BSE & Co in den Medien – Teil 37 khd
Stand:  28.2.2006   (24. Ed.)  –  File: M/edien37.html




Hier werden einige ausgewählte und besonders interessante Artikel und andere Texte zur durch den Rinderwahnsinn BSE und der Anwendung der Gentechnik ausgelösten Problematik sowie zur gefährlichen H5N1-Vogelgrippe (Geflügelpest) und H1N1-Schweinegrippe gespiegelt und damit auf Dauer dokumentiert. Manches ist auch mit [Ed: ...] kommentiert. Tipp- und Übertragungsfehler gehen zu meinen Lasten.

Die anderen Vergiftungen von Nahrungsmitteln haben ab Ende 2004 eine eigene Webseiten- Serie in der Abteilung "Food" erhalten.

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  • Neuere Presseberichte  (38. Teil).
  • 18.02.2006: Hunderte Vögel verendet – Bundeswehr schickt Experten.
  • 18.02.2006: Vogelgrippe: Unter Zugzwang.
  • 18.02.2006: Tamiflu wird knapp.
  • 16.02.2006: Vogelgrippe: WHO-Experte warnt vor tödlichen Risiken.
  • 15.02.2006: Rätselraten über Herkunft des Virus.
  • 15.02.2006: Vogelgrippe erreicht Deutschland.
  • 15.02.2006: Vogelgrippe: Erster Verdacht in Deutschland.
  • 14.02.2006: Erster Vogelgrippe-Verdacht in Deutschland.
  • 14.02.2006: Zur natürlichen Funktion der Prionen. (PNAS-Abstract)
  • 12.02.2006: Vogelgrippe verbreitet sich in der EU.
  • 11.02.2006: Gefährliches H5N1-Virus erreicht Italien und Griechenland.
  • 08.02.2006: Vogelgrippe in Nigeria ausgebrochen.
  • Ältere Presseberichte  (36. Teil).
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    H 5 N 1   I N   A F R I K A

    Vogelgrippe in Nigeria ausgebrochen

    Die Vogelgrippe ist in Afrika angekommen. Im Blut toter Hühner aus dem Norden Nigerias haben Wissenschaftler das gefährliche H5N1-Virus nachgewiesen. Zehntausende Vögel sind bereits verendet, große Bestände sollen gekeult werden.

    Aus:
    Spiegel Online – 8. Februar 2006, 18.24 Uhr MEZ (nur elektronisch publiziert). [Original]

    NIGERIA. In Nigeria wurde erstmals das auch für den Menschen gefährliche Vogelgrippe-Virus H5N1 nachgewiesen. Die Behörden des westafrikanischen Landes haben einen Ausbruch in einem Geflügel-Großbetrieb und mehrere Verdachtsfälle an anderen Orten gemeldet, teilte die Weltorganisation für Tiergesundheit (OIE) in Paris mit. Ein Referenzlabor im italienischen Padua habe den H5N1-Erreger nachgewiesen.

    Die Regierung Nigerias kündigte an, alle befallenen Hühner zu töten und eine Quarantäne über die betroffenen Höfe zu verhängen. Es ist die erste bestätigte Meldung eines Vogelgrippe-Ausbruchs auf dem afrikanischen Kontinent.

    Der Ausbruch war in Käfigbeständen im Bundesstaat Kaduna im Norden Nigerias festgestellt worden. Mehrere Zehntausend Vögel sind dort in den vergangenen Tagen verendet. Die Behörden hätten bereits mit der Keulung von Tierbeständen begonnen, Quarantäne über die betroffenen Gebiete verhängt und Kontrollen von Tiertransporten angekündigt. Ein Expertenteam der OIE werde die Situation vor Ort erkunden und die nigerianischen Behörden bei der Bekämpfung der Tierseuche unterstützen.

    Augenzeugen in der Stadt Kaduna berichteten von Geflügelhändlern, die versuchten, Hühner für weniger als die Hälfte des normalen Preises zu verkaufen. Ein Sprecher des Landwirtschaftsministeriums sagte, Experten seien in verschiedene Teile des Landes geschickt worden, um sich ein Bild von der Lage zu machen.

    Angst vor Seuche in Entwicklungsländern

    In Nigeria werden viele Menschen nach ihrem Tod ohne formelle ärztliche Untersuchung beigesetzt, was das Erkennen von neuen Seuchen erschwert. Auch als reine Tierseuche könnte die Vogelgrippe verheerende Folgen für Nigeria haben. Millionen Menschen halten Hühner in Hinterhöfen.

    Besonders in Entwicklungsländern fürchten Experten sich vor der Ausbreitung der Vogelgrippe. Anders als viele der bislang betroffenen asiatischen Länder sind staatliche Strukturen in weiten Teilen Afrikas nur schwach ausgeprägt. Nigeria ist das bevölkerungsreichste Land des Kontinents.

    Uno-Generalsekretär Kofi Annan betonte die Gefahr einer Ausbreitung der Vogelgrippe in Afrika. "Ich komme selbst aus Ghana, einem Land, wo Familien mit ihren Tieren, Kinder mit Hühnern harmonisch zusammenleben", sagte er. Dieser jahrhundertealte Lebensstil sei nun durch den Ausbruch der Vogelgrippe bedroht. "Es wird hart sein, aber wir müssen dieses Zusammenleben anders gestalten."

    Laut Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist der Geflügelbestand in Nigeria rund 140 Millionen Tiere groß. Das veterinärmedizinische System des Landes sei überfordert und brauche Hilfe. Anderen afrikanischen Ländern riet die WHO, schnell gegen vermutete Ausbrüche der Seuche vorzugehen.

    "Wenn die Situation in Nigeria außer Kontrolle gerät, wird das verheerende Auswirkungen auf die Geflügelpopulation in der Region haben, die Lebensgrundlage vieler Familien ernsthaft beschädigen und auch Menschen dem Virus aussetzen", sagte Samuel Jutzi, zuständig für Tierproduktion und -gesundheit bei der Ernährungs- und Agrar-Unterorganisation (FAO) der Vereinten Nationen.

    Die OIE sammelt als internationales Tierseuchenamt die offiziellen Meldungen über Seuchenausbrüche in ihren 167 Mitgliedstaaten. Das Referenzlabor in Padua, das den H5N1-Erreger in den Proben aus Nigeria identifiziert, ist auf solche Fälle spezialisiert, teilte das Bundesministerium für Landwirtschaft und Verbraucherschutz auf Anfrage von SPIEGEL ONLINE mit.

    Eine Gefahr, der Vogelgrippe-Ausbruch in Nigeria könne unmittelbare Folgen für Deutschland oder Europa haben, bestehe nicht. Die Einfuhr von nigerianischen Geflügelprodukten in die EU sei bereits seit längerem verboten.

    Der Vogelforscher Professor Franz Bairlein hält eine Einschleppung der Vogelgrippe aus Afrika nach Westeuropa für nicht ausgeschlossen, hält die Gefahr aber für sehr gering. "Theoretisch könnte es einen Transport von Viren auf der Südwestroute des Vogelzugs über Spanien und Frankreich geben", sagte der Leiter des Wilhelmshavener Instituts für Vogelforschung. Nur 2 Entenarten und der Weißstorch könnten allerdings das Virus transportieren, Abermillionen von Singvögeln dagegen nicht.

    In Deutschland gilt ab dem 1. März erneut eine bundesweite Stallpflicht für Geflügel, um das Risiko einer Einschleppung des Virus durch im Frühjahr nach Norden wandernde Zugvögel zu minimieren.

    Ausbruch auch in China

    Derweil meldeten Forscher den 29. Ausbruch von Vogelgrippe bei Tieren in China seit Oktober letzten Jahres. In der Stadt Yijing in der Provinz Shanxi seien der Seuche 15.000 Tiere zum Opfer gefallen. Die chinesischen Behörden bestätigten einen elften Fall von H5N1 bei einem Menschen. Eine 26-jährige Frau aus der Provinz Fuijan sei positiv auf das Vogelgrippe-Virus getestet worden. Ihre Verfassung sei stabil.

    Die Vogelgrippe breitet sich seit einiger Zeit von Asien kommend nach Westen aus. Bislang wird sie von Tier zu Tier oder von Tier zu Mensch übertragen. Seit Ende 2003 sind mindestens 88 Menschen in sieben Staaten an der Krankheit gestorben. Mediziner fürchten jedoch, dass das Virus eines Tages mutieren und sich dann direkt von Mensch zu Mensch übertragen könnte. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) befürchtet in diesem Fall eine weltweite Seuche mit möglicherweise Millionen von Toten. [mehr]



    V O G E L G R I P P E

    Gefährliches H5N1-Virus erreicht Italien und Griechenland

    Das auch für Menschen gefährliche Vogelgrippe-Virus H5N1 hat Italien und Griechenland und damit erstmals die Europäische Union erreicht. Die Weltgesundheitsorganisation forderte zu erhöhter Wachsamkeit auf..

    Aus:
    Spiegel Online – 11. Februar 2006, 22.34 Uhr MEZ (nur elektronisch publiziert). [Original]

    ROM/ATHEN. Die Regierungen in Rom und Athen bestätigten am Samstag [11.2.2006] nach Laboruntersuchungen an tot aufgefundenen Schwänen den Einzug der Vogelgrippe. Italiens Gesundheitsminister Francesco Storace sagte, bei den meisten der 17 tot aufgefundenen Schwäne in den südlichen Regionen Apulien, Kalabrien und Sizilien sei das H5N1-Virus nachgewiesen worden. "Es steht fest, dass das Virus Italien erreicht hat", sagte er nach einer Kabinettssitzung und kündigte besondere Sicherheitsmaßnahmen für die betroffenen Gebiete an. Die Schwäne seien vom Balkan nach Italien gekommen.

    Die Untersuchungen würden fortgeführt. Unter anderem solle herausgefunden werden, um welche Form von H5N1 es sich genau handele, fügte Storace hinzu. Von den regionalen Gesundheitsbehörden hatte es zuvor geheißen, bei den Schwänen könnte es sich um Zugvögel aus Russland handeln. Bisherige Tests in einem Labor auf der Insel hätten eine "milde Form" des H5N1-Virusstamms gezeigt.

    Schwäne nahe Saloniki infiziert

    Das griechische Landwirtschaftsministerium teilte mit, Untersuchungen im englischen Speziallabor Weybridge hätten bei drei Schwänen das H5N1-Virus bestätigt, die nahe der nordgriechischen Stadt Saloniki tot aufgefunden worden waren. Auf der griechischen Insel Skyros wurde unterdessen eine Wildgans positiv auf einen Vogelgrippe-Erreger vom Typ H5 getestet.

    An der Vogelgrippe sind in Asien und der Türkei nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bisher mindestens 88 Menschen gestorben. In Asien wurden mehr als 140 Millionen Vögel wegen des Verdachts der Vogelgrippe geschlachtet oder verendeten.

    Die Weltgesundheitsorganisation hat angesichts der jüngsten Fälle die verstärkte Überwachung von Mensch und Tier gefordert. Bei Grippesymptomen von Patienten sollen Krankenhäuser nachfragen, ob sie mit kranken Vögeln in Kontakt getreten seien, sagte ein Sprecher der WHO am Samstag [11.2.2006]. "Es ist wichtig, dass die Leute wissen, dass sie keinen Kontakt zu kranken Vögeln haben sollen", sagte er. Eine höhere Warnstufe werde nicht ausgerufen. "Wenn das Virus in einem neuen Land auftaucht, heißt das nicht, dass die Pandemie begonnen hat. Es heißt, dass die Tierkrankheit sich ausbreitet." [mehr]



    H 5 N 1 - V I R U S

    Vogelgrippe verbreitet sich in der EU

    Nach ersten Fällen in Italien, Griechenland und Bulgarien ist am Sonntag auch bei einem Schwan in Slowenien ein Virus des H5-Typs nachgewiesen worden. Die Bundesregierung sieht noch keinen Anlass zu besonderen Maßnahmen.

    Aus:
    Spiegel Online – 12. Februar 2006, 14.11 Uhr MEZ (nur elektronisch publiziert). [Original]

    HAMBURG. Nach den ersten Vogelgrippe-Fällen in Italien, Griechenland und Bulgarien ist auch bei einem Schwan in Slowenien ein Erreger der H5-Gruppe festgestellt worden. Ob es sich um den auch für Menschen gefährlichen Virenstamm H5N1 handele, sei noch unklar, teilte die EU-Kommission am Sonntag in Brüssel mit. Das slowenische Labor für Vogelgrippe habe seine Proben zu weiteren Tests an das EU-Referenzlabor im britischen Weybridge geschickt.

    Die slowenische Regierung verpflichtete sich, sofort strenge Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen. Im Umkreis von drei Kilometern um den möglichen Seuchenherd wird eine Sicherheitszone eingerichtet. Dort muss Geflügel in den Ställen bleiben. Im Umkreis von zehn Kilometern müssen die Bauern strenge Hygienemaßnahmen einhalten.

    Auch die Regierungen in Italien, Griechenland und Bulgarien hatten am Samstag nach Laboruntersuchungen an tot aufgefundenen Schwänen den Einzug der Vogelgrippe bestätigt. Die italienischen und griechischen Behörden richteten am Wochenende Kontrollzonen um die Fundorte ein und bemühten sich, die Bevölkerung zu beruhigen.

    Seuchenexperten der Europäischen Union wollen auf einem Krisentreffen am Donnerstag und Freitag in Brüssel über Abwehrmaßnahmen gegen das Virus beraten. Fachleute halten die Ausbreitung des Erregers für unwahrscheinlich, da das Virus bei Wild- und nicht bei Nutztieren entdeckt wurde.

    Die Bundesregierung sieht noch keinen Anlass für besondere Maßnahmen. "Wir beobachten die Situation sehr genau", sagte eine Sprecherin des Landwirtschaftsministeriums am Samstag in Berlin. Allerdings gebe es keinen Grund für besondere Schutzmaßnahmen. Sie verwies darauf, dass mögliche Einschränkungen für den Geflügelimport Sache der EU seien.

    Bisher keine Zuchttiere infiziert

    Außerdem sei das auch für Menschen gefährliche Vogelgrippevirus vom Typ H5N1 bei Wildgeflügel und nicht Nutzgeflügel entdeckt worden. Wenn das Auftauchen der Vogelgrippe jedoch näher an deutsches Staatsgebiet rücke, werde über ein Vorziehen der Pflicht zum Halten von Geflügel in Ställen nachgedacht, sagte die Sprecherin.

    Ressortchef Horst Seehofer hat bereits angekündigt, dass ab 1. März Nutzgeflügel für mindestens zwei Monate in Ställen gehalten werden muss, um Ansteckungen über Wildtiere während des Vogelzugs vorzubeugen.

    Italiens Gesundheitsminister Francesco Storace sagte, bei den meisten der 21 tot aufgefundenen Schwäne in den südlichen Regionen Apulien, Kalabrien und Sizilien sei das H5N1-Virus nachgewiesen worden. Die Nachricht löste im ganzen Land Besorgnis aus.

    Politiker und Experten versuchten die Menschen zu beruhigen: Da es sich bei den toten Tieren um wilde Schwäne und nicht um Zuchttiere gehandelt habe, sei eine Ausbreitung des Virus in Italien höchst unwahrscheinlich, hieß es. Auch könnten die Menschen weiterhin unbesorgt Hühnerfleisch verzehren, betonte Gesundheitsminister Francesco Storace: "Es gibt gute Gründe, die Ruhe zu bewahren", sagte er.

    "Die Kontrollen funktionieren und wir verfügen über alle notwendigen Instrumente, um weitere Probleme zu verhindern", zitierte die Zeitung "Corriere della Sera" am Sonntag den Minister.

    Die Helfer von Naturschutzorganisationen, die die toten Schwäne gefunden hatten, würden eingehend untersucht und seien vorübergehend unter Quarantäne gestellt worden. Jedoch habe keiner von ihnen Anzeichen einer Erkrankung. Wahrscheinlich seien die Tiere wegen der anhaltenden Kälte in den Balkanstaaten nach Italien gekommen. "Eis und Hunger verjagen die Vögel - die Migrationswege ändern sich", berichtete die Zeitung "La Repubblica" am Sonntag.

    Milde Form des Virusstamms

    Die Untersuchungen in Italien werden fortgeführt. Unter anderem solle herausgefunden werden, um welche Form von H5N1 es sich genau handele, sagte Minister Storace. Von den regionalen Gesundheitsbehörden hatte es zuvor geheißen, bei den Schwänen könnte es sich um Zugvögel aus Russland handeln. Bisherige Tests in einem Labor auf der Insel hätten eine "milde Form" des H5N1-Virusstamms gezeigt.

    Das griechische Landwirtschaftsministerium teilte mit, Untersuchungen im englischen Speziallabor Weybridge hätten bei drei Schwänen das H5N1-Virus bestätigt, die nahe der nordgriechischen Stadt Saloniki tot aufgefunden worden waren. Auf der griechischen Insel Skyros wurde unterdessen eine Wildgans positiv auf einen Vogelgrippe-Erreger vom Typ H5 getestet.

    An der Vogelgrippe sind in Asien und der Türkei nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bisher mindestens 88 Menschen gestorben. In Asien wurden mehr als 140 Millionen Vögel wegen des Verdachts der Vogelgrippe geschlachtet oder verendeten.

    Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat angesichts der jüngsten Fälle die verstärkte Überwachung von Mensch und Tier gefordert. Bei Grippesymptomen von Patienten sollen Krankenhäuser nachfragen, ob sie mit kranken Vögeln in Kontakt getreten seien, sagte ein Sprecher der WHO am Samstag. "Es ist wichtig, dass die Leute wissen, dass sie keinen Kontakt zu kranken Vögeln haben sollen", sagte er. Eine höhere Warnstufe werde nicht ausgerufen. "Wenn das Virus in einem neuen Land auftaucht, heißt das nicht, dass die Pandemie begonnen hat. Es heißt, dass die Tierkrankheit sich ausbreitet."

    In China und Indonesien fielen erneut drei Menschen der Vogelgrippe zum Opfer. Nach Regierungsangaben vom Samstag starb in der chinesischen Provinz Hunan eine 20-Jährige an dem gefährlichen Virustyp H5N1. Sie sei die achte Vogelgrippetote in China gewesen. Die Behörden in Indonesien meldeten am Samstag den Tod einer 27- jährigen Frau und eines 23-jährigen Mannes. Sollte die WHO das bestätigen, wären in Indonesien 19 Menschen an Vogelgrippe gestorben.

    Weltweit erlagen bislang mehr als 80 Menschen der Krankheit. Am stärksten betroffen ist Vietnam, wo seit Ausbruch der Seuche Ende 2003 mehr als 40 Menschen an dem Virus starben. [mehr]



    B I O L O G I C A L   S C I E N C E S   /   C E L L   B I O L O G Y 

    Prion protein is expressed on long-term repopulating hematopoietic stem cells and is important for their self-renewal

    From Whitehead Institute for Biomedical Research, Nine Cambridge Center, Cambridge, MA 02142; and Department of Biology, Massachusetts Institute of Technology, Cambridge, MA 02142.

    Aus:
    PNAS – Nr. 7/2006 (Proceedings of the National Academy of Sciences of the U.S.A.), 14. Februar 2006, Seite 2184–2189 (Volume 103) von CHENG CHENG ZHANG, ANDREW D. STEELE, SUSAN LINDQUIST und HARVEY F. LODISH. Contributed by SUSAN LINDQUIST, December 13, 2005. [Original] [Translation-Service]

    Although the wild-type prion protein (PrP) is abundant and widely expressed in various types of tissues and cells, its physiological function(s) remain unknown, and PrP knockout mice do not exhibit overt and undisputed phenotypes. Here we showed that PrP is expressed on the surface of several bone marrow cell populations successively enriched in long-term (LT) hematopoietic stem cells (HSCs) using flow cytometry analysis. Affinity purification of the PrP-positive and -negative fractions from these populations, followed by competitive bone marrow reconstitution assays, shows that all LT HSCs express PrP.

    HSCs from PrP-null bone marrow exhibited impaired self-renewal in serial transplantation of lethally irradiated mouse recipients both in the presence and absence of competitors. When treated with a cell cycle-specific myelotoxic agent, the animals reconstituted with PrP-null HSCs exhibit increased sensitivity to hematopoietic cell depletion. Ectopic expression of PrP in PrP-null bone marrow cells by retroviral infection rescued the defective hematopoietic engraftment during serial transplantation. Therefore, PrP is a marker for HSCs and supports their self-renewal. [FullText] [PDF] [Figures Only] [Supporting Infos]



    R Ü G E N

    Erster Vogelgrippe-Verdacht in Deutschland

    Die Vogelgrippe hat höchstwahrscheinlich Deutschland erreicht. Auf der Insel Rügen wurden vier tote Schwäne gefunden, bei zweien wurde das gefährliche H5N1-Virus nachgewiesen, sagte Bundesagrarminister Seehofer.

    Aus: Spiegel Online – 14. Februar 2006, 23.41 Uhr MEZ (nur elektronisch publiziert). [Original]

    BERLIN. Laut Seehofer ergab ein Schnelltest bei zweien der verendeten Schwäne den Verdacht auf den gefährlichen Virus H5N1. Mit endgültigen Ergebnissen des Europäischen Referenzlabors in England rechne man am Donnerstag, sagte der Minister am Abend in Berlin. "Nach allen uns vorliegenden Daten müssen wir davon ausgehen, dass der Verdacht vom Europäischen Referenzlabor bestätigt wird." Es sei jetzt eine "sehr ernste Situation" eingetreten. Wichtig sei es nun, ein Überspringen der Seuche auf Nutztiere zu verhindern.

    Ein routinemäßiges Treffen mit seinen Kollegen aus den Ländern in Berlin will Seehofer zu einer Sitzung des nationalen Krisenstabes umfunktioniert. "Die Vogelgrippe macht uns zunehmend Sorgen. Das Tempo der Ausbreitung nimmt deutlich zu." Die Stallpflicht soll ab diesem Freitag vermutlich bis Ende April gelten. Ursprünglich hatte sie erst ab dem 1. März wieder in Kraft treten sollen.

    Laut Angaben des Agrarministeriums in Mecklenburg-Vorpommern wurde rund um die Fundstelle auf Rügen ein Schutzgebiet von drei Kilometern eingerichtet. Das bedeute, dass Betriebe mit Geflügel untersucht würden und nur eingeschränkt Geflügel transportiert werden dürfe. Zudem gebe es ein Beobachtungsgebiet im Umkreis von zehn Kilometern.

    Geflügelausstellungen werden verboten

    Bereits am Nachmittag hatte Seehofer mitgeteilt, dass die Bundesregierung Geflügelausstellungen und -märkte bundesweit verbieten wird.

    Nur wenige Stunden zuvor war der Vogelgrippe-Erreger H5N1 mit hoher Wahrscheinlichkeit auch in Österreich festgestellt worden. Erste Untersuchungen zum Tod von Schwänen, Enten und weiteren Vögeln in der Steiermark ergaben eine Wahrscheinlichkeit von 70 %, dass das Virus Österreich erreicht hat, sagte ein Sprecher der zuständigen Gesundheitsbehörde der Nachrichtenagentur APA zufolge.

    Dort sind vermutlich 2 Schwäne mit H5N1 infiziert, hieß es in einer Mitteilung des österreichischen Gesundheitsministeriums. Die Proben seinen bereits zur näheren Überprüfung an das EU-Referenzlabor in England geschickt worden. Die Behörden wiesen die Geflügelhalter in der Steiermark an, ihre Tiere im Stall zu halten.

    Im benachbarten Slowenien gab es bereits einen ersten Verdachtsfall. Am Wochenende wurden auch Infektionen in den EU-Ländern Griechenland und Italien bekannt. Mindestens 91 Menschen sind bislang an H5N1 gestorben, die meisten davon in Ostasien.

    Europa ist auch nach Einschätzung der Welternährungsorganisation (FAO) in Rom derzeit stark von der Vogelgrippe bedroht. Das größte Risiko gehe von Zugvögeln aus, die aus befallenen Regionen Afrikas zurückkehren. Die FAO rief die Regierungen auf, Geflügel vor Infektion mit dem Virus zu schützen.

    EU-Experten für Tierseuchen kommen morgen in Brüssel zusammen, um über weitere Schutzmaßnahmen gegen die auch für den Menschen gefährliche Vogelgrippe zu beraten. [mehr]



    Vogelgrippe: Erster Verdacht in Deutschland

    Das Vogelgrippe-Virus H5N1 hat vermutlich auch Deutschland erreicht. Auf Rügen seien tote Schwäne gefunden worden, bei denen alles auf die Vogelgrippe deute, sagte Agrarminister Seehofer. Außerdem werde die Stallplicht auf den 17. Februar vorgezogen.

    Aus:
    Der Tagesspiegel, Berlin, 15. Februar 2006, 00.10 Uhr MEZ (nur elektronisch publiziert). [Original]

    BERLIN. Die auch für Menschen gefährliche Art der Vogelgrippe hat Deutschland nur wenige Tage nach dem erstmaligen Auftreten in den EU-Staaten Italien und Griechenland erreicht. Nach Ansicht der Experten deutet alles darauf hin, dass es sich bei zwei von vier verendeten Schwänen in Mecklenburg- Vorpommern um das aggressive Virus des Typs H5N1 handele, sagte Agrarminister Horst Seehofer (CSU) in Berlin. Die Tiere seien bereits am vergangenen Freitag von Urlaubern an einer Fähre zwischen den Inseln Rügen und Hiddensee gefunden worden, teilte der Minister am Abend mit.

    Seehofer bezeichnete die Lage als ernst und berief den Krisenstab zur Bekämpfung von Tierseuchen für diesen Mittwochnachmittag ein. Daran nehmen neben seinen Länderkollegen auch Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) sowie Verbandsvertreter teil. Wegen der Bedeutung habe er das eigentlich geplante Thema Verbraucherinformationsgesetz von der Tagesordnung abgesetzt.

    Zugleich kündigte der Minister an, dass die bundesweite Stallpflicht für das Federvieh in Deutschland bereits an diesem Freitag [17.2.2006] beginnen werde und nicht erst am Montag, was er noch am Dienstagmittag verkündet hatte. Ursprünglich war der 1. März als Termin vorgesehen. Das Freilaufverbot gilt zunächst bis Ende April. Auch Geflügelmärkte und -schauen sind mit verschärften Ausnahmen befristet verboten.

    In einer Schutzzone im Radius von 10 Kilometern um die Fundorte der toten Schwäne muss das Geflügel nach EU-Recht ab sofort in Ställe eingesperrt werden. In einer engeren Sperrzone von drei Kilometern dürften 21 Tage lang mindestens kein Geflügel oder Geflügel- Fleisch "bewegt", also ein- oder verkauft, werden.

    Am Abend sei er vom nationalen Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit informiert worden, teilte der Minister mit. Danach hätten Urlauber am 8. Februar die vier verendeten Schwäne gefunden und über die Polizei den zuständigen Behörden zugeleitet. Ein Schnelltest im Labor habe bei zwei Schwänen wie unmittelbar zuvor in Österreich und Tage davor in Slowenien an der österreichischen Grenze den Verdacht auf den aggressiven Virus H5N1 ergeben. Genaues wisse er nach den offiziellen Testergebnissen aus London erst am Donnerstag [16.2.2006].

    Er selbst habe unmittelbar nach dem Gespräch mit Institutschef Thomas Mettenleiter die Landesregierung in Schwerin unterrichtet, die sofort alle Notmaßnahmen wie die Schutz- und Sperrzonen eingeleitet habe. Gefährdungen für den Tourismus sieht Seehofer nicht, fügte aber hinzu: "Wir bitten auch die Bevölkerung um Mithilfe, dass sie in der Natur tote Tiere meldet – um Gottes Willen nicht anfasst, damit unsere Behörden dann das Ihre tun können."

    Der gefährliche Vogelgrippe-Virus war erst kürzlich in Italien und Griechenland bestätigt worden und auch in Nigeria aufgetreten. Daher hatte Seehofer am Nachmittag das Vogelgrippe-Risiko für Deutschland auf die zweihöchste Stelle hochgestuft. "Die Vogelgrippe macht uns zunehmend Sorgen", sagte er nach einem Treffen mit Experten. Grundlage für den vorgezogenen Termin sei eine neue Risikobewertung durch das Institut. "Es ist eine Besorgnis erregende Entwicklung, mit welchem Tempo sich das Virus ausbreitet – auf uns zu", sagte Seehofer mit Blick auf den bald erwarteten Rückflug der Zugvögel gen Norden. Zur Verbesserung des Schutzes des heimischen Geflügels soll die Beobachtung von Wildvögeln verstärkt werden. [mehr]



    Vogelgrippe erreicht Deutschland

    Bei zwei auf Rügen verendeten Schwänen fielen Schnelltests auf das aggressive H5N1-Virus positiv aus. Seehofer beruft einen Krisenstab ein. Die Stallpflicht für Federvieh wird vorgezogen.

    Aus: Berliner Morgenpost, 15. Februar 2006, 8,57 Uhr MEZ (nur elektronisch publiziert). [Original]

    BERLIN (morgenpost.de). Nach Italien und Österreich hat die Vogelgrippe nun auch Deutschland erreicht. Auf der Ostseeinsel Rügen wurde bei 2 von 4 verendeten Schwänen in Schnelltests das auch für den Menschen gefährliche H5N1-Virus nachgewiesen. Endgültige Klarheit sollen weitere Tests in einem EU-Labor in London bringen, deren Ergebnisse jedoch erst am Donnerstag [16.2.2006] vorliegen werden.

    Diese Tests hält der Chef des Robert-Koch-Instituts, Reinhard Kurth, in diesem Falle nicht nötig. Aufgrund der Ergebnisse der "sorgfältigen Bestätigungstests" in Rügen hätten die Experten seines Instituts "persönlich keine Zweifel mehr", daß die verendeten Vögel mit der Vogelgrippe infiziert gewesen seien, sagte Kurth dem ZDF.

    Urlauber hatten die toten Schwäne bereits am vergangenen Freitag [10.2.2006] an einer Fähre zwischen den Inseln Rügen und Hiddensee gefunden. Rund um die Fundstelle wurde nach Angaben der Agrarministerien in Berlin und Schwerin eine Schutzzone im Umkreis von 3 Kilometern und eine Überwachungszone im Umkreis von 10 Kilometern eingerichtet.

    In der Schutzzone werden 21 Tage lang alle Betriebe festgestellt, die Geflügel halten. Die Tiere werden desinfiziert, und es herrscht ab sofort eine Stallpflicht für Hühner, Gänse und anderes Federvieh.

    Bundesweit werde die Stallpflicht nochmals vom kommenden Montag [20.2.2006] auf Freitag [17.2.2006] vorgezogen. Das Freilaufverbot gilt zunächst bis Ende April. Auch Geflügelmärkte und -schauen sind mit verschärften Ausnahmen befristet verboten.

    Agrarminister Horst Seehofer bezeichnete die Lage als ernst. Er berief eine Sitzung des Krisenstabs zur Tierseuchenbekämpfung ein. Daran nimmt neben seinen Länderkollegen auch Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) teil. Auch in Brüssel kommen EU-Experten zu Beratungen über weitere Schutzmaßnahmen gegen die Vogelgrippe zusammen.

    Das Virus hatte am Wochenende offenbar von Nigeria ausgehend die EU erreicht. Es wurde in verendeten Schwänen in Italien und Griechenland gefunden. Am Dienstag [14.2.2006] wurde das H5N1-Virus auch in Österreich bei verendeten Schwänen in Schnelltests nachgewiesen. [mehr]



    V O G E L G R I P P E   A U F   R Ü G E N

    Rätselraten über Herkunft des Virus

    Wie konnten sich die Rügener Schwäne bloß mit dem gefährlichen Virus H5N1 infizieren? Die Forscher stehen vor einem Rätsel. Denn: Die Vögel haben in Deutschland überwintert – und kamen folglich nicht aus den verseuchten Gebieten.

    Aus:
    Spiegel Online – 15. Februar 2006, 17.07 Uhr MEZ (nur elektronisch publiziert). [Original]

    RIEMS/HAMBURG. Warum ausgerechnet Schwäne? Mehr als hundert tote Schwäne und ein toter Habicht sind im Norden der Insel Rügen gefunden worden. Der Greifvogel trug das Vogelgrippe-Virus in sich. Es handelt sich um die zweite Tierart, bei der in Deutschland H5N1 gefunden wurde. Der Habicht und die Schwäne waren auf die Insel Riems gebracht worden, wo sie in den Labors des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) untersucht werden.

    Da die vergangene Woche von Urlaubern in Rügen gefundenen Schwäne das H5N1-Virus in sich trugen, gilt derzeit bei jeglichem toten Federvieh höchste Vorsicht. Warum es ausgerechnet sie sind, die mit dem Vogelgrippe-Erreger infiziert waren, ist völlig ungeklärt.

    Auch in Slowenien, Ungarn und Österreich waren tote Schwäne gefunden worden. Ebenso wie für die Vögel aus Rügen stehen für die beiden letztgenannten Länder die offiziellen Bestätigungen des EU-Referenzlabors im britischen Weybridge noch aus.

    FLI-Sprecherin Elke Reinking bestätigte, dass es sich bei den auf Rügen infizierten Vögeln um Höckerschwäne handelt. "Diese Art ist ein Standortvogel, der immer hier ist", sagte sie. "Uns beschäftigt jetzt die Frage, wo kommt das Virus her?" Das FLI ist als Bundesforschungsanstalt für Viruskrankheiten der Tiere die zentrale wissenschaftliche Instanz in Deutschland, wenn es um die Vogelgrippe geht. Seine Beratung dient der Bundesregierung und den Landesregierungen als Entscheidungsgrundlage für die Seuchenbekämpfung.

    Vordringlich wollen die Wissenschaftler nun klären: Warum und wie haben sich die Höckerschwäne den Erreger eingefangen, obwohl sie doch keine Zugvögel sind?

    Höckerschwan kein Zugvogel

    "Dieses aktuelle Phänomen ist nicht zu erklären, denn es hat offensichtlich nichts mit dem Vogelzug zu tun", sagte der Vogelforscher Franz Bairlein. Da Höckerschwäne nur kurze Strecken zurücklegten, könnten sie nicht aus Vogelgrippe-Regionen gekommen sein. "Aber woher kommt das Virus dann, wenn es nicht durch Zugvögel transportiert wurde?", fragt der Leiter des Wilhelmshavener Instituts für Vogelforschung. "Nur die Sing- und Zwergschwäne sind arktische Zugvögel und überwintern hier. Aus der Arktis können sie das Virus aber nicht eingeschleppt haben, denn dort ist es bislang nicht nachgewiesen."

    Ein zweites Szenario wäre, dass die Rügener Schwäne sich vor Ort oder in der Umgebung bei anderen Wildvögeln angesteckt haben. Bairlein hält es für möglich, dass die Tiere verhungert oder Opfer des strengen Winters geworden sind und gleichzeitig auch Grippeviren in sich getragen haben. Die Vogelgrippe ist nun im Labor diagnostiziert worden, muss aber nicht zwangsläufig auch den Tod der Vögel herbeigeführt haben. Laut Bairlein könnten die Schwäne ein Anzeichen dafür sein, "dass Wildvögel- und Wassergeflügelbestände ein natürliches Reservoir für Grippeviren sind."

    FLI-Sprecherin Reinking zeichnet diese Möglichkeit nach: Die Schwäne könnten sich bei Wildenten angesteckt haben, die sich ihrerseits schon im vergangenen Jahr bei Zugvögeln infiziert haben. "Dann kam das Virus bis jetzt unentdeckt in der Wildvogelpopulation vor", sagte Reinking.

    Der tote Habicht, bei dem zumindest der Schnelltest H5N1 angezeigt hat, würde diese Theorie stärken. Es seien schon infizierte Greifvögel in Asien und im Nahen Osten sowie nach Europa eingeschmuggelten Greife mit dem Virus entdeckt worden. "Das ist unser Appell an die Ornithologen, verstärkt auf tote Greifvögel zu achten", sagte die Sprecherin.

    Heimische (Greif-)Vögel als Reservoir: Der Haken an dieser Erklärung ist jedoch, dass im vergangen Herbst bei einer Untersuchung von Tausenden Wildvögeln in Europa kein H5N1 festgestellt worden ist. Kein Anzeichen für ein stilles Reservoir also. "Dies ist ausgesprochen eigenartig. Dafür haben wir kein Erklärungsszenario", sagt Bairlein.

    13.000 Schwanenpaare in Deutschland

    Der Lebensraum des Höckerschwans (Cygnus olor) reicht vom mittleren Schweden über das Baltikum und Osteuropa bis ans Schwarze Meer und weiter östlich von Vorderasien bis nach China. In West- und Zentraleuropa wurde er vom Menschen als Parkvogel angesiedelt. In ländlichen Gebieten hat er auch Kontakt zu Hausenten und -gänsen. In Deutschland brüten rund 13.000 Paare des Höckerschwans. Es ist die häufigste Schwanen-Art. Die Tiere werden bis zu 1,60 Meter groß und haben eine Flügelspannweite von rund 2,20 Metern. Viele Schwäne dieser Art überwintern an der Ostseeküste. Insbesondere im Überwinterungsgebiet sind Höckerschwäne sehr gesellig und kommen auch in enger Nähe zu Gänsen, wilden Entenarten sowie Hausenten vor. Dies alles spricht gegen eine direkte Einschleppung des auch für Menschen gefährlichen Virus durch eines der in Rügen gefundenen Tiere.

    "Die Höckerschwäne können aber auch aus Osteuropa gekommen sein", mutmaßte Elke Reinking. Sie könnten vor der Kälte in Russland geflohen sein. "Wir wissen nicht, wie weit sie fliegen können." Von den noch auf Rügen liegenden toten Vögeln geht Reinking zufolge keine Gefahr für den Menschen aus. "Absperrungen sind nicht notwendig", sagte sie. Nach Angaben von FLI-Präsident Thomas Mettenleiter hat es bei allen weltweit bekannten Infektionsfällen bei Menschen stets einen direkten Kontakt zu Nutzgeflügel gegeben.

    Hamburg sperrt Alsterschwäne in Zelt

    Vogelforscher Bairlein erwartet in den kommenden Tagen, dass die Veterinärämter eine große Anzahl tot entdeckter Vögel zur Untersuchung bekommen: "Wenn jetzt irgendwo eine tote Ente gefunden wird, wird sie gemeldet.

    So hat die Polizei in Hamburg den Fundort mehrere toter Enten im Stadtteil Hammerbrook abgesperrt. Bis zum Ende der Woche will die Umweltbehörde der Hansestadt darüber hinaus die rund 120 Alsterschwäne in ein 700 Quadratmeter großes Schutzzelt einsperren. Während der Zeit des Vogelzugs soll so einer Ansteckungsgefahr begegnet werden. Die Berliner Senatsverwaltung hat indessen die Veterinär- und Lebensmittelaufsichtsämter angewiesen, tot aufgefundene Wildvögel verstärkt auf das gefährliche Virus H5N1 zu testen. Kurz nach den Meldungen aus Deutschland wurden auch in Dänemark aufgefundene tote Schwäne zur Untersuchungen den Veterinären übergeben.

    Generell gilt, dass in Verdachtsfällen zunächst geprüft wird, ob ein Tier ein Grippevirus des Influenza-A-Subtyps in sich trägt. Falls ja, wird zunächst das Protein Hämagglutinin untersucht. Handelt es sich um die Variante H5, muss ein zweites Protein von der Virus-Oberfläche, Neuraminidase, untersucht werden. Finden die Veterinäre tatsächlich auf diesem Weg H5N1, muss das Referenzlabor in Weybridge das Ergebnis replizieren. Dann erst wird aus einem Verdachts- ein offizieller Vogelgrippefall. [mehr]



    V O G E L G R I P P E

    WHO-Experte warnt vor tödlichen Risiken

    Die WHO ist angesichts der Ausbreitung der Vogelgrippe tief besorgt. Sollte das Virus mutieren und von Mensch zu Mensch übertragen werden, werde es "Tote geben", sagt der Leiter des Impfstoff-Programms der Weltgesundheitsorganisation. Agrarminister Seehofer warnt vor Panikmache.

    Aus:
    Spiegel Online – 16. Februar 2006, 9.52 Uhr MEZ (nur elektronisch publiziert). [Original]

    HAMBURG. Sollte es eine Pandemie geben, werden die Krankenhäuser "voll von Menschen mit schweren Atemwegsbeschwerden" sein, sagte Klaus Stöhr, Leiter des Influenza-Impfstoff-Programms der Weltgesundheitsorganisation (WHO), der in Hannover erscheinenden Neuen Presse. "Darauf gilt es vorbereitet zu sein." Nachdem bei toten Schwänen und einem Habicht von der Insel Rügen das Virus H5N1 festgestellt worden war, gilt die Sorge der Experten vor allem der Ausbreitung des Erregers auf Nutztierbestände.

    Eventuelle Infektionen bei Menschen gelten bei der jetzigen Variante des Erregers als sehr unwahrscheinlich. Die Sorge der Gesundheitsexperten gilt einer Mutation. Je weiter H5N1 sich verbreitet, desto wahrscheinlicher ist eine Variante, die sich von Mensch zu Mensch verbreiten kann.

    Mit seinen Notfallmaßnahmen für einen solchen Pandemiefall sei Deutschland gemeinsam mit den USA, Frankreich oder den Niederlanden führend. Allerdings würden "noch nicht in ausreichendem Maße" antivirale Medikamente bereitgehalten, kritisierte Stöhr. Durch gezielte Maßnahmen lasse sich die Zahl der von einer möglichen Pandemie Betroffenen verringern.

    Derzeit bestehe keine Gefahr für Menschen. Bei dem Grippevirus handele es sich um eine Tierseuche, die außerordentlich schwer auf den Menschen überspringe, machte er heute im Bayerischen Rundfunk deutlich. In Asien seien trotz der weiten Verbreitung der Vogelgrippe nur wenige Menschen erkrankt. In Europa seien zudem bislang nur Wildvögel und keine Nutztiere erkrankt. Deshalb seien auch die Lebensmittel in Europa sicher, sagte Stöhr.

    Ob das Virus mutiert und wann, könne niemand vorhersagen, sagte der WHO-Experte. Deshalb sei es vernünftig, eine weitere Ausbreitung zu verhindern und sich zugleich auf eine große Pandemie vorzubereiten.

    Nach den ersten Vogelgrippe-Fällen in Deutschland befürchtet das für Tierseuchen zuständige Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) eine weitere Ausbreitung der Erkrankung. "Wir können eine weitere Verbreitung nicht ausschließen", sagte FLI-Präsident Thomas Mettenleiter der Berliner Zeitung. Deswegen werde die Beobachtung von Wildvögeln und von Nutzgeflügel verstärkt. Ein Übergreifen der Vogelgrippe von Wildvögeln auf Nutztiere kann laut Mettenleiter noch verhindert werden. "Werden alle Schutzmaßnahmen strikt eingehalten, ist ein Übergreifen auf deutsche Geflügelbestände zu verhindern."

    Das plötzliche Auftreten der Vogelgrippe in Mecklenburg-Vorpommern sieht Mettenleiter mit Sorge. "Sorgen macht uns, dass Schwäne keine klassischen Zugvögel sind und dass das Virus schon vor dem klassischen Frühjahrszug Deutschland erreicht hat", sagte er. Dafür gebe es zwei mögliche Erklärungen. Am wahrscheinlichsten sei, dass die Tiere wegen des strengen Winters in Osteuropa gekommen seien und das Virus so hierher brachten. Möglich sei auch, dass die Tiere schon immer auf Rügen lebten. "Das würde bedeuten, dass das Virus schon länger hier grassiert als gedacht", sagte Mettenleiter.

    Fachleute suchen jetzt auch in anderen Vogelkadavern nach dem Virus. In Hamburg wurden mehrere tote Enten in einem Kanal entdeckt. In den Kreisen Plön und Rendsburg-Eckernförde wurden rund 20 tote Vogel gefunden. Nach einem NDR-Bericht wurden auch auf der Ostseeinsel Fehmarn tote Schwäne entdeckt. Behördensprecher betonten allerdings, dass die Tiere zum Beispiel auch verhungert oder erfroren seien könnten. Zudem gehe es hier weiterhin um eine reine Tierseuche.

    Streit um Kompetenzen zwischen Bund und Ländern

    Mit dem Ausbruch der Vogelsgrippe in Deutschland wird sich heute auch der Bundestag befassen. Agrarminister Horst Seehofer (CSU) wird dazu eine Regierungserklärung abgeben und Maßnahmen zum Schutz gegen die Ausbreitung des auch für Menschen gefährlichen Virus H5N1 erläutern.

    Nach Ansicht Seehofers war das Übergreifen der Vogelgrippe auf Deutschland "nur eine Frage der Zeit". Seit Monaten gelte in der Bundesrepublik ein "umfangreiches Maßnahmenpaket" gegen die Einschleppung der Seuche. Dazu gehörten neben der jetzt verhängten bundesweiten Stallpflicht für Geflügel die verschärften Grenzkontrollen gegen den illegalen Import von Geflügelprodukten, aber auch die ständige Untersuchung von tot aufgefundenen Wildvögeln. Der Minister warnte davor, angesichts der Vogelgrippe "in Panik" zu verfallen. Auch könnten nach wie vor bedenkenlos Geflügelfleisch und Eier verzehrt werden.

    Die Vorsitzende des Landwirtschaftsausschusses im Bundestag, Bärbel Höhn (Grüne), fordert derweil mehr Kompetenzen des Bundes bei der Bekämpfung der Tierseuche. Im Zuge der vereinbarten Föderalismusreform müsse die Große Koalition in diesem Bereich Kompetenzen aus den Ländern nach Berlin verlagern, sagte sie. Ziel der Grünen-Politikerin ist es, zu bundesweit einheitlichen Standards beim Seuchenschutz zu gelangen. Nach dem Grundgesetz ist dieser Bereich bislang weitgehend Sache der Landesregierungen.

    Zum Schutz vor der Weiterverbreitung der Vogelgrippe forderte Höhn mobile Einsatzstationen. Solche Einrichtungen, die mit Tierärzten besetzt sind, könnten in ein Krisengebiet fahren und dort die notwendigen Schutzmaßnahmen ergreifen. Die Grünen-Politikerin verwies auf die Niederlande, wo bei der Vogelgrippe 2003 solche Stationen zum Einsatz gekommen seien und dazu beigetragen hätte, die Tierseuche erfolgreich zu bekämpfen.

    Auch Bayerns Verbraucherminister Werner Schnappauf (CSU) dringt auf eine "Klarstellung" der Kompetenzen zwischen Bund und Ländern beim Seuchenschutz. Schnappauf sprach sich grundsätzlich für eine Zuständigkeit des Bundes bei der Bereithaltung von Grippemedikamenten aus. Die Finanzierung dürfe jedoch nicht aus Steuermitteln erfolgen. Für die Medikamente sollen demnach die Krankenkassen aufkommen.

    Zwei weitere Todesfälle in Indonesien

    Die indonesischen Gesundheitsbehörden meldeten heuten 2 weitere Todesfälle mit Vogelgrippe-Verdacht. Wie das Sulianti-Saroso-Krankenhaus in der Hauptstadt Jakarta mitteilte, starben dort in kurzem Abstand ein 15-jähriges Mädchen und ein 27-jähriger Mann mit Vogelgrippe-Symptomen.

    Sollte ein Test vor Ort den Verdacht auf die gefährliche H5N1-Variante der Vogelgrippe erhärten, werde im Labor der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Hongkong ein Vergleichstest vorgenommen, hieß es. In Indonesien wurden in diesem Jahr bereits sieben H5N1-Todesfälle bestätigt. Seit 2003 starben weltweit mindestens 90 Menschen an der Vogelgrippe. [mehr]



    Tamiflu wird knapp

    Gesundheitsexperten warnen: Berlin und andere Bundesländer nicht ausreichend mit Medikamenten gegen Vogelgrippe versorgt.

    Aus: Berliner Zeitung, 18. Februar 2006, Seite ?? (Politik). [Original]

    BERLIN. Deutschland ist nach Ansicht des Robert-Koch-Instituts (RKI) nicht genügend auf eine mögliche Vogelgrippe-Pandemie vorbereitet. Das Institut habe empfohlen, Medikamentenvorräte für mindestens 20 % der Bevölkerung bereit zu halten, sagte RKI-Sprecherin Susanne Glasmacher der Berliner Zeitung. In Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und anderen Ländern werden nur für 6 bis 8 % der Bevölkerung antivirale Medikamente wie Tamiflu gelagert. In Bayern sind es 15 %, in Nordrhein-Westfalen 30 %.

    "Wenn die Vogelgrippe auf den Menschen übertragen werden sollte, braucht man für das gesamte medizinische und für das Sicherheitspersonal Tamiflu, weil sie einem erhöhten Risiko ausgesetzt sind", sagte Glasmacher. Bei gefährdeten Gruppen wie Alten oder chronisch Kranken seien Medikamente für jede dritte Person erforderlich. Das ergebe im Schnitt einen Bedarf von 20 %.

    Warnung vor Panikmache

    Berlins Gesundheitssenatorin Heidi Knake-Werner (Linkspartei) lehnt eine Aufstockung ab, da sie medizinisch nicht gerechtfertigt sei. In der Senatsgesundheitsverwaltung und im Gesundheitsministerium Brandenburg geht man davon aus, dass eine Pandemie in Wellen verläuft und Tamiflu nur für die erste benötigt wird, weil bis zur Ankunft der zweiten Welle ein Impfstoff entwickelt werden könnte. Das RKI hält dieses Szenario dagegen keinesfalls für sicher.

    Der bayerische Gesundheitsminister Werner Schnappauf (CSU) forderte die Bundesregierung auf, sich bei der Vorratshaltung stärker zu engagieren. "Der Bund muss entscheiden, wie viel Vorräte nötig sind", sagte Schnappauf dieser Zeitung. Bisher fühle sich der Bund nicht zuständig. "Deshalb ist eine Klarstellung im Grundgesetz nötig." Die Kosten für die Bevorratung sollten private und gesetzliche Kassen übernehmen.

    Bevor die Gefahr einer Pandemie real wird, muss sich das für den Menschen gefährliche Vogelgrippe-Virus allerdings noch so verändern, dass es von Mensch zu Mensch überspringen kann. Darauf gibt es im Moment keinerlei Hinweise. Experten weisen aber darauf hin, dass eine solche Entwicklung möglich ist.

    Die Vorstandschefin des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen, Edda Müller, warnte vor Panik. "Das Risiko, dass das Virus auf den Menschen übertragen wird, ist in Deutschland gering", sagte sie dieser Zeitung. Um Seuchen besser bekämpfen zu können, brauche der Bund aber mehr Kompetenzen. "Die Lebensmittelskandale haben gezeigt, dass die Aufteilung der Aufgaben zwischen Bund und Ländern nicht gut funktioniert."

    Die Vorsitzende des Verbraucherausschusses im Bundestag, Bärbel Höhn (Grüne) sagte: "Bei Krisen wie der Vogelgrippe muss der Bund zentral eingreifen dürfen." Dies müsse bei der Föderalismusreform berücksichtigt werden. Die Krise auf Rügen habe gezeigt, dass die lokalen Behörden oft überfordert seien. Auch Verbraucherminister Horst Seehofer (CSU) forderte mehr Macht für den Bund. Er will darüber aber erst nach der Bewältigung der Vogelgrippe-Krise sprechen. Er rechne mit einer weiteren Verbreitung der Krankheit, sagte Seehofer am Freitag. Bayerns Minister Schnappauf lehnte das ab: "Nicht der Föderalismus ist das Problem, sondern die Umsetzung vor Ort." Eine weitere Bundesbehörde sei nicht sinnvoll. [mehr]



    V O G E L G R I P P E

    Unter Zugzwang

    Die Behörden auf Rügen sind mit der Vogelgrippe überfordert – deshalb will der Bund mehr Kompetenzen.

    Aus:
    Der Tagesspiegel, Berlin, 18. Februar 2006, Seite 2 (Fragen des Tages). [Original]

    Im Kampf gegen die Vogelgrippe hat Verbraucherminister Seehofer den Ländern Versagen vorgeworfen – er fordert mehr Kompetenzen für den Bund. Läuft bei der Seuchenbekämpfung tatsächlich etwas schief?

    Ausgerechnet kurz nachdem sich Bund und Länder am Donnerstagabend [16.2.2006] auf die genaue Ausformulierung der Föderalismusreform geeinigt hatten, forderte Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer (CSU) im ZDF, der Bund müsse bei der Bekämpfung von Tierseuchen mehr Kompetenzen bekommen. Vielleicht war das der Grund, warum Seehofer einen Tag später die Debatte doch lieber in die weitere Zukunft verschieben wollte: „Wenn die Krise vorbei ist, müssen wir reden.“

    Der Grund für die neue Debatte ist auf Rügen zu besichtigen. Obwohl seit Jahren vor der Vogelgrippe gewarnt wurde [Ed: das war im Dezember 2000!] und seit mehr als einem Jahr Notfallpläne des Bundes vorliegen, haben die Behörden dort sehr langsam auf das auch für Menschen gefährliche H5N1-Virus reagiert. Noch immer tun sie sich schwer, tote Schwäne einzusammeln, obwohl seit Donnerstag [16.2.2006] Arbeitslose und seit Freitag auch die Bundeswehr helfen. Landrätin Kerstin Kassner (PDS) sprach von einer „Sisyphusarbeit“. Kaum sei ein Vogel beseitigt, sterbe in der Nähe ein anderer.

    Die Gründe für die langsame Reaktion sind vielfältig: Zum einen gibt es auf Rügen kaum große Geflügelhalter. Zum anderen haben auch Experten eher damit gerechnet, dass es erst während des Vogelzugs zum Ausbruch der Krankheit kommen könnte. Zudem sind es die Bewohner Rügens gewohnt, im Winter hunderte Vogelkadaver zu sehen. Schließlich sterben die Tiere in dieser Jahreszeit oft an Hunger oder Schwäche. Dass es H5N1 sein könnte, damit hatten die Verantwortlichen im Nordosten nicht gerechnet. Auch das Land Mecklenburg-Vorpommern wiegte sich in Sicherheit: Der Schweriner Agrarminister Till Backhaus (SPD) wies darauf hin, dass bis zum Fund des H5N1- Virus 3220 Tiere getestet worden seien, bei denen nichts gefunden wurde. Seehofer kommentierte das so: „Der schönste Notfallplan nützt nichts, wenn er in der Praxis nicht angewandt wird.“

    Aus Sicht von Bärbel Höhn (Grüne) hat Seehofer mit seiner Kritik grundsätzlich Recht. Die frühere Agrarministerin von Nordrhein-Westfalen und heutige Vorsitzende des Agrarausschusses im Bundestag sagt: „Bei der Bekämpfung von Tierseuchen ist der Föderalismus hinderlich.“ Einige Länder seien nicht ausreichend vorbereitet. Selbst NRW, wo es in einigen Regionen eine hohe Geflügeldichte gibt, hätte große Probleme gehabt, wenn die Geflügelpest im Frühjahr 2003 genauso heftig ausgebrochen wäre wie in den Niederlanden. „Wir hatten Glück. Wir hätten das nicht optimal hingekriegt“, sagte sie dem Tagesspiegel. Deshalb hatte sie in der Agrarministerkonferenz vorgeschlagen, ein mobiles Einsatzzentrum zu schaffen, um im Notfall „effizienter“ zu sein.

    Ex-Verbraucherministerin Renate Künast (Grüne) griff den Vorschlag damals zwar auf. Er wurde jedoch, beklagt Seehofer nun, bis Ende Januar von zwei Ländern blockiert. Eines davon war offenbar NRW, wo inzwischen eine schwarz- gelbe Koalition regiert. Nun wird es zwar gebildet, aber einsatzbereit ist es frühestens im Herbst. Ein mobiles Einsatzzentrum könnte die notwendige Logistik zur Verfügung stellen, zum Beispiel Maschinen, um tausende Hühner zu töten, oder Schutzanzüge. Seehofer sagte gestern: „Bei uns kann sich niemand erklären, wie ein Veterinär in einem Landratsamt keinen Schutzanzug hat.“ Zudem müssten Verträge mit Tierärzten gemacht werden, damit sie im Notfall bereitstehen.

    Diese Forderung kommt auch bei Tierärzten gut an: „Der Bund hat seine Hausaufgaben gemacht“, sagt Hans-Joachim Götz, Präsident des Bundesverbandes Praktizierender Tierärzte. „Aber die Umsetzung in den Ländern ist nur unzureichend erfolgt.“ Je nach Ausmaß der Seuche würden die Kapazitäten der Veterinärämter oder Amtstierärzte nicht ausreichen, und praktizierende Tierärzte müssten einbezogen werden. Diese seien aber bisher nicht darauf vorbereitet.

    Der Deutsche Bauernverband (DBV) will den Ländern eigentlich keine Kompetenzen wegnehmen. DBV-Pressereferentin Agnes Scharl sagt aber auch: „Wenn die Länder überfordert sind, muss der Bund eingreifen können.“ Unions-Fraktionschef Volker Kauder (CDU) hält dagegen nichts von Seehofers Vorschlag – die bisherige Kompetenzverteilung habe sich bewährt. [mehr]



    V O G E L G R I P P E

    Hunderte Vögel verendet – Bundeswehr schickt Experten

    Die Bundeswehr hat einen Vorabtrupp nach Rügen entsandt, um die Einsatzmöglichkeiten von ABC-Abwehrkräften zu erkunden. Inzwischen wird das Ausmaß der Geflügelseuche immer größer: Bei einem Hubschrauberflug entdecken ZDF-Reporter Hunderte tote Tiere.

    Aus:
    Spiegel Online – 18. Februar 2006, 20.39 Uhr MEZ (nur elektronisch publiziert). [Original]

    BERLIN. Das vier- bis fünfköpfige Erkundungsteam gehört dem ABC-Abwehr- Bataillon 805 im brandenburgischen Prenzlau an. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Berlin sagte, am Sonntag werde nach einem Lagebericht entschieden, in welchem Umfang die Bundeswehr zum Einsatz komme. Die ABC-Kräfte der Bundeswehr seien unter anderem auf die Dekontamination und die Desinfektion von Fahrzeugen und Personal spezialisiert.

    Rügens Landrätin Kerstin Kassner (Linkspartei.PDS) erklärte, das Verteidigungsministerium habe sie informiert, dass es auf Grund des Amtshilfeersuchens des Landes Einsatzkräfte nach Rügen schicken werde. "Wir haben die Hilfe angenommen", sagte sie.

    Nach Angaben des ZDF entdeckten Reporter bei einem Hubschrauberrundflug Hunderte tote Vögel an der Südspitze der Halbinsel Bug, zwischen Rügen und der Halbinsel Ummanz sowie einige hundert Meter entfernt von der Insel Riems, dem Sitz des Bundesforschungsinstitutes für Tiergesundheit.

    Das Auftreten der Medien auf Rügen wird unterdessen zunehmend zu einem Problem. Bundesagrarminister Horst Seehofer (CSU) sagte, Hubschrauberflüge über die Insel Rügen sollten in Zukunft unterbleiben. Der Präsident der Bundesforschungsinstitutes auf Riems, Thomas Mettenleiter, habe ihn darauf aufmerksam gemacht, dass die Überflüge Vögel aufscheuchen und vertreiben könnten. Infizierte Vögel könnten so das Virus in Regionen bringen, die bislang noch frei von Vogelgrippe sind.

    Auf Kritik war bei Mettenleiter zuvor bereits die Praxis mancher lokalen Behörden gestoßen, die Medienvertretern dabei geholfen hatten, unmittelbar nach den Aufnahmen von toten und mutmaßlich infizierten Schwänen in Ställe zu gelangen und so möglicherweise der Verbreitung der Vogelgrippe Vorschub leisteten.

    Zahl infizierter Vögel steigt

    Derweil werden immer neue Fälle von Vogelgrippe auf Rügen gemeldet. Bei weiteren 28 Vögeln sei von Experten der auch für den Menschen gefährliche Virus H5N1 festgestellt worden, teilte der Landwirtschaftsminister von Mecklenburg-Vorpommern, Till Backhaus, heute in Schwerin mit. Die Zahl der Vogelgrippe-Fälle auf Rügen stieg damit von 13 auf 41. "Wir haben es mit einer ernsten, ja sehr ernsten Situation zu tun", sagte Backhaus.

    Seehofer sagte, wegen der neuen Vogelgrippe-Fälle an unterschiedlichen Fundorten auf Rügen sei die gesamte Insel zur Schutz- und Beobachtungszone erklärt worden. Betroffen sind nach Angaben einer Sprecherin des Friedrich-Loeffler-Instituts für Tiergesundheit unterschiedliche Wildvogelarten – neben Höcker- und Singschwänen auch Gänse, Möwen und Enten.

    Besonders betroffen mache ihn, dass der Fundort der infizierten Vögel nicht auf den Bereich der Wittower Fähre beschränkt sei, sagte Backhaus. Dort waren die ersten zwei infizierten Schwäne gefunden worden.

    Seehofer und Backhaus hatten in den vergangenen Tagen das Krisenmanagement des Landkreises kritisiert. So hatten sie bemängelt, die Absperrungen der Fundorte seien nicht schnell und konsequent genug durchgesetzt worden und das Aufsammeln der toten Tiere habe zu lange gedauert. Seehofer forderte erneut, die Fundorte abzuriegeln. Es sei jetzt entscheidend, ein Übergreifen der Seuche auf Geflügelbestände zu vermeiden, für die seit Freitag [17.2.2006] in ganz Deutschland eine Stallpflicht gilt. Landrätin Kassner räumte Fehler ein. Der Landkreis sei von der Seuche überrascht worden. Anfangs hätten nicht genügend Schutzanzüge und zur Bergung der Tiere ausgebildete Menschen zur Verfügung gestanden. Der Landkreis habe die Lage aber jetzt im Griff. Seehofer bekräftigte, wegen der Pannen sei aus seiner Sicht eine Diskussion über die Verteilung der Zuständigkeiten zur Seuchenbekämpfung notwendig. Momentan gehe es aber zuerst darum, die Bevölkerung zu schützen.

    Laut Bild am Sonntag hatte Seehofer seinen Ministerkollegen Jung um Amtshilfe durch Seuchenspezialisten der Bundeswehr gebeten. Verteidigungsminister Jung sagte dem Blatt: "Ich stelle auf Anfrage natürlich auch weitere Spezialkräfte für die Bekämpfung der Vogelgrippe zur Verfügung." Für die Bundeswehr stehe der Schutz der Bevölkerung an oberster Stelle. Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt forderte eine Zusammenkunft ihrer Länderkollegen, um über den Stand der Bevorratung mit antiviralen Medikamenten wie etwa Tamiflu zu beraten.

    Nicht nur Deutschland auch in Österreich wird das Ausmaß der Tierseuche immer größer. In Wien wurden zwei weitere Fälle des auch für Menschen gefährlichen Vogelgrippe-Erregers entdeckt. Wie das Gesundheitsministerium mitteilte, stieg damit die Zahl der in der Alpenrepublik nachgewiesenen H5N1-Infektionen auf sieben. Ministerin Maria Rauch-Kallat sagte, das H5N1-Virus sei in einem Schwan im Wiener Vorort Donaustadt sowie in einer Ente im nahegelegenen Bundesland Niederösterreich nachgewiesen worden. Daraufhin wurde die Schutzzone, die nach ersten Vogelgrippe-Nachweisen in dieser Woche im Süden des Landes errichtet worden war, auf das gesamte Land ausgeweitet. Damit herrscht in ganz Österreich Stallpflicht für Geflügel. Die endgültige Bestätigung der neuen Funde vom EU-Referenzlabor im britischen Weybridge steht noch aus. [mehr]



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      Zum Teil 38

    © 2006-2007 – Universitätsrat a. D. Karl-Heinz Dittberner (khd) – Berlin   —   Last Update: 26.06.2011 23.31 Uhr