BSE & Co in den Medien – Teil 28 khd
Stand:  2.9.2009   (45. Ed.)  –  File: M/edien28.html




Hier werden einige ausgewählte und besonders interessante Artikel und andere Texte zur durch den Rinderwahnsinn BSE und der Anwendung der Gentechnik ausgelösten Problematik sowie zur gefährlichen H5N1-Vogelgrippe (Geflügelpest) und H1N1-Schweinegrippe gespiegelt und damit auf Dauer dokumentiert. Manches ist auch mit [Ed: ...] kommentiert. Tipp- und Übertragungsfehler gehen zu meinen Lasten.

Die anderen Vergiftungen von Nahrungsmitteln haben ab Ende 2004 eine eigene Webseiten- Serie in der Abteilung "Food" erhalten.

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  • Neuere Presseberichte  (29. Teil).
  • 11.07.2002: Hormonsirup in Rheinland-Pfalz entdeckt.
  • 10.07.2002: Das Tier — eine Müllkippe. (Kommentar)
  • 09.07.2002: Pillen-Hormon in belgischen Getränken gefunden.
  • 09.07.2002: Institut Pasteur in Hormon-Affäre schuldig.
  • 06.07.2002: Noch mehr Hormonfleisch aus Holland entdeckt.
  • 05.07.2002: Hormon-Skandal: 7.000 belastete Schweine importiert.
  • 04.07.2002: Niederlande: Hormonbelastete Schweine nach Deutschland geliefert.
  • 24.06.2002: Illegale Gift-Entsorgung in Bayern.
  • 24.06.2002: Konventionelles Getreide als Öko-Ware verkauft.
  • 20.06.2002: Nitrofen-Skandal: Ministerium empfiehlt Bauern Sammelklage.
  • 20.06.2002: Nitrofen, ade, Nitrufuran, olé. (ZEIT-Glosse)
  • 17.06.2002: Nitrofuran: Belastetes Hähnchenfleisch bereits verspeist.
  • 15.06.2002: Nitrofen-Fässer: Durchgerostet oder nicht?
  • 14.06.2002: Künast attackiert Futtermittel-Branche. [Kommentar ]
  • Ältere Presseberichte  (27. Teil).
    Made with Mac


    Künast attackiert Futtermittel-Branche

    „Hersteller tun, was sie wollen“

    Aus:
    Der Tagesspiegel, Berlin, 14. Juni 2002, Seite 1 (Politik). Dokumentiert wird hier die Print- Fassung des Artikels. [Original]

    BERLIN (ce/pet). Verbraucherschutzministerin Renate Künast (Grüne) gibt noch keine Entwarnung im Nitrofen- Skandal. „Es dauert noch einige Tage, bis wir alle Warenströme aufgeklärt haben“, sagte Künast gestern. Erneut erhob die Ministerin schwere Vorwürfe gegen die Futtermittel- Industrie. Mit ihrer „Wagenburg- Mentalität“ würde diese Branche manchmal tun, wozu sie lustig sei.

    Auch bei der Aufklärung des Skandals sei die Zusammenarbeit mit den Futtermittel- Herstellern und dem Landhandel nicht immer einfach. Die Lieferlisten für die möglicherweise verseuchte Getreide habe man den Firmen „mühsam“ entziehen müssen.

    Ein Staat im Staat

    14.6.2002 (khd). Die Futtermittel- Industrie konnte sich also in den letzten 20 Jahren mit massiver Unterstützung der Agrar-Lobby zu einem "Staat im Staat" entwicklen. So ist es dann kaum noch verwunderlich, daß diese Futtermittel- Mischer durch ihre irrationalen Tiermehl- Panschereien auch in Deutschland BSE auslösten. Und nun den Nitrofen-Skandal. Wir Bürger, Bauern und Verbraucher dürfen nicht länger die Arroganz und Ignoranz dieser "Branche ohne Verantwortung" hinnehmen.

    Die Bundesregierung ist aufgefordert, dem Spuk in der Agrar- Industrie schnell ein Ende zu bereiten. Und notfalls muß – eigentlich wollten wir das ja nicht mehr – die gesamte deutsche Futtermittel- Industrie für eine gewisse Zeit unter Staats- Kuratel gestellt werden. Denn die freie Marktwirtschaft hat in 20 Jahren nur aufgezeigt, daß sie nicht in der Lage ist, diese Fehlentwicklung im Sinne der Verbraucher zu korrigieren.

    [14.06.2002: Künast bittet Futtermittelindustrie zur Kasse]



    N I T R O F E N - S K A N D A L

    Durchgerostet oder nicht?

    Im Nitrofen-Skandal hat der niedersächsische Futtermittel-Hersteller GS agri Widerspruch gegen die vom Land angestrebte Betriebsschließung eingelegt. Unterdessen gibt es Unklarheit über eine Zeugenaussage, wonach in dem ehemaligen Malchiner Pflanzenschutzlager das Gift aus verrosteten Fässern ausgelaufen sein soll.

    Aus:
    Spiegel-Online, Hamburg, 15. Juni 2002, ??.?? Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]

    HAMBURG. Die frühere Sicherheitsbeauftragte in dem ehemaligen Malchiner Pflanzenschutzlager, Erika B., bestreitet ausgesagt zu haben, dass in der Lagerhalle Pflanzengift "aus durchrosteten Fässern" über Jahre hinweg auf den Hallenboden getropft sei. Der Chef des Landeskriminalamtes Mecklenburg-Vorpommern, Ingmar Weitemeier, hatte in der vergangenen Woche unter Berufung auf eine Zeugenaussage von solchen angeblich undichten Fässern berichtet.

    Erika B. erklärte dem SPIEGEL, sie habe davon gesprochen, dass "zwei oder drei Fässer Korrosionsspuren" aufgewiesen hätten. Ein Widerspruch ergibt sich auch bei den Aussagen zur Räumung der Halle im Jahre 1994. Während die Staatsanwaltschaft von 17 Tonnen Trizilin (Nitrofen) ausgeht, die damals abtransportiert wurden, nennt das Entsorgungsprotokoll 280 Fässer zu 180 Litern, also 50,4 Tonnen.

    Hinweise auf eine Beschädigung der Behälter finden sich in dem Papier nicht. Fotos der damaligen Giftfässer zeigen ebenfalls keine auffälligen Rostspuren.

    GS agri weist Vorwürfe zurück

    Die GS agri hat ihren Widerspruch gegen die angestrebte Betriebsschließung unmittelbar vor Ablauf der gesetzlichen Frist eingelegt. In einem umfangreichen Schriftsatz in dem Anhörungsverfahren würden die Vorwürfe des Landesamtes für Verbraucherschutz als nicht gerechtfertigt bezeichnet, sagte GS agri- Anwalt Carsten Bittner am Samstag. Der Hersteller aus der Nähe von Cloppenburg habe nicht gegen das Futtermittelrecht verstoßen, auch wenn dies in der Öffentlichkeit so dargestellt werde.

    Die Widerspruchsfrist endete am Freitag um Mitternacht. Das niedersächsische Landwirtschaftsministerium hatte drastische Maßnahmen gegen GS agri angekündigt. Ziel sei es, dass der Hersteller nicht mit dem gleichen Personal weiter arbeiten könne wie bisher. GS agri wird vorgeworfen, Öko-Futter an Bio-Höfe geliefert zu haben, obwohl eine mögliche Belastung mit dem verbotenen Pflanzengift Nitrofen bekannt gewesen sein soll. Allein bei den GS agri-Kunden wird der Schaden nach Angaben des Bundesverbraucherschutzministeriums auf rund 5 Millionen Euro geschätzt.

    Bittner sagte, die vom Land angestrebte Schließung des gesamten Betriebes werde abgelehnt. Sie sei unverhältnismäßig. Selbst wenn es Mängel in der Produktion bei GS agri gegeben habe, stünden andere, weniger drastische Mittel zur Verfügung als der Entzug der Genehmigung der Futtermittelproduktion.



    N I T R O F U R A N

    Belastetes Hähnchenfleisch bereits verspeist

    Das Bundesverbraucherministerium hat an die Länder appelliert, ihre Lebensmittelkontrollen zu verschärfen. In Hamburg und Hessen war Geflügelfleisch entdeckt worden, das mit Krebs erregenden Nitrofuranen belastet war.

    Aus:
    Spiegel-Online, Hamburg, 17. Juni 2002, ??.?? Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]

    BERLIN. Die Behörden in den Ländern sollen brasilianische Geflügelprodukte auf die verbotenen Antibiotika untersuchen, sagte die Sprecherin des Bundesverbraucherministeriums, Sigrun Neuwerth, heute in Berlin.

    In Hamburg und Hessen waren Nitrofurane hauptsächlich in Geflügel aus Brasilien beziehungsweise Thailand nachgewiesen worden. Gefunden wurde die Substanz bereits Ende Mai/Anfang Juni. Neuwerth sagte, das Ministerium habe keine Veranlassung gesehen, die Angelegenheit publik zu machen, da die betroffenen Lebensmittel "unschädlich" gemacht worden seien. "Es ging nicht darum, der Öffentlichkeit etwas zu verschweigen." Man habe nur nicht vor etwas warnen wollen, was gar nicht da ist [Ed: hm, haben die noch immer nicht kapiert, daß sie mündigen Bürgern alles mitzuteilen haben?]. Über die genaue Menge der betroffenen Lebensmittel konnte die Sprecherin keine Angaben machen.

    Laut Bundesverbraucherministerium werden seit dem 27. März nach einem sofort verwirklichten Beschluss der EU-Kommission alle Garnelen und alles Geflügelfleisch aus Thailand auf Nitrofurane untersucht. Hintergrund waren wiederholte Funde der Antibiotika in den Lebensmitteln. Brasilianische Produkte umfasste der Beschluss nicht.

    In Hessen ist mit gesundheitsgefährdenden Nitrofuranen verseuchtes Geflügelfleisch aus Thailand in den Handel gelangt und verspeist worden. Nach Angaben des Wiesbadener Sozialministeriums von heute wurden die Produkte importiert, bevor die EU-Kommission entsprechende Kontrollen von Geflügel und Shrimps aus Thailand angeordnet hatte. Kontrolleure hätten dann im Handel noch rund 570 Kilogramm belastetes Geflügelfleisch aus einer Charge von insgesamt 5 Tonnen gefunden.



    Nitrofen, ade, Nitrufuran, olé

    Im Verbraucherschutzkrimi sind neue Folgen in Sicht

    Aus:
    DIE ZEIT – Nr. 26/2002, 20. Juni 2002, Seite ?? (Glosse). [Original]

    Eine mediale Meisterleistung, von Verbraucherschützerin Renate Künast spannend inszeniert: Wie im Krimi schwärmten Polizisten und Staatsanwälte aus, durchsuchten Lager und Silos, ein Heer von Analytikern fahndete in Kilotonnen Getreide und Fleischprodukten nach Spuren von Nitrofen. Schweigekartelle und kriminelle Futtermischer, die mit verseuchter Ware harmlose Bioköstler gefährden, wurden enttarnt. Fast 500 Betriebe wurden geschlossen, der agrarische Norden zitterte.

    Schade nur, dass das kunstvolle Drama zur Reinheitserziehung der Agroindustrie von vielen Zuschauern allzu ernst genommen wurde. Obwohl es nur um den rituellen Schaukampf gegen ein gesundheitliches Nullrisiko ging [Ed: wirklich Null?], waren viele Schwangere und Stillende tief verunsichert: Muss ich abtreiben, vergifte ich mein Baby an der Brust? Das Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz beruhigt sie auf seiner Internet-Seite, dass "ein nennenswertes individuelles Schädigungsrisiko nach Verzehr von belasteten Nahrungsmitteln nicht wahrscheinlich ist". Letzte Zweifel beseitige ein Arztbesuch: "Ein hoch auflösender Spezialultraschall kann die normale Entwicklung des Feten bestätigen." Muttermilchanalysen auf Nitrofen seien "entbehrlich".

    Das ist moderner Verbraucherschutz: im Fernsehen tüchtig Gänsehaut erzeugen, im Internet still besänftigen. Eigentlich schade, dass Nitrofen so selten ist. Die Fortsetzung des Krimis ist ernstlich gefährdet. Doch halt, da warnte doch kürzlich der Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft, Brüssel dulde den Massenimport verseuchter Hähnchen aus Brasilien! Die enthielten Spuren von Nitrofuranen, krebserregenden Antibiotika. Da hiesige Broiler, dank Nitrofen weiß es jeder, nach höchstem Reinheitsgebot gedeihen, gilt es, unfaires Doping der Billigkonkurrenz zu stoppen, und zwar sofort. Sauberfrau Künast hat schon übernommen, olé!

    Doch ach, auch hier droht rascher Erfolg, quasi ein Filmriss, bevor der Krimi richtig losgeht. Hatten doch unsere pfiffigen Analytiker gerade ein Nachweisverfahren für Nitrofurane entwickelt, und nun wollen die Brasilianer es übernehmen. So was untergräbt jede Spannung im globalen Reinheitsrennen.

    Gemach, Liebhaber lebendiger Lebensmitteldramen, wo die Industrie einknickt, da springt die Natur in die Bresche. Acrylamid heißt der Dauerbrenner, den schwedische Analytiker auf die Bühne gezaubert haben. Ein potenter Krebserreger, entsteht beim kräftigen Erhitzen stärkehaltiger Lebensmittel. Zum Verkosten einige Proben in Mikrogramm Acrylamid pro Kilogramm: Müslimischung 100, Knäckebrot 400, Kartoffelchips 1500 bis 2000, Bratkartoffeln 270 bis 4500, je nach Bratschärfe. Kundige Fans spüren: ein brandheißes Stöffchen. Wer sorgt für das chemiefreie Müsli? Frau Künast, übernehmen Sie!



    N I T R O F E N  -  S K A N D A L

    Ministerium empfiehlt Bauern Sammelklage

    Im Streit um Entschädigungszahlungen im Zusammenhang mit Nitrofen-belastetem Futtergetreide empfiehlt das Bundesverbraucherministerium den betroffenen Landwirten eine Sammelklage gegen die Futtermittelverbände.

    Aus:
    Spiegel-Online, Hamburg, 20. Juni 2002, ??.?? Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]

    BERLIN. "Die Bauern müssen sich zusammenschließen", sagte Verbraucherschutz- Staatssekretär Alexander Müller am Donnerstag in Berlin. Zunächst appelliere das Ministerium allerdings erneut an die Hersteller, ihrer Verantwortung gerecht zu werden: "Die Industrie muss einen Hilfsfonds einrichten."

    Die Futtermittelhersteller haben sich in einem ersten Schritt zwar bereit erklärt, auf eigene Kosten den Landwirten das mit Pestiziden verseuchte Getreide gegen unbelastetes Futter auszutauschen, teilte Müller mit. Der Nachrichtenagentur AP sagte er: "Das ist ein erster Schritt der Industrie, aber kein ausreichender". In der entscheidenden Frage der Entschädigung schalteten die Futtermittelhersteller, so Müller, weiterhin auf stur.

    Vertreter der beiden Verbände – Raiffeisenverband und Deutscher Verein für Tiernahrung – hätten ihre Absicht schon gestern dem Ministerium mitgeteilt. Der in Aussicht gestellte Austausch von Futtermitteln sei aber "nur ein Ersatz für mangelnde Lieferung, nicht für entstandene Schäden".

    Ein einzelner Futtermittelbetrieb habe sich sogar darauf festgelegt, über die von der Versicherung festgelegte Entschädigungssumme hinauszugehen, sagte Müller. Nähere Angaben wollte er nicht machen. Die Zahl der Höfe, die wegen möglicher Nitrofenverseuchung gesperrt sind, nimmt währenddessen ab. Auf insgesamt 359 von bundesweit zunächst 499 gesperrten Höfen sei die Sanktion am Dienstagabend noch in Kraft gewesen, sagte Müller. Derzeit werde "stündlich mit weiteren Entsperrungen gerechnet". Von ursprünglich gesperrten Betrieben würden etwa 80 % konventionell und der Rest ökologisch bewirtschaftet.

    In Mecklenburg-Vorpommern blieben nach Müllers Angaben bis Dienstagabend noch 233 der 334 ursprünglich gesperrten Höfen geschlossen. In Brandenburg seien bis zu diesem Zeitpunkt 19 von 38, in Sachsen-Anhalt 11 von 12, in Niedersachsen 8 von 59, in Nordrhein- Westfalen 5 von 12 und in Schleswig- Holstein zwei von 4 Höfen wieder freigegeben worden. Aus Bayern lagen dem Ministerium keine aktuellen Zahlen vor. Dort waren insgesamt 47 Höfe von der Sperrung betroffen.

    Auch Erbsen belastet

    In der Lagerhalle in Malchin (Mecklenburg-Vorpommern), von der die Tierfutter- Belastung ausgeht, wurden nach Angaben Müllers inzwischen auch Erbsen mit Nitrofen- Rückständen gefunden. Das Ministerium hat geringe Ablagerungen auch in Filterstäuben einer Getreide-Reinigungsanlage in Mecklenburg- Vorpommern entdeckt. Man müsse jetzt die "Sekundärkontamination" verfolgen und weitere Lagerorte untersuchen, erklärte Müller.

    Im Dezember 1999 und Januar 2000 seien in Malchin 5300 Tonnen so genanntes Interventionsgetreide gelagert und in der Anlage gereinigt worden. Das Getreide wurde laut Müller Mitte 2000 in Nicht-EU- Länder exportiert.

    [13.06.2002: Bauern beschuldigen die "Futtermittel-Mafia"]
    [14.06.2002: Künast bittet Futtermittelindustrie zur Kasse]

    25.6.2002 (bse-p). In Brandenburg sind alle gesperrten Bauernhöfe wieder freigegeben worden. In den Getreideproben wurde kein Nitrofen gefunden. Zuletzt waren noch 19 Betriebe wegen Nitrofen- Verdacht gesperrt.



    B I O - L E B E N S M I T T E L

    Saubere Fassade

    Der Bio-Boom lockt auch zwielichtige Gestalten ins Geschäft. Ein Agraringenieur soll riesige Mengen konventionelles Getreide als Öko-Ware verkauft haben.

    Hinweis auf:
    Der Spiegel – 26/2002, 24. Juni 2002, Seite 60 (Deutschland). [Original]



    U M W E L T

    „Cocktail aus Chemie“

    Jahrelang entsorgte ein bayerischer Bauer vor den Augen der Behörden illegal riesige Mengen Giftmüll. Ein Großteil davon landete auf seinen Äckern.

    Aus:
    Der Spiegel – 26/2002, 24. Juni 2002, Seite 78–80 (Deutschland). [Original]

    Der „Hotspot“ liegt mitten im weißblauen Idyll. Eine schmutzig-braune Stelle aus verkrusteten Erdklumpen, voller abgestorbener Insekten und deformierter Pilzgewächse. In der schwülen Sommerhitze klebt der säuerlichbeißende Gestank nach ranzigem Fett.

    Das Flurstück Nummer 658 vor dem Ortsteil Reuth der Gemeinde Neuendettelsau ist ein totes Stück Boden, dessen Erdreich eher chemischem Kampfstoff gleicht: Spuren von Anilin, einem Kontaktgift, das über die Haut eindringen und das Blut zerstören kann, sind ebenso vorhanden wie das leberzersetzende Lösungsmittel Pyridin, dazu giftiger Polymerlack und Ameisensäure in 32-prozentiger Konzentration.

    Der verdorrte Acker in der fränkischen Provinz ist das Epizentrum eines Umweltskandals, der seit Wochen den bayerischen Freistaat erschüttert. Offenbar über Jahre hinweg hatte ein örtlicher Landwirt nahezu ungestört mehr als 3995 Tonnen Giftmüll akquiriert, einen Großteil davon auf seinen Feldern verklappt und damit einen ganzen Landstrich verseucht; die toxische Brühe lieferten Firmen aus ganz Deutschland an, meist diskret nach Einbruch der Dämmerung.

    Als die kriminelle Entsorgungspraxis aufflog, brach ein Sturm der Entrüstung los. Besonders Bayerns Umweltminister Werner Schnappauf (CSU) sparte nicht mit Empörung über die "Riesensauerei", die seine "Vorstellungskraft" übertreffe. "Auf übelste Art", polterte er Anfang Juni, sei hier "Recht grob missachtet" worden.

    Dieses Urteil könnte jetzt auf den Minister selbst zurückfallen. Denn ausgerechnet Schnappaufs bayerische Umweltbürokratie machte den Giftmüll- GAU offenbar erst möglich. Dank einer unglaublichen Pannenserie in der Kommunikation zwischen der Abfallbehörde des zuständigen Ansbacher Landratsamts und dem Landesamt für Umweltschutz (LfU) in Augsburg konnte aus dem inzwischen verhafteten Bauern – quasi über Nacht und mit behördlichem Segen – ein Großunternehmer in Sachen Gift werden. Jahrelang sahen Beamte weg und ermöglichten damit erst, dass eine der möglicherweise größten Umweltkatastrophen der Republik entstehen konnte.

    Wären die Auswirkungen nicht so verheerend, würde das Wort Posse den Fall wohl am ehesten beschreiben. So aber ist es ein handfester Skandal.

    Peter K., 35, ist Landwirt und Geschäftsmann. Ein Franke mit mäßigem Berufsschulabschluss, gern gesehen bei der freiwilligen Feuerwehr und beim Bauernstammtisch, trotz seines etwas zu großen Hangs zum Glücksspiel und zur Geselligkeit, über den im Ort getuschelt wird. Der Hof seiner Eltern in Neuendettelsau-Reuth läuft nicht so recht, Schulden drücken auf die morsche Scheune und das rustikale Bauernhaus mit den Spitzengardinen.

    1996 kommt K. die Idee, ins Biogasgeschäft einzusteigen. Die junge Technologie verspricht Fördermittel und Gewinne – eine saubere Art, Geld zu verdienen. Das Prinzip ist so umweltfreundlich wie effizient: In einem so genannten Fermenter werden Gülle, Kompost und natürliche Fette zur Gärung gebracht, das so entstehende Gas erzeugt Strom fürs öffentliche Netz.

    Ohne größere Probleme erhält K. im November 1996 vom Landratsamt Ansbach die Genehmigung, eine solche Biogasanlage zu bauen. Um den Reaktor herum muss er ein kleines, gelb verputztes Häuschen errichten, damit der malerische Dorfkern nicht verschandelt wird. K. füttert sein Minikraftwerk zunächst ordnungsgemäß mit Gülle und Grünzeug. Dann kommen dem jungen Landmann merkwürdige Gedanken: Dem Biobrennstoff will K. plötzlich Klärschlamm beimischen – eine zusätzliche Einnahmequelle, die satte Entsorgungsgebühren verspricht.

    Dafür allerdings benötigt K. eine "immissionsschutzrechtliche Genehmigung" des Landratsamts – und weil er die erforderlichen Unterlagen nicht vorweisen kann, versickert der Antrag bald im Dickicht des Behördenverkehrs. Stattdessen kommt dem geschäftstüchtigen Bauern eine andere Idee. Seit 1993 führt das Bayerische Landesamt für Umweltschutz eine "Verwerterdatenbank", in der Entsorgungsunternehmer kostenlos ihre Dienste anpreisen dürfen. Die Internet-Kartei dient der deutschen Sondermüll-Branche als Kontaktbörse. Um das Anmeldeformular herunterzuladen, reicht ein Mausklick.

    Anfang 1998 dann, so K., habe er einen Müllmakler aus dem Hessischen getroffen, der ihm das nötige Verwaltungs-Know-how vermittelte. Danach geht alles sehr schnell. Beim Ausfüllen des Formblatts trägt K. zunächst die Giftstoffe ein, die er zu entsorgen gedenkt, und kreuzt bei der Frage "Ist die Anlage genehmigt?" dreist einfach das Kästchen "Ja" an. Das scheint den Prüfern im Ansbacher Landratsamt als Nachweis zu genügen. Eilig schicken sie das Formular weiter ins LfU. Auf die Idee, den Antrag vorher zu prüfen, kommen sie nicht – eine entsprechende Anweisung aus dem Ministerium sei damals nicht bekannt gewesen, heißt es heute im Amt.

    So trägt der Antrag, der wenig später das LfU erreicht, weder Stempel noch Unterschrift, was die Augsburger jedoch nicht weiter zu stören scheint. Für sie gilt der Vorgang als geprüft – schließlich kommt er ja aus der zuständigen Genehmigungsbehörde. So schicken die Landesbeamten den Akt zurück nach Ansbach, mit dem Vermerk, dass K. nunmehr in die "Positivliste" der bayerischen Abfallentsorger aufgenommen sei – für ihn die Eintrittskarte ins lukrative Sondermüllgeschäft.

    "Das war kein großes Ding", sagt K.s Verteidiger Manfred Neder heute. "Schublade auf, Formular raus – und ein paar Tage später war die Bestätigung im Briefkasten. Nicht mal Schmiergeld war nötig." "Das war ein riesengroßes Missverständnis", entschuldigt sich Landrat Rudolf Schwemmbauer (CSU) heute. Sein Vorgänger, der den unglaublichen Vorgang letztlich zu verantworten hat, ist mittlerweile im Ruhestand und nicht zu sprechen. Vor Schwemmbauers Amtsantritt im Mai hatte ihm der Parteifreund schon düster prophezeit: "Da wird noch einiges auf dich zukommen." Und es kam.

    Denn mit der unfreiwilligen Hilfe der Behörden, die auch weiterhin immer nur wegsahen, vergrößerte Landwirt K. nach und nach sein Entsorgungsrepertoire, offenbar nach Bedarf seiner jeweils neuen Geschäftspartner. Seit K.s Name in der offiziellen Verwerterkartei stand, bestürmten ihn Müllmakler wie die Firmengruppe Jakobi mit Angeboten, die furchterregendsten Stoffe in seiner Biogasanlage zu verwerten. K. will für seinen Job im Schnitt nur 15 Euro pro Tonne erhalten haben – ein knappes Zwanzigstel des Normalpreises.

    Im September 2000 registriert die ministeriale Mülldatenbank in Augsburg 85 teils hochgefährliche Stoffe, die K. entsorgen darf – unter anderem "Mutterlaugen aus der Herstellung von Pharmazeutika" und Chemieschlämme. Die Beamten denken sich offenkundig nichts dabei. Immer häufiger beobachten dagegen K.s Nachbarn Tanklastzüge, die vor dem beschaulichen Hof in Neuendettelsau stoppen. Wahllos wird in die Lagertanks gepumpt, was gerade kommt.

    Zu K.s Kundschaft gehörten Unternehmen ersten Ranges. Die Lufthansa- Technik etwa entsorgte "öl-und fetthaltige Reinigungsschlämme", der Auto-Riese Ford lud rund 100 Tonnen wässriger Suspensionen mit Farben und Lacken ab und Agfa 140 Tonnen "Lösungsmittel -Wasser- Gemisch" (SPIEGEL – 25/2002). Agfa-Beauftragte hatten den Gifthof sogar persönlich besichtigt: Dass K.s "Zwischenlager" nur aus einer Einfüllklappe direkt neben dem Misthaufen bestand, schien die Herren nicht zu stören.

    Ans Aufbereiten der gefährlichen Stoffe in seiner Biogasanlage dachte der Landwirt schon lange nicht mehr – die toxischen Substanzen hätten seinen Reaktor gesprengt. Und so wählte K. einen anderen Entsorgungsweg: War die Betongrube voll, ging es aufs Feld. Aus seinem grün-weißen Mercedes-Traktor mit angekoppeltem Güllefass, so der Vorwurf, verspritzte der Bauer die Brühe auf seine Äcker – die daraufhin mal schwarz, mal rot, mal brombeerfarben zu schimmern begannen. "Das Gras", erinnert sich ein Anwohner, "das abends noch grün war, war am Morgen nur noch hellgraues, krankes Gestrüpp."

    Als Spezialisten im April auf K.s Hof den Deckel des "Fermenter II" öffneten, bot sich ihnen ein Bild, das ein Ermittler beschreibt als "Cocktail aus allem, was die organische Chemie hergibt".

    Die naive Sorglosigkeit des Landratsamts zeigte sich auch stets, wenn ein Lieferant seine Ladung in K.s Grube gekippt hatte. Dann meldete er dies der Behörde in Ansbach. Der Bauer, der den Erhalt des Sondermülls quittieren musste, tat das Gleiche. Der Job der Umweltbeamten bestand jetzt nur noch darin, die angegebenen Mengen zu vergleichen und nachzuschlagen, ob der Abfallcode passte – schon ging der "Entsorgungsnachweis" in die Post.

    Niemandem will dabei aufgefallen sein, wie sich das bayerische Kontrollsystem so jahrelang selbst ad absurdum führte. Auch dann nicht, als Ende Juli 2001 eine Nachbarin Anzeige erstattete; ihre Beschwerde über K.s stinkende Giftküche wiegelte ein Inspektor ab. Er stellte nur "dorftypischen Güllegeruch" fest.

    Lediglich einmal drohte der Gift-Tango des Bauern mit den Behörden aus dem Takt zu geraten. Im Juni 2001 hatte ein Ansbacher Sachbearbeiter das Umweltministerium angerufen und sich nach dem Sinn einer neuen BSE-Verordnung erkundigt. "Ganz einfach", antwortete der Ministeriumsmann: Es solle nur sichergestellt werden, dass nichts Verseuchtes auf die Felder komme.

    Da fiel dem Ansbacher Beamten sein Stammkunde K. ein. Der hatte ja schließlich auch mit Verseuchtem zu tun. Jetzt plötzlich sollte K. schriftlich versichern, dass er keinen Unfug damit treibe. "Hiermit erkläre ich", schrieb K. daraufhin wunschgemäß zurück, dass "das Lösemittel der Firma Agfa" nicht "auf landwirtschaftliche Flächen ausgebracht wird" – und der Beamte war zufrieden.

    Nun müssen die Böden um Neuendettelsau entgiftet werden, was wohl einen zweistelligen Millionenbetrag kosten wird. Minister Schnappauf will die Kontrollen seiner Behörden verbessern – höchste Zeit.

    Bei dem Vorhaben könnte Landwirt K., der vor der Staatsanwaltschaft bislang zu den Vorwürfen schweigt, dem Minister nützliche Tipps geben – in der Untersuchungshaft schreibt er gerade an einer "Chronologie" seiner Giftmüllkarriere.



    N I E D E R L A N D E

    Hormonbelastete Schweine nach Deutschland geliefert

    Wieder ein Lebensmittelskandal: Rund 2.200 mit einem verbotenem Hormon belastete Schlachtschweine und bis zu 35 Tonnen Schweinefutter aus den Niederlanden sind in Deutschland in Umlauf geraten. Ein Teil des belasteten Fleisches soll bereits verzehrt worden sein.

    Aus:
    Spiegel-Online, Hamburg, 4. Juli 2002, ??.?? Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]

    DEN HAAG/BERLIN. Etwa 1.740 Schlachtschweine sind nach Nordrhein- Westfalen und je 230 nach Niedersachsen und Rheinland- Pfalz exportiert worden, teilte eine Sprecherin des Bundesverbraucherschutz- Ministeriums in Berlin mit. Sie berief sich auf eine Mitteilung des niederländischen Agrarministeriums vom Donnerstag [4.7.2002]. Der Lieferzeitraum reiche vom 2. Mai bis zum 26. Juni.

    Bereits am Dienstag [2.7.2002] habe die EU-Kommission Berlin gewarnt, dass 30 bis 35 Tonnen des mit dem verbotenen synthetischen Hormon Medroxy- Progesteron- Azetat (MPA) belasteten Futters an einen Schweinemäster nach Hannover geliefert worden seien, sagte die Ministeriumssprecherin. Der Betrieb wurde gesperrt. Proben seien genommen worden, Ergebnisse seien ihr aber noch nicht bekannt.

    Der Sprecher des Düsseldorfer Agrarministeriums, Leo Bosten, sagte, im Mai und Juni seien etwa 1.800 Schweine in nordrhein- westfälischen Schlachthöfen getötet worden, die aus einem gesperrten niederländischen Betrieb stammten. "Die ersten Lieferungen sind sicher schon gegessen", sagte Bosten. Bislang könne nicht mit Sicherheit gesagt werden, ob auch in den nach NRW gelangten Chargen tatsächlich das in der Tierzucht eingesetzte Medikament enthalten war. "Wir versuchen, noch Fleisch im Handel zu entdecken und zu untersuchen." Die letzten Chargen stammten vom 24. und 26. Juni.

    Hormone sind nach Angaben der Berliner Ministeriumssprecherin in der Tiermast EU-weit verboten. Lebensmittel würden auf Hormone untersucht. Futtermittel würden dagegen nicht darauf getestet, da diese Mittel – wenn sie denn illegal angewendet werden – den Tieren gespritzt und nicht dem Futter beigemengt würden. Das Medroxy- Progesteron- Azetat werde zur hormonellen Regelung im Heimtierbereich und beim Menschen in der Anti-Babypillen- Produktion verwandt.

    Der amtierende niederländische Landwirtschaftsminister Laurens Brinkhorst sagte am Donnerstag im Parlament in Den Haag, ein Schweinemäster aus der niederländischen Provinz Gelderland habe am 25. Juni bis zu 35 Tonnen hormon-belastetes Schweinefutter an einen Betrieb in Nordrhein- Westfalen exportiert. Vier Tage lang seien dort die Schweine damit gefüttert worden. Erst dann habe der Futterlieferant den deutschen Mäster auf die Verunreinigung aufmerksam gemacht.

    Der niederländische Mastbetrieb gehört nach Brinkhorsts Darstellung zu 29 Betrieben, die von den Aufsichtsbehörden überwacht werden, weil bei ihnen MPA im Schweinefutter entdeckt worden war. [mehr]



    H O R M O N - S K A N D A L

    7.000 belastete Schweine importiert

    Nordrhein-Westfalens Verbraucherschutzministerin Bärbel Höhn spricht von einem "handfesten Skandal, auf gut Deutsch gesagt eine Sauerei". Weit mehr hormonverseuchte Schweine sind aus den Niederlanden nach Deutschland eingeführt worden als bisher bekannt.

    Aus:
    Spiegel-Online, Hamburg, 5. Juli 2002, ??.?? Uhr (nur elektronisch publiziert). Ergänzt [...] durch Infos aus der Tagespresse vom 6.7.2002. [Original]

    BERLIN/DEN HAAG. Wenige Wochen nach dem Skandal um Nitrofen- belastetes Getreide ist die Futtermittelindustrie erneut unter Verdacht mangelnder Kontrollen geraten. Seit [Anfang] Mai wurden knapp 7.000 mit einem Wachstumshormon belastete Schweine aus den Niederlanden nach Deutschland verkauft, teilte das Ministerium für Verbraucherschutz heute in Berlin mit. Am Donnerstag [4.7.2002] hatte es noch geheißen, es seien lediglich 2.200 gewesen. Auf Grund der geringen Rückstände sei nicht mit einer Gefährdung der Gesundheit zu rechnen.

    5.686 Tiere seien nach Nordrhein-Westfalen, 1.064 nach Niedersachsen und 230 nach Rheinland-Pfalz geliefert worden. Außerdem gelangten nach Angaben des niedersächsischen Landwirtschaftsministeriums 37 Tonnen [mit 0,239 mg MPA pro kg] hormonbelastetes Futtermittel an einen Betrieb [im Weser-Ems-Kreis], der daraufhin gesperrt wurde.

    Die Tiere hatten in einem niederländischen Betrieb Mischfutter bekommen, dem das Hormon MPA (Medroxy- Progesteron- Azetat) beigemengt war. In Deutschland [und der gesamten EU] ist der Einsatz von Hormonen in der Tiermast verboten. Das Landwirtschaftsministerium in Den Haag lässt 42 verdächtige Schweinemästereien überwachen. Sie dürfen keine Tiere schlachten oder exportieren, ohne deren Hormon- Freiheit nachzuweisen.

    "Wieder einmal hat die Futtermittelindustrie bei der Kontrolle geschlampt", sagte Matthias Berninger (Grüne), Staatssekretär im Verbraucherschutzministerium. Es müsse so schnell wie möglich auf Ebene der EU eine Positiv-Liste für die Bestandteile von Mischfutter geben. Auch der Deutsche Bauernverband kritisierte die Hersteller der Futtermittel. "Die Bauern sind entsetzt, dass dort immer noch nicht die nötige Sorgfalt herrscht", sagte ein Mitarbeiter.

    Eine Spur führt nach Belgien: Die dortige Lebensmittelaufsicht teilte mit, dass die Firma Bioland Liquid Sugar im nordbelgischen Arendonk hormonbelasteten Glucosesirup für die Herstellung von Schweinefutter verkauft habe [Ed: na, hoffentlich ist dieser Sirup nicht auch in Getränken wie Coke gelandet]. Bioland ist mittlerweile Pleite gegangen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt. Die Frage, ob das Hormon absichtlich dem Futter beigemischt worden sei, um fettere Schweine zu züchten, sei noch offen, sagte Berninger.

    Bereits Ende Juni hätten die niederländischen Behörden darauf hingewiesen, dass in einer Schweinezucht Fruchtbarkeitsstörungen aufgetreten waren, sagte eine Ministeriumssprecherin. Zunächst hieß es, dass Tiere aus diesem Betrieb nach Belgien verkauft worden seien.

    Nach Angaben von Nordrhein- Westfalens Verbraucherschutzministerin Bärbel Höhn (Grüne) sind die Verarbeitungswege des belasteten Schweinefleisches nicht mehr eindeutig nachzuvollziehen. Es gebe zwar genaue Schlachtlisten. Aber das Fleisch werde anschließend häufig mit dem von anderen Tieren vermengt. Der größte Teil des Fleisches aus den Niederlanden sei vermutlich längst im Laden oder verzehrt.

    In Niedersachsen sind nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums 2 Betriebe bekannt, die belastete Schweine oder Futtermittel erhalten haben. Die Behörden prüfen nun gezielt Höfe im Grenzgebiet zu den Niederlanden. In Rheinland- Pfalz wurden die Schweine aus den Niederlanden nach Angaben des Umweltministeriums am 6. Mai importiert und sofort verarbeitet. Der betroffene Schlachthof liefere seine Fleischwaren weit über die Landesgrenzen hinaus.

    Das künstlich hergestellte Hormon MPA gilt in der Tierzucht als Wachstumsförderer. Es unterdrückt den Sexualzyklus und wird in der Humanmedizin unter anderem bei Wechseljahrsbeschwerden, zur unterstützenden Behandlung von Brustkrebs und in seltenen Fällen zur Schwangerschaftsverhütung eingesetzt. [mehr]

    6.7.2002 (bse-p). Die belgische Firma Bioland Liquid Sugar im nordbelgischen Arendonk, die nichts mit dem deutschen Bioland- Verband zu tun hat, besaß keine Lizenz zur Produktion von Tierfutter.



    H O R M O N - S K A N D A L

    Noch mehr Hormonfleisch aus Holland entdeckt

    Das Ausmaß wird immer größer. Weitere 504 aus den Niederlanden gelieferte Schweine stehen unter Verdacht, mit unzulässigen Wachstumshormonen gefüttert worden zu sein.

    Aus:
    Spiegel-Online, Hamburg, 6. Juli 2002, ??.?? Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]

    BERLIN. Davon seien die deutschen Behörden am Freitagabend über das europäische Schnellwarnsystem unterrichtet worden, teilte das Bundesverbraucherschutzministerium heute in Berlin mit. Damit ist die Gesamtzahl der verdächtigen Schweine auf 7.504 gestiegen.

    Verbraucher-Staatssekretär Alexander Müller erläuterte, die fraglichen 504 Schweine seien von den Niederlanden nach Belgien geliefert und dort geschlachtet worden. Das Fleisch sei dann nach Nordrhein- Westfalen (NRW) exportiert worden. Die Behörden dort verfolgten die Lieferungen nun weiter. Bis Freitag [5.7.2002] war das Ministerium in Berlin noch von etwa 7.000 Tieren ausgegangen, die in einem niederländischen Betrieb mit einem Wachstumshormon gefüttert wurden. Das Futter für die Tiere kam vermutlich aus Belgien.

    Dimension nicht abzusehen

    Die Dimension des Falles ist nach den Worten von Staatssekretär Müller noch unklar. Wir erwarten in der kommenden Woche Aussagen der zuständigen belgischen und niederländischen Behörden, ob noch mit weiteren Verfütterungen und damit möglichen weiteren Lieferungen nach Deutschland zu rechnen sei", sagte Müller. Er verlangte, die kriminelle Abfallverwertung von nährstoffhaltigen Reststoffen aus der Industrie endlich zu stoppen.

    NRW-Verbraucherministerin Bärbel Höhn (Grüne) forderte höhere Strafen für die Täter. "Leute mit krimineller Energie müssen Angst haben, erwischt zu werden", sagte sie der Welt am Sonntag. Verschärfte Geld- und Gefängnisstrafen gegen die persönliche Verantwortlichen müssten abschreckende Wirkung haben. Zudem verlangte sie eine erhebliche Ausweitung der EU-weiten Kontrollen.

    Belgische Tierfutter-Firma ohne Zulassung

    Unterdessen wurde bekannt, dass die in den Skandal verwickelte belgische Firma Bioland keine Zulassung für die Herstellung von Tierfutter hatte. Einer der beiden Inhaber wurde am Freitagabend festgenommen. Nach belgischen Presseberichten vom Samstag war der belgische Betrieb nur zur Verwertung von medizinischen Abfällen und solchen aus der Süßwarenwarenindustrie berechtigt. Die flämische Zeitung De Morgen berichtete, auch Getränkehersteller hätten von der Firma in Arendonk (Provinz Antwerpen) Zuckersirup gekauft.

    Der Betrieb, der nichts mit dem deutschen Bioland-Verband zu tun hat, war bereits im Mai Pleite gegangen. Die Staatsanwaltschaft in Turnhout wirft den beiden Inhabern vor, sie hätten wissentlich Hormone unter den Sirup gemischt, obwohl die Verwendung von Hormonen bei der Mast verboten ist. In Proben, die bei Bioland genommen wurden, konnten Hormone nachgewiesen werden. Der Betrieb lieferte tonnenweise Sirup an zwei Abnehmer in den Niederlanden, die daraus Schweinefutter herstellten. Derzeit stehen mehr als 40 niederländische Schweinemastbetriebe unter Beobachtung. [mehr]

    12.7.2002 (info-radio). Der Hormon-Skandal weitet sich aus. Inzwischen steht fest, daß Hormon- Schweine nicht nur nach Deutschland sondern in mindestens 8 Länder – darunter Frankreich (200 Schweine), Großbritannien (Schweinefleisch), Italien (2000 Schweine) und Spanien (500 Schweine) – exportiert worden sind.

    [Wie kam das MPA-Hormon in den Glucose- Sirup?]



    Institut Pasteur in Hormon-Affäre schuldig

    Aus:
    Yahoo-News, 9. Juli 2002, 13.46 Uhr (Schlagzeilen). [Original]

    MONTPELLIER. In der Affäre um die Vergabe Tod bringender Hormone in Frankreich ist das renommierte Institut Pasteur schuldig gesprochen worden. Zusammen mit der Vereinigung France- Hypophyse sei das Institut dafür verantwortlich, dass eine in den 80er Jahren mit Wachstumshormonen behandelte kleinwüchsige Patientin an der Creutzfeldt-Jakob- Krankheit gestorben sei, entschied das Landgericht in Montpellier. Die Hinterbliebenen sollen eine Entschädigung von knapp 400.000 Euro erhalten. Es ist das erste Urteil im Skandal um die Vergabe von Hormonen mit Gewebe aus Hirnanhangdrüsen Verstorbener. Das Institut Pasteur kündigte Berufung an.

    Mit dem Urteil vor dem Zivilgericht in Montpellier wurde den Eltern der vor einem Jahr gestorbenen Pascale Fachin eine Entschädigungssumme von 340.000 Euro zugesprochen. Darüber hinaus sollen sie zur moralischen Wiedergutmachung 54.000 Euro erhalten. Auch mehrere Verwandte, die sich um die Pflege der Frau gekümmert hatten, erhalten Entschädigungen von einigen tausend Euro.

    Die Eltern der Verstorbenen hatten das Verfahren in Gang gebracht, um aufzuklären, wer für die Vergabe der verseuchten Wachstumshormone verantwortlich war. Sie wandten sich an ein Zivilgericht, weil vor den Strafgerichten auch 10 Jahre nach den ersten Klagen kein Verfahren in Gang gekommen ist.

    Pascale Fachin war im Alter von 14 Jahren mit den Hormonen behandelt worden und mit 30 Jahren an der Creutzfeldt-Jakob- Krankheit gestorben, die mit dem Rinderwahnsinn (BSE) verwandt ist. Die Hormonbehandlung sollte der jungen Patientin einen Wachstumsschub geben. Auf ähnliche Weise wurden damals mehr als tausend Jugendliche in Frankreich behandelt.

    Ein Bericht der Aufsichts- Behörde IGAS deckte Anfang der 90er Jahre auf, dass die Hormone unter Missachtung aller Hygiene- Vorschriften aus Hirnanhangdrüsen Verstorbener gewonnen worden waren. Das Gericht in Montpellier entschied, dass die Verantwortung für die Fehlbehandlung noch genauer aufgeklärt werden müsse. Die inzwischen aufgelöste Vereinigung France- Hypophyse war damals für die Beschaffung der Hirnanhangdrüsen zuständig, das Institut Pasteur stellte daraus die Wachstumshormone her. Für Februar 2003 wurde ein weiterer Gerichtstermin anberaumt, bei dem die Aufgabenteilung näher untersucht werden soll.



    Pillen-Hormon in belgischen Getränken gefunden

    Aus:
    Yahoo-News, 9. Juli 2002, 14.43 Uhr (Politik). [Original]

    BRÜSSEL. Das zunächst nur in Schweinefutter gefundene verbotene Geschlechtshormon MPA ist von der belgischen Behörde für Lebensmittelsicherheit nun auch in Erfrischungsgetränken festgestellt worden.

    Niedrige Konzentrationen des Hormons, das auch in Anti-Baby-Pillen enthalten ist, seien in Sirup- Getränken zweier belgischer Hersteller gefunden worden, teilte die Behörde heute in Brüssel mit. Die Europäische Kommission berief eine Sondersitzung des Lebensmittelausschusses ein. Dabei werde es aber vor allem um ausführliche Informationen und nicht um Handelsbeschränkungen gehen, sagte eine Sprecherin von Verbraucherschutzkommissar David Byrne.

    Das Hormon ist nach Angaben der EU-Kommission in geringer Konzentration und bei kurzfristiger Einnahme ungefährlich, steht bei Einnahme in höheren Dosen oder über einen längeren Zeitraum aber im Verdacht, zu Unfruchtbarkeit zu führen. In den USA, Australien und Neuseeland ist es als Wachstumshormon im Tierfutter zugelassen. Innerhalb der EU ist es verboten.

    In Deutschland gingen die Behörden zuletzt von bis zu 7.500 hormonbelasteten Schweinen aus, die aus den Niederlanden und Belgien importiert wurden. Die belgische Staatsanwaltschaft ermittelt, ob die Hormonbelastungen von aus Bonbonabfällen hergestelltem Glukosesirup des inzwischen Pleite gegangenen Unternehmen "Bioland" an der belgischen Grenze zu den Niederlanden ausgingen. [mehr]



    Das Tier [Ed: und der Mensch]eine Müllkippe

    Der EU-Agrarkommissar will die Landwirtschaft reformieren: Hoffentlich gelingt's

    Aus:
    Der Tagesspiegel, Berlin, 10. Juli 2002, Seite 6 (Meinung) von DAGMAR DEHMER. [Original]

    Als der damalige Umweltminister Klaus Töpfer die Kreislaufwirtschaft erfand, hat er nicht an die Landwirtschaft gedacht. Die aber nahm seine Idee wörtlich. Rindern Tiermehl in den Trog zu schütten, schien den Bauern die ideale Umsetzung des Kreislaufgedankens zu sein [Ed: oder es wurde ihnen wohl von Funktionären eingeredet]. Und bis heute gilt die Regel: Sondermüll gibt es nicht – er lässt sich ja im Tiermagen entsorgen. Diesem Prinzip gehorcht der Dioxin- Skandal, der vor 3 Jahren Belgien erschütterte. Dem selben Muster folgt der aktuelle Hormonskandal der Niederlande. Die Hormone waren von Irland als Industriemüll in einen Betrieb an der niederländisch- belgischen Grenze geliefert worden, der ihn als Viehfutter weiterverkaufte, sattt ihn zu entsorgen.

    Der Skandal kommt dem EU-Agrarkommissar, Franz Fischler, ziemlich gelegen. Ist er doch ein weiterer Beleg dafür, wie dringend die europäische Landwirtschaft weitere Reformen braucht. Doch nicht nur die immerwährende Kette von Lebensmittel- Skandalen beweist die Notwendigkeit von Veränderungen. Auch die Ost- Erweiterung der Europäischen Union und die neue Verhandlungsrunde der Welthandelsorganisation [WTO] erhöhen den Reformdruck. Eine Erkenntnis, die den Agrarkommissar aus Österreich vorbereitet trifft.. Deshalb ist es auch nur für Lobbyisten überraschend, dass Franz Fischler heute weitreichende Reformvorschläge zur Halbzeitbilanz der „Agenda 2000“ vorlegt. In der Agenda 2000 sind die agrarpolitischen Grundsätze der EU bis 2006 vereinbart worden.

    Fischlers Ideen sind für europäische Verhältnisse fast schon revolutionär. Er lässt sich nicht mehr darauf ein, den Verteidiger angestammter Besitzstände zu geben. Im Gegenteil: Der Agrarkommissar geht den Landwirten an den Geldbeutel. Nicht mehr Masse wird belohnt. Nur wer umweltverträgliche Lebensmittel erzeugt, bekommt noch Subventionen. Zudem nimmt der Kommissar den großen Betrieben direkt Geld weg, um es in die zweite Säule der EU-Agrarpolitik umzuleiten. Aus diesen Mitteln wird die Schaffung von neuen Arbeitsplätzen auf dem Land gefördert. Derzeit sind dies lediglich 10 % der rund 44 Milliarden Euro, die Brüssel jährlich für die Landwirtschaft ausgibt.

    Mit dieser maßvollen Umverteilung will sich Fischler aber nicht zufrieden geben. Er will eine Subventionsobergrenze für Großbetriebe einführen. Mehr als 300.000 Euro pro Jahr soll kein Hof mehr überwiesen bekommen. Allerdings können die Betriebe diesen Betrag erhöhen, indem sie mehr Leute beschäftigen. Dahinter steckt nicht ein sozialer Gedanke. Das nützt vor allem ökologisch wirtschaftenden Betrieben. Auf Öko- Höfen fällt mehr Arbeit an als auf konventionell bewirtschafteten.

    Sollte sich Fischler durchsetzen, heißt das jedoch noch nicht, dass die Skandale um Hormone und anderes sofort aufhören. Aber sie könnten seltener werden. Denn gefördert würde nur noch eine Landwirtschaft, die gesunde Lebensmittel mit gesunden Tieren in einer intakten Landschaft erzeugt.

    Für die deutsche Verbraucherschutzministerin Renate Künast sind Fischlers Reformvorschläge eine willkommene Wahlkampfhilfe. Sie ist seine wichtigste Mitstreiterin, nachdem die Franzosen erneut eine konservative Regierung gewählt haben, die sich gegen Agrarreformen sperrt. Allerdings wird sich die französische Regierung den Veränderungen nicht dauerhaft entziehen können. Nach der Ost- Erweiterung gehört Frankreich zu den Nettozahlern. Spätestens dann wird sich in Paris die Erkenntnis durchsetzen, dass das System unbezahlbar geworden ist. Renate Künast und Jaques Chirac wollen eigentlich das Gleiche. Der französische Staatspräsident hat es nur noch nicht bemerkt.



    E N D L A G E R   M E N S C H

    Hormonsirup in Rheinland-Pfalz entdeckt

    Rund 60.000 Liter Glukosesirup der in den Hormonskandal verwickelten belgischen Firma Bioland Liquid Sugars sind nach Rheinland-Pfalz geliefert worden. Damit hat es insgesamt 4 verdächtige Lieferungen nach Deutschland gegeben.

    Aus:
    Spiegel-Online, Hamburg, 11. Juli 2002, ??.?? Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]

    BERLIN/MAINZ. Der Sirup sei sichergestellt und werde auf das Hormon Medroxy-Progesteron-Azetat (MPA) untersucht. Das teilte das Umweltministerium in Mainz heute mit. Die Ware sei in 2 Lieferungen am 18. April und am 6. Mai dieses Jahres von Nordrhein- Westfalen über einen Zwischenlieferanten nach Rheinland- Pfalz gelangt und noch nicht verarbeitet worden. Untersuchungsergebnisse über eine mögliche Hormonbelastung seien frühestens Anfang nächster Woche zu erwarten. Der Vorwurf gegen die belgische Firma Bioland lautet, dass sie billig pharmazeutische Abfälle entsorgt hat, indem sie die Rückstände in den Zuckersirup kippte. Kostenloses Endlager Mensch.

    Angesichts des sich ausweitenden Skandals warnte NRW- Verbraucherschutzministerin Bärbel Höhn (Grüne) vor langfristigen Gefahren durch Hormone in Lebensmitteln. Im WDR erklärte sie, im aktuellen Fall der möglicherweise mit dem Hormon belasteten Getränke oder Fleischprodukte sei zwar keine massive Gefährdung zu erwarten. "Nur ich sage mal: Die Summe der Hormon- Einträge, die wir in den letzten Jahren beobachten bei uns, die ist schon dramatisch." Der Futterskandal sei immerhin nur aufgefallen, weil die Sauen keine Ferkel mehr bekommen haben [Ed: im Klartext – die amtliche Lebensmittel- Kontrolle hat wieder einmal kläglich versagt]. "Und auch die Zeugungsfähigkeit der Westeuropäer geht ja zurück", sagte Höhn. Insofern sei eine Langfrist- oder Negativ- Wirkung schon da.

    Bundesministerin Renate Künast (Grüne) forderte eine einheitliche europäische Futtermittel- Regelung. "Wir brauchen endlich eine europäische Regelung, auf der klar steht: Es darf im Futtermittel nur drin sein, was auch ausdrücklich erlaubt ist", sagte sie heute im ZDF. Weiterhin seien verstärkte Kontrollen nötig. Der Futtermittelbereich sei einer der schärfsten Bereiche, in denen Wirtschaftskriminalität begangen wird – und zwar eine Kriminalität, die nicht nur finanziell, sondern die tatsächlich der Gesundheit der Menschen schadet, sagte Künast.

    Scharfe Kritik an den Machenschaften der belgischen Firma Bioland Liquid Sugars übte der Bund für Lebensmittelrecht- und Lebensmittelkunde (BLL). "Wenn jemand pharmazeutische Abfälle illegal in die Lebensmittelkette einschleust, erfüllt das jeden verantwortlichen Unternehmer der Branche mit Abscheu", sagte BLL-Hauptgeschäftsführer Matthias Horst. Auch er plädierte im Bereich der Lebens- und Futtermittelsicherheit für ein gleich hohes Niveau in der Europäischen Union.

    Die belgische Bioland soll nach Angaben der belgischen Behörden mit dem Hormon verunreinigten Zuckersirup an mehrere deutsche Unternehmen geliefert haben. Das brandenburgische Landwirtschaftsministerium hatte gestern eine Sirup- Lieferung an einen Getränkehersteller vom Mai 2001 bestätigt. Ob der Sirup mit Hormonen belastet war konnte nicht nachgewiesen werden, weil er aufgebraucht worden ist. Weitere 27 Tonnen Glukosesirup sind im Dezember 1999 an einen Betrieb in Rheinland- Pfalz gegangen, der im Auftrag einer Firma aus Baden- Württemberg Apfelweinprodukte herstellte. Auch hier konnte bislang nicht festgestellt werden, ob der Sirup hormonbelastet war. In Bayern werden derzeit nach Angaben des Verbraucherschutzministeriums noch Proben untersucht. [mehr]

    12.7.2002 (info-radio). Im deutschen Lebensmittelrecht werden künftig Unternehmen verpflichtet, bei internen Kontrollen entdeckte „Rückstände“ sofort den zuständigen Behörden zu melden. Bislang genügte in solche Fällen eine „stille Rückrufaktion“. Das Publikum sollte nichts bemerken, und die Behörden wollten es offensichtlich gar nicht so genau wissen.

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      Zum Teil 29

    © 2002-2009  – Universitätsrat a. D. Karl-Heinz Dittberner (khd) – Berlin   —   Last Update: 26.06.2011 23.30 Uhr