V O G E L G R I P P ECreutzfeldt-Jakob-Krankheit rückgängig gemacht
Gegen die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit gibt es weder Impfung noch Therapie. Jetzt ist es Forschern gelungen, kranke Mäuse von ihren Symptomen zu befreien. Sie haben das Gen für die Proteine abgeschaltet, die sich im Gehirn ablagern.
Aus: Spiegel Online 1. Februar 2007, ??.?? Uhr MEZ (nur elektronisch publiziert). Die vom SPIEGEL mit Creutzfeld-Jacob-Krankheit gewählte Schreibweise ist falsch und wurde hier entsprechend korrigiert. [Original]LONDON. Hat der Prozess einmal eingesetzt, ist er nicht mehr zu stoppen. Das war zumindest bislang so, wenn Rinder an BSE erkrankten oder Menschen an Creutzfeldt-Jakob [CJD]. Abnorme Eiweiße, sogenannte Prionen, lagern sich in aufgefalteter Form im Gehirn ab und setzen einen unaufhaltsamen Prozess in Gang, bei dem die Nervenzellen zerstört werden.
Jetzt haben britische Forscher von der Prionen-Abteilung des Medical Research Council in London einen Weg gefunden, die Krankheit bei Mäusen zu stoppen. Bereits aufgetretene Symptome verschwanden nach der experimentellen Therapie sogar wieder. Das Team um Giovanna Mallucci untersuchte junge Mäuse, die unter ersten Anzeichen einer seit längerem bekannten Variante der Creutzfeld-Jacob-Krankheit [vCJD] litten.
Als die Tiere neun Wochen alt waren, schalteten die Forscher das Gen aus, das für die Herstellung der krankmachenden Prionen verantwortlich ist. Daraufhin erholten sich die Mäuse: Sie konnten sich wieder besser erinnern und verhielten sich nicht mehr so auffällig wie zuvor, schreiben Mallucci und ihre Kollegen in der Fachzeitschrift Neuron. Auch die typischen Veränderungen im Gehirn seien wieder zurückgegangen. Bei einer kranken Kontrollgruppe von Mäusen bremsten die Wissenschaftler die Prionen-Aktivität nicht diese Tiere entwickelten immer schwerere Symptome und starben.
Die Neurologen schließen aus ihren Ergebnissen, dass die aufgefalteten Eiweiße die Nervenzellen in einem sehr frühen Stadium noch nicht endgültig schädigen, sondern nur bei ihrer normalen Aktivität behindern. Deswegen sei eine Umkehr noch möglich. Die Forscher weisen allerdings darauf hin, dass zunächst ein Diagnose-Schnelltest entwickelt werden müsste, bevor eine solche Therapie eines Tages auch für Menschen denkbar sei. Bislang müssen sich Mediziner auf Kerspintomografien sowie Blut- und Nervenwassertests verlassen, um Prionen beim Menschen nachzuweisen. [Artikel in Neuron]
A F F Ä R E NGroßbritannien: Gefundener H5N1-Virus ist gefährlich
Bei dem in Großbritannien entdeckten Vogelgrippe-Virus H5N1 handelt es sich um die besonders ansteckende asiatische Variante. Der auf einer Putenfarm in Ostengland ausgebrochene Virus ist auch für Menschen gefährlich.
Aus: Spiegel Online 3. Februar 2007, ??.?? Uhr MEZ (nur elektronisch publiziert). [Original]LONDON/BRÜSSEL. Tests der Veterinärbehörde hätten bestätigt, dass es sich bei den auf der Geflügelfarm nahe Holton in Suffolk gefundenen Erregern um Vogelgrippeviren vom besonders ansteckenden asiatischen Stamm handele, teilte das Umweltministerium in London heute mit. Es sei ein ähnliches Virus wie das im Januar in Ungarn gefundene Virus.
Der Tod von 2600 Puten der insgesamt 160.000 Tiere auf der Farm hatte bereits am Donnerstag die Gesundheitsbehörden alarmiert. Tests in einem EU-Referenzlabor im südenglischen Weybridge hätten nun den H5N1-Erreger nachgewiesen, teilte auch die EU-Kommission heute in Brüssel mit. Die Farm wird von Europas größtem Putenhersteller Bernard Matthews betrieben.
Um die Farm, die 200 Kilometer nordöstlich von London liegt, wurde eine Drei-Kilometer-Sperrzone eingerichtet. Es gebe keinen Grund zur Beunruhigung, sagte Colin Butter, ein Experte vom Institute of Animal Health.
Zuletzt war im vergangenen April die Vogelgrippe in Großbritannien ausgebrochen. Auch damals war Suffolk betroffen, es handelte sich aber nicht um die gefährliche H5N1-Variante.
Weltweit starben seit 2003 mehr als 160 Menschen nach einer Infektion mit dem H5N1-Virus.
Am Montag [29.1.2007] war bereits in Ungarn das gefährliche Vogelgrippe-Virus nachgewiesen worden der erste Fall in Europa seit dem vergangenen Sommer. Die mehr als 3000 Gänse in dem betroffenen Betrieb wurden getötet.
T I E R S E U C H E NTiermehle illegal exportiert
Aus: Spiegel-Pressemeldung 31. März 2007, ??.?? Uhr MESZ zum Artikel "Illegale Exporte von Tiermehl" im SPIEGEL 14/2007, 2. April 2007, Seite 87 (Trends).HAMBURG. Ein neuer Skandal um die Weiterverarbeitung von Schlachtabfällen beschäftigt die Staatsanwaltschaft Oldenburg. Am Donnerstag vergangener Woche [29.3.2007] durchsuchten Ermittler mehrere Fleischereibetriebe in Beckeln, Diepholz und Belm sowie die Wohnungen von deren Geschäftsführern wegen des Verdachts illegaler Tiermehlexporte.
Zudem ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen die Leiter verschiedener Veterinärämter in der Region. Ihnen wird vorgeworfen, gegen geltendes Recht Ausfuhrgenehmigungen für Schlachtabfälle bewilligt zu haben, die zu Tiermehl verarbeitet wurden.
Nach Informationen der Verbraucherschutzorganisation Foodwatch [Ed: die die Strafanzeigen stellte] sollen die betroffenen Betriebe allein in den Jahren 2004 und 2005 etwa 80.000 Tonnen Tiermehl widerrechtlich in Länder wie Vietnam, Bangladesh und Thailand exportiert haben.
Laut dem Spiegel vorliegenden Dokumenten wurde im Dezember 2006 Schweineblutmehl für 14.962,50 Dollar als "roher tierischer Abfall" an eine Firma Intecq Feed Co. Ltd. nach Thailand verschifft. Im Februar 2006 ging ebenfalls unter einer falschen Warennummer deklariertes Fleischknochenmehl an eine Argi Commodities Co. in Ho-Tschi-minh-Stadt in Vietnam.
Das sogenannte Petfood darf nur zu Hunde-oder Katzenfutter verarbeitet werden, nicht aber in die menschliche Nahrungskette gelangen und an Kühe, Schweine oder andere Nutztiere verfüttert werden. Foodwatch-Recherchen ergaben aber, dass Empfänger der Abfälle in Vietnam Tierfutter für Geflügel und Vieh herstellen.
Die Verbraucherschützer gehen davon aus, dass die Fälle nur einen kleinen Teil der EU-Abfallschiebereien sind. So seien die Tiermehlexporte aus der EU innerhalb eines Jahres um rund 150 % auf 250.000 Tonnen gestiegen. [Foodwatch-Report: "Die Tiermehl-Schmuggler"]
V O G E L G R I P P EExperten fordern Frühwarnsystem für Tierseuchen
Aus: Yahoo-News, 24. April 2007, 12.29 Uhr MESZ (Natur). [Original]GREIFSWALD. Experten fordern ein weltweites Frühwarn- und Überwachungssystem für Tierseuchen. Tierseuchen verursachten nicht nur enorme volkswirtschaftliche Kosten, sondern stellten eine große Bedrohung für die menschliche Ernährung dar.
Bis zum Jahr 2050 werde die Weltbevölkerung von 6 auf 9 Milliarden Menschen anwachsen, sagte Alexander Müller von der Welternährungsorganisation FAO am Dienstag [24.4.2007] bei einer internationalen Fachtagung zur Bekämpfung von Tierseuchen in Greifswald. Bereits jetzt litten 850 Millionen Menschen auf der Erde Hunger. "Wenn wir in Asien und Afrika alle Menschen ernähren wollen, dann müssen Verluste bei der Produktion vermieden werden, unabhängig davon, ob die Seuchen den Menschen direkt gefährden", sagte der stellvertretende Generaldirektor der FAO.
Zudem seien die volkswirtschaftlichen Schäden durch Seuchen enorm. So habe Sars einen weltweiten Schaden von 50 Milliarden Dollar (37 Milliarden Euro) verursacht. Die Rinderseuche BSE verursachte laut Müller allein in Großbritannien einen Schaden von 10 bis 12 Milliarden Dollar.
Nach FAO-Prognosen wird der internationale Agrarhandel in den nächsten Jahrzehnten deutlich zunehmen. "Wir werden verstärkt mit Lebensmitteln aus Ländern konfrontiert werden, in denen es nicht nur andere und mehr Tierseuchen gibt, sondern auch die Einhaltung von Standards sehr kritisch ist", sagte Müller. Deshalb sei ein System erforderlich, dass vorausschauend Tierseuchen und kritische Lebensmittelproduktionen analysiert, um rechtzeitig die erforderlichen Maßnahmen einleiten zu können. Die FAO fordert deshalb ein mehrjähriges Programm, um ein Frühwarnsystem aufzubauen, wie Müller betonte. "Ohne Geld und ohne Hilfe für die Entwicklungsländer wird es nicht gehen."
Neben der Bekämpfung von Tierseuchen wird nach Einschätzung des früheren WHO-Leiters des Global-Influenza-Programms, Klaus Stöhr, vor allem der Kampf gegen die Fehlernährung im Mittelpunkt der Bemühungen stehen. In den Entwicklungsländern sei zu beobachten, dass Menschen, sobald sie der Armutsfalle entkommen seien, sich häufig falsch und zu fett ernährten. Es gebe Schätzungen, dass inzwischen in Afrika genauso viele Menschen an Diabetes Typ II litten wie an HIV, sagte Stöhr, der jetzt das Impfstoff-Programm beim Pharmakonzern Novartis leitet.
Fließband-Massaker an 200.000 Enten
Es ist die größte Massentötung von Geflügel in der deutschen Geschichte: Wegen der Vogelgrippe werden in Bayern mehr als 200.000 Enten gekeult. Die Behörden haben speziell konstruierte Tötungsmaschinen angefordert.
Aus: Spiegel Online 8. September 2007, ??.?? Uhr MESZ (nur elektronisch publiziert). [Original]SCHWANDORF. Die Aktion begann heute Nachmittag. In zwei Mastbetrieben im bayerischen Landkreis Schwandorf wurden die ersten Enten gekeult. Bis heute Nacht sollen zunächst einmal 28.000 Tiere tot sein. Insgesamt soll die Keulung rund eine Woche dauern.
Ein Sprecher des Landratsamts erklärte, dass den Betreibern der beiden Mastbetriebe gestern Abend Bescheide zugestellt wurden, in denen die Tötung der gesamten Bestände von mehr als 200.000 Tieren angeordnet worden sei. Zuvor war in den Betrieben das gefährliche Vogegrippe-Virus H5N1 nachgewiesen worden.
Der Sprecher betonte, dass es sich bei der Keulung um eine Vorsichtsmaßnahme handele. Es sei noch bei keinem der Tiere die Krankheit ausgebrochen. Man hoffe deshalb, dass nach der Massentötung keine weiteren Maßnahmen notwendig seien. Durch die Keulung soll verhindert werden, dass sich die Vogelgrippe auf andere Betriebe überträgt.
Die Behörden vermuten, dass das H5N1-Virus von Wachenroth bei Erlangen in den Kreis Schwandorf gelangt ist. In Wachenroth war die Vogelgrippe bereits im August festgestellt worden. Daraufhin wurden dort 166.000 Tiere gekeult.
Dass nun mehr als 200.000 Enten getötet werden, sei "ein trauriger Rekord", sagte der Präsident des Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Volker Hingst. Neben zwei Tötungsmaschinen, die dem Freistaat Bayern gehören, habe man zwei weitere Anlagen aus Niedersachsen angefordert.
V I R E N V A R I A N T EFöderalismus ist manchmal schon hinderlich
BSE, Grippe, Klimawandel: Reinhard Kurth, scheidender Präsident des Robert-Koch-Instituts, zieht Bilanz.
Aus: Der Tagesspiegel, Berlin, 13. November 2007, Seite 24 (Wissen + Forschen). Das Gespräch führte HARTMUT WEWETZER. [Original=;art304,2418717]DER TAGESSPIEGEL: Das Robert-Koch-Institut beschäftigt sich mit der Abwehr von Krankheiten. Wo sehen Sie die größten Herausforderungen?
Reinhard Kurth: Natürlich wird das Robert-Koch-Institut meistens mit Infektionen wie SARS, Virusgrippe oder Polio in Verbindung gebracht. Aber wir dürfen uns nicht nur darauf konzentrieren. Denn der größte Teil des Krankheitsgeschehens in Deutschland hat mit Krankheitserregern nicht viel zu tun. Die wichtigste Herausforderung sind die degenerativen Volkskrankheiten, die mit der Alterung der Gesellschaft immer weiter zunehmen werden, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs und Demenz zum Beispiel. Als zentrale Bundeseinrichtung für die Gesundheit müssen wir natürlich darauf reagieren.
DER TAGESSPIEGEL: Wie sehen Sie die Bedrohung durch den Klimawandel?
Reinhard Kurth: Die Klimaerwärmung beobachten wir natürlich sehr genau. Aber dieser Prozess bereitet mir derzeit nicht so viel Kopfzerbrechen, weil er langsam vonstattengeht. Wir haben zum Beispiel das Vorkommen des West-Nil-Virus in Deutschland untersucht. Die in seltenen Fällen tödlich verlaufende West-Nil-Virus-Infektion wird im Zusammenhang mit dem Klimawandel als mögliche neue Krankheit diskutiert. Unsere Ergebnisse zeigen, dass derzeit kein Infektionsrisiko besteht. Aber wir brauchen unbedingt mehr solcher Studien, viele Fragen kann die Forschung noch nicht beantworten. Dass in den vergangenen Jahren mehr durch Zecken übertragene Infektionen registriert wurden, könnte auch daran liegen, dass die Menschen sich mehr im Freien aufgehalten haben.
DER TAGESSPIEGEL: Welche Gefahren wurden in den letzten Jahren unterschätzt?
Reinhard Kurth: Aus meinen 10 Jahren am Robert-Koch-Institut ist mir vor allem die BSE-Krise in Erinnerung geblieben. Wir haben damals, bevor in Deutschland der erste BSE-Fall auftrat, gesagt: Auch wir müssen unsere Rinder auf BSE testen. Einige Politiker sagten: Nein, warum denn? Bei uns gibt es kein BSE. Das war eine inakzeptable Unterlassung. Anders war es bei SARS: Als am 15. März 2003, einem Samstag, in Frankfurt am Main ein Infizierter landete, haben wir die Situation sehr gut in den Griff bekommen. Das Gesundheitsamt in Frankfurt, das hessische Gesundheitsministerium und das Robert Koch-Institut berieten sich gemeinsam. Gesundheit ist ja bekanntlich Ländersache, und wir als Bundeseinrichtung dürfen nur Ratschläge geben.
DER TAGESSPIEGEL: Ist der deutsche Föderalismus ein potenzielles Gesundheitsrisiko?
Reinhard Kurth: Der Föderalismus ist manchmal schon hinderlich. Es ist nicht immer einfach,16 Bundesländer und über 400 Gesundheitsämter von bestimmten Maßnahmen zu überzeugen. Immerhin haben wir mittlerweile einen sehr guten Ruf, was uns diese Aufgabe erleichtert.
DER TAGESSPIEGEL: Können Sie ein Beispiel nennen?
Reinhard Kurth: Der Influenza-Pandemie-Plan. Er ist Anfang 2005 veröffentlicht und im Sommer 2007 aktualisiert worden, aber das hat Jahre der Überzeugungsarbeit gekostet. Wir haben diesen Plan zur Vorbereitung auf eine weltweite Grippewelle gemeinsam mit den Seuchenexperten der Länder und Kommunen und der Wissenschaft entwickelt. Ich würde mir wünschen, dass der Bund auf dem Gebiet der Infektionskrankheiten größere Verantwortung übernehmen kann. Das ist hoffentlich auch ein Thema in der zweiten Runde der Föderalismusreform.
DER TAGESSPIEGEL: Wie sieht es in anderen Ländern aus?
Reinhard Kurth: In Großbritannien oder Frankreich ist die Gesundheitsaufsicht viel zentralistischer geregelt, und auch in den USA haben die nationalen Centers for Disease Control, die Krankheiten überwachen, größere nationale Befugnisse. Der deutsche Föderalismus hat aber auch Vorteile, bei kleineren Krankheitsausbrüchen etwa, wo die Gesundheitsämter vor Ort selbst entscheiden müssen, weil sie die Situation am besten kennen.
DER TAGESSPIEGEL: Gab es auch Situationen, in denen Sie klar anderer Meinung als die Politik waren?
Reinhard Kurth: Bei der Bewertung der grünen Gentechnik. Da gab es heftige Auseinandersetzungen, und ich musste angewiesen werden, die Genehmigung für eine bestimmte gentechnisch veränderte Maispflanze auszusetzen. In einem solchen Fall ist die Begründung für einen Verwaltungsakt politischer Natur und nicht wissenschaftlich.
Tödlicher Schnupfen
Seit 18 Monaten tritt in den USA sporadisch eine bisher unbekannte Variante eines Erkältungsvirus auf, das ungewöhnlich viele Opfer fordert manche sterben binnen 3 Tagen. Die Gesundheitsbehörde CDC alarmiert nun die Ärzte: Die Krankheit sei selten, aber unberechenbar.
Aus: Spiegel Online 18. November 2007, ??.?? Uhr MEZ (nur elektronisch publiziert). [Original]WASHINGTON. Die amerikanische Gesundheitsbehörde CDC warnt Ärzte vor einer neuen Variante der Adeno-Viren, Subtyp 14. Seit Mai 2006 traten an vier Orten in den USA Infektionsfälle auf, die sich durch einen ungewöhnlich schweren Krankheitsverlauf auszeichneten. In einem Fall brauchten 22 von 30 Erkrankten stationäre medizinische Hilfe, 16 davon Intensivpflege und 7 starben alle an schweren Lungenentzündungen.
Untypisch erschienen bei der Analyse der Daten auch der schnelle Krankheitsverlauf einige der bisher 10 Toten starben binnen 3 Tagen sowie die Altersstruktur der Opfer: Darunter finden sich einige Kinder, ansonsten aber vornehmlich junge, gesunde Erwachsene.
R a t:
Ein Schnupfen gehört für die meisten Menschen zur kalten Jahreszeit. Bei heftigen Symptomen und rapider Verschlechterung sollte man unbedingt ärztliche Hilfe suchen.Die Warnung der CDC richtet sich an die Ärzte, nicht an die generelle Öffentlichkeit. Von einer Epidemie könne keine Rede sein, beruhigt die Behörde, bisher seien die Fälle über einen großen Raum verteilt und mit größerem zeitlichen Abstand aufgetreten.
Aufgefallen war der neue Subtyp, nachdem zwischen Februar und Juni 27 Soldaten der Lackland Airforce Base mit Lungenentzündungen eingeliefert worden waren. Eine daraufhin eingeleitete Untersuchung offenbarte, dass es im Umland in diesem Zeitraum weitere 268 Adeno-Infektionen gegeben hatte, von denen 89 Prozent vom neuen Subtyp verursacht wurden.
Die CDC mahnt nun an, vermeintlich alltägliche Erkrankungen mit erhöhter Aufmerksamkeit zu beobachten. Der Öffentlichkeit rät die Gesundheitsbehörde in der gerade beginnenden Erkältungszeit auf hygienische Maßnahmen zu achten und darauf, das Immunsystem durch adäquate Ernährung zu stärken.
Ein Mittel gibt es nicht
Denn ein Gegenmittel gibt es nicht. Adeno-Viren gehören zu den so weit verbreiteten wie permanenten Quälgeistern des Menschen: Sie treten in zahlreichen Varianten auf und verursachen eine Vielzahl verschiedener Krankheitsbilder. Von ganz banalen Erkältungskrankheiten über Atemwegsinfekte bis hin zur Lungenentzündung, von Bindehautentzündungen bis zum Durchfall können sie im Spiel sein. Die meisten Menschen bemerken sie allerdings, wenn schlicht die Nase tropft.Was harmloser klingt, als es ist: Weil den Viren eine empfindliche Außenhülle fehlt, gelten sie als extrem langlebig. Sie widerstehen Desinfektionsmitteln und Medikamenten, nur gegen zwei Varianten gibt es Impfungen, und wirklich vernichten lassen sie sich zuverlässig nur durch Erhitzung über 56 Grad. Das verbietet sich in der Therapie von selbst, folglich besteht die in der Regel aus einer Bekämpfung der Symptome. Was grundsätzlich kein großes Problem ist, denn Adeno-Viren sind in der Regel keine Killer.
Die Bekämpfung von in größerer Zahl auftretenden Adeno-Viren-Infektionen gilt als problematisch, weil die Viren sowohl durch Tröpfcheninfektion, als auch über Fäkalien und Wasser verbreitet werden können. Die Viren bleiben auch außerhalb von Wirten oft mehrere Wochen infektiös.
Die CDC-Warnung ist mit einem Maßnahmenkatalog verbunden, der eine weitere Ausbreitung des neuen Subtyps über Krankenhäuser verhindern soll. Dazu gehören Vorsichtsmaßnahmen bei der Beatmung von Patienten sowie verschärfte Hygienempfehlungen für medizinisches Gerät. Die bisher festgestellten Ausbrüche geschahen in 4 verschiedenen Bundesstaaten zu unterschiedlichen Zeiten. Als Patient Nummer 1 wurde ein 12 Tage junges Kind identifiziert, das im Mai 2006 in einem Krankenhaus in New York starb.
V O G E L G R I P P E - V E R D A C H TVogelgrippe in Pakistan von Mensch zu Mensch übertragen
Aus: Yahoo-News, 28. Dezember 2007, 11.07 Uhr MEZ (Wissenschaft). [Original]GENF. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die Übertragung des Vogelgrippe-Virus H5N1 von Mensch zu Mensch in Pakistan bestätigt. Ein Pakistaner habe sich mit dem Virus angesteckt, ohne Kontakt zu infiziertem Geflügel gehabt zu haben, sagte WHO-Sprecher John Rainford in Genf. Die bisher seltenen Ansteckungen von Mensch zu Mensch waren in den vergangenen Monaten bereits in Vietnam, Kambodscha und Indonesien aufgetreten.
Wissenschaftler befürchten, dass das gefährliche Virus bei einer häufigeren Übertragung von Mensch zu Mensch mutieren und eine weltweite Pandemie auslösen könnte. Es gebe jedoch keine Hinweise darauf, dass dies in Pakistan der Fall sei. Pakistan hatte am 15. Dezember 6 Fälle von Vogelgrippe beim Menschen und einen ersten Toten gemeldet.
V O G E L G R I P P E - V O R S O R G EBehörden untersuchen Tiefkühl-Enten
Mit Vogelgrippe infizierte Enten könnten eventuell auch nach Berlin gelangt sein. Deswegen werden Tiefkühlenten jetzt in Märkten kontrolliert. Es ist bisher nur ein Verdacht, doch die Gesundheitsbehörde rät zu Vorsicht bei Zubereitung solcher Vögel.
Aus: Der Tagesspiegel, Berlin, 29. Dezember 2007, Seite 9 (Berlin). [Original=2446716]BERLIN (Tsp). Tiefkühlenten, die eventuell mit dem tödlichen Vogelgrippe-Virus H5N1 infiziert sind, könnten auch nach Berlin gelangt sein. "Wir konnten die Ente, deren Innereien in Altglobsow an Hühner verfüttert wurden, einer Lieferung aus Niedersachsen zuordnen", sagte der Abteilungsleiter Verbraucherschutz im brandenburgischen Agrarministerium, Günter Hälsig. "Die Tiere sind an den Auslieferungsbereich Nord einer Supermarktkette gegangen, eventuell also auch nach Berlin. Wir kontrollieren jene Lieferbetriebe und Supermärkte, aus denen die Enten stammen." Bislang sei das H5N1-Virus aber weder in Resten der in Altglobsow verfütterten Ente noch in so genannten Rückstellungsproben des niedersächsischen Zulieferers oder in Proben aus Supermärkten festgestellt worden.
In Brandenburg waren in den letzten 2 Wochen an 3 verschiedenen Orten Hühner an H5N1 verendet. Nach Tagesspiegel-Informationen hatten die privaten Halter in allen Fällen die Innereien von Tiefkühlenten nicht ordnungsgemäß entsorgt, so dass die Hühner damit Kontakt hatten. Erst gestern bestätigten die Brandenburger Behörden, dass sie bereits seit dem ersten Fall in Altglobsow eine Infektion durch Tiefkühlenten prüfen.
Weil es sich bislang nur um einen Verdacht handele, habe es noch keine Warnung an die Verbraucher gegeben, sagte Hälsig. Zudem sei die Gefahr für Menschen bei sachgemäßer Zubereitung von Tiefkühlgeflügel gering. "Es gibt keinen Grund für verstärkte Kontrollen in den Supermärkten", sagte auch Marie-Luise Dittmar, Sprecherin der Senatsgesundheitsbehörde. Dass sich Menschen beim Essen oder Zubereiten infizieren könnten, sei "ausgeschlossen, solange die seit langem bekannten hygienischen Regeln befolgt werden". Dazu gehöre, dass man das Fleisch nie roh verzehre und es nie auf demselben Brett schneide wie Salat oder Rohkost. "So etwas schützt nicht nur vor Vogelgrippe, sondern auch vor Salmonellen, die für Menschen viel gefährlicher sind", sagte der Amtstierarzt von Mitte, Hans-Joachim Bathe-Peters.
Die Lebensmittelkontrolleure seines Bezirks überprüfen 7600 Betriebe, darunter Supermärkte, Restaurants und Großküchen. Auf Vogelgrippe wurden bisher keine Produkte getestet. "Bei Verdacht würden wir unsere Kontrollen aber sofort modifizieren und verstärken", sagt Bathe-Peters.
Verbraucherschützer kritisieren, dass bisher vor allem Wildvögel als Ursache für die Übertragung der Vogelgrippe gelten und andere Infektionswege vernachlässigt würden. "In Wirklichkeit weiß noch niemand genau, wie der Infektionsweg wirklich ist", sagt der Ornithologe Peter Petermann. "Es ist makaber, wenn Behörden jetzt Hinweise geben, wie man infiziertes Geflügel zubereiten sollte. Der Verbraucher muss doch davon ausgehen, dass das Geflügel, das er im Supermarkt kauft, nicht mit H5N1 infiziert ist."
Petermann fordert daher, dass bei Schlachtungen sofort Stichproben des Geflügels getestet werden und nicht wie bisher nur so genannte Rückstellungsproben genommen werden. Die würden erst bei Verdachtsfällen untersucht, wenn die anderen Tiere der Charge längst im Handel oder gegessen sind. Noch wichtiger sei allerdings die Prophylaxe in den großen Geflügelbetrieben. In Bayern, wo im Sommer nach dem Auftreten von Vogelgrippe mehr als 100.000 Enten getötet wurden, sei das Virus mindestens schon 6 Wochen lang im Bestand gewesen.
[25.01.2006: Infos zum hygienischen Umgang mit Geflügelfleisch] (BfR)
S P A N I E NAngst vor der Supergrippe
Es herrscht Alarmstimmung unter den Seuchenschützern. Der Lebensretter Tamiflu wirkt nicht mehr umfassend. Falls das gefährliche H5N1-Virus lernt, effizient von Mensch zu Mensch zu springen, gibt es eine verheerende Influenzapandemie.
Aus: Der Tagesspiegel, Berlin, 27. Februar 2008, Seite 6 (Was Wissen schafft) von ALEXANDER S. KEKULÉ, Institutsdirektor und Professor für Medizinische Mikrobiologie in Halle. [Original=141,2484370]Um die Vogelgrippe ist es ruhig geworden. Auf Rügen gibt es in diesem Februar, anders als vor 2 Jahren, keine sterbenden Schwäne. Am Bodensee werden keine Uferareale wegen toter Tafelenten gesperrt. In den Stadtparks freuen sich die Wasservögel, weil wieder Kinder mit Brottüten kommen.
Doch die Frühlingsidylle täuscht. Das gefährliche Vogelgrippevirus vom Typ H5N1 treibt sich nach wie vor in der Fauna herum. Von Zeit zu Zeit befällt es Bestände von Hühnern, Enten und anderem Hausgeflügel. Vergangenen Sommer schlug der Krankheitserreger in 2 bayerischen Großbetrieben zu, im Dezember erwischte es 3 Hühnerhalter in Brandenburg. Seitdem ist das Virus wieder abgetaucht.
Dasselbe Versteckspiel findet auf globaler Ebene statt. In Ländern mit schlechten hygienischen Verhältnissen sterben sogar, sehr selten, auch Menschen an der Vogelgrippe. Seit 2003 haben sich weltweit offiziell 366 Menschen mit dem Vogelgrippevirus H5N1 infiziert, mehr als die Hälfte davon sind gestorben.
Falls das gefährliche H5N1-Virus lernt, effizient von Mensch zu Mensch zu springen, gäbe es eine verheerende Influenzapandemie nach Art der "Spanischen Grippe" von 1918 damals wurde ein Drittel der Erdbevölkerung infiziert, etwa 60 Millionen Menschen starben. Ob H5N1 dazu biologisch in der Lage ist, weiß niemand. Doch ist das Killervirus derzeit der gefährlichste Kandidat für die nächste Pandemie.
Bis vor kurzem sah es so aus, als wären zumindest die Entwicklungsländer darauf einigermaßen vorbereitet. Sie haben Pandemiepläne gemacht und die antiviralen Medikamente Relenza und Tamiflu eingelagert. Tamiflu, das im Gegensatz zu Relenza als Kapsel eingenommen wird, gilt als wichtigster Lebensretter bei pandemischer Influenza.
Seit einigen Wochen herrscht jedoch Alarmstimmung unter den Seuchenschützern: Ende Januar entdeckten norwegische Ärzte bei ganz normalen Grippepatienten ein neues Influenzavirus, das gegen Tamiflu resistent ist. Der Erreger mit der Bezeichnung H1N1-H274Y ist durch eine Mutation aus dem saisonalen Grippevirus H1N1 entstanden. Es gab zwar schon länger vereinzelt Influenzaviren, gegen die Tamiflu wirkungslos ist. Doch war man bisher der Ansicht, diese resistenten Viren seien genetisch so stark verändert, dass sie nicht mehr ansteckend sind. Die jetzt gefundene Virusmutante hat sich jedoch bereits weltweit verbreitet, wie sofort eingeleitete Untersuchungen ergaben. Nach ersten Schätzungen liegt ihr Anteil an den H1N1-Viren bei 5 bis 10 Prozent, in einigen Ländern (Frankreich 39, Norwegen 66 Prozent) sogar deutlich darüber.
Zwar führt H1N1-H274Y nicht zu besonders schweren Erkrankungen und kann auch keine Pandemie auslösen. Doch muss jetzt befürchtet werden, dass auch ein künftiges Pandemievirus gegen Tamiflu resistent werden könnte dann wäre das wichtigste Schwert gegen die Seuche stumpf geworden. Das zweite moderne Influenzamedikament, Relenza, ist keine vollwertige Alternative, weil es inhaliert werden muss und deshalb gerade bei Schwerkranken nicht eingesetzt werden kann.
Für die derzeit konkret befürchtete Pandemie durch ein verändertes Vogelgrippevirus vom Typ H5N1 gäbe es jedoch einen anderen, vollwertigen Schutz: Man könnte einen gegen H5N1 gerichteten Impfstoff auf Verdacht herstellen und einlagern. Mit diesem "präpandemischen Impfstoff" ließen sich zumindest das Medizinpersonal und andere besonders gefährdete Personen schützen, um einen Zusammenbruch der Infrastruktur zu verhindern. Diesen Vorschlag hat die Schutzkommission bereits im Jahre 2006 der Bundesregierung unterbreitet unter Hinweis auf mögliche Resistenzentwicklungen bei Tamiflu. Die Schweiz und viele andere Länder lagern inzwischen präpandemischen Impfstoff ein, das in Deutschland zuständige RobertKoch-Institut lehnt dies ab. Spätestens seit Auftreten der tamifluresistenten Grippeviren ist das nicht mehr zu verantworten.
N A H R U N G S M I T T E L - K R I S EZwei Menschen sterben an Creutzfeldt-Jakob-Krankheit
In Spanien sind offenbar zwei Menschen an der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit gestorben. Das ist die beim Menschen auftretende Form der Rinderseuche BSE. Bei den Opfern soll es sich um junge Leute handeln.
Siehe: Spiegel Online 7. April 2008, ??.?? Uhr MESZ (nur elektronisch publiziert). [Original]
EU lockert Tiermehl-Verbot wegen steigender Futtermittelpreise
Aus: WirtschaftsWoche, 22. April 2008, Seite ?? (Politik). [Original]BRÜSSEL (wiwo.de). Als Reaktion auf die BSE-Krise hatte die EU im Jahr 2001 Futtermittel tierischer Herkunft komplett untersagt. Von dieser Linie rückt sie nach WirtschaftsWoche-Informationen nun ab. Heute soll ein EU-Kommittee den Einsatz von Fischmehl als Nahrungsmittelzusatz bei jungen Wiederkäuern beschließen. Und das ist erst der Anfang.
Heute wird nach WirtschaftsWoche-Informationen in Brüssel das Standing Committee on the Food Chain and Animal Health (SCFCAH) den Einsatz von Fischmehl bei jungen Wiederkäuern, also Kälbern, Lämmern und Zicklein beschließen. Doch das ist nur der Anfang. Gesundheitskommissarin Androula Vassiliou will noch in diesem Jahr einen Vorschlag vorlegen, nachdem Schweine an Hühner verfüttert werden soll und andersherum. Kannibalismus, also die Fütterung derselben Tierart, soll vermieden werden.
Die EU reagiert mit dieser Entscheidung auf die rapide gestiegenen Preise von Futtermitteln auf dem Weltmarkt. Der Sojapreis hat sich im Jahresvergleich verdreifacht, was die Landwirte Alternativen suchen lässt. Alain Melot, Präsident des französischen Verbands der Geflügelzüchter, weißt darauf hin, dass mit einem Ende des Verbots gleiche Wettbewerbsbedingungen geschaffen würden. Außerhalb Europas würden Tiermehle sehr wohl als Futter eingesetzt und das Fleisch werde anstandslos in die EU importiert.
Entscheidend für den Kurswechsel der EU ist auch die drohende Futtermittelknappheit. 70 % der Futtermittel importiert Europa derzeit. Die besonders eiweißreiche Sojabohne wächst vor allem in Nord- und Südamerika. Dort werden aber immer mehr gentechnisch veränderte Sorten angebaut, die in Europa nicht zugelassen sind.
Nach Angaben des Deutschen Bauernverbands sind in den USA bereits 50.000 Hektar Sojabohnen im Anbau, die keine europäische Einfuhrzulassung haben. Auch in Brasilien und Argentinien könnten solche Sorten schon im kommenden Jahr verstärkt angebaut werden. "Angesichts der bestehenden Rahmenbedingungen werden die Veredelungsbetriebe nicht mehr konkurrenzfähig produzieren können und es droht eine Abwanderung der Produktion aus der EU", warnt der DBV.
Eine interne Studie der Generaldirektion Landwirtschaft bestätigt diese Befürchtungen. Sollten keine Sojabohnen aus den USA, Argentinien und Brasilien in die EU kommen, weil die genveränderten Sorten weiterhin verboten bleiben, dann würden die Schweinbestände bis zum Jahr 2010 um 35 % fallen. Bei Geflügel berechneten die Experten sogar einen Rückgang der Bestände von 44 %. [mehr]
EU will Verfütterung von Tiermehl wieder erlauben
Aus: Yahoo-News, 26. April 2008, 5.27 Uhr MESZ (Wirtschaft). [Original]DÜSSELDORF. Die EU will die Verfütterung von Tiermehl in der Landwirtschaft wieder zulassen. Wie das Magazin "WirtschaftsWoche" berichtet, einigten sich alle 27 Mitgliedstaaten am vergangenen Dienstag [22.4.2008] darauf, zunächst Fischmehl im Milchersatz für junge Wiederkäuer wie Kälber und Lämmer zu erlauben. Seit 2001 ist es infolge der BSE-Krise nach einem EU-Beschluss streng untersagt, tierische Proteine an Tiere zu verfüttern. Noch in diesem Jahr wolle die zuständige Gesundheitskommissarin Androula Vassiliou zudem einen Vorschlag vorlegen, wonach künftig auch wieder Schweinereste an Hühner verfüttert werden können, berichtet das Magazin weiter.
Hintergrund des Kurswechsels innerhalb der EU sei die Preisexplosion bei Futtermitteln. So habe sich Weizen in den vergangenen Monaten um 12 % verteuert, Milchleistungsfutter um 43 %.
Verbraucherschützer kritisieren die Brüsseler Entscheidung scharf. Matthias Wolfschmidt, stellvertretender Geschäftsführer der Verbraucherorganisation Foodwatch hält den EU-Beschluss für "skandalös". "Wenn Pflanzenfresser wieder mit tierischen Proteinen gefüttert werden, dann ist das das Allerletzte", sagte er. Nicht nur wegen, der Lehren, die aus BSE gezogen worden seien. Auch wegen der hohen Dioxin-Belastung von Fischmehl hält er die Verfütterung für unvertretbar. "Das ist eine echte Provokation für die Verbraucher."
Freisprüche im Trierer BSE-Betrugsprozess
Aus: Yahoo-News, 3. Juni 2008, 14.45 Uhr MESZ (Panorama). [Original]TRIER. Im BSE-Betrugsprozess um die Tierkörperbeseitigungsanlage (TBA) in Rivenich (Kreis Bernkastel-Wittlich) hat das Landgericht Trier am Dienstag [3.6.2008] alle drei Angeklagten freigesprochen. Zwar sei erwiesen, dass in der TBA sogenanntes BSE-Risikomaterial zu Fett verarbeitet wurde, sagte der Vorsitzende Richter Armin Hardt in seiner Urteilsbegründung. Nach 17 Verhandlungstagen und dem Anhören von insgesamt 69 Zeugen sei man jedoch zu der Erkenntnis gekommen, dass die Angeklagten schlimmstenfalls fahrlässig, nicht aber vorsätzlich gehandelt hätten. Im Sinne der Anklage seien sie deshalb nicht schuldig. Die Staatsanwaltschaft kündigte noch im Gerichtssaal Revision gegen das Urteil an.
Die Staatsanwaltschaft hatte dem 69-jährigen Chef des Unternehmens vorgeworfen, von Januar 2001 bis März 2002 Tierfett, das zum Teil aus BSE-Risikomaterial hergestellt wurde, im Wert von rund 1,7 Millionen Euro verkauft zu haben. So sollen auch Teile wie etwa Kopf, Wirbelsäule und Darm zu Fett verarbeitet worden sein. Diese hätten nach einer Anordnung des Landes Rheinland-Pfalz eigentlich blau eingefärbt und verbrannt werden müssen. Die belasteten Fette sollen an sieben deutsche und niederländische Firmen verkauft worden sein. Der 69-Jährige hatte die Vorwürfe stets bestritten.
Mit dem Urteil folgte das Gericht den Plädoyers der Verteidiger, die ebenfalls Freisprüche gefordert hatten. Die beiden Mitangeklagten, der Fuhrparkleiter sowie ein Fahrer des Unternehmens, sollten zu Ende der Verhandlung ohnehin nur noch wegen Beihilfe belangt werden. "Da aber der vorsätzliche Betrug nicht nachzuweisen ist, kann es auch keine Beihilfe gegeben haben", begründete der Richter ihre Freisprüche.
Die Staatsanwaltschaft hatte dagegen für den 69-jährigen Hauptangeklagten 2 Jahre und 9 Monate Haft wegen Betrugs in 39 Fällen sowie eine Geldstrafe von 10.800 Euro gefordert. Für die beiden Mitangeklagten hatte sie je 9 Monate Haft auf Bewährung sowie eine Geldauflage von je 3600 Euro wegen Beihilfe gefordert.
In der Urteilsbegründung hieß es, nach der Beweisaufnahme sei zwar klar, dass es zu einer Verarbeitung von sogenanntem BSE-Risikomaterial in der TBA gekommen sei. Es habe aber nicht bewiesen werden können, dass der Unternehmenschef davon wusste. Vielmehr sei der Betrieb des 69-Jährigen mit den Ereignissen der BSE-Krise offensichtlich überfordert gewesen. Die TBA sei weit über die vorhandenen Kapazitäten mit Tierabfällen überhäuft worden, sagte der Richter und fügte hinzu: "Es hat Chaos geherrscht, das für den Angeklagten nicht mehr beherrschbar gewesen ist." Allerdings sei dies alleine eben keine Straftat.
Sofern sich lebensmittelrechtliche Verstöße ergeben hätten, seien diese bereits verjährt und deshalb auch nicht mehr überprüft worden. Nach Kenntnis des Gerichts war das Tierfett nicht in die Nahrungskette gelangt, sondern lediglich als Schmierstoff oder in Kosmetika verarbeitet worden.
S C R A P I ENeue Art der Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung in den USA
Aus: Deutsches Ärzteblatt, 10. Juli 2008, ??.?? Uhr MESZ (Medizin). [Original]LONDON (rme/aerzteblatt.de). US-amerikanische Hirnforscher beschreiben in den Annals of Neurology (2008; 63: 697-708) eine neue Art der Creutzfeldt-Jakob- Erkrankung. Es fehlt indes jeder Hinweis, dass es sich um eine durch Nahrungsmittel übertragbare Variante der Prionen-Erkrankung handeln könnte.
Der New Scientist macht in einer Pressemitteilung auf die bereits Mitte Juni publizierte Studie aufmerksam und darf sich zu Beginn der Ferienzeit der Aufmerksamkeit der britischen (und damit auch der deutschen) Medien sicher sein. Den US-Behörden und auch den beteiligten Universitäten waren die Studie indes keine Pressemitteilung wert. Hinweise auf eine vielleicht bisher übersehene Bedrohung der Bevölkerung ("die Spitze des Eisbergs" nach der Pressemitteilung des New Scientist) gibt es nicht.
Das Durchschnittsalter der 11 Patienten, über die Pierluigi Gambetti vom US National Prion Disease Pathology Surveillance Center in Cleveland und Mitarbeiter berichten, betrug 62 Jahre, was für eine Unterart der klassischen sporadischen CJD spricht. Die Patienten, die an der neuen Variante vCJD erkrankten, die mit dem Verzehr von BSE-infiziertem/kontaminierten Rinderfleisch in Verbindung gebracht wird, waren im Durchschnitt 28 Jahre alt.
Auf eine sporadische Form deutet auch die Tatsache hin, dass 6 der 11 Patienten, die Gambetti beschreibt, eine positive Familienanamnese auf Demenzerkrankungen hatten. Viele Experten gehen von einer genetischen Ursache der sporadischen CJD aus, auch wenn nur bei etwa 5 bis 10 Prozent der Patienten Mutationen nachgewiesen werden können, welche eine Konformationsänderung der Prionen erklären, die wiederum Ausgang der spongiformen Enzphalopathie ist.
Von den bis bekannten Formen der sporadischen CJD unterscheiden sich die Patienten durch die histopathologischen Veränderungen, etwa die Form der spongiformen Degeneration oder das Vorhandensein von Mikroplaques. Außerdem sind die Prionen, anders als bei CJD, durch Proteasen abbaubar.
Die Forscher schlagen die Bezeichnung "protease-sensitive Prionopathy" oder PSPr vor. Wie häufig die Erkrankung ist, lässt sich anhand von 11 über 5 Jahre gesammelten Fällen (zu denen laut New Scientist noch 5 weitere kommen) noch nicht abschätzen. [Abstract der Studie]
Widerstandsfähige Prionen
Aus: Uni-Protokolle, 1. August 2008, ??.?? Uhr MESZ (Presse-Mitteilung) von der Fraunhofer-Gesellschaft. [Original]SCHMALLENBERG (idw). Mehrere Jahre können Erreger der Schafseuche Scrapie, Prionen, im Boden überdauern, wie Forscher nun herausfanden über belastete Weiden können sich die Tiere anstecken. Ob die ähnlichen BSE- und CWD-Erreger genauso widerstandsfähig sind, ist noch nicht geklärt. Eine Herde Schafe auf der Weide ein idyllisches Bild. Der Eindruck kann jedoch täuschen: Leiden die Tiere an der Krankheit Scrapie, sterben oft ganze Herden. Bei dieser Seuche zerstören Prionen das Gehirn der Tiere, ähnlich wie bei BSE. Es bekommt Löcher, die Schafe sind orientierungslos, haben einen ausgeprägten Juckreiz und scheuern sich die Wolle ab. Schließlich sterben die infizierten Tiere.
Die Krankheit einzudämmen ist schwierig oft bricht die scheinbar besiegte Krankheit nach Monaten oder Jahren auf dem gleichen Hof erneut aus. Werden die Prionen nicht nur durch direkten Kontakt weitergegeben, sondern auch über die Umwelt etwa über die Weiden? Wie lange überdauern Prionen, die etwa über Speichel und Fäkalien der kranken Tiere auf die Weide gelangen, im Boden?
Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts für Molekularbiologie und Angewandte Oekologie (IME) in Schmallenberg untersuchten diese Zusammenhänge mit ihren Kollegen des Berliner Robert-Koch-Instituts und dem Riemser Friedrich-Loeffler-Institut im Auftrag des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit BMU. "Wir haben Bodenproben mit Scrapie-Erregern vermischt und untersucht, wie lange die Erreger überleben", sagt Dr. Björn Seidel, der die Untersuchungen am IME geleitet hat. "Selbst nach 29 Monaten, also nach mehr als 2 Jahren, konnten wir noch Prionen im Boden nachweisen." Doch sind diese Prionen auch noch infektiös?
"Der Boden scheint die Infektiösität der Erreger sogar zu steigern. Die Inkubationszeit die Zeit bis zum Ausbruch der Krankheit ist auch nach 29-monatigem Überdauern der Prionen im Boden sehr kurz. Sämtliche Tiere, die kontaminierten Boden verabreicht bekamen, erkrankten innerhalb kürzester Zeit. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass neu auftretende Scrapie-Fälle bei Schafen auf Prionen-verseuchte Weiden zurückzuführen sind", fasst Seidel zusammen. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Schafe sich möglicherweise selbst über Oberflächenwasser anstecken könnten, auch wenn hier die Ansteckungsgefahr weit geringer ist. Für Menschen besteht jedoch keine Gefahr: Ihnen scheint der Scrapie-Erreger nichts anhaben zu können.
Auch die Krankheit "Chronic Wasting Disease CWD" erregt Besorgnis: Ebenso wie BSE und Scrapie wird sie durch Prionen ausgelöst, befällt jedoch vor allem Rotwild. In Nordamerika steigen die Zahlen infizierter Tiere stark an. Wie lange überdauern die BSE- und CWD-Prionen im Boden? "Hierzu wären dringend weitere Untersuchungen nötig, entsprechende Forschungsanträge wurden bereits gestellt", sagt Seidel.
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