverboten oder -beschränkungen belegt.

    Betroffener Betrieb durfte Gänse ins Freie lassen

    Gestern ist Fleisch aus dem betroffenen Betrieb zurückgezogen worden. Der Amtstierarzt des Landkreises Muldental sagte bei einer Pressekonferenz in Grimma, alle Produkte würden vernichtet. "Vor 14 Tagen hatten wir erst Proben in dem Betrieb genommen", sagte er, "umso erschütternder, dass das Virus heute vorliegt."

    Bei der Pressekonferenz, an der auch die sächsische Sozialministerin Helma Orosz (CDU) und der zuständige Landrat teilnahmen wurde außerdem bekannt: Der Betrieb in Wermsdorf hatte für die dort gehaltenen Gänse eine Ausnahmegenehmigung. Trotz des Aufstallungsgebots seit den ersten Vogelgrippefällen auf Rügen durften die Gänse weiterhin im Freien getränkt werden. Außerdem sei bereits Mitte Dezember H3N8, ein anderes, wenig ansteckendes Vogelgrippevirus gefunden worden.

    Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) äußerte sich besorgt. Dies sei eine "ernste Situation", sagte sie in Berlin und forderte die Behörden auf, alles zu tun, was die EU verlange. Der Generalsekretär des Bauernverbands, Helmut Born, befürchtet keine großflächige Ausbreitung der Tierseuche im Nutzgeflügel.

    Vor dem Fall in Sachsen hatte es in Deutschland bei Nutzgeflügel nur Verdachtsfälle aufgrund von Grippeviren gegeben. Nähere Analysen hatten dann gezeigt, dass es sich dabei doch nicht um die Tierseuche handelte:

    • Zuletzt stellte sich Mitte März ein Verdachtsfall in Bayern als unbegründet heraus.

    • Auch die Vermutung, bei einem niedersächsischen Zulieferer des bayerischen Betriebs könnten Tiere mit H5N1 infiziert gewesen sein, erwies sich als falsch.

    • Bereits im Februar hatten tote Tiere in einem Bestand auf der Insel Rügen Grund zu der Befürchtung gegeben, der Erreger sei auf Nutztiere übergesprungen. Alle Tiere des Kleinbestands wurden getötet, im Labor wurde aber bei keinem H5N1 gefunden.

    Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) beruhigte die Verbraucher: Die Gefahr für Menschen wachse durch die Fälle in Sachsen kaum. Auch dort, wo die Vogelgrippe seit Jahren kursiere, sei bislang kein Fall beschrieben, in dem die Infektion der Tierseuche über Lebensmittel auf den Menschen übertragen wurde. Um auf "Nummer sicher" zu gehen, sollten alle Geflügelprodukte bei mindestens 70 Grad durchgegart werden – bis das Fleisch auch im Inneren nicht mehr rosa ist. [Fragen und Antworten]



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      Zum Teil 40

    © 2006-2007 – Universitätsrat a. D. Karl-Heinz Dittberner (khd) – Berlin   —   Last Update: 26.06.2011 23.31 Uhr