D I E M E X I K A N I S C H E G R I P P EDer neue Kampf gegen die Impfkritiker
Die Immunisierung gegen Schweinegrippe könnte besser laufen: In der Medizin geht es nicht immer rational zu. Gerade beim Thema Impfen haben viele Menschen mehr Angst vor dem kleinen Pikser als vor der Krankheit, die damit verhindert wird.
Aus: Der Tagesspiegel, Berlin, 19. August 2009, Seite 6 (Meinung) von ALEXANDER S. KEKULÉ. Der Autor ist Institutsdirektor und Professor für Medizinische Mikrobiologie in Halle. [Original]D eutschland ist die Hochburg der "Impfkritiker" wegen der schlechten Akzeptanz der Masern-Impfung fordern Fachleute in den USA beispielsweise, Deutsche nur noch mit Impfnachweis einreisen zu lassen.
Das Bundesgesundheitsministerium und seine Behörden wissen das natürlich. Das Robert-Koch-Institut (RKI) klärt unermüdlich über die (wichtige!) Masernimpfung auf, kämpft für die Einhaltung des Impfkatalogs bei Kindern und rührt alljährlich die Werbetrommel für die saisonale Influenza-Impfung. Doch die Deutschen Impfmuffel wollen einfach nicht hören.
Wer so einen Patienten vor sich hat, braucht Sensibilität und Einfühlungsvermögen. Doch im Zusammenhang mit der Vakzinierung gegen Schweinegrippe, immerhin eine der größten Massenimpfungen der Geschichte, wird der deutsche Patient wie ein unmündiges Kind behandelt.
So rückten die Behörden erst nach öffentlichen Äußerungen unabhängiger Fachleute damit heraus, dass der Pandemieimpfstoff doch etwas riskanter ist als die bewährte saisonale Influenza-Impfung. Durch den beigemischten Verstärker, das "Adjuvans", kommt es häufiger zu Schwellungen und Schmerzen an der Injektionsstelle, zu Fieber und zu Mattigkeit. Über diese harmlosen Nebenwirkungen hätte man frühzeitig offen sprechen müssen, zumal sie bei Kindern besonders häufig auftreten.
Zudem trifft die Begründung, mit der man sich für die adjuvanzierte Vakzine entschieden hat, im Fall der Schweinegrippe nicht zu. Zwar wird durch das Adjuvans die benötigte Menge der knappen, eigentlichen Wirksubstanz (in Hühnereiern gezüchtete Bruchstücke abgetöteter Viren) um etwa 50 Prozent reduziert, so dass theoretisch weltweit mehr Menschen geimpft werden könnten. Doch hat Deutschland ohnehin nur für 25 seiner 82 Millionen Einwohner Impfstoff bestellt. Da hätte man auch den normalen Impfstoff (mit doppelter Wirkstoffmenge, aber ohne Adjuvans) nehmen können, ohne die Dritte Welt zu benachteiligen. Andere Staaten waren pragmatischer und haben den nicht adjuvanzierten Impfstoff bestellt.
Auch das Argument der deutschen Behörden, die Schutzwirkung sei ohne Adjuvans zu schwach, ist keineswegs belegt. Im Falle der Vogelgrippe H5N1, für die die adjuvanzierten Impfstoffe ursprünglich zugelassen wurden, wäre das zutreffend gewesen. Das Schweinegrippevirus H1N1 ist dagegen näher verwandt mit saisonalen Influenzaviren. Die oberste Gesundheitsbehörde der USA hält es deshalb für "unwahrscheinlich", dass der Impfstoff mit Adjuvans versetzt werden muss und testet erst einmal eine normale Vakzine. Diese Impfstoffe wurden mehr als 1 Milliarde Mal angewendet und gehören zu den sichersten überhaupt. Wenn das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) dagegenhält, die adjuvanzierten Impfstoffe seien "absolut sicher", weil sie an einigen Zehntausend Erwachsenen (und so gut wie keinen Kindern) getestet wurden, ist der Protest der Kritiker programmiert. Auch die Krankenkassen suchen derzeit nach Argumenten, um die Impfaktion nicht bezahlen zu müssen.
S C H W E I N E G R I P P E - I M P F U N GNeues von der Mexikanischen Grippe
Ein Info-Service der BSE-Page zur Entwicklung der neuen Influenza.
[Zum 1. Teil] [Zum 2. Teil]Gesammelt für: BSE-Page, Berlin, ab 20. August 2009 (News).
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gibt es auch in
Kritik am Grippe-Impfstoff für Deutschland
BERLIN 20.8.2009 (khd/zt/tsp/d-radio). Obwohl bewiesen ist, daß Impfungen segensreich sind, blamieren sich selbsternannte Impfkritiker in Leser-Foren mit selten dummen Sprüchen, wie es beispielsweise ein(e) ich-und-du gestern um 14.51 Uhr im Tagesspiegel tat. Aber nur durchs Impfen im Großstil konnten solche Seuchen wie Polio (Kinderlähmung), Pocken und Diphtherie nahezu ausgerottet werden. Auch ist bekannt, daß es bei Impfungen zu Nebenwirkungen kommen kann, in seltenen Fällen können diese auch schwerwiegend sein. Es gibt immer ein Restrisiko, aber eben auch einen sehr großen Nutzen für sehr viele Menschen.Nun gibt es heute hierzulande keine Impfpflicht mehr (wie es sie noch nach 1945 bei den Typhus-Massenimpfungen gab), so daß heute jeder selbst entscheiden kann, ob man sich impfen läßt. Da aber dem Pandemie- Impfstoff für Deutschland ein Impfverstärker (Adjuvans) und das umstrittene Konservierungsmittel Thiomersal beigefügt sein sollen, ist es ratsam, sich nicht gleich in den ersten Wochen impfen zu lassen zumal wenn man zu Risikogruppen gehört. Bis dahin sollte feststehen, ob besondere Nebenwirkungen zu erwarten sind, die sich in den jetzt laufenden klinischen Tests noch nicht gezeigt haben. [Nutzen der Massenimpfung] [Kekulé: Der neue Kampf gegen die Impfkritiker]
WHO erwartet Explosion der Fallzahlen
GENF 23.8.2009 (khd/dw/who/d-funk). Die Schweinegrippe (Mexikanische Grippe) ist nun in 179 Ländern nachgewiesen worden. In nur 5 Monaten konnte sich das Virus von Mexiko über die ganze Erde ausbreiten. Die WHO erwartet, daß sich die neue Influenza in den kommenden Monaten weiter ausbreiten und mehr Tote fordern wird. In vielen Ländern werde es zu einer Explosion der Fallzahlen kommen. Bis vergangene Woche sind dem neuartigen Virus weltweit bereits fast 1.800 Menschen erlegen. In Europa gibt es bislang 80 Todesopfer, in Deutschland noch keines.Nach Einschätzung der WHO ist die Einnahme antiviraler Medikamente bei einer Schweinegrippe- Infektion für ansonsten gesunde Menschen nicht unbedingt notwendig. Grippemittel wie Tamiflu sollten Patienten bekommen, die zu Risikogruppen gehörten. Bei einem schweren Krankheitsverlauf solle aber sofort mit Tamiflu behandelt werden, möglicherweise sogar in einer höheren Dosierung als bisher empfohlen. Bei 8 voneinander unabhängigen Fällen ist bislang eine Viren-Resistenz gegenüber Tamiflu beobachtet worden.
In Chile soll das A/H1N1-Virus auf Puten übertragen worden sein. Das internationale Tierseuchenamt in Paris (OIE) prüft derzeit die Fakten, denn es könnte in Chile ein gefährliches Mischvirus neu entstehen (H1N1 + H5N1). Über Erkenntnisse der OIE zur Entstehung des A/H1N1-Virus in Mexiko wurde bislang nichts bekannt.
Ausbreitung der Mexikanischen Grippe (Schweinegrippe in Europa)
STOCKHOLM 28.9.2009 7.00 GMT (khd/ecdc). Die »Influenza A/H1N1-Mexico« alias »Mexikanische Grippe« bislang ungenau Schweinegrippe (‚swine flu‘) genannt wurde bis heute in Europa bei mindestens 54.667 Patienten in folgenden 39 europäischen Ländern festgestellt ([_5], in Fettdruck die 8 am meisten betroffenen Länder):
Albanien (1+?[_4]), Belgien (126), Bosnien-Herzegowina (1+?), Bulgarien (70), Dänemark (651), Deutschland (19.893+?[_3]), Estland (68), Finnland (305), Frankreich (1.125+?[_5]), Griechenland (2.149), Großbritannien (13.770+?[_1], geschätzt auf mehr als 110.000), Irland (1173), Island (200), Italien (2.470), Lettland (30), Liechtenstein (5), Litauen (53), Luxemburg (333), Malta (305), Monaco (1+?), Montenegro (10), Niederlande (1.473), Norwegen (1.336), Österreich (361), Polen (164), Portugal (2.983), Rumänien (336), Rußland (3+?[_4]), Schweden (1.381), Schweiz (1.196), Serbien (15+?[_4]), Slowakei (133), Slowenien (244), Spanien (1.538+?[_2]), Tschechien (293), Ukraine (1+?[_4]), Ungarn (206), Weißrußland (1+?[_4]), Zypern (297).
[_1] = Großbritannien hat Anfang Juli 2009 die systematische Zählung eingestellt.
[_2] = Spanien zählt offensichtlich auch nicht mehr systematisch.
[_3] = Und auch Deutschland kommt wohl nicht mehr hinterher.
[_4] = Das ECDC teilt diese Zahlen nicht mit.
[_5] = Seit etwa Mitte August 2009 zählen die meisten Länder nicht mehr systematisch!
Todesfälle in Europa durch die neue Grippe vom Typ A/H1N1-Mexico/2009 wurden bisher aus Großbritannien (82), Spanien (36), Ungarn (2), Belgien (1), Frankreich (29), Niederlande (4), Irland (2), Malta (3), Griechenland (3), Schweden (2), Norwegen (4), Italien (3), Luxemburg (1), Portugal (2), Deutschland (1) gemeldet. In den anderen Ländern verlief die neue Seuche bislang glimpflich.
In Europa sind bis heute 175 Todesfälle (um 0,3 % der Erkrankten) aufgrund einer Infektion durch das Virus H1N1-Mexico bestätigt worden. In Deutschland gab es das 1. Grippeopfer Ende September 2009. Die Mexikanische Grippe (Schweinegrippe) ist inzwischen weltweit außer Kontrolle. Nur eine Impfung wird die volle Ausbreitung stoppen können. Ein Impfstoff kann aber frühestens im Oktober 2009 zur Verfügung stehen, in ausreichender Menge vermutlich erst Anfang 2010.
Influenza-Pandemie 2009
In Wikipedia, der
freien Enzyklopädie.Hinweis: Dieses ist die letzte derartige Statistik-Aufstellung, da das ECDC seit Anfang Oktober 2009 keine aufsummierten Fallzahlen der Länder mehr lieferte.
[ECDC Influenza Pandemic 2009] (Europäisches Seuchenzentrum)
[Seit 2004 Gesammeltes zu gefährlichen Virus-Grippen] (BSE-Page)
Im Oktober beginnen die Impfungen
GENF/BERLIN 29.9.2009 (khd/who). Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat weltweit über 4000 Tote (4108) durch die Schweinegrippe (Mexikanische Grippe) registriert. Von 191 Länder Ländern wurden der WHO bislang 343.298 Fälle gemeldet. Die WHO weist aber daraufhin, daß diese Zahl nicht mehr die tatsächliche Aktivität der neuen A/H1N1-Influenza wiederspiegelt. Die meisten Länder zählen längst nicht mehr jeden Fall.In den USA wird Anfang Oktober mit dem Impfen per Nasenspray begonnen. In Deutschland kann voraussichtlich in der 2. Oktoberhälfte mit den Impfung per Spritze gegen die Schweinegrippe begonnen werden. Die EU hat heute 3 Impfstoffe freigegeben. Beim Impfstoff für die saisonale Impfung im nächsten Jahr soll bereits das neue Virus berücksichtigt werden, so daß dann nur noch eine Impfung erforderlich ist.
Schweinegrippe in Deutschland
BERLIN 5.10.2009 13.00 GMT (khd/rki). Die »Influenza A/H1N1-Mexico/2009« alias »Mexikanische Grippe« bislang ungenau Schweinegrippe (‚swine flu‘) genannt wurde bis heute in Deutschland bei 21.537 Patienten in allen 16 Bundesländern festgestellt und gemeldet (in Fettdruck die 4 am meisten betroffenen Länder):
Baden-Württemberg (3.200), Bayern (3.183), Berlin (670), Brandenburg (460), Bremen (161), Hamburg (451), Hessen (1.045), Mecklenburg-Vorpommern (163), Niedersachsen (2.812), Nordrhein-Westfalen (5.926), Rheinland-Pfalz (1.257), Saarland (260), Sachsen (400), Sachsen-Anhalt (386), Schleswig-Holstein (663), Thüringen (500).
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Pandemie der Mexikanische Grippe. Diese neue Influenza, die zunächst Schweinegrippe genannt wurde, brach etwa Mitte März 2009 in Mexiko aus. Vor allem Flugtouristen haben die Seuche in nur wenigen Wochen über die ganze Welt verbreitet. Erreger ist das mutierte Virus A/H1N1-Mexico, das vermutlich in der Massentierhaltung von Schweinen in Mexiko entstand.
Obwohl auf der Nordhalbkugel Sommer ist, kommt es hier bislang zu keinem Totlaufen der neuen Grippewelle. Das neue Virus ist zu infektiös, denn dagegen ist noch kein Mensch immun. Das läßt für den kommenden Winter Schlimmes befürchten. Seit dem 10. Juli 2009 ist auch in Deutschland eine rasante Zunahme der neuen Virus-Grippe zu beobachten (blaue Kurve).
Da die ‚Meßwerte‘ seit Anfang Juli 2009 der wahren Ausbreitung der Schweinegrippe stark hinterherhinken, wurden in der Grafik Hochrechnungen aufgrund des bisherigen Verlaufs hinzugefügt (dünne Linien). Anfang September 2009 wurde weltweit eine Opferzahl von 3000 Toten durch das neue H1N1-Virus überschritten. Damit sind inzwischen mehr Menschen als durch den Terror-Anschlag vom 11.9.2001 gestorben.
Hinweis: Diese Grafik wird nach dem 15. Oktober 2009 nicht mehr aktualisiert, da die gemeldeten Fallzahlen längst schon nicht mehr die wahre Situation wiedergeben. Aktuelle Zahlen gibt es vielleicht bei der WHO (Genf), für Europa bei der ECDC (Stockholm) und für Deutschland beim RKI (Berlin). (Grafik: siehe Inset khd)
Streit um Impfstoffe
BERLIN/GENF 16.10.2009 (khd/rki/who/sp/d-radio). In Deutschland soll nun am 26. Oktober mit der Impfung gegen die Schweinegrippe begonnen werden. Geimpft wird mit dem neu entwickelten Impfstoff Pandemrix des Herstellers GlaxoSmithKline, dem ein Wirkungsverstärker AS03 zugesetzt ist. Deshalb gab es jetzt noch einmal Streit um die von Deutschland bestellten Impfstoffe, als bekannt wurde, daß die Bundeswehr einen Impfstoff ohne Wirkungsverstärker (Adjuvans) eingekauft hat, mit dem auch unsere Spitzenpolitiker geimpft werden sollen.Nicht nur prominente Mediziner sprechen von Skandal und fordern nun, daß auch für die Bevölkerung dieser verträglichere Impfstoff Celvapan H1N1 der Firma Baxter zur Verfügung gestellt wird, bei dem mit weniger Nebenwirkungen wie Kopf- und Gliederschmerzen zu rechnen ist. Das sei für Kinder und Schwangere besonders wichtig. Schließlich komme auch der bewährte saisonale Impfstoff ohne solche Impfverstärker aus. Auch in den USA werde jetzt ohne Adjuvans geimpft, heißt es. [mehr]
Die Zahl der gemeldeten Fälle der neuen Influenza tritt in den Hintergrund. Die WHO hatte zuletzt (11.10.2009) weltweit rund 400.000 Erkrankungen an der Mexikanischen Grippe (Schweinegrippe) registriert. Die Dunkelziffer ist dabei sehr hoch. Auch das Robert-Koch-Institut (RKI) wie schon das ECDC beschränkt sich nur noch auf die Mitteilung der Anzahl der Todesfälle, die auf eine Infektion mit der neuen Grippe zurückgehen. In Deutschland sind das bislang 2, in Europa 220 und weltweit rund 4800 Todesfälle.
Skandal-Entwarnung
BERLIN 20.10.2009 (khd/d-radio). Es kann wohl Skandal- Entwarnung gegeben werden. Denn als vor Jahren das Beschaffungsamt der Bundesregierung angesichts der drohenden Vogelgrippe bei Baxter vorsorglich einen Pandemie-Impfstoff bestellte, war nicht klar, wie dieser zusammengesetzt sein würde. Baxter soll damals schlichtweg das günstigste Angebot gemacht haben. Die Bundesregierung beteuerte gestern, daß es keinen Regierungsimpfstoff mit Vorgaben zur Qualität oder Zusammensetzung gebe.Da Baxters Pandemie-Impfstoff Celvapan H1N1 ein Ganzvirus- Impfstoff ist, werden auch hier mehr Nebenwirkungen als bei der saisonalen Grippe- Impfung erwartet. Celvapan enthält viermal so viel Viruseiweiß (15 µg/Dosis) wie der Pandemie-Impfstoff Pandemrix von GlaxoSmithKline (3,75 µg/Dosis), der nur gereinigte Oberflächenproteine des Schweinegrippe-Virus enthält (Spalt-Impfstoff). Pandemrix soll deshalb vor der Injektion vom Arzt mit dem von GlaxoSmithKline entwickelten Adjuvans vermischt werden. Dieser Wirkungsverstärker soll das menschliche Immunsystem besonders anregen, ausreichend Abwehrstoffe gegen die Schweinegrippe zu bilden. [Kekulé-Kommentar]
Nur eine Pseudo-Pandemie?
HAMBURG 26.10.2009 (khd/sp). Unter Experten wird derzeit diskutiert, ob das neue Schweinegrippe-Virus A/H1N1-Mexico überhaupt ein Pandemie-Virus (ein neu entstandener Erreger, dem Menschen total schutzlos ausgeliefert sind) ist. Denn bei den bislang Geimpften genügte bereits eine einzige Impfdosis, um massenhaft Antikörper zu produzieren, wie heute der Spiegel berichtet. Bislang waren selbst die Impfstoff-Entwickler davon ausgegangen, daß erst nach 2 Impfungen ein ausreichender Schutz vor der neuen Influenza aufgebaut werden könne.Offensichtlich sei das neue Virus dem menschlichen Immunsystem doch nicht so unbekannt, wird nun vermutet. So sei das H1-Protein des Schweinegrippe-Virus dem H1-Eiweiß der saisonalen Grippe recht ähnlich (etwa zu 25 %). Da derzeit aber niemand sagen kann, wie es mit dem Schweinegrippe-Virus weitergeht, ist der Schutz durch die Impfung wichtig.
Schweiz schränkt Pandemie-Impfung ein
BERN/BERLIN 30.10.2009 (khd/sda/rbb). In der Schweiz werden Schwangere, Kinder bis 18 Jahren und Ältere ab 60 Jahren nicht mit dem Impfstoff Pandemrix gegen die Schweinegrippe geimpft. Die Schweizer Zulassungsbehörde Swissmedic hat wegen seiner Zusatzstoffe Bedenken, zumal ihr keine klinischen Forschungsergebnisse zu Schwangeren und sehr wenige zu Kindern vorlägen, heißt es.Ob stattdessen in der Schweiz für diese Risikogruppen nun ein Impfstoff ohne Wirkungsverstärker (Adjuvantien) eingesetzt werden soll, ist unklar, aber wahrscheinlich. In den USA kommt man bei der Impfung gegen die neue Influenza (Schweinegrippe) generell ohne Impfverstärker aus, was wohl auch mit den dort hohen Haftungssummen zu tun haben mag, die bei Impfschäden fällig werden.
Unterdessen versucht derzeit in Deutschland das Bundesgesundheitsministerium, für die Immunisierung von Schwangeren in Frankreich oder in den USA einen Pandemie-Impfstoff ohne Adjuvans zu beschaffen.
2. Schweinegrippe-Welle rollt an
BERLIN 3.11.2009 (khd/d-radio/info-radio). In der letzten Woche haben sich die gemeldeten Schweinegrippe-Neuinfektionen gegenüber der Vorwoche auf rund 3000 pro Woche fast verdoppelt. Die Schwerpunkte lagen in Süddeutschland sowie in Mecklenburg-Vorpommern. Das Robert-Koch-Institut erwartet, daß das der Beginn der befürchteten 2. Grippewelle ist und rät, sich gegen die Seuche impfen zu lassen. Bislang sind hierzulande 6 Menschen an den Folgen der Schweinegrippe (A/H1N1-Influenza) verstorben.Unterdessen ist es in der Ukraine zu einer Grippe-Panik gekommen. Es soll in den letzten Tagen bereits 70 Grippe-Tote gegeben haben, wobei unklar ist, ob diese alle durch Schweingrippe-Infektionen verursacht worden sind. Außerdem breitet sich dort zusätzlich die durch Bakterien übertragene Lungenpest aus. Treffen beide Infektionen aufeinander, dann kann das sehr schnell tödlich sein. In der Ukraine wurde der Ausnahmezustand verhängt und alle Schulen geschlossen.
EU-Seuchenamt versteckt Daten
STOCKHOLM 10.11.2009 (khd/ecdc). Seit einigen Tagen kann beim europäischen Seuchenamt ECDC (European Centre for Disease Prevention and Control) die Seite mit aktuellen Statistik-Daten zur H1N1-Schweinegrippe nicht mehr von jedermann gelesen werden (Anzeige: 401 UNAUTHORIZED You are not authorized to view this page). Wochenlang war diese Tabelle für alle erreichbar. Es wird nunmehr die Eingabe eines Paßwortes verlangt. Wenn dieses nicht auf einem vorübergehenden Fehler beruht, ist es höchst merkwürdig. Dann stellt sich die Frage: Warum soll sich nicht jeder Interessierte die aktuellen Zahlen auf einer amtlichen HTML-Seite ansehen dürfen? [mehr]
Impfkrisen-Gipfel in Berlin
BERLIN 11.11.2009 (khd/info-radio/d-radio). Man kann sich nur noch wundern. Da hatte die deutsche Gesundheitspolitik monatelang Zeit, sich auf die Pandemie-Impfung vorzubereiten. Zwar hatte man einen bundeseinheitlichen Pandemie-Plan entwickelt, aber jetzt klappt das mit der Impfung der Bevölkerung allerorten nicht. Jedes Bundesland handhabt das anders, was als föderales Versagen kritisiert wird. Meist fehlte es am Impfstoff Pandemrix, und so mußten viele Impfwillige von den Ärzten wieder nach Hause geschickt werden. Begründet wurde das mit angeblichen ‚Logistik-Problemen‘. Besonders schlecht soll die Impfaktion in Berlin und Niedersachsen angelaufen sein.So kam es heute zu einem Impfkrisen-Gipfel der Gesundheitsminister in Berlin. Die Massenimpfung gegen die Schweinegrippe soll nun angesichts steigender Fallzahlen (bereits um 7000 pro Woche) beschleunigt werden, versprach der neue Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP). Es werde aber noch bis Ende Dezember dauern, bis 20 Mio. Impfdosen zur Verfügung stehen. Bis Ende November sollen von GlaxoSmithKline immerhin 9,3 Mio. Dosen Pandemrix ausgeliefert werden. Wann die restlichen 30 Mio. Impfdosen der von der Bundesregierung bestellten 50 Mio. Dosen geliefert werden, ist derzeit noch unklar. Es könnte bis März 2010 dauern.
Speziell für Schwangere werden nun zusätzlich 150.000 Impfdosen eines Impfstoffs ohne Wirkungsverstärker (Adjuvans) von der australischen Firma CSL Biotherapies eingekauft, der bereits im Dezember zur Verfügung stehen soll. Vermutlich reicht aber die bestellte Menge nicht für alle derzeit Schwangeren aus.
ECDC-Infos nur noch in PDF
STOCKHOLM 13.11.2009 (khd). Offensichtlich bietet das ECDC die aktuellen Schweinegrippe- Daten für die Öffentlichkeit nur noch zusammen mit Grafiken als voluminöse PDF-Dokumente an. Durch einen Hinweis bei Wikipedia (2009 flu pandemic) wurde das jetzt gefunden unter dem ECDC-Pfad: http://www.ecdc.europa.eu/en/healthtopics/Pages/Pandemic_(H1N1)_2009_Daily_Update.aspx . Das ist sehr schade, denn eine HTML-Tabellenseite wird wesentlich schneller geladen. Das EU-Seuchenamt selbst gab leider keinen Hinweis auf die Umstellung. Auch deren Suchfunktion auf der Homepage konnte Anfang November nicht weiterhelfen.18.11.2009 (khd). Besonders ärgerlich ist nun aber, daß das tägliche PDF-Dokument meistens fehlerhaft ist (korrekter Schluß fehlt), so daß es nach dem Download nicht gelesen werden kann.
Schweinegrippe-Infektionen steigen stark an
BERLIN 18.11.2009 (khd/who/rki). Die Zahl der Neu-Infektionen an der Schweinegrippe A/H1N1 hat sich in Deutschland stark erhöht. Das Robert-Koch-Institut (RKI) hat jetzt mehr als 15.000 Erkrankungen pro Woche festgestellt. Ende Oktober waren es nur um die 3000 Fälle pro Woche. Gab es Mitte Oktober nur einige Todesopfer, hat sich inzwischen die Zahl auf 21 erhöht.Die Weltgesundheitsorganisation WHO berichtet, daß bislang insgesamt 80 Mio. Dosen Pandemie-Impfstoff unterschiedlicher Art produziert worden sind. Davon seien 65 Mio. Dosen verimpft worden, heißt es. Statistisch gesehen träten Nebenwirkungen bei 1 von 10.000 Impfungen auf. Von den registrierten Nebenwirkungen wiederum seien etwa 5 % schwer, also etwa 5 schwere Fälle auf 1 Mio. Impfungen.
Impfstoff-Rückruf in Kanada
KANADA 24.11.2009 (khd/sda/d-funk). In Kanada ist es nach der Schweinegrippe-Impfung mit Arepanrix zu einer ungewöhnlichen Häufung von schweren allergischen Reaktionen (Anaphylaxien) gekommen. Daraufhin wurde vom Hersteller GlaxoSmithKline (GKS) eine Impfstoff-Charge aus kanadischer Produktion (170.000 Einheiten) zurückgerufen. Nach Angaben des Herstellers sei Arepanrix sehr ähnlich, aber nicht identisch mit dem Impfstoff Pandemrix von GKS, wie er in Deutschland verwendet wird. Die WHO will klären, was da in Kanada passiert ist.
Mutationen des Schweinegrippe-Virus
GENF 27.11.2009 (khd/who). In Großbritannien und Norwegen wurden in den letzten Wochen Mutationen des Schweinegrippe-Virus A/H1N1-Mexico beobachtet. Dazu stellte die WHO fest, daß es sich um Einzelfälle handelt, die sich nicht im Land verbreitet haben. Auch wenn weitere Untersuchungen im Gange sind, gibt es derzeit keinen Beleg, daß diese Mutation zu einem ungewöhnlichen Anstieg der Infektionen oder einer größeren Zahl schwerer oder tödlicher Verläufe führt, schreibt die WHO am 20.11.2009. Die verfügbaren Impfstoffe verleihen auch Schutz gegen diese Virus-Variante.
Scheitelpunkt vermutlich überschritten
BERLIN 4.12.2009 (khd/rki). In Deutschland ist nach Angabe des Robert-Koch-Instituts (RKI) jetzt die Zunahme bei den Neu-Erkrankungen an der Schweinegrippe zurückgegangen. Es wird vermutet, daß der Scheitelpunkt der derzeitigen Welle überschritten ist. Es ist aber möglich, daß es Anfang 2010 zu einer weiteren Schweinegrippe-Welle kommen kann. Bislang wurden rund 5 Mio. Deutsche gegen die neue Influenza-Form geimpft.
Hohes Fieber nach 2. Schweinegrippe-Impfung
LONDON 7.12.2009 (khd/emea). Die Europäische Pharma-Behörde EMEA berichtet über das Auftreten von hohem Fieber bei kleinen Kindern nach der 2. Impfung mit Pandemrix. Sie empfiehlt, die Körpertemperatur des Kindes genau zu beobachten und gegebenenfalls fiebersenkende Mittel wie Paracetamol zu verabreichen.
Schweinegrippe in Deutschland
BERLIN 12.12.2009 (khd/rki). Die Aktivität der akuten respiratorischen Erkrankungen (ARE) ist in der 49. Kalenderwoche bundesweit gesunken, teilt das Robert-Koch-Institut (RKI) mit. Sie liege Anfang Dezember 2009 im moderat erhöhten Bereich. Da die dem RKI übermittelten Schweinegrippe-Fälle bereits in der 2. Woche rückläufig sind, scheint in Deutschland der Höhepunkt der 1. pandemischen Welle überschritten zu sein. Bis zum 8.12.2009 gab es hierzulande 94 Tote durch die neue Influenza (A/H1N1).
Schweinegrippe-Impfung für Schwangere beginnt
BERLIN 15.12.2009 (khd/tsp/d-radio). Der spezielle Impfstoff des australischen Herstellers CSL Biotherapies für Schwangere ist in Deutschland eingetroffen und wird an die Impfärzte verteilt. Dieser Influenza-Impfstoff enthält keine Wirkungsverstärker (Adjuvantien). Die Impfung sollte nicht vor dem 4. Schwangerschaftsmonat erfolgen.
Eine richtige Pandemie war das bislang nicht
BERLIN 1.3.2010 (khd/who). Zwar hat sich das neue Schweinegrippe-Virus 2009 in nur wenigen Monaten über die gesamte Erde ausgebreitet, aber dennoch kann kaum von einer Pandemie gesprochen werden. Die Zahl der Grippe-Opfer ist bislang nicht auf besorgniserregende Werte angestiegen. Die WHO meldete bis Ende Februar weltweit insgesamt rund 16.000 Schweinegrippe-Tote, in Deutschland gab es rund 240 Todesfälle. Das sind aber deutlich weniger als jedes Jahr an der saisonalen Virus-Grippe sterben.Das Schweinegrippe-Virus ist nicht so gefährlich, wie ursprünglich angenommen. Es bleibt aber die Sorge, daß sich das neue H1N1-Virus in eine gefährlichere Form wandeln könnte und eine neue Grippewelle auslösen könnte. Das muß aber nicht eintreten. Angesichts dieser Situation soll an dieser Stelle die Berichterstattung (vorerst) beendet werden, zumal immer weniger aktuelle Daten von WHO, ECDC (hat nur noch Grafiken) und RKI veröffentlicht werden. [Profit ohne Pandemie]
Schweinegrippe-Pandemie für beendet erklärt
GENF 10.8.2010 (khd/d-radio). Die WHO hat jetzt die Schweinegrippe-Pandemie für beendet erklärt. Das Grippe-Virus H1N1 verhalte sich nunmehr wie ein ‚normales‘ saisonales Grippe-Virus. Weltweit seien an der Schweinegrippe alias Mexikanische Grippe mehr als 18.000 Menschen gestorben. [Profit ohne Pandemie]
Grippe-Impfstoff wird nun vernichtet
BERLIN 17.8.2011 (khd/ag/d-funk). Deutsche Gesundheitsbehörden hatten 2009 reichlich Impfstoff gegen die Schweinegrippe eingekauft. Heute wird gemeldet: Rund 196 Paletten mit 16 Millionen Impfdosen gegen die Schweinegrippe müssen verbrannt werden. Die Bundesländer bleiben damit auf Kosten von 239 Millionen Euro sitzen. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hatte den Impfstoff Pandemrix nur für die Pandemie zugelassen, diese aber für beendet erklärt.
Todesfälle durch die Mexikanische Grippe (Schweinegrippe) in Europa
STOCKHOLM/GENF 15.10.200921.12.2009 8.00 GMT (khd/ecdc/who). Die »Influenza A/H1N1-Mexico/2009« oder »Mexikanische Grippe« bislang ungenau Schweinegrippe (‚swine flu‘) genannt hat bis heute in Europa 2014 Todesopfer in folgenden 43 europäischen Ländern gefordert (in Fettdruck die 4 am meisten betroffenen Länder):
Albanien (5), Armenien (2), Belgien (17), Bosnien-Herzegowina (7), Bulgarien (35), Dänemark (21), Deutschland (119+?[_6]), Estland (7), Finnland (36), Frankreich (196), Georgien (5), Griechenland (51), Großbritannien (298), Irland (22), Island (2), Italien (178), Kosovo (10), Kroatien (22), Lettland (17), Litauen (14), Luxemburg (2), Malta (3), Mazedonien (14), Moldawien (16), Montenegror (2), Niederlande (51), Norwegen (29), Österreich (3), Polen (97), Portugal (46), Rumänien (32), Rußland (19), Schweden (20), Schweiz (9), Serbien (38), Slowakei (25), Slowenien (13), Spanien (232), Tschechien (38), Ukraine (202), Ungarn (36), Weißrußland (20), Zypern (3).
Von der WHO sind bis zum 20.12.2009 weltweit 11.516 Todesopfer registriert worden. Besonders viele Schweinegrippe-Tote gab es bislang in Argentinien (617), Brasilien (1632), Indien (777), Mexico (780) und in den USA (2038).
[_6] = Die in der folgenden Grafik angegebene RKI-Zahl ist meist aktueller.
Todesopfer durch die Schweinegrippe
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Tote durch die Mexikanische Grippe (Schweinegrippe) weltweit (rote Kurve, WHO-Daten) und in Europa (blaue Kurve, ECDC-Daten) sowie in Deutschland (grüne Kurve, RKI-Daten). Entwicklung seit Anfang Mai bis zum Jahresende 2009.
In Europa läuft ab Ende Oktober 2009 eine 2. Schweinegrippe- Welle an. In der 43. Kalenderwoche ist am 22.10.2009 in der blauen Kurve ein Knick zu beobachten. Die Todeszahlen für Europa weisen danach einen deutlich höheren Anstieg auf (von vorher rund 16 auf etwa 80 Tote pro Woche). (Grafik: siehe Inset khd)
G R I P P E - M A S S E N I M P F U N GSpezieller Impfstoff für die Regierung
Zorn über Sonderbehandlung für Merkel und Co.
Aus: Stern, Hamburg, 18. Oktober 2009, 15.33 Uhr MESZ (nur elektronisch publiziert). [Original]HAMBURG (stern.de). Der SPD-Gesundheitsexperte Lauterbach spricht von "Zweiklassenmedizin": Bundesregierung und Bundeswehr bekommen einen anderen harmloseren Impfstoff gegen Schweinegrippe gespritzt als die Bevölkerung. Eine Erklärung blieb die Regierung bislang schuldig.
Es ist die größte Impfaktion in der Geschichte der Bundesrepublik: Am Montag werden 50 Millionen Dosen "Pandemrix" (Hersteller: GlaxoSmithKline) in Dresden auf Laster geladen und durch die gesamte Bundesrepublik gekarrt. Hausärzte und Gesundheitsämter sollen die Bevölkerung in den kommenden Wochen mit diesem Mittel gegen die Schweinegrippe impfen.
Es gibt jedoch Ausnahmen: Was für die Bevölkerung gut sein soll, gilt nicht für Mitglieder der Bundesregierung, der Ministerien, nachgeordneter Behörden und für die Bundeswehr. Selbst die Mitarbeiter des Paul-Ehrlich Instituts, das für die Zulassung von Impfstoffen verantwortlich ist, sollen nicht mit "Pandemrix" behandelt werden. Sondern mit "Celvapan" (Hersteller: Baxter). Ein Sprecher des Innenministeriums räumte gegenüber dem Spiegel ein, dass zu diesem Zweck 200.000 Dosen "Celvapan" geordert worden sind.
"Großversuch" mit der Bevölkerung
Grund für die Ungleichbehandlung sind offenkundig die Zusatzstoffe, die in "Pandemrix" enthalten sind und in "Celvapan" fehlen. Diese Zusatzstoffe, sogenannte Wirkverstärker, können zu einer Überreaktion des Immunsystems führen. Wolf-Dieter Ludwig, Chef der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, hält es für einen "Skandal", dass für die Regierung andere Maßstäbe gelten als für die Bevölkerung.Auch SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach übte scharfe Kritik. "Dieser Vorgang ist äußerst unglücklich. So entsteht der Eindruck einer Zweiklassenmedizin bei der Impfung. Innenminister Wolfgang Schäuble hatte hier nicht das notwendige Gespür", sagte Lauterbach der Bild am Sonntag. Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin warf der Bundesregierung vor, sie setze "die Bevölkerung einem Großversuch mit einem nicht [Ed: ausreichend] getesteten Impfstoff aus und lässt sich selbst ohne Nebenwirkungen schützen". Das dürfte die Bereitschaft der Bevölkerung, sich impfen zu lassen, so Trittin, weiter vermindern.
Vorsicht Nebenwirkungen
Bei den Impfstoffen mit Wirkverstärkern treten nach Angaben des Spiegel häufiger Nebenwirkungen auf, darunter Rötungen, Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen. Kinder unter drei Jahren und Schwangere sollen deshalb auf Anraten von Wolfram Hartmann, Präsident des Bundesverbandes der Kinder- und Jugendärzte, gar nicht damit behandelt werden. Er sagte dem Spiegel: "Der Impfstoff ist an ihnen noch überhaupt nicht getestet, deshalb ist das Risiko einfach zu groß, ihn jetzt bedenkenlos einzusetzen."Die Bundesregierung hat zu ihrer Sonderbestellung von "Celvapan" bislang noch nicht ausführlich Stellung genommen. Der Start der Schweinegrippe-Impfung für die Bevölkerung ist für den 26. Oktober vorgesehen. Medikamentenspezialist Ludwig sagte dem Nachrichtenmagazin: "Wir sind unglücklich über diese Impfkampagne." Ihr Nutzen sei ungewiss. Und Ludwig lässt sich mit dem Satz zitieren: "Die Gesundheitsbehörden sind auf eine Kampagne der Pharmakonzerne hereingefallen, die mit einer vermeintlichen Bedrohung schlichtweg Geld verdienen wollten." [Skandal-Entwarnung]
Z U R G R I P P E - I M P F U N GImmun gegen die Impfung
Kinderärzte rebellieren, Frauenärzte warnen: Die Impfkampagne gegen die Schweinegrippe gerät in Verruf. Sind die Deutschen Versuchskaninchen in einem gigantischen Pharma-Experiment?
Hinweis auf: Der Spiegel 43/2009, 19. Oktober 2009, Seite 140142 (Wissenschaft) von VERONIKA HACKENBROCH + GERALD TRAUFETTER. [Original suchen]
S C H W E I N E G R I P P E - P A N D E M I EDeutschland schützt sich zweitklassig
Für die Schweinegrippe gilt: Besser schlecht impfen als gar nicht.
Aus: Der Tagesspiegel, Berlin, 21. Oktober 2009, Seite 6 (Meinung) von ALEXANDER S. KEKULÉ. Der Autor ist Institutsdirektor und Professor für Medizinische Mikrobiologie in Halle. [Original]D ie Nachricht, dass der Bund für Regierungsmitglieder, Bundesbeamte und Militär einen eigenen Schweinegrippe-Impfstoff ohne Wirkungsverstärker bestellt hat, schlug ein wie eine Bombe. Bekommen erwachsene Minister, gesunde Soldaten und Mitarbeiter von Bundesbehörden etwa einen besseren Impfstoff als Schwangere und Kleinkinder? Haben die Fachleute vom Robert-Koch-Institut und vom Paul-Ehrlich-Institut, die den umstrittenen Impfstoff Pandemrix für die Bevölkerung empfahlen, womöglich für sich selbst besser vorgesorgt? Gibt es eine "Zweiklassenmedizin" bei der Impfung?
Richtig ist, dass der vom Bund separat bestellte Impfstoff Celvapan der Firma Baxter keine Adjuvanzien enthält. Die durch die Wirkungsverstärker ausgelösten Nebenwirkungen sind deshalb seltener als bei dem für die Allgemeinbevölkerung bestellten, adjuvanzierten Impfstoff. So kommen etwa Rötung und Schwellung an der Einstichstelle sowie Fieber nach der Injektion gemäß Herstellerangaben bei Celvapan "häufig" vor (1 bis 10 %), bei Pandemrix dagegen "sehr häufig" (mehr als 10 %).
Das Gesundheitsministerium begründet seine Entscheidung damit, dass durch das Adjuvans beim eigentlich immunisierenden Wirkstoff, dem "Antigen", gespart werden kann. Das ist in Zeiten der Pandemie Mangelware und teuer, weil für dessen Herstellung Influenzaviren angezüchtet werden müssen. Celvapan enthält doppelt so viel Antigen wie Pandemrix.
Das sieht zwar auf den ersten Blick nach einer "Impfung erster Klasse" aus. Tatsächlich ist das vom Bund bestellte Celvapan jedoch nicht weniger problematisch als Pandemrix.
Beide Arzneimittel wurden per Schnellverfahren speziell für den Pandemiefall zugelassen, deshalb gibt es nur begrenzte Erfahrungen bezüglich der Nebenwirkungen. Pandemrix wurde für die Zulassung an rund 5000 Erwachsenen getestet, bei Celvapan waren es etwa 600. Mit Schwangeren und Kindern gibt es bei beiden Vakzinen kaum Erfahrungen. Sie wurden ursprünglich für den Fall entwickelt, dass das gefährliche Vogelgrippevirus H5N1 sich genetisch verändert und eine Pandemie auslöst. Gegen von Vögeln stammende Influenzaviren hätte eine normale Impfung, wie sie jedes Jahr gegen die saisonale Grippe eingesetzt wird, nicht ausgereicht. Deshalb enthält Pandemrix den umstrittenen, von Glaxo Smith Kline neu entwickelten Wirkungsverstärker.
Celvapan kommt zwar ohne Adjuvans aus, jedoch ist es eine "Ganzvirus-Vakzine", die ebenfalls mehr Nebenwirkungen hat als die saisonale Grippeimpfung.
Die saisonalen Grippeimpfstoffe werden seit Jahrzehnten milliardenfach eingesetzt, auch bei Schwangeren und Kleinkindern. Die dafür seit den 80er Jahren verwendeten "Split-Vakzinen" bestehen aus gereinigten Oberflächenproteinen von Influenzaviren. Im Vergleich zu den älteren "Ganzvirus-Vakzinen" sind die modernen Split-Vakzinen weniger "reaktogen", das heißt sie rufen seltener Reaktionen an der Einstichstelle, Fieber und allgemeines Unwohlsein hervor. Weil Split-Vakzinen nur einen Teil des Virus enthalten, sind sie aber auch weniger "immunogen", haben also eine schwächere Schutzwirkung. Dies nimmt man bei der Impfung gegen die saisonale Influenza in Kauf, sie hat dafür nahezu keine Nebenwirkungen.
Im Gegensatz zu aus Vögeln übergesprungenen Influenzaviren ist das Schweinegrippe-Virus, das bereits an ein Säugetier angepasst ist, für das menschliche Immunsystem weniger fremd. Deshalb genügen für die Impfung normale Split-Vakzinen ohne Adjuvans, wie sie etwa in den USA und Australien eingesetzt werden. Auch in Europa steht ein solcher Impfstoff (Panenza von Sanofi Pasteur) in Kürze zur Verfügung. Frankreich und andere Staaten haben bereits vor Monaten bestellt, der Hersteller kann mittelfristig keine größeren Aufträge mehr annehmen.
Die Erster-Klasse-Impfung ist deshalb in Deutschland nicht verfügbar. Das Bundesgesundheitsministerium fragt derzeit in Frankreich und den USA an, ob man zumindest für Schwangere und Kinder etwas abbekommen kann. Alle anderen sollten die (vorübergehenden) Nebenwirkungen dennoch in Kauf nehmen, denn für die Schweinegrippe gilt: Besser schlecht impfen als gar nicht.
I S T D A S D E R D U R C H B R U C H ?Bekannter in neuem Gewand
Die größte Impfkampagne der deutschen Geschichte läuft an. Doch unter Experten regen sich Zweifel: Ist die Schweinegrippe womöglich gar keine richtige Pandemie?
Hinweis auf: Der Spiegel 44/2009, 26. Oktober 2009, Seite 154155 (Wissenschaft) von VERONIKA HACKENBROCH. [Original suchen]
S C H W E I N E G R I P P E - P A N D E M I EDie Aufgabe des Prionproteins
Aus: Neue Zürcher Zeitung, 27. Januar 2010, Seite xx (Wissenschaft). [Original]ZÜRICH (slz). In einer krankhaft verdrehten Form löst das Prionprotein bei Rindern BSE und beim Menschen die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit aus, das ist bereits seit Jahren bekannt. Doch schon lange rätseln Forscher darüber, was das gesunde Prionprotein für eine Funktion im Körper haben könnte. Das Team von Adriano Aguzzi vom Universitätsspital Zürich ist nun überzeugt, dieses Rätsel gelöst zu haben.
Das Prionprotein sei nämlich unerlässlich für die Aufrechterhaltung der Myelinhülle peripherer Nerven, sagt Aguzzi. Diese Hülle wird durch sogenannte Schwann-Zellen um die Nervenfortsätze herum aufgebaut und schützt diese nicht nur, sondern sie ist auch wichtig für die Weiterleitung der elektrischen Signale.
Man gehe davon aus, dass das von den Nervenzellen produzierte Prionprotein zuerst von einem noch unbekannten Enzym gespalten werde, erläutert der Zürcher Neuropathologe. Daraufhin gelange ein Teil des Eiweisses zu den Schwann-Zellen und docke dort an. Dieses Signal verhindere dann, dass die Myelinhülle abgebaut werde. Fehlt das Prionprotein aber, geht die Myelinhülle langsam und bei jedem Nerv in unterschiedlichem Ausmass zugrunde. Hingegen benötigt der Aufbau der Myelinhülle kein Prionprotein.
Die neuen Erkenntnisse beruhen auf Untersuchungen von Mäusen, die aufgrund eines gentechnischen Eingriffs keine Prionproteine mehr im Körper aufweisen. Solche Mäuse gibt es bereits seit Jahren, doch bis jetzt hatte kein Experte bei diesen Tieren grössere Funktionsstörungen entdeckt. Offenbar hat man aber nur nicht genau genug geschaut. Denn die Tiere weisen laut der neuen Veröffentlichung (Nature Neuroscience, Online-Publikation vom 24. Januar 2010) durchaus gewisse Störungen auf. So können sie sich in fortgeschrittenem Alter nicht mehr gut festhalten oder bemerken Hitze an den Pfoten kaum noch.
Man müsse jetzt nicht nur den kompletten Mechanismus dieses von den Nerven an die Schwann-Zellen gesendeten Prionsignals untersuchen, sondern zudem abklären, ob ein solcher Signalweg auch beim Menschen existiere, fordert Aguzzi. Möglicherweise würden nämlich neurologische Erkrankungen unbekannter Ursache, die zu motorischen oder Sensibilitätsstörungen führten, durch Fehler in diesem Mechanismus verursacht.
S C H W E I N E G R I P P E - P A N D E M I EChronik einer Hysterie
Fast ein Jahr hielt die Schweinegrippe die Welt in Atem. Eine gigantische Impfkampagne sollte ihr Einhalt gebieten. Dabei handelte es sich nur um einen eher harmlosen Virenstamm. Wie konnte es zu einer solchen Überreaktion kommen? Eine Rekonstruktion.
Hinweis auf: Der Spiegel 10/2010, 8. März 2010, Seite 128132 (Wissenschaft). [Original suchen]
Profit ohne Pandemie
Die WHO und die Schweinegrippe: Alles übertrieben? Der weltweiten Aufregung zum Trotz gibt es keine Beweise, dass die WHO von der Pharmaindustrie beeinflusst wurde.
Aus: Der Tagesspiegel, Berlin, 23. Juni 2010, Seite 6 (Meinung). Der Autor ist Institutsdirektor und Professor für Medizinische Mikrobiologie in Halle. [Original]D ie Schweinegrippe war ein dickes Geschäft, so viel steht fest. Glaxo Smith Kline, Novartis, Roche, Sanofi Pasteur und die anderen Hersteller von Impfstoffen und Virusmitteln machten Milliardenumsätze. Insgesamt brachte die Pandemie der Branche einen Gewinn von etwa 10 Milliarden Euro.
Den Geldsegen verdanken die Hersteller unter anderem den dramatischen Alarmrufen der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Deren Generaldirektorin Margaret Chan hatte im Juni 2009 die Pandemie ausgerufen, obwohl bereits damals bekannt war, dass das neue Influenzavirus vom Typ H1N1 nicht besonders gefährlich ist. Die WHO stufte das Virus trotzdem als globale Bedrohung ein und warnte davor, dass die Pandemie Millionen Menschenleben fordern könnte.
Die horrende Einschätzung der WHO, der bis dahin eher harmlose Erreger könne jederzeit zu einem Killervirus mutieren, wurde von Gesundheitsexperten in aller Welt übernommen. Schon länger wird der WHO deshalb vorgeworfen, sie habe die Gefahr der Schweinegrippe übertrieben. Dann kam auch noch heraus, dass die WHO bei Beginn der Schweinegrippe ihre Definition des Begriffs Pandemie geändert hatte: Die Bedingung, dass ein Virus enorme Zahlen von Todesfällen und Erkrankungen hervorruft, wurde im April 2009 gestrichen.
Anfang dieses Monats setzte das British Medical Journal (BMJ) noch eins drauf: Dem angesehenen Fachblatt zufolge erhielten wissenschaftliche Berater der WHO Zuwendungen von denjenigen Pharmafirmen, die sich an der Pandemie goldene Nasen verdient haben. Drehscheibe der verdeckten Lobbyarbeit war demnach die European Scientific Working Group on Influenza (ESWI) in Brüssel. Die Vereinigung, die bei politischen Entscheidungsträgern für den Kauf von Impfstoffen und Virusmitteln warb, wird ausschließlich von den einschlägigen Herstellern finanziert.
Der weltweiten Aufregung zum Trotz gibt es jedoch keine Beweise, dass die WHO von der Pharmaindustrie beeinflusst wurde. Fast alle Influenza-Experten arbeiten entweder in der Industrie oder bekommen Pharmagelder für Forschung und Vorträge. Die chronisch klamme WHO hat keine eigenen Forschungsinstitute und ist auf die Expertise der Impfstoff- und Medikamentenhersteller angewiesen. Um Interessenkonflikte so gut es geht zu vermeiden, müssen Berater ihre Einnahmen und Verbindungen offenlegen. Selbst Kritiker behaupten nicht, dass die WHO gegen diese Regeln verstoßen hätte.
Der frühzeitige Pandemiealarm hatte andere Gründe, an denen die Mitgliedstaaten nicht unschuldig waren: Die Verträge mit den Impfstoffherstellern sahen häufig vor, dass erst im Falle einer Pandemie mit der Produktion begonnen wird. Auch Deutschland hatte solche Verträge, die aber auf Wunsch der Behörden geheim gehalten wurden. Staaten ohne diese Klausel, wie die USA und Großbritannien, bestellten bereits im Mai 2009 ihre Impfstoffe. Die anderen Länder mussten zusehen, wie die knappen Produktionskontingente vergeben werden und machten Druck auf die WHO, endlich die Pandemie zu erklären.
Die Kritik am Pandemiemanagement der WHO schlägt deshalb auf die nationalen Gesundheitsbehörden zurück. Auch Deutschland steht unter Beschuss, weil der Influenza-Koordinator des Robert- Koch-Instituts (RKI) für EWSI als Berater tätig war. Der Europarat, eine von der EU unabhängige Menschenrechtsorganisation, entscheidet am morgigen Donnerstag [24.6.2010] über einen Bericht, der der WHO und den nationalen Gesundheitsbehörden schwere Fehler beim Pandemiemanagement vorwirft. Das für das RKI zuständige Gesundheitsministerium hat bereits an die deutsche Delegation appelliert, gegen die Vorlage zu stimmen.
Dass Margaret Chan einen nervösen Finger am Alarmknopf hatte, lag möglicherweise auch an ihrer Biografie: Als Leiterin der Gesundheitsbehörde von Hongkong ging sie im Jahre 2003 nur zögerlich gegen die Lungenkrankheit Sars vor. Bis heute wird ihr vorgeworfen, gemeinsam mit der chinesischen Regierung das Ausmaß der Sars-Epidemie vertuscht zu haben. 2007 wurde Chan Generaldirektorin der WHO, mit massiver Unterstützung aus Peking. Nicht auszuschließen, dass sie bei der Schweinegrippe etwas wiedergutmachen wollte.
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