BSE & Co in den Medien – Teil 40 khd
Stand:  6.6.2007   (22. Ed.)  –  File: M/edien40.html




Hier werden einige ausgewählte und besonders interessante Artikel und andere Texte zur durch den Rinderwahnsinn BSE und der Anwendung der Gentechnik ausgelösten Problematik sowie zur gefährlichen H5N1-Vogelgrippe (Geflügelpest) und H1N1-Schweinegrippe gespiegelt und damit auf Dauer dokumentiert. Manches ist auch mit [Ed: ...] kommentiert. Tipp- und Übertragungsfehler gehen zu meinen Lasten.

Die anderen Vergiftungen von Nahrungsmitteln haben ab Ende 2004 eine eigene Webseiten- Serie in der Abteilung "Food" erhalten.

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  • Neuere Presseberichte  (41. Teil).
  • 31.10.2006: Impfung stärkt gefährliche H5N1-Viren.
  • 04.10.2006: Erste Erkenntnisse über BSE-Verlauf auf der Insel Riems.
  • 22.09.2006: Böse Saat im Gehirn. (Alzheimer)
  • 17.09.2006: Pandemie könnte 2 Billionen Dollar kosten.
  • 09.09.2006: Fatale Klumpen im Gehirn. (Chorea Huntington)
  • 19.08.2006: Vogelgrippe: Neuer Ausbruch im Herbst?
  • 26.07.2006: Warnsystem schützt Menschen vor gefährlichen Tiererkrankungen.
  • 12.07.2006: Irritierendes zu den Prionenkrankheiten.
  • 07.07.2006: Erster Vogelgrippe-Fall in Spanien.
  • 26.06.2006: Kannibalismus führt nach Jahrzehnten zum Tod. (CJD)
  • 24.06.2006: Vogelgrippe: Erstmals Übertragung von Mensch zu Mensch.
  • 14.06.2006: Vogelgrippe? Nicht vergessen.
  • 06.04.2006: Das Virus ist ausgebrochen. (FAQ)
  • Ältere Presseberichte  (39. Teil).
    BSE-Page


    Das Virus ist ausgebrochen

    Erstmals hat die Vogelgrippe in Deutschland auch Nutztiere befallen. Haben die Behörden versagt?

    Aus:
    Der Tagesspiegel, Berlin, 6. April 2006, Seite 2 (Fragen des Tages). [Original]

    In Sachsen ist in einem Geflügelmastbetrieb das Vogelgrippevirus H5N1 aufgetreten. Wie konnten sich die Tiere trotz Stallpflicht mit dem Virus infizieren?

    Wie zuvor schon bei Wildvögeln ist auch im größten sächsischen Geflügelzuchtbetrieb die aggressive H5N1-Variante vom Typ „Asia“ gefunden worden. Diese Variante war in Deutschland zuerst auf der Insel Rügen entdeckt worden. Am Mittwochabend [5.4.2006] schloss das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI), das Bundesinstitut für Tiergesundheit, die Feindiagnostik ab. „Das ist eine aufwändige Untersuchung, für die die Gene des Virus sequenziert werden müssen“, sagt Pressesprecherin Elke Reinking. Mitarbeiter des Instituts werden vor Ort nachforschen, welche Kontakte es zu Wildvögeln oder anderen Nutztier- Beständen gegeben hat. „Auf die Frage, wie die Puten sich angesteckt haben könnten, haben wir noch keine Antwort“, heißt es einstweilen auch im Bundeslandwirtschaftsministerium.

    Der zuständige Kreistierarzt in Sachsen, Ingolf Herold, geht von einer Ansteckung durch Wildvögel aus, obwohl in Sachsen bisher kein mit dem H5N1-Virus infiziertes Tier gefunden wurde. Herold vermutet das, weil die Gänse des Hofes mit einer Ausnahmegenehmigung weiter im Freiland gehalten werden durften. Nach Angaben der sächsischen Sozialministerin Helma Orosz (CDU) hält der Betrieb 8.000 Puten, 4.350 Gänse, 3.350 Hühner und 600 Junggänse. Neben einer Ansteckung über Wildvögel käme auch eine Infizierung durch zugekaufte Vögel, verunreinigte Einstreu oder kontaminiertes Futter in Frage. Allerdings gibt es seit den ersten Fällen der Vogelgrippe in der Europäischen Union Importverbote für jegliche Geflügelprodukte aus Risikogebieten.

    Wie groß ist die Gefahr, dass sich das Virus nun auf andere Betriebe ausweitet?

    Mit der Keulung des gesamten Bestandes, mit der noch am Mittwoch begonnen wurde, sollte sie gebannt sein. „Unsere Wissenschaftler werden die Kontaktbetriebe überprüfen, aus denen möglicherweise Tiere kamen und umgekehrt auch zurückverfolgen, wohin Tiere aus diesem Betrieb gingen“, versichert Ministeriumssprecherin Tanja Thiele.

    Was bedeutet dieser Ausbruch der Vogelgrippe für die deutsche Geflügelwirtschaft?

    Die deutsche Geflügelwirtschaft dürfte durch den Ausbruch der Vogelgrippe weit weniger hart getroffen werden als die französische. Nach Angaben von Agnes Scharl, einer Sprecherin des Deutschen Bauernverbands, beträgt die so genannte Selbstversorgungsquote bei Geflügelfleisch in Deutschland 80 Prozent, der Rest der Nachfrage wird durch Importe gedeckt. Bei den Eiern liegt die Selbstversorgungsquote bei unter 70 Prozent. Sollten Staaten Importverbote aussprechen, was wahrscheinlich ist, trifft es einzelne Mäster. Aber der Gesamtverlust dürfte überschaubar bleiben. Allerdings klagt der Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft, die Branche habe seit dem ersten Auftauchen des Virus in Deutschland bereits rund 150 Millionen Euro Umsatz verloren.

    Reichen die bisherigen Schutzmaßnahmen der Bundesregierung aus?

    Einen völligen Schutz vor einer Tierseuche kann es nicht geben. Deshalb reichen die Vorschriften zur Hygiene, die Stallpflicht und die Importverbote, die in der EU ausgesprochen wurden, eigentlich aus, um das Risiko einer Ausbreitung der Vogelgrippe im deutschen Nutztierbestand zu verhindern. Allerdings haben all diese Sicherheitsvorkehrungen Grenzen. Gänse oder Enten können nicht dauerhaft im Stall gehalten werden. Deshalb hatte der nun betroffene Betrieb auch eine Ausnahmegenehmigung von der Stallpflicht. Aber auch die Gefahr durch Reisende, die Viren an ihren Schuhen einschleppen, oder durch illegale Importe lässt sich nur bedingt kontrollieren.

    Können Eier und Geflügelfleisch noch ohne Bedenken gegessen werden?

    Er bleibe weiter ein großer Freund von Eiern und Geflügelfleisch, sagte Landwirtschaftsminister Horst Seehofer (CSU) vor vier Wochen. Und Ministeriumssprecherin Tanja Thiele sieht keinen Grund, warum ihr Chef seine Gewohnheiten jetzt ändern sollte. Das Durcherhitzen von Fleisch und Eiern auf mindestens 70 Grad beim Braten und Kochen tötet die Viren ab. Bisher gibt es auch keine Hinweise auf Infektionen durch rohe Eier, obwohl sie theoretisch möglich wären. Wichtig ist generell, rohes Fleisch nicht auf demselben Küchenbrettchen zu schneiden wie den Salat, Verpackungen schnell zu entsorgen und sich die Hände nach dem Hantieren mit rohem Geflügelfleisch zu waschen. „Das ist jedoch schon immer empfehlenswert gewesen, um eine Infektion mit Salmonellen zu verhindern“, sagt Thiele. [Amtliche Hygiene-Hinweise]



    Vogelgrippe? Nicht vergessen

    Experten fordern weiter Wachsamkeit.

    Aus:
    Der Tagesspiegel, Berlin, 14. Juni 2006, Seite ?? (Weltspiegel) von ADELHEID MÜLLER-LISSNER. [Original]

    BERLIN (Tsp). Es ist still geworden um die Vogelgrippe. Das liegt nicht an den Medien, die viele Wochen lang ausführlich berichtet haben und nun kaum noch auf das Thema eingehen. Seit dem Ausbruch der Seuche Anfang April in einem Betrieb in Sachsen, wo ein großer Teil des Bestandes getötet werden musste, gab es in Deutschland keine weiteren Fälle bei Nutztieren. Tatsächlich wirkt die Lage entspannt, denn auch bei Tests von Wildvögeln gab es in letzter Zeit weniger infizierte Tiere, wie das zuständige Friedrich-Löffler-Institut für Tiergesundheit auf der Insel Riems jetzt berichtete.

    Zugleich mahnte man dort jedoch auch zu weiterer Wachsamkeit. Witterungsbedingt würden zu dieser Jahreszeit generell weniger tote Wildvögel gefunden und untersucht. Eine Einschleppung der Tierseuche in den Nutztierbestand könne weiterhin nicht ausgeschlossen werden. Alle Schutzmaßnahmen sollten deshalb bis auf weiteres beibehalten werden – vor allem die Stallpflicht für Nutztiere.

    Und die Menschen? Auch als fast täglich von Neuinfektionen aus Asien berichtet wurde, wurde immer wieder betont, dass Gefahren nur unter bestimmten Bedingungen drohen: Wenn sich das Tiervirus so verändern oder mit genetischem Material der für Menschen gefährlichen Grippeviren mischen sollte, dass eine Ansteckung von Mensch zu Mensch möglich würde. Die Menschen, die bisher die Vogelgrippe bekamen, haben sich höchstwahrscheinlich über den Weg der Tröpfcheninfektion direkt von Hühnern angesteckt. In Deutschland war die Aufregung in vielen Familien groß, als ausgerechnet unmittelbar vor Ostern in Deutschland Nutztiere positiv getestet worden waren. Weich gekochte Frühstückseier und Tiramisu verschwanden in vielen Haushalten ganz vom Speiseplan.

    „Wir haben von vorne herein gesagt: es ist sehr unwahrscheinlich, dass sich jemand über Lebensmittel mit der Vogelgrippe infiziert“, sagt Jürgen Kundke, Sprecher des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR). Speziell beim Ei kommt hinzu, dass eine kranke Henne wahrscheinlich überhaupt nicht mehr in der Lage wäre, es zu legen. Weil ein Bundesinstitut, das zum Schutz der Bevölkerung geschaffen wurde, auch unwahrscheinliche Infektionswege nicht hundertprozentig ausschließen darf, gab es vor Ostern trotzdem Tipps zum vorsichtigen Eierausblasen. Deshalb ist es konsequent, jetzt auch die Eis-Frage zu stellen: Ist es eigentlich unbedenklich, Speiseeis zu essen, für das Hühnerei verwendet wurde? „Eine Kühlung überstehen Influenzaviren ganz gut, anders als das Erwärmen über 70 Grad“, gibt der Mikrobiologe Lüppo Ellerbroek vom BfR zu bedenken.

    Dass die Viren aber überhaupt im Ei sind und dass sie von dort aus den Menschen infizieren könnten, ist weiter extrem unwahrscheinlich – viel unwahrscheinlicher als zum Beispiel eine Infektion mit Salmonellen. Zudem kommen immer mehr Eis-Rezepte ganz ohne Ei als Zutat aus.

    Rechtzeitig zu Beginn der Badesaison hat sich das BfR auch mit der Frage befasst, ob die Strände der deutschen Nord- und Ostseeküste, an denen sich nicht nur Badende, sondern auch Wildvögel gern aufhalten, sicherheitshalber von deren Kot gereinigt und desinfiziert werden sollten. Denn insbesondere in den Seuchensperrbezirken und Schutzzonen sei mit einer erhöhten Kontamination der Uferbereiche zu rechnen.

    Und Influenzaviren, auch die vom jetzt gefürchteten Typ H5N1, können mit den gängigen Desinfektionsmitteln zerstört werden. Trotzdem hält das BfR eine Desinfektion „zum gegenwärtigen Zeitpunkt weder für zweckmäßig noch für erforderlich“. Zweckmäßig ist sie schon deshalb nicht, weil es recht mühsam ist, große Flächen zu desinfizieren – und weil es neben den Viren auch die Oberfläche der Böden zerstört.

    „Die Maßnahmen erscheinen auch deshalb wenig zweckmäßig, da Verbraucher mit Desinfektionsmitteln wie Formalin oder Peressigsäure behandelte Strände vermutlich meiden und von den Maßnahmen deshalb nicht profitieren würden.“ Dabei droht Strandurlaubern nach Ansicht des BfR von der Tierseuche keine Gefahr.

    Auch die „gefühlte Bedrohung" durch die Vogelgrippe hat in Deutschland in Zeiten des pandemischen Fußballfiebers abgenommen. Doch das Blatt kann sich schnell wenden, wenn wieder mehr tote Wildvögel gefunden und getestet werden. Beim Friedrich-Löffler-Institut befürchtet man, dass unter ihnen das Virus H5N1 inzwischen heimisch geworden sein könnte – als unbemerkter Dauergast, weil längst nicht alle infizierten Tiere erkranken.



    Vogelgrippe: Erstmals Übertragung von Mensch zu Mensch

    Nach Informationen der Weltgesundheitsorganisation hat eine Indonesierin mehrer Familienmitglieder mit dem H5N1-Virus angesteckt, 7 Personen starben.

    Aus:
    Berliner Morgenpost, 24. Juni 2006, 17.08 Uhr MESZ (nur elektronisch publiziert). [Original]

    GENF (morgenpost.de). Bei einer indonesischen Familie ist laut Weltgesundheitsorganisation erstmals die Übertragung der Vogelgrippe von Mensch zu Mensch nachgewiesen worden. Tests im Labor hätten dies ergeben, sagte der WHO-Sprecher Dick Thompson am Freitag. Bislang habe es zwar Hinweise auf Ansteckungen von Mensch zu Mensch gegeben, einen wissenschaftlichen Beweis habe es jedoch nicht gegeben.

    Laut WHO steckte eine Indonesierin im vergangenen Monat mehrere Familienmitglieder mit dem Vogelgrippe-Virus H5N1 an, von denen 7 starben.

    WHO-Experten hatten in den vergangenen Wochen den Tod der Familienmitglieder untersucht. Der WHO-Koordinator Keiji Fukuda sagte, die Menschen seien über "engen" Kontakt mit der Kranken angesteckt worden, die sich um sie kümmerten. Laut WHO breitete sich das Virus nicht über die Familie hinaus aus. Zudem seien keine bedeutenden oder gefährlichen Veränderungen des Erregers entdeckt worden. Mit solchen Mutationen könnte nach Einschätzung von Experten eine Pandemie mit vielen Toten drohen.

    Laut WHO starben bislang rund 30 Menschen in Indonesien an der Vogelgrippe. Die tatsächliche Opferzahl dürfte aber weit höher liegen, da vermutlich viele Fälle auf den rund 6000 indonesischen Inseln nicht offiziell registriert werden.



    C R E U T Z F E L D T - J A K O B - K R A N K H E I T

    Kannibalismus führt nach Jahrzehnten zum Tod

    Menschenfleisch zu essen ist in Papua-Neuguinea seit über 50 Jahren verboten. Trotzdem starben dort danach noch 2700 Menschen an der Kuru-Krankheit, die durch Kannibalismus übertragen wird. Weil diese der menschlichen Variante des Rinderwahnsinns gleicht, warnen englische Forscher vor einer CJK-Epidemie.

    Aus:
    Spiegel Online – 26. Juni 2006, 11.26 Uhr MESZ (nur elektronisch publiziert). [Original]

    LONDON (stx). Zu der Epidemie-Warnung für Europa kommen die Forscher auf Umwegen, und ihr Untersuchungsgegenstand klingt makaber: Ein Ritual, in dem der Kannibalismus früherer Zeiten fortlebt, kostet in Südostasien noch immer Menschen das Leben – obwohl er seit Mitte des vergangenen Jahrhunderts nicht mehr praktiziert werden darf.

    Auf Papua-Neuguinea verzehrten die Menschen des Fore-Stamms rituell das Fleisch ihrer Verstorbenen. Das wurde in den fünfziger Jahren verboten. Trotzdem grassiert dort immer noch die Kuru-Krankheit, obwohl es als wahrscheinlich gilt, dass sich nach 1960 kein Mensch mehr neu mit Kuru angesteckt hat. Zwischen 1957 und 2004 traten noch über 2700 Kuru-Fälle auf, wie John Collinge vom University College London gezählt hat.

    Bei einer Untersuchung der Krankheit fand der Wissenschaftler sogar 11 Kuru-Fälle, die zwischen Juli 1996 und Juni 2004 aufgetreten waren – allesamt bei Menschen, die noch vor Ende der Kannibalismus-Riten geboren wurden. "Die Mindest-Inkubationszeit reicht von 34 bis 41 Jahren", folgern Collinge und seine Kollegen daher. Eine maximale Zeitspanne von Ansteckung bis Ausbruch der Krankheit von 56 Jahren oder mehr sei wahrscheinlich.

    Parallelen zur menschlichen Variante von Rinderwahn

    Der Aufsatz, den die britischen Forscher in der Fachzeitschrift The Lancet veröffentlichten, hat nicht bloß für Menschen Relevanz, die in ihrer Jugend Kannibalismus betrieben haben. Denn Kuru wird durch krankhaft veränderte Prionen verursacht – ebenso wie die neue Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (nvCJK). Diese wird durch den Verzehr von BSE-verseuchtem Rindfleisch ausgelöst.

    Damit blieben auch die Ausmaße von Creutzfeldt-Jakob "ungewiss" und würden wahrscheinlich noch unterschätzt. Der Glaube, dass die Zahl neuer Fälle "einen Höhepunkt überschritten hat und wir das Schlimmste bei dieser erschreckenden Krankheit hinter uns haben, muss nun mit äußerster Skepsis betrachtet werden", schreiben die Forscher. Sie warnen vor einer ungewiss hohen Zahl von nvCJK-Toten in den kommenden Jahrzehnten. Eine regelrechte Epidemie sei denkbar.

    In Großbritannien sind bisher 161 Fälle der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit aufgetreten, bei der das Gehirn nach und nach wie ein Schwamm durchlöchert wird. Nur 5 der Erkrankten waren Anfang Juni noch am Leben. Weltweit beträgt die Zahl der nvCJK-Opfer 187. [mehr]



    T I E R S E U C H E

    Erster Vogelgrippe-Fall in Spanien

    Spanien hat den ersten Fund von H5N1 gemeldet. Das gefährliche Virus wurde bei einem Wildvogel im Norden des Landes gefunden. In Deutschland wurde zugleich eine Verlängerung der Stallpflicht beschlossen.

    Aus:
    Spiegel Online – 7. Juli 2006, ??.?? Uhr MESZ (nur elektronisch publiziert). [Original]

    MADRID/BERLIN. Das gefährliche Vogelgrippe-Virus H5N1 hat nun auch Spanien erreicht. Es wurde bei einem toten Haubentaucher (Podiceps cristatus) nachgewiesen, der in einem See nahe Vitoria im Norden Spaniens gefunden worden war, erklärte das Agrarministerium in Madrid. Der Erreger sei vom Nationalen Referenzlabor in der spanischen Hauptstadt festgestellt worden. Nach Angaben der Organisation für Tiergesundheit (OIE) in Paris wurde das H5N1-Virus inzwischen in mehr als 50 Ländern nachgewiesen.

    Die spanischen Gesundheitsbehörden betonten, dass für Menschen kaum eine Gefahr bestehe. Zudem gebe es in der Gegend um den Fundort keine Geflügelbetriebe. Bei dem tot aufgefundenen Haubentaucher handle es sich möglicherweise um einen Einzelfall. Die anderen Vögel der Kolonie in dem Salburua-Feuchtgebiet nahe Vitoria seien nach ersten Erkenntnissen gesund. Der staatliche Hörfunk berichtete, dass der tote Zugvogel bereits vor 6 Wochen gefunden worden sei.

    Dennoch haben die Behörden eine Schutzzone von 3 Kilometern rund um den Fundort eingerichtet und in der Gegend eine Stallpflicht verhängt. In einem Umkreis von 10 Kilometern gelten ab sofort schärfere Kontrollen.

    Stallpflicht in Deutschland bis Februar 2007 verlängert

    In Deutschland wurde unterdessen eine Verlängerung der Stallpflicht beschlossen. Der Bundesrat stimmte am heutigen Freitag in Berlin dafür, dass Geflügel in Risikogebieten vorerst bis Ende Februar 2007 eingesperrt bleiben muss. Ohne die neue Regelung wäre die Stallpflicht zum 15. August dieses Jahres ausgelaufen. Als Risikogebiete gelten Fundorte infizierter Tiere, Feuchtgebieten und Seen sowie Regionen mit viel Geflügel.

    "Eine Verlängerung der Geflügel-Aufstallungsverordnung wird aufgrund der aktuellen Risikobewertung des Friedrich-Loeffler-Instituts als notwendig angesehen", heißt es in einer Vorlage für den Bundesrat. Wegen der gravierenden Auswirkungen dürfe die Stallpflicht aber nicht von Dauer sein. Sie müsse stets überprüft werden, zum Beispiel wieder zum Jahresende. Das Agrarministerium sprach von einer praktikablen Lösung. Zahlreiche Geflügelhalter hatten im Frühjahr gegen die Stallpflicht protestiert und über wirtschaftliche Einbußen wegen des Freilaufverbots der Tiere geklagt.



    Irritierendes zu den Prionenkrankheiten

    Zwar längere Inkubationszeit, aber kein vollständiger Schutz.

    Aus:
    Neue Zürcher Zeitung, Zürich, 12. Juli 2006, Seite ?? (Forschung). [Original]

    ZÜRICH (slz). Neue Studien diverser renommierter Prion- Experten haben unerwartete Details von Prionenerkrankungen wie der Creutzfeldt-Jakob- Krankheit (CJD) ans Licht gebracht. So hat das Team von James Ironside vom britischen CJD- Zentrum in Edinburgh in Ansammlungen falsch gefalteter Prionproteine aus Gehirnen von Patienten mit der neuen Variante der Creutzfeldt- Jakob-Krankheit (vCJD) unerwartete Prionvarianten gefunden.[1] vCJD ist laut heutigem Stand des Wissens diejenige menschliche Prionenerkrankung, die von BSE-Prionen ausgelöst wird. Bis anhin ging man davon aus, dass in den Prionklumpen bei vCJD – anders als bei der klassischen CJD-Erkrankung – nur der sogenannte Typ 2B des Prionproteins vorkommt. Doch nun wurden jeweils auch einige verklumpte Prionproteine des Typs 1 aufgespürt. Dies bedeutet, dass das Diagnosekriterium, wonach eine vCJD dann vorliegt, wenn nur Typ-2B-Prionklumpen vorhanden sind, so offenbar nicht mehr haltbar ist.

    Ebenfalls überdacht werden muss möglicherweise die Vermutung, dass der Höhepunkt der vCJD-Epidemie bereits überschritten sei. Darauf lassen zumindest neue Untersuchungen des Teams von John Collinge aus London an von Kuru betroffenen Einwohnern Papua-Neuguineas schliessen.[2] Kuru, wie CJD eine tödliche, von falsch gefalteten Prionen verursachte Gehirnerkrankung, wird durch den rituellen Verzehr verstorbener Verwandter übertragen. Seitdem die Behörden diese Praxis in den 1950er Jahren verboten hatten, sank die Zahl an Kuru-Fällen drastisch. Laut Collinge hat sich jetzt allerdings herausgestellt, dass die Inkubationszeit nicht immer – wie bisher angenommen – nur einige Jahre, sondern bei manchen Personen 4 Jahrzehnte und mehr beträgt. Diese Personen besitzen nämlich eine bestimmte genetische Variante des Prionproteins, die ihren Trägern offenbar vorerst einen gewissen Schutz bietet, einen späteren Ausbruch der Krankheit aber nicht verhindern kann.

    Lange Zeit war man davon ausgegangen, dass bei Menschen mit dieser Genvariante keine vCJD-Prionen im Körper zu finden seien. Doch diese Hoffnung musste man bereits im April aufgeben, als diese Genvariante in Edinburgh im Rahmen eines Screening-Programms bei zwei Personen mit vCJD-Prionen im Blinddarm gefunden wurde.[3] Sollten die bei Kuru gewonnenen neuen Erkenntnisse auf vCJD übertragbar sein, so könnten die bis anhin über 160 vCJD-Opfer nur den Beginn einer grösseren Erkrankungswelle darstellen. Momentan kann darüber jedoch nur spekuliert werden.

    [1] The American Journal of Pathology 168, 151–155 (2006).
    [2] The Lancet 367, 2068–2074 (2006).
    [3] British Medical Journal 332, 1186–1188 (2006).



    Warnsystem schützt Menschen vor gefährlichen Tiererkrankungen

    SARS, BSE und Vogelgrippe als abschreckende Beispiele.

    Aus:
    PresseText, 26. Juli 2006, 13.55 Uhr MESZ (Medizin). [Original]

    GENF/ROM/PARIS (pte). Ein gemeinsames Frühwarnsystem für Tierkrankheiten, die auch Menschen gefährlich werden können – so genannte Zoonosen – hat die Weltgesundheitsorganisation WHO gemeinsam mit der Welternährungsorganisation FAO und der Welttiergesundheitsorganisation OIE ins Leben gerufen. Das globale, webbasierte Frühwarnsystem GLEWS ist das erste für diese Art von Krankheiten, berichtet die WHO.

    "Vom Gesichtspunkt der Tiergesundheit, ist eine solche Kontrolle von Tiererkrankungen im frühen Stadium einfacher und vor allem auch billiger für die internationale Gemeinschaft", so Bernard Vallat, OIE-Generaldirektor. Im Falle von Zoonosen bringe dieses Warnsystem deutliche Vorteile durch Kontrollmechanismen. Damit gebe es deutliche Vorteile für die öffentliche Gesundheit.

    Ein Frühwarnsystem sei nach dem Auftreten der Erkrankungen SARS, BSE und Vogelgrippe notwendig geworden. Diese Krankheiten hätten auf die Schwächen der bestehenden Systeme hingewiesen und zudem ermöglicht, dass sich diese Krankheiten derart schnell über die Grenzen hinweg ausbreiten konnten. "In diesem Kontext ist der größte Output von GLEWS eine bessere Vorhersage und auch Verhinderung von Tierkrankheiten durch Informationsaustausch, epidemiologische Analysen und gemeinsame Feldforschung. Das soll dazu führen, dass durch ein gemeinsames Vorgehen eine bessere Antwort auf Notfälle gegeben werden kann ", so Samuel Jotzi vom Landwirtschafts-, Biosicherheits-, Nahrungs- und Konsumentenschutz-Department der FAO.

    Die Geschichte zeige, dass je früher solche Zoonosen bekannt werden, desto schneller auch darauf reagiert werden könne. "Nur so können Gesundheitsgefahren für die Menschen ausgeschaltet werden", so Susanne-Weber-Mosdorf, WHO-Assistant Director General für nachhaltige Entwicklung und gesunde Umwelt. Gerade bei der Vogelgrippe werde klar, dass Human- und Veterinärmediziner eng miteinander kooperieren müssten. Das neue Warnsystem GLEWS sei ein wesentlicher Schritt in die richtige Richtung.



    V O G E L G R I P P E

    Neuer Ausbruch im Herbst?

    Die Gefahr der Vogelgrippe ist keineswegs gebannt, mahnen Experten, sondern nur verschoben: Mit dem Herbst drohe eine Rückkehr der gefährlichen Vogelseuche. Zeit, die zahlreichen Ausnahmen von der Stallpflicht für Geflügel zu überdenken.

    Aus:
    Spiegel Online – 19. August 2006, ??.?? Uhr MESZ (nur elektronisch publiziert). [Original]

    BERLIN. Wissenschaftler und Behörden halten ein Wiederausbrechen der Vogelgrippe in Deutschland im Herbst für wahrscheinlich. "Die Gefahr eines neuen Ausbruchs ist hoch", sagte der Präsident des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI), Thomas Mettenleiter, der Berliner Zeitung. Das auch für den Menschen gefährliche H5N1-Virus befinde sich nach wie vor in der Wildvogelpopulation, was nicht zuletzt das Auftreten der Krankheit in einem Dresdener Zoo vor kurzem gezeigt habe.

    Begünstigt würde das Virus durch die fallenden Temperaturen wie durch den Vogelzug. "Man kann eine Verschärfung der Lage durch den Herbstvogelzug nicht ausschließen", betonte Mettenleiter. Die geografische Konzentration an Vögeln nehme dann wieder zu, außerdem könne der Erreger bei kälteren Temperaturen besser überdauern. Der Experte rechnet damit, dass die gleichen Gebiete wie im Frühjahr betroffen sein werden: Landstriche in der Nähe von Seen oder Flüssen, wo sich viele Wildvögel zur Rast aufhalten, aber auch die Nord- und Ostseeküste.

    Mettenleiter appellierte an die Länder, die vielen Ausnahmegenehmigungen von der Stallpflicht erneut unter die Lupe zu nehmen. Die Stallpflicht bleibe nötig, ansonsten drohe eine neue Einschleppung in Nutztiergeflügelbestände. Dies könne "katastrophale Auswirkungen" haben.

    Das Risiko: Vogel- wird Menschenseuche

    Befürchtet wird von Experten schon seit Jahren ein "Artensprung" der mit H5N1 bezeichneten Grippe. Diese gilt aufgrund einer extrem hohen Mortalitätsrate als äußerst gefährlich und als Kandidat für eine Pandemie – eine möglicherweile weltweit ausbrechenden Krankheit, der viele Millionen von Menschen zum Opfer fallen könnten.

    Zuletzt hatte im Jahr 1918 bis 1920 die "spanische Grippe" Schätzungen zufolge weltweit mindestens 20 Millionen Tote gefordert, manche Experten gehen von der doppelten Zahl und mehr aus. Im ersten Jahr ihrer Verbreitung soll die spanische Grippe mehr Opfer gefordert haben als die zeitgleich stattfindenden Schlachten des ersten Weltkriegs. Grippe-Pandemien scheinen dabei periodisch aufzutreten, verlaufen aber meist weit weniger tödlich.

    Das aktuelle Risiko einer solchen Pandemie ist laut Weltgesundheitsorganisation WHO gegeben und hoch, allerdings noch nicht mit H5N1 in seiner derzeitigen Form: Bisher haben sich mit dieser Vogelgrippe nur Menschen infiziert, die einen sehr engen Kontakt mit Vögeln hatten oder aber erkrankte Angehörige unter ungünstigen Umständen intensiv pflegten.

    Theoretisch besteht jedoch die Gefahr einer Mutation, die sowohl eine leichtere Infektion des Menschen als auch – das worst-case-Szenario – eine Übertragung durch die Luft denkbar macht. H5N1 gilt als ungewöhnlich mutationsfreudig.

    Gesundheitsexperten wie viele Politiker drängen darum auf eine strenge Einhaltung einer Stallpflicht für Nutzgeflügel, um das Ausbreitungsrisiko für H5N1 so klein wie möglich zu halten. Dabei geht es nicht nur darum, das finanzielle Risiko durch einen Grippebefall von Nutzgeflügel einzudämmen. Da neben Vögeln und Menschen auch Hausschweine von der Grippe betroffen sind und Artensprünge des Virus zwischen allen 3 Arten denkbar, gilt gerade das Aufeinandertreffen verschiedener Nutztiere als Risiko-erhöhend. [Influenza-Notplan für Deutschland]



    C H O R E A   H U N T I N G T O N

    Fatale Klumpen im Gehirn

    Unlösliche Proteine lassen die Nervenzellen von Patienten mit Chorea Huntington absterben. Jetzt gibt es neue Ansätze, die Krankheit zu heilen.

    Aus:
    Berliner Zeitung, 9. September 2006, Seite ?? (Wissenschaft) von ANKE BRODMERKEL. [Original]

    BERLIN. Proteine sind lebenswichtig. Wie winzige Maschinen verrichten sie im Körper die unterschiedlichsten Arbeiten. Sie transportieren Stoffe, beschleunigen chemische Reaktionen, helfen bei der Immunabwehr und ermöglichen Muskelbewegungen. All diese Aufgaben können sie aber nur erfüllen, wenn sie eine ganz bestimmte räumliche Struktur einnehmen.

    Die Bauanleitungen für die kompliziert gefalteten Proteine sind in den Genen enthalten. Schon winzige Veränderungen in einem Gen können bewirken, dass das entsprechende Protein nicht richtig gefaltet wird und seine Arbeit nicht mehr verrichten kann.

    Eine Erbkrankheit, die von einem solchen genetischen Fehler verursacht wird, ist Chorea Huntington. Die Patienten leiden an unkontrollierbaren Bewegungen, Grimassen und an einem torkelnden Gang. Aus diesen Symptomen leitet sich der volkstümliche Name ab: Veitstanz. Die seltene Krankheit – in Deutschland sind derzeit etwa 8.000 Fälle bekannt – ist bisher unheilbar.

    Das könnte sich in einigen Jahren ändern. Auf einer internationalen Konferenz über neurodegenerative Krankheiten stellten Forscher diese Woche am Berliner Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) mehrere Ansätze vor, Chorea Huntington zu heilen.

    Schon im Jahr 1993 entdeckten Forscher ein Gen, das die Bauanleitung für das Protein Huntingtin enthält. Dieses löst die Krankheit aus, indem es verklumpt und sich in den Kernen von Nervenzellen des Gehirns absetzt. Dadurch sterben die Nervenzellen letztendlich ab – ähnlich wie es bei Alzheimer der Fall ist. 1997 konnte Erich Wanker, der heute am MDC forscht, zeigen, dass die Ablagerungen aus falsch gefalteten Huntingtin-Molekülen bestehen.

    Vergangenen Juni berichtete ein Team um den Kanadier Michael Hayden vom Centre for Molecular Medicine and Therapeutics in Vancouver in der Fachzeitschrift Cell, dass bei Mäusen die Symptome des Veitstanzes ausbleiben, wenn man verhindert, dass ein Enzym die Proteinklumpen in ihrem Gehirn zerkleinert. "Offenbar wird Chorea Huntington gar nicht durch die Ablagerungen selbst hervorgerufen, sondern durch falsch abgeschnittene Bruchstücke", erläuterte Hayden auf der Konferenz. Die genauen Zusammenhänge dieser Vorgänge seien aber noch unklar.

    Das Enzym, das man sich als eine Art molekulare Schere vorstellen kann, heißt Caspase-6. Hayden und seinen Kollegen ist es gelungen, seine Schnittstelle so zu verändern, dass es die verklumpten Huntingtin-Moleküle nicht mehr zerschneidet. Ihre Therapie testeten die Forscher an Mäusen, in deren Erbgut sie zuvor ein menschliches Huntingtin-Gen eingefügt hatten, das die Bauanleitung für das falsch gefaltete Protein enthält.

    "Ob sich unsere Ergebnisse ohne Weiteres auf den Menschen übertragen lassen, ist aber noch unklar", sagte Hayden. Da man nicht genau weiß, welche Funktionen Caspase-6 im menschlichen Körper noch hat, lassen sich die Nebenwirkungen eines solchen Ansatzes zudem nur schwer abschätzen.

    Eine ganz andere Strategie verfolgt Haydens Landsmann Robert Korneluk vom Children's Hospital of Eastern Ontario Research Institute in Ottawa. Er hat eine Methode entwickelt, mit der sich der Untergang der Nervenzellen im Gehirn stoppen lässt.

    In jeder Zelle des Körpers ist ein Selbstmordprogramm installiert, das gestartet wird, wenn die Zelle aus irgendeinem Grund nicht mehr fehlerfrei arbeitet. Kontrolliert wird das Apoptose genannte Programm von einer Gruppe von Genen, den IAP-Genen. IAP ist die Abkürzung für die englische Bezeichnung Inhibitors of Apoptosis. Korneluk und seine Kollegen haben die Aktivität der IAP-Gene so erhöht, dass die Nervenzellen ihrer Versuchstiere auch dann nicht abstarben, wenn sie bereits geschädigt waren.

    Die Risiken dieses Verfahrens liegen auf der Hand. Denn die Apoptose ist eine durchaus sinnvolle Strategie des Körpers, kranke Zellen, die ihm womöglich schaden, zu entsorgen. In Krebszellen beispielsweise ist das Selbstmordprogramm gestört, weswegen die Zellen unaufhörlich wachsen und sich teilen.

    Korneluk glaubt dennoch nicht daran, dass seine Methode Krebs auslöst. "Dazu müsste im Körper gleichzeitig ein Krebsgen aktiviert werden", sagte er. Außerdem bestünde die Möglichkeit, die IAP-Gene nur eine Zeit lang anzuregen: "Damit wäre vielen Patienten vermutlich schon sehr geholfen."

    Sympathischer wäre den meisten Huntington-Patienten vermutlich trotzdem eine Therapie, die Dagmar Ehrnhoefer vom MDC auf der Konferenz vorstellte. Sie konnte zeigen, dass eine Substanz aus grünem Tee in Zellkulturen die Verklumpung des Huntingtin-Proteins bremst. Wie sie jetzt in der Fachzeitschrift Human Molecular Genetics berichtet, konnten sich Fliegen, die das veränderte Huntingtin-Gen trugen, sogar wieder besser bewegen, nachdem sie mit der Substanz aus dem grünen Tee gefüttert worden waren.

    [Cell, Bd. 125, S. 1179]   [Human Molecular Genetics, Bd. 15, S. 2743]



    V O G E L G R I P P E

    Pandemie könnte 2 Billionen Dollar kosten

    Die Weltbank hat ihre Kostenschätzung für den Fall einer Vogelgrippe-Pandemie stark nach oben korrigiert: Bis zu 2 Billionen US-Dollar könne eine globale Seuche kosten. Zugleich warnte die Weltgesundheitsorganisation vor einem trügerischen Sicherheitsgefühl.

    Aus:
    Spiegel Online – 17. September 2006, ??.?? Uhr MESZ (nur elektronisch publiziert). [Original]

    SINGAPUR/AUCKLAND. Sollte das Vogelgrippe-Virus H5N1 mutieren und sich dem Menschen anpassen, könnte es nicht nur eine globale Seuche mit möglicherweise Millionen von Toten auslösen. Auch die wirtschaftlichen Schäden wären enorm, wie Experten der Weltbank befürchten. Laut Jim Adams, Chef der Vogelgrippe-Taskforce der Weltbank, könnte eine solche Pandemie mehr als 3 Prozent des globalen Bruttosozialprodukts verschlingen.

    "Wir schätzen, dass die Kosten mit Sicherheit 1 Billion US-Dollar übersteigen würden", sagte Adams beim jährlichen Treffen zwischen der Weltbank und dem Internationalen Währungsfonds. Im schlimmsten Fall könnte die Marke von 2 Billionen Dollar – rund 1,6 Billionen Euro – erreicht werden.

    Frühere Schätzungen waren von einem weltweiten Schaden von rund 800 Milliarden Dollar ausgegangen. Neuere Modellrechnungen hätten diese Zahl jedoch zu niedrig erscheinen lassen, erklärte Adams. Deshalb sei es unbedingt notwendig, Programme zur Vorbeugung einer Vogelgrippe-Pandemie aufzulegen und die Öffentlichkeit besser zu informieren. Die Weltbank selbst habe in diesem Zusammenhang rund 150 Millionen Dollar in 11 Staaten investiert.

    Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnte unterdessen davor, die derzeit relativ ruhige Lage an der Seuchen-Front als Zeichen der Entspannung zu deuten. "Der einzige Unterschied zwischen der Situation heute und vor 6 Monaten ist, dass manche Medien inzwischen so tun, als ob das Problem nicht mehr existiere", sagte David Nabarro, der bei der WHO den Kampf gegen die Vogelgrippe koordiniert. Vergleiche mit dem sogenannten Y2K-Problem – der unbegründeten Angst vor weltweiten Computer-Abstürzen zum Jahrtausendwechsel – seien gänzlich unangebracht.

    Laut Adams sind Afrika und Ostasien besonders durch neue H5N1-Ausbrüche besonders gefährdet, besonders die Länder China und Indonesien. In beiden Staaten sind auch Menschen an der Infektion mit dem Tierseuchen-Erreger gestorben. Die offizielle WHO-Statistik führt 246 Fälle von Infektionen beim Menschen. 144 davon sind tödlich verlaufen. Die meisten Opfer gab es außer in China und Indonesien vor allem in Vietnam. Allerdings handelt es sich hier um Erkrankungen, die H5N1-Viren von Geflügel ausgelöst hatten. Die Ansteckung erfolgte nach sehr engem Kontakt mit den Tieren – zum Teil aufgrund ärmlicher Lebensverhältnisse.



    A L Z H E I M E R

    Böse Saat im Gehirn

    Aus:
    Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22. September 2006, Seite 34 (Medizin) von REINHARD WANDTNER. [Original]

    FRANKFURT – 21. September 2006 (FAZ). Vor 100 Jahren hat der Frankfurter Arzt Alois Alzheimer erstmals jene fürchterliche Krankheit beschrieben, die man gern aus dem Gedächtnis streichen möchte (FAZ von gestern). Aber das gelingt nicht. Denn dieses Leiden, die mit fortschreitendem Verlust von Hirnleistungen und der gesamten Persönlichkeit einhergehende Alzheimersche Demenz, greift in der alternden Gesellschaft unerbittlich um sich. In Deutschland dürften schon jetzt rund 1 Million Menschen betroffen sein.

    Die Krankheit läßt sich immer noch nicht mit einer kausalen Therapie bezwingen. Das ist kein Wunder, denn sie gibt der Wissenschaft noch viele Rätsel auf. Gerade sind zwei Forschergruppen wieder auf überraschende – leider keineswegs ermunternde – Zusammenhänge gestoßen. Die in der heutigen Ausgabe der Zeitschrift Science vorgestellten Ergebnisse mahnen zum einen zur Vorsicht gegenüber einem neuartigen, von manchen Forschern propagierten medikamentösen Behandlungsverfahren. Zum anderen zeigen sie eine beunruhigende Verbindung zu den Prion-Erkrankungen auf.

    Molekulare Scheren blockieren

    Im Hirngewebe der Demenzkranken finden sich eigenartige Plaques. Diese Ablagerungen bestehen hauptsächlich aus Amyloid-beta- Peptid. Die zum Verklumpen neigenden Peptid-Moleküle werden zuvor aus einer langen Eiweißkette, dem Amyloid-Vorläuferprotein, herausgeschnitten. Das besorgen Enzyme, sogenannte Sekretasen. Den Anfang macht das "beta-site amyloid precursor protein-cleaving enzyme 1", kurz als BACE1 bezeichnet. Vieles weist darauf hin, daß die Amyloid-beta-Plaques zum Absterben von Nervenzellen im Gehirn führen. Daher kam man auf die Idee, nach Medikamenten zu suchen, mit denen sich die molekularen Scheren blockieren lassen.

    Eine internationale Forschergruppe um Christian Haass von der Universität München, an der unter anderem auch Wissenschaftler des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin in Berlin und der Universität Kiel beteiligt waren, hat die Funktion der Scherenenzyme an Mäusen genauer geprüft. Bei neugeborenen Tieren fand man das BACE1 in hoher Konzentration, und zwar zu einem Zeitpunkt, an dem die Ausläufer von Neuronen im peripheren Nervensystem mit einer isolierenden Myelinscheide umhüllt werden.

    Fatale Zerstückelung

    Das Myelin bewirkt, daß Nervensignale schnell zum Gehirn weitergeleitet werden. Das Scherenenzym, so stellte sich weiter heraus, ist für diese Myelinisierung unerläßlich. Offenbar spaltet BACE1 ein als Neuregulin 1 (Typ III) bezeichnetes Protein. Junge Neuronen locken mit Neuregulin jene Gliazellen an, die für die Bildung der Myelinscheide sorgen. Verlockend wirkt Neuregulin aber anscheinend erst, wenn es von BACE1 zurechtgestutzt wurde.

    Das Scherenenzym übernimmt demnach eine wichtige Funktion im gesunden Körper. Zwar wird das Neuregulin-System im ausgewachsenen Organismus nicht mehr für die Erhaltung der Myelinscheiden benötigt, so daß die Behandlung mit einem Enzym-Hemmstoff wohl nicht die bei jungen Mäusen beobachteten Folgen hätte. Die Befunde, zeigen aber, wie vorsichtig man bei Eingriffen in zelluläre Regulationsvorgänge sein muß. Auch ein weiteres Enzym – eine gamma-Sekretase –, das an der fatalen Zerstückelung des Amyloid-Vorläuferproteins mitwirkt, ließe sich offenbar nicht ohne Risko hemmen.

    Krankes Gewebe ins Gehirn injiziert

    Die zweite bedenkliche Nachricht kommt von einer internationalen Gruppe von Wissenschaftlern um Mathias Jucker vom Hertie-Institut für klinische Hirnforschung in Tübingen. Den Anstoß für deren Untersuchungen gab die Tatsache, daß die Ursache für das Verklumpen von Amyloid-beta immer noch weitgehend im Dunkeln liegt. Auffällig ist jedenfalls eine Ähnlichkeit zu anderen neurodegenerativen, mit dem Abbau von Hirngewebe verbundenen Leiden. Bei ansteckenden Prion-Krankheiten, etwa der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit, wirken fehlgebildete Proteine als Auslöser. Sie zwingen normalen Proteinen die abweichende Struktur auf, was zu charakteristischen Ablagerungen führt.

    Die Forscher um Jucker haben jungen Mäusen etwas Hirngewebe von Menschen, die an der Alzheimer-Krankheit gestorben waren, in das Gehirn injiziert. Es handelte sich dabei um Tiere, die genetisch bedingt dazu neigen, in fortgeschrittenen Alter ähnliche Amyloid-Plaques zu bilden wie Alzheimer-Patienten. Die Injektion des mit Amyloid-beta durchsetzten Gewebes bewirkte, daß sich bei den Mäusen innerhalb weniger Wochen Amyloidablagerungen bildeten.

    Wie eine böse Saat

    Sonst erfolgt das erst frühestens nach einem Jahr. Offenkundig wirkte das Hirngewebe von Alzheimer-Patienten wie eine böse Saat, die rasch aufging. Entfernten die Forscher das Amyloid-beta aus dem zu injizierenden Material, entstanden die Ablagerungen nicht. Eine Immunisierung gegen das Amyloid bewahrte die Mäuse ebenfalls vor der Plaque-Bildung.

    Anscheinend kann isoliertes Amyloid-beta infektiös sein, wie man das von Prionen kennt. Daraus zu schließen, man könne sich bei Alzheimer-Patienten anstecken, wäre indes gewagt. Denn dazu müßte das Amyloid aus dem Gehirn des Kranken in dasjenige des Gesunden gelangen.



    Erste Erkenntnisse über BSE-Verlauf auf der Insel Riems

    Aus:
    Yahoo-News, 4. Oktober 2006, 9.31 Uhr MESZ (Wissenschaft). [Original]

    RIEMS. Die zum so genannten Rinderwahnsinn führenden BSE-Erreger gelangen nach neuen Erkenntnissen vom Darm direkt über die Nervenbahnen in das Gehirn der Tiere. Bei einem vor 3 Jahren gestarteten Test an infizierten Tieren im Friedrich-Loeffler- Institut auf der Insel Riems seien keine veränderten Eiweiße im Blut oder in der Milch nachgewiesen worden, berichtet die Ostsee-Zeitung [4.10.2006].

    Nur in ganz kleinen Mengen seien die so genannten Prionen in der Nähe eines Nervenstranges im Muskelgewebe gefunden worden, sagte der Leiter des Instituts für neuartige Tierseuchenerreger, Martin Groschup. Für den Verbraucher bedeute dies, dass er nicht auf den Verzehr von Rinderfleisch verzichten müsse. Nur die bekannten Risikomaterialien wie Nerven- und Darmgewebe könnten Gefahren bergen. Auszuschließen sei auch, dass die Krankheit von der Kuh auf das Kalb übertragen werde.

    Die Riemser Forscher hatten vor 3 Jahren 56 Rinder mit jeweils 100 Gramm infiziertem Rinderhirn aus Großbritannien gefüttert und anschließend in einem Hochsicherheitstrakt den Krankheitsverlauf in der Herde untersucht. Dabei wurden alle 4 Monate jeweils 4 Tiere getötet, seziert und deren Gewebe wurde genau untersucht. Vergleichbare Langzeitversuche gibt es nur noch in Großbritannien und Japan.

    Derzeit leben noch 12 Testtiere. Der erste BSE-Nachweis war nach 2 Jahren im Hirn eines äußerlich gesunden Rindes entdeckt worden. Erste Auffälligkeiten im Verhalten hätten sich nach 32 Monaten gezeigt, sagte Groschup. Die Tiere seien schreckhafter und ängstlicher geworden und durch einen wackligen Gang aufgefallen. In einem Fall habe sich der Zustand eines Tieres so plötzlich verschlechtert, dass es innerhalb weniger Stunden nicht mehr aufstehen konnte und eingeschläfert werden musste. Insgesamt seien 11 Rinder infiziert worden. 7 von ihnen seien richtig erkrankt. Der Versuch soll 2007 abgeschlossen werden.

    Mehr zu diesem Thema:
    [20.05.2005: BSE-Erreger – Vom Darm ins Gehirn]  (YAHOO)
    [21.11.2005: „Rindfleisch war noch nie so sicher wie jetzt“]  (YAHOO)
    [24.11.2005: Fünf Jahre BSE – Neues von der Insel Riems]  (BAYERISCHER RUNDFUNK)



    V O G E L G R I P P E - T H E S E

    Impfung stärkt gefährliche H5N1-Viren

    Vogelgrippe-Impfungen bei chinesischem Geflügel könnten die Lage in Südostasien noch verschärft haben. Wahrscheinlich haben sie die besonders gefährlichen Viren der Asia-Variante gestärkt.

    Aus:
    Spiegel Online – 31. Oktober 2006, ??.?? Uhr MEZ (nur elektronisch publiziert). [Original]

    CHINA. Impfen ist unter Umständen eine riskante Strategie, wenn man gefährliche Erreger stoppen will. Diese Erfahrung mussten Virologen nun auch in China machen – bei der Vogelgrippe, die im Einzelfall auch für Menschen tödlich enden kann. Gezielte Impfungen des Geflügels in dem Land könnten die derzeit gefährlichste Variante des H5N1-Virus regelrecht herangezüchtet haben, berichten Wissenschaftler aus Hong Kong und den USA in dem Fachblatt Proceedings of the National Acadamy of Sciences (PNAS).

    Die aktuelle Vogelgrippe-Welle in Südostasien sei zum Großteil von einer Linie des Erregers H5N1/Asia verursacht, die im März 2005 in China erstmals gefunden wurde, schreiben Robert Webster vom St. Jude Children's Research Hospital in Memphis und seine Kollegen. Inzwischen habe der Erreger einen Großteil anderer Vogelgrippe-Viruslinien in der Region verdrängt – und sei seit Oktober 2005 für die meisten Erkrankungen von Mensch und Geflügel in der Region verantwortlich.

    Die Wissenschaftler sehen einen Zusammenhang zwischen der Dominanz des Erregers H5N1/Asia und den Impfungen, die China im großen Maßstab seit Herbst 2005 durchführt. "Beim Impfen verabreicht man einen Stoff, der die meisten Viren tötet", sagte Webster, "aber es gibt immer einige Viren, die entkommen".

    Für ihre Studie hatten die Forscher von Juli 2005 bis Juni 2006 Gänse, Hühner und anderes Geflügel auf Märkten in 6 chinesischen Provinzen. Von mehr als 53.000 Vögeln trugen knapp 1.300 Tiere ein H5N1-Virus in sich, meist Gänse und Enten. In einem nächsten Schritt analysierte das Forscherteam bei jedem dritten gefundenen Vogelgrippevirus das Erbgut. Ergebnis: Fast zwei Drittel der Erreger gehörten zur besonders gefährlichen Asia-Linie.

    Offensichtlich wirkten die benutzten Impfseren nicht gegen die neue Vogelgrippe-Viruslinie, schreibt Webster. So hatten von 76 geimpften Hühnern in der Untersuchung 55 keine oder nur wenige wirksame Antikörper gegen die neue Viruslinie entwickelt. Mit denen könne das Immunsystem geimpfter Tiere einige Vogelgrippe-Erreger abwehren, die neue Viruslinie bleibe jedoch übrig – und habe sich so frei ausgebreitet.

    Das Virus habe bereits zahlreiche Vögel in Laos, Malaysia und Thailand infiziert. Menschen seien an ihm in China und Thailand erkrankt, berichtet die Forschergruppe. Es sei wahrscheinlich, dass sich diese Viruslinie auch in ganz Asien und in Europa durchsetze. Zugleich weise die rasante Ausbreitung des Erregers darauf hin, dass die Maßnahmen zur Überwachung und Eindämmung der Seuche in China nur schlecht funktionierten.



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      Zum Teil 41

    © 2006-2009  – Universitätsrat a. D. Karl-Heinz Dittberner (khd) – Berlin   —   Last Update: 26.06.2011 23.31 Uhr