B S E - F O R S C H U N GUNO fordert weltweite Maßnahmen gegen BSE
Aus: Yahoo-News, 26. Januar 2001, 12.48 Uhr (Politik). [Original]ROM. Die UNO-Landwirtschafts- und Ernährungsorganisation FAO hat heute weltweite Maßnahmen zur Bekämpfung der Rinderseuche BSE gefordert. Die Organisation verlangte von allen Ländern außerhalb der EU Schritte, um die BSE-Risiken einzuschränken. Bislang sei die Schweiz das einzige Land außerhalb der EU, in dem ein Rind geboren wurde, das an BSE erkrankt sei, teilte die FAO mit. Vertreter des UNO-Gremiums halten den Nahen Osten, Osteuropa, Nordafrika und Indien für die am stärksten gefährdeten Verbreitungsgebiete von BSE. In mehreren südostasiatischen Ländern wurde die Gefahr einer Verbreitung der Rinderseuche indes für gering gehalten. BSE steht im Verdacht, beim Menschen eine tödlich verlaufende Form der Creutzfeldt- Jakob-Krankheit auszulösen.
Der für Futtermittel zuständige FAO-Vertreter Andrew Speedy sagte, alle Staaten, die seit den 80er Jahren Tiermehl aus mittlerweile von BSE befallenen Regionen wie etwa Großbritannien eingeführt hätten, seien besonders gefährdet. Nach Ansicht des für Tierproduktion und Gesundheit zuständigen FAO-Direktors Samuel Jutzi sollten die gefährdeten Staaten aus Sicherheitsgründen über ein Importverbot von Tiermehl nachdenken.
Heute erklärte die in Rom ansässige Organisation, als Sofortmaßnahme sollten Länder, die Rinder und Tiermehl von Staaten bezogen hätten, wo es bereits BSE-Fälle gegeben habe, vorsichtshalber Tiermehl für Wiederkäuer verbieten. Zudem müsse zur Minimierung jeglichen Risikos sogar über ein Tiermehl-Verfütterungsverbot für alle Tiere nachgedacht werden. Schlachtmethoden und die Verarbeitung von Innereien und Nebenprodukten sollten nach FAO-Angaben überprüft werden. Die Europäische Union (EU) hat die Verwendung von Tiermehl vorerst für sechs Monate bis Ende Juni verboten. Wissenschaftler gehen davon aus, dass durch Tiermehl der BSE-Erreger übertragen wird.
Die FAO kündigte gemeinsame Expertenkonferenzen mit der Weltgesundheitsbehörde (WHO) an, um vor allem für Entwicklungsländer Maßnahmen für die BSE-Bekämpfung zu erarbeiten. In Deutschland wurden bisher 19 Rinder positiv auf BSE getestet.
In den vergangenen Wochen haben zahlreiche Länder außerhalb der EU Einfuhrverbote auf Rindfleisch aus der Union verhängt. Dazu gehören die USA, Australien, Japan, Malaysia, Polen, Rumänien und Bulgarien. Diese Staaten haben den Import gewisser Rindfleisch-Produkte verboten oder strengere Einfuhrkontrollen erlassen. Das japanische Agrarministerium hielt es jedoch für unwahrscheinlich, dass die Rinderseuche sich in dem Land ausbreiten werde.
Ähnlich äußerten sich Regierungsvertreter Indonesiens, Australiens und Thailands. Die Staaten hätten erfolgreich Schritte gegen BSE eingeleitet. Ein Rindfleisch- Experte sagte, das Verbreitungsrisiko von BSE im asiatisch- pazifischen Raum sei eher gering. Denn es sei nur wenig Futter, das die Rinderseuche auslösen könne, importiert worden sei. Der Großteil davon sei wahrscheinlich nicht an Wiederkäuer verfüttert worden, sondern an Hühner und Schweine.
V E R B R A U C H E R S C H U T ZViele Versäumnisse
20 Jahre in der Forschung verloren
Aus: Süddeutsche Zeitung, München, 27. Januar 2001, Seite ?? (Politik). [Original]MÜNCHEN (cw). Habt ihr denn in den letzten 10 Jahren geschlafen? Hat die Wissenschaft denn nichts getan, um diese oder jene Punkte aufzuklären und experimentell zu klären? Das werde er immer wieder von Journalisten gefragt, berichtete Professor Kaaden. Der Grund für solche Fragen: Noch immer sind die genauen Infektionswege der BSE nicht bekannt, man kennt zwar einige, aber sicherlich nicht alle. Es gibt noch immer keine BSE-Tests am lebenden, noch nicht erkrankten Tier. Da die Krankheit bereits Anfang der 80er Jahre in England auftrat, hätte man quasi von dem Moment an intensiv forschen können, was jedoch versäumt wurde. Experten beklagen daher, dass man 20 Jahre in der Forschung verloren haben.
Auch Professor Kaaden ist sich dessen bewusst, konnte jedoch berichten, dass er selbst schon 1992 auf einem internationalen Symposium in Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Virologie und der Deutschen Veterinärmedizinischen Gesellschaft angeregt hat, ein Forschungsprogramm für 5 Jahre aufzulegen, mit der Möglichkeit, es um fünf weitere Jahre zu verlängern. Diese lange Laufzeit begründete sich aus der langen Inkubationszeit.
Wir haben diese Anträge bei allen Bundesministerien und einschlägigen Forschungseinrichtungen einschließlich der Deutschen Forschungsgemeinschaft gestellt und sind abschlägig beschieden worden, berichtete Professor Kaaden. Wohingegen die Creutzfeldt-Jakob-Forschung aus naheliegenden Gründen doch mit erheblichen Mitteln gefördert wurde.
Die deutsche veterinärmedizinische Forschung habe keinesfalls geschlafen, versicherte der Tiermediziner, sondern wir haben in diesen zehn Jahren mindestens drei Anträge gestellt an entsprechende Forschungsträger, mit negativem Erfolg. Kaaden zitierte aus einem Statement, das er 1993 in der Schweiz veröffentlicht hat: Wenn die Forschung auf dem Gebiet der unkonventionellen Erreger heute sagen wir Prionen dazu in unserem Land nicht intensiviert wird, dann werden wir bleiben, was wir sind: ein unterentwickeltes Land. Diese Feststellung kann ich heute nur wiederholen, und ich möchte dem hinzufügen, es musste erst etwas geschehen, bevor etwas geschieht.
Empfindlichere BSE-Tests
Die BSE-Forschung ist demnach zum großen Teil aufgrund der Versäumnisse der Politik nicht rechtzeitig in Gang gekommen. BSE war auch von Anfang an eine politische Krankheit, erklärte Professor Kaaden. So sei die Information über die neue Krankheit Mitte der 80er Jahre in England von der Regierung zurückgehalten wurde, um den Export nicht zu gefährden. Erst 1995/96, nach dem Auftreten der neuen Variante der CJK, habe man diese Vorgabe geändert. Ganz klar, dass bei einer solchen Geheimhaltungspolitik selbst die britischen Forscher sich nicht so engagieren konnten, wie sie sicher gewollt hätten. Lediglich in den von der Regierung finanzierten Forschungsinstituten war über BSE gearbeitet worden. Davon hatte jedoch kaum jemand erfahren. Aus diesem Grunde stehen die Wissenschaftler auch heute noch vor vielen Rätseln. Ein dringliches Problem ist derzeit die Entwicklung von empfindlicheren und daher in früherem Alter der Rinder einsetzbaren Tests.
Antibiotikum im Honig
Aus: Spiegel-Pressemeldung 27. Januar 2001, 10.33 Uhr zum Artikel "Antibiotikum im Honig" im SPIEGEL 5/2001, 29. Januar 2001, Seite 17 (Panorama Deutschland).HAMBURG. Bayern und Baden-Württemberg steuern in einen neuen Lebensmittel-Skandal. Wie das Nachrichten- Magazin Der Spiegel berichtet, ist den Landesregierungen schon seit 1995 bekannt, dass vermeintlich naturreiner Honig aus einem der größten deutschen Obstanbaugebiete am Bodensee häufig mit dem Antibiotikum Streptomycin verunreinigt ist. Statt aber ein Verbot des Antibiotikums in der Landwirtschaft zu betreiben, wie es der wissenschaftliche Lenkungsausschuss der EU-Kommission dringend empfiehlt, vertuschte man das Problem lieber: Verunreinigter Honig wurde durch staatliche Aufkäufe klammheimlich beiseite geschafft.
In den Honig gelangt das Antibiotikum über den Obstanbau. Plantagen-Besitzer versprühen den Bakterien-Killer im Kampf gegen den Feuerbrand, einer gefährlichen Krankheit, die häufig Apfel- und Birnbäume befällt. Bienen tragen den Stoff dann von der Blüte in ihre Waben, wo er den Honig verunreinigt. Über die eigenwillige Problemlösung durch die zuständigen Ernährungsministerien in München und Stuttgart berichtet ein betroffener Imker aus dem Bodensee-Raum: "Staatliche Bienenzucht- Beratungsstellen bieten an, Streptomycin- Untersuchungen kostenlos durchzuführen." Enthalte der Honig mehr Streptomycin als erlaubt, dann "wird ein Kaufangebot an den Imker gerichtet". Dabei handele es sich nicht um Einzelfälle: "So wurde es in den letzten Jahren gehandhabt, und verstärkt soll es dieses Jahr so gehandhabt werden", so der Imker.
Nicht auszuschließen sei allerdings, dass Honig mit Antibiotika-Rückständen über dem gesetzlichen Grenzwert zumindest in den regionalen Vertrieb gelangt sei. Auch der Deutsche Berufs- und Erwerbsimkerbund erwähnt in einem aktuellen Mitglieder-Rundbrief "die Ankäufe von streptomycinverseuchtem Honig". Ein Schreiben des Landesverbandes Badische Imker aus dem November 2000 bringt die dubiosen Methoden direkt mit dem baden-württembergischen Ministerium Ländlicher Raum (MLR) in Verbindung. Darin wird das MLR als Initiator der Aufkäufe genannt. Das Stuttgarter Ministerium streitet dies zwar nicht ab, betont aber, dass von der Streptomycin-Belastung "keine Gefahr für die Gesundheit der Verbraucher" ausgehe.
Bayerns Ernährungsministerium erklärt dagegen, im Freistaat sei belasteter Honig nur "einmalig im Frühjahr 1996" aufgekauft worden, unter anderem "zur Feststellung etwaiger Abbauraten" des Antibiotikums im Honig. Der Brief des badischen Imkerverbandes liefert auch den Grund für die jahrelange Geheimniskrämerei. Demnach "sollte alles vermieden werden, was den positiven Ruf des einheimischen Honigs im Verbraucherbewusstsein schädigt". Das Renommee sei in Gefahr, wenn, wie es weiter heißt, öffentlich "über nicht verkehrsfähigen Honig aufgrund Streptomycin- Rückständen berichtet wird".
Die Antibiotikum-Funde bringen jetzt auch die Biologische Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft (BBA) in Braunschweig in Erklärungsnot. Ihre Experten müssen sich fragen lassen, warum sie Streptomycin (Handelsname "Plantomycin") als Spritzmittel gegen den Feuerbrand die Zulassung zum 10. März 2000 erteilt hat obwohl triftige Gründe dagegen sprachen. So wird das Antibiotikum auch in der Human- und Veterinärmedizin eingesetzt, wirkt aber gegen einige schädliche Bakterien nur noch eingeschränkt eine Resistenzentwicklung, die durch übermäßige Streptomycin-Anwendung begünstigt wird. Der Wissenschaftliche Lenkungsausschuss spricht sich in einer Stellungnahme vom Mai 1999 ausdrücklich gegen den Einsatz von Antibiotika im Pflanzenschutz aus; nach Expertenansicht gibt es genügend wirkungsvolle Alternativen.
Die BBA und das Stuttgarter Ernährungsministerium versuchten offenbar, eine Spiegel-Veröffentlichung abzuwenden. Eilig lancierten beide gestern noch Pressemitteilungen. So teilte die Braunschweiger Agraranstalt mit, dass sie die Zulassung von Plantomycin vorsorglich ausgesetzt habe; das Obstbau-Präparat darf damit vorerst nicht mehr in den Verkehr gebracht werden.
Rinderhirn nicht sterilisiert
Aus: MDR-Teletext, 27. Januar 2001, 17.40 Uhr, Tafel 117, Rubrik Nachrichten.FRANKFURT/MAIN. Bis zum September 2000 sollen große Mengen unsterilisiertes Rinderhirn in Bayern zu Tierfett verarbeitet worden sein. Das berichtet die Frankfurter Allgemeine Zeitung unter Berufung auf den bayerischen Verband der Tiermehlindustrie.
Allein in Bayern hätten 3 Betriebe Knochen, Schlachtabfälle und auch große Mengen Rinderschädel unsterilisiert zu Tiermehl und -fett verarbeitet. Das Fett wurde dem Bericht zufolge in der Lebensmittelindustrie und für Milchaustauscher für Kälber genutzt. Neben Tiermehl stehen Milchaustauscher im Verdacht, die Rinderseuche BSE verbreitet zu haben.
, Hamburg, 28. Januar 2001, Seite ?? (Politik Inland). [Original]Die Schweinerei mit den Medikamenten
In großen Mengen besorgt sich eine Mafia von Tierhaltern Antibiotika und Hormonpräparate auf dem Schwarzmarkt
Aus: Welt am Sonntag
LEIPZIG. Der jüngste Schweinefutter-Skandal in Bayern hat ihn nicht überrascht. Vielmehr wundert sich Professor Fritz Ungemach darüber, dass es so lange gedauert hat, bis Ende voriger Woche wieder einmal illegale Pharmazeutika bei Tierärzten, Landwirten und Zwischenhändlern sichergestellt wurden. Denn für Ungemach, Direktor des Instituts für Pharmakologie an der Veterinärmedizinischen Fakultät der Uni Leipzig, steht schon lange fest, dass in Deutschland und ganz Europa trotz Verbots flächendeckend Hormone an das Borstenvieh verfüttert werden.
Der renommierte Wissenschaftler sieht eine regelrechte "Mafia der Tierhalter" am Werk, die sich nach dem Muster der organisierten Drogenkriminalität zu einem Netzwerk zusammengeschlossen hat und illegale Hormon-Präparate zur Wachstumsförderung "über dunkle Kanäle aus Bulgarien, Rumänien und Fernost beschafft". Doch Gefahren drohen den Verbrauchern, auf deren Tellern das Schweinefleisch schließlich landet, nicht nur durch Hormon-Syndikate. Sondern auch durch Antibiotika, die teilweise ganz im Einklang mit den Gesetzen dem Schweinefutter beigemischt werden. In einem Umfang, den Ungemach für Besorgnis erregend hält.
Der Schlüsselbegriff lautet "Metaphylaxe" und steht für eine Vorsorgemaßnahme, die unmittelbar mit der Massentierhaltung zusammenhängt: Jedes Schwein trägt bestimmte Erreger wie etwa Salmonellen in sich, von denen allerdings keine individuelle Gefahr ausgeht, weil sich der Organismus des Tieres darauf eingestellt hat. Schwierig wird es erst, wenn Schweine aus unterschiedlichen Beständen, wie in der Massentierhaltung üblich, in einem großen Stall zusammengepfercht werden und so mit neuen Erregern in Berührung kommen. "Dann geht es zu wie in einer überfüllten Straßenbahn, in der sich die Fahrgäste gegenseitig mit einer Erkältung anstecken", sagt Ungemach.
Um den Ausbruch von Krankheiten im Stall zu verhindern, bekommen die Schweine vorsorglich Antibiotika verabreicht. Doch keineswegs in individueller Dosierung, sondern nach dem Gießkannenprinzip: "Da kommt das Zeug ins Silo rein und wird zwei Wochen lang an alle Tiere verfüttert", sagt Ungemach. Nicht anders sehe die Praxis im Übrigen bei der Massenhaltung von Geflügel aus. Mehr als 5000 Tonnen Antibiotika werden in den Ländern der EU und in der Schweiz jedes Jahr für Tiere verbraucht, 80 Prozent davon für Nutztiere, die in welcher Form auch immer Teil der menschlichen Nahrungskette sind.
Jedes Schwein erhält laut Ungemach im Laufe eines Jahres durchschnittlich 55 Milligramm Antibiotika je Kilogramm Körpergewicht, zum größten Teil als Futterbeimischung, um beispielsweise eine bessere Mastleistung zu erreichen. Doch das sind eben nur Durchschnittswerte. "In der Massenhaltung werden die Tiere nicht selten mit dem Zwanzigfachen dieser Menge vollgepumpt", sagt der Veterinärmediziner.
Für die Fleischindustrie sind Antibiotika deshalb auch beileibe kein vernachlässigbarer Posten in der Bilanz, sondern ein gewaltiger Kostenfaktor. Je billiger das Schnitzel sein soll, desto intensiver die Haltung, desto höher der Bedarf an Medikamenten, so die einfache Rechnung. Und wer sich die Antibiotika nicht auf dem offiziellen Weg über Tierärzte beschafft, sondern auf Schwarzmarktprodukte aus den Vereinigten Staaten oder aus China zurückgreift, kann bis zur Hälfte der Kosten sparen.
"Bei einem Zuchtbetrieb mit 300 Schweinen geht es da um etliche tausend Mark im Jahr", sagt Michael Loeckx, Autor des demnächst erscheinenden Buches "Gesundheitsrisiko Schweinefleisch". Offenbar greifen auch immer mehr Landwirte zu den billigen Schwarzmarkt-Präparaten, denn den Erhebungen von Loeckx zufolge haben die europäischen Pharmaunternehmen in den vergangenen Jahren Umsatzeinbußen bei Antibiotika von mehr als 40 Prozent hinnehmen müssen.
Die Billig-Medikamente haben aber noch einen anderen Vorteil: Weil sie vom Schwarzmarkt stammen, braucht auch kein Tierarzt sie vorher zu verschreiben die Dosierung erfolgt nach Gutdünken des Züchters und mithin abseits jeglicher Dokumentation und Nachverfolgbarkeit. Dass es neben Futtermittelvertretern ausgerechnet einige Tieräzte sind, die sich die Antibiotika via Internet beschaffen und weiterverkaufen, ist allenfalls ein pikanter Nebenaspekt.
Michael Loeckx ist der Auffassung, dass die in Bayern aufgedeckten Fälle von illegalem Medikamenten-Handel nur die Spitze des Eisbergs bilden. Seinen Unterlagen zufolge sind in Deutschland mindestens 900 Mastbetriebe in den Skandal verwickelt, die meisten davon in Bayern und den neuen Bundesländern. Der laut Loeckx einzige Ausweg aus dem Teufelskreis klingt für die Verbraucher spätestens seit der BSE-Krise vertraut: "Wir müssen weg von der Massentierhaltung." Selbst beim Zentralverband der deutschen Schweineproduktion scheint sich ein gewisses Problembewusstsein herausgebildet zu haben. Zumindest rät dessen Geschäftsführer Jens Ingwersen seiner Klientel, endlich zu erkennen, "dass es sich bei Schweinefleisch um Lebensmittel handelt".
, Hamburg, 28. Januar 2001, Seite ?? (Politik Inland). [Original]Bakterien gefährlicher als BSE
Antibiotika im Tierfutter züchten Killerviren im Fleisch der Tiere, die das menschliche Immunsystem selbst gegen Medikamente wirkungslos werden lassen
Aus: Welt am Sonntag
HAMBURG. Immer mehr Menschen in Deutschland sind gegen Antibiotika resistent. Jetzt wissen Ärzte, warum: Die Grundlage für diese Entwicklung wird auch in deutschen Viehställen gelegt.
So funktioniert dieser oft tödlich endende Kreislauf: In Schweine- und Kuhställen werden zur Tiermast verbotene Antibiotika eingesetzt. Das, so wissen alle Fachleute, führt dazu, dass die Bakterien immer raffiniertere Abwehrstrategien gegen die eingesetzten Mittel entwickeln. So ist eine unsichtbare Armee von Erregern herangewachsen, die immer mehr Menschen das Leben kostet. Inzwischen sind viele Erreger nicht mehr nur gegen ein Mittel gewappnet, sondern gegen zwei oder noch mehr Antibiotika. Sie sind zu so genannten multi-resistenten Keimen geworden.
Die Ärzte stehen ihnen hilflos gegenüber, weil auch das Vancomycin oftmals nicht mehr hilft. Bis vor kurzem war Vancomycin die letzte Rettung, wenn alle anderen Mittel versagten, jetzt erwerben immer mehr Keime Resistenzen dagegen. Seit Jahren haben Wissenschaftler und verantwortungsbewusste Ärzte vor dieser Entwicklung gewarnt.
"Alles was wir befürchtet haben, ist wahr geworden", sagt Stuart Levy, Direktor des Zentrums für Genetik und Antibiotika-Resistenz an der Tufts-Universität in Boston. Levy, einer der weltweit renommiertesten Mikrobiologen und Berater internationaler Organisationen wie der Welt-Gesundheits-Organisation WHO, plädiert schon lange für einen verantwortungsvolleren Gebrauch der Antibiotika. Denn resistente Bakterien überschreiten alle nationalen Grenzen, sie sind wesentlich ansteckender als BSE und deshalb auch viel gefährlicher. "Resistente Bakterien, die irgendwo auftauchen, können jedes beliebige Land dieser Erde erreichen; sie folgen den Handels- und Reisewegen des Menschen", sagt Levy.
"Antibiotika-Resistenz ist ein schlagendes Beispiel für die natürliche Selektion. Der übermäßige Gebrauch der Antibiotika hat zur Auswahl der ,fittesten' Bakterien geführt eben jener, die der Attacke der Mittel widerstehen können." Ungewollt hat der Mensch mit den Antibiotika ein riesiges Experiment gestartet, mit dem er widerstandsfähige Bakterien züchtet. "Und was besonders schlimm ist", so Levy, "viele Antibiotika sind sehr stabil. Sie bleiben jahrelang im Boden, im Abwasser und im Trinkwasser aktiv. Und überall wirken sie auf die Bakterien."
So unvermeidlich und oft lebensrettend der Einsatz von Antibiotika im Krankenhaus ist, so unsinnig, überflüssig und letztlich verantwortungslos ist er im Schweinestall und in der Tiermast allgemein. Denn als "Leistungsförderer", die das Wachstum der Tiere beschleunigen, werden Antibiotika nur in geringen Dosen eingesetzt. Das heißt, sie lassen die Bakterien überleben, üben aber trotzdem einen Druck in Richtung Resistenzbildung aus. Unter diesem ständigen "Selektionsdruck", wie Biologen es nennen, kann es gar nicht ausbleiben, dass einige Bakterien Gegenmittel erfinden, mit denen sie sich zur Wehr setzen. Dazu gehört, dass sie Barrieren aufbauen, die das Antibiotikum gar nicht erst in die Zelle lassen, oder das Mittel wird in der Zelle sofort in unwirksame Bestandteile zerlegt.
Besonders oft werden effektive Pumpen eingesetzt, die das Mittel sofort wieder aus der Bakterienzelle hinausbefördern. Gelingt es nur einem einzigen Bakterienstamm, auf diese Weise die Antibiotika auszutricksen, dann ist der Damm gebrochen, die Waffe wird sofort schnell verbreitet.
Gene, die den Mikroorganismen Resistenz verleihen, werden hauptsächlich auf zwei Wegen weitergegeben: Viren, die von einem Bakterium zum anderen wandern, nehmen die Gene mit; oder die Bakterien geben die Gene direkt untereinander weiter. Dabei wird auf Artgrenzen keine Rücksicht genommen; ein resistentes Eiterbakterium gibt die Eigenschaft ohne Zögern an ein Tuberkulose- oder Ruhrbakterium weiter.
Sogar harmlose Bakterien, die keine Krankheiten verursachen, erwerben solche Resistenzen. Eben weil sie harmlos sind, werden die Bakterien unbemerkt aus Krankenhäusern und Schweineställen verschleppt, breiten sich aus und geben ihre Resistenzen dann an gefährliche Bakterien weiter.
L E B E N S M I T T E LEventuell Hirn und Mark in Speisefetten
Aus: ARD-Teletext, 28. Januar 2001, 22.15 Uhr, Tafel 125, Rubrik Tagesschau.BERLIN. BSE-Risikomaterial wie Gehirn und Rückenmark ist nach Angaben des Bundesinstituts für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin (BgVV) eventuell in Speisefetten verwendet worden.
Derartige Fette seien in Christstollen, in Glasuren von Backwaren und in nicht rein- pflanzlicher Margarine enthalten, sagte der Fachbereichsleiter Lebensmittelhygiene des Instituts, Weise, dem Hamburger Abendblatt. Um festzustellen, ob diese Risikomaterialien tatsächlich in Fetten verarbeitet wurden, schrieb das Bundesinstitut die Länder an, in denen es sogenannte Fettschmelzen gibt.
Gefährliche Mast
Der Schweineskandal in Bayern zieht weite Kreise. Unter dem Druck fallender Preise haben Bauern in ganz Deutschland tonnenweise Antibiotika in ihre Tiere gepumpt.
Auszug aus: Der Spiegel 5/2001, 29. Januar 2001, Seite 3032 (Deutschland). [Original](...)
Was in der vergangenen Woche in Bayern ans Licht kam, ist erst der Anfang neuer Enthüllungen über die chemiefreundliche Haltung großer Teile der deutschen Landwirtschaft. Überall in Deutschland stehen Bauern und Tierärzte unter Verdacht, in großem Stil Pharmazeutika an Schweine verfüttert zu haben, um sie so schneller mästen zu können. Und immer deutlicher tritt das Versagen der Aufsichtsbehörden zu Tage: Dass tonnenweise illegal Arzneimittel in die Tröge wandern, ist nur möglich, weil Veterinäre und Bauern schludrig kontrolliert werden. (...)
Die WHO hat bereits 1997 die Empfehlung ausgesprochen, Antibiotika als leistungssteigernde Beimischung im Futter generell zu verbieten doch die Bundesregierung ist dem Votum bislang nicht gefolgt. Nicht einmal auf Präparate, die auch beim Menschen angewendet werden, will die Mästerlobby verzichten. Laut der Göttinger Studie [für das Umweltbundesamt] sind 60 % aller Arzneimittelrückstände in der Gülle Tetracycline Antibiotika, die zur Bekämpfung von Infekten in der Humanmedizin wichtig sind.
Schon vor 17 Jahren...
Aus: natur, Oktober 1983, Seite 25.Bereits im Oktober 1983 schrieb Horst Sterns Umweltmagazin natur: Gut zwei Drittel der Medikamente, die Tieren verabreicht werden, rollen über den "Grauen Markt" der Tierarznei- mittel. Die wichtigsten Schaltstellen sind dabei skrupellose Tierärzte. Zwar ist ihr Gewerbe nach Verschärfung des Arzneimittelgesetzes riskanter geworden. Trotzdem bleibt es krisen- sicher. Die von der EG diktierte Massentier- haltung verlangt bedingungslosen Massen- einsatz von Medikamenten. Und wer billig liefert, kann klotzig verdienen. Jetzt hat die Grüne Renate Künast, die neue Ministerin für Verbraucherschutz und Landwirtschaft, angekündigt, die Antibiotika weitgehend aus dem Stall zu verbannen. Nach Überzeugung von Wolfgang Witte, Professor am Robert-Koch-Institut in Wernigerode, wären die Mittel durchaus verzichtbar. Voraussetzung allerdings: Die Haltungsbedingungen für die bisher auf engstem Raum eingepferchten Masttiere müssten sich grundlegend ändern. (...)
Die meisten Veterinärämter in der Bundesrepublik sind weder personell noch fachlich in der Lage, die verbotenen Mittel aufzuspüren. Laut einem Schreiben der bayerischen Landestierärztekammer an das Gesundheitsministerium in München verfügen die Autobahntierärzte über profunde Kenntnisse des Arzneimittelrechts und frisieren die Bücher derart geschickt, dass der Kontrollbeamte nie oder nur schwer die illegale Abgabe beweisen könne.
Schlimmer noch: Nicht mehr als 0,5 % aller Schweine werden überhaupt getestet. Und die Fleischbeschau übernehmen nicht selten die niedergelassenen Tierärzte selbst das ist so, als würde der wegen Dopings gesperrte Sprinter Ben Johnson zum Dopingkontrolleur ernannt.
Vor 2 Jahren stellten die EU-Veterinäre nach Prüfung der deutschen Praxis ein vernichtendes Urteil aus: Die Lebensmittelüberwachung sei schwerfällig, unzulänglich und mangelhaft. Fleischproben etwa seien in den Kühlschränken der Veterinäre vergammelt.
EU-Minister für neue Maßnahmen gegen BSE
Aus: Yahoo-News, 29. Januar 2001, 20.09 Uhr (Politik). [Original]BRÜSSEL. Im Kampf gegen die Rinderseuche BSE haben sich die EU-Agrarminister grundsätzlich auf neue Maßnahmen zum Schutz der Verbraucher verständigt. Die Minister einigten sich heute bei einem Treffen in Brüssel nach Angaben von Gesundheitskommissar David Byrne prinzipiell unter anderem darauf, Rinder- Rückgrat als Risikomaterial aus der Nahrungsmittelkette zu nehmen. Separatorenfleisch soll vom Markt verschwinden [Ed: aber nur vom Rind, nicht vom Schwein und Geflügel]. An dem Treffen nahm erstmals auch die neue Verbraucherministerin Renate Künast teil. Vor einer Kostenexplosion durch BSE im EU-Haushalt warnte EU-Agrarkommissar Franz Fischler und forderte die EU-Länder auf, das Rinderschlachtprogramm umzusetzen. Künast legte sich in der Sitzung nicht auf eine Teilnahme Deutschlands fest.
Byrne sagte, die Minister teilten die Sorge von EU-Experten, dass das Rückgrat von Rindern BSE-Erreger in sich tragen könnte und deshalb aus der Nahrungsmittelkette entfernt werden solle. Die Kommission werde in den kommenden Wochen Vorschläge vorlegen, wie dies konkret umgesetzt werden solle. Vor allem in Ländern wie Deutschland, in denen Tiermehl in Rinderfutter gelangt war und ein höheres BSE-Risiko besteht, könnte dies ein Verbot des Verkaufs von T-Bone-Steaks bedeuten. Das industriell vom Rückgrat getrennten Separatorenfleisch solle ebenfalls nicht mehr verarbeitet werden. Rinderfett zur Tiernahrung soll nur noch unter Temperaturen von über 130 Grad Celsius und einem Druck von 3 Bar erzeugt werden, um Keime abzutöten.
Bei dem Treffen wuchs Fischler zufolge wegen der drastisch gefallen Rindfleischpreise auch der Druck auf die EU- Länder, sich an dem umstrittenen Massenschlachtungsprogramm für Rinder zu beteiligen. Fischler sagte zur Begründung, die Krise am Rindfleischmarkt sei "wesentlich dramatischer" als noch vor einem Monat angenommen. Viele Länder außerhalb der EU führten kein Rindfleisch aus der EU mehr ein, in einigen EU-Ländern sei der Rindfleischverbrauch um bis zu 50 Prozent eingebrochen. Deshalb müssten die EU-Länder das Programm umsetzen, das in Deutschland die Tötung und Vernichtung von 400.000 Rindern vorsieht. Künast sagte, sie habe noch nicht entschieden, ob das Programm umgesetzt werde, gegen das es aber ethische Bedenken gebe. Sie wolle noch die Beratungen abwarten, sagte sie vor der Sitzung. Fischler zufolge legte sich Künast aber auch in der Ministerrunde nicht auf eine Beteiligung Deutschlands fest.
Neben Deutschland haben auch Italien, Portugal und Griechenland noch nicht mit dem Programm begonnen, andere Länder wollen sich zudem grundsätzlich nicht beteiligen. Nach Statistiken der EU-Kommission ist der Rindfleischverbrauch allein in Deutschland um 50 Prozent gesunken. Die Preise für Jungbullen brachen nach den Zahlen in Deutschland um gut 30 Prozent gegenüber den Preisen vor Beginn der BSE-Krise ein. Geht der Preisverfall weiter, ist die Kommission zu Stützungskäufen gezwungen. Sie hatte bereits einen Nachtragshaushalt in einer Höhe von knapp einer Milliarde Euro als Konsequenz aus der BSE-Kreise vorgeschlagen. Darüber hinaus bietet der Agrarhaushalt der EU, der mit rund 80 Milliarden Mark knapp die Hälfte der jährlichen Ausgaben der Union ausmacht, aber Fischler zufolge "Null Spielraum". Deshalb würden für weitere BSE-Kosten Kürzungen in anderen Bereichen notwendig oder der Haushaltsrahmen des Finanzplans Agenda 2000 müsste gesprengt werden. Dagegen hatte sich aber bereits die Staats- und Regierungschefs der EU ausgesprochen.
Künast sprach sich zudem für schärfere Maßnahmen der EU gegen BSE aus, um der Verbreitung der Rinderseuche einen Riegel vorzuschieben. Dazu forderte sie ein unbefristetes Verfütterungsverbot für Tiermehl und Rinderfette. Sie hoffe auch auf eine einheitliche EU-Regelung zur Schlachtung von Herden, in denen BSE-Fälle aufgetreten sind. In Deutschland wird in solchen Fällen die gesamte Herde getötet. Daran will Künast bis auf weiteres festhalten.
London verschärft Kontrollen für deutsches Rindfleisch
Aus: Yahoo-News, 30. Januar 2001, 6.27 Uhr (Vermischtes). [Original]LONDON. Nach dem Fund von BSE-Risikomaterial in deutschem Rindfleisch hat die britische Regierung verschärfte Kontrollen angekündigt. Nach Angaben britischer Behördensprecher von gestern wurden bei der Routinekontrolle in einer Lieferung von 19.000 Kilogramm Rindfleisch aus Oldenburg in eine Fleischfabrik nach Eastbourne Rückstände von Rückenmark entdeckt.
Vor zwei Wochen seien bei einer Lieferung von 40.000 Kilogramm deutschen Rindfleisch nach Nordirland ähnliche Rückstände gefunden worden. Der Vorsitzende der britischen Lebensmittelbehörde [FSA], Sir John Krebs, bezeichnete dies als "völlig unakzeptabel". Mit verstärkten Inspektionen wolle man von heute an sicherstellen, dass deutsche Rindfleischexporte die Richtlinien erfüllen.
BSE-Experte warnt vor Muskelfleisch
Aus: Yahoo-News, 30. Januar 2001, 16.01 Uhr (Vermischtes). [Original]ZÜRICH/GÖTTINGEN. Der Schweizer Molekularbiologe Markus Moser hat davor gewarnt, Muskelfleisch von Rindern als gänzlich BSE- frei einzustufen. Möglicherweise könne Fleisch durch die Tötung der Tiere mit einem Bolzenschuss oder durch die Spaltung des Rückenmarks mit Kettensägen verseucht werden, sagte der Experte.
Zur möglichen Belastung von Muskelfleisch mit BSE-Erregern sagte der Zürcher Experte Moser: "Es ist fahrlässig, den Leuten weiszumachen, dass überhaupt kein Risiko besteht." Die Tatsache, dass im Muskelfleisch, das bisher als unbedenklich gilt und in Wurstsorten wie Rindswürsten oder Rindersalami verarbeitet wird, noch nichts gefunden worden sei, rechtfertige noch "kein absolutes Unbedenklichkeitszertifikat", sagte der Miterfinder des Prionen- Tests.
Eine Verseuchungsquelle sei die Schlachttechnik, bei der das Rückenmark per Kettensäge längsseitig gespalten wird. "Dabei wird ein Sprühnebel erzeugt, der über den ganzen Schlachtkörper verspritzt wird", sagte der Experte. Tests in England hätten gezeigt, dass BSE- infiziertes Rückenmark auch durch die Flüssigkeit, die über das Sägeblatt laufen kann, andere Körperteile des Rindes kontaminiert.
Eine weitere Gefahr sieht Moser im Tötungsvorgang: "Nicht alle Rinder werden durch Elektroschocks getötet, einige sterben auch durch den so genannten Bolzenschuss. Durch die Zerstörung des Rindergehirns wird aber das Blut kontaminiert." Da das Herz eine halbe Minute weiterschlage, werde das verseuchte Blut noch einmal im Körper des Tieres umgewälzt und könne auch Teile des zermanschten Hirns weiterleiten. "Bei Versuchen in England sind ganze Hirnstücke in den Lungen der Tiere gefunden worden", sagte Moser. Der Verbraucher müsse wissen: Es bestehe nur dann kein Risiko, wenn man ganz auf den Verzehr von Rinderfleisch verzichte.
Weitere BSE-ähnliche Fälle unter kanadischen Wapitis
Aus: Yahoo-News, 2. Februar 2001, 6.25 Uhr (Vermischtes). [Original]REGINA. In der kanadischen Provinz Saskatchewan haben Mitarbeiter der Gesundheitsbehörde auf insgesamt zehn Wapiti-Farmen weitere 21 Fälle von Infektionen mit einer BSE- ähnlichen Krankheit entdeckt. Wie der Rundfunksender CBC am Donnerstag berichtete, müssen deswegen voraussichtlich bis zu 1.000 Tiere getötet werden. Bereits im Dezember waren 1.500 Wapitis getötet worden, weil sie Kontakt zu 14 infizierten Tieren hatten.
Die Bundesregierung in Ottawa zahlte den Züchtern bislang sechs Millionen Dollar (8,4 Millionen Mark/4,3 Millionen Euro) Entschädigung. Die Entdeckung der neuen Fälle könnte weitere vier Millionen Dollar kosten. Die Hirschkrankheit [CWD] befällt ähnlich wie BSE das Nervensystem und führt zum Tod. Die Krankheit wurde vor zehn Jahren über ein infiziertes Tier aus den USA nach Kanada eingeschleppt. Der Übertragungsweg ist noch unbekannt. Die Regierung von Saskatchewan untersucht nun laut CBC, ob die Krankheit auch auf frei lebende Tiere übergegriffen hat.
[US-Jäger fürchten BSE-ähnliche Wildkrankheit]
USA stoppen Import von Rinder-Produkten aus Brasilien
Aus: Yahoo-News, 3. Februar 2001, 8.19 Uhr (Politik). [Original]SAN ANTONIO. Nach Kanada haben gestern auch die USA als Vorbeugung gegen die Rinderseuche BSE ein vorübergehendes Importverbot für Rindfleisch-Produkte aus Brasilien verhängt. Das Verbot gelte, bis die nötigen Informationen zur Einschätzung des BSE-Risikos vorlägen, teilte das US-Landwirtschaftsministerium mit. Auch Mexiko kündigte an, sich dem Verbot anzuschließen. Die drei Staaten sind in der Nordamerikanischen Freihandelszone (NAFTA) zusammengeschlossen. Das brasilianische Landwirtschaftsministerium bezeichnete das Verbot am Freitag als "wissenschaftlich ungerechtfertigt".
Das US-Ministerium teilte mit, es werde weitere Maßnahmen treffen, falls es nötig sei, um ein Eindringen der Seuche in die USA zu verhindern. Es bestehe der Verdacht, dass bestimmte brasilianische Rindfleischprodukte mit Fleisch aus Europa in Kontakt gekommen sei. In Europa wurden im vergangenen Jahrzehnt mehr als 180.000 BSE-Fälle bei Rindern nachgewiesen. Kanada hatte sein Importverbot damit begründet, dass Brasilien noch bis 1999 Rinder aus Europa eingeführt habe. Es gebe zudem Zweifel an den brasilianischen Kontrollen auf BSE gebe.
Ein Sprecher des brasilianischen Ministeriums bezeichnete die Ängste Kanadas als unbegründet, weil in Brasilien noch kein einziger BSE-Fall festgestellt worden sei. Brasilien hat den weltweit größten Rinderbestand.
Münchner Forscher will BSE-Rind klonen
Aus: Yahoo-News, 4. Februar 2001, 11.36 Uhr (HighTech). [Original]MÜNCHEN. Ein Münchner Wissenschaftler möchte BSE-kranke Kühe klonen. Der Molekularbiologe Eckhard Wolf vom Genzentrum in München sagte dem Nachrichtenmagazin Focus: "Wir könnten mit Hilfe der Klon- Kälber die völlig unbekannte Gentechnik von BSE in Rindern untersuchen." Möglicherweise erkrankten nur solche Tiere an Rinderwahnsinn, die bestimmte Gendefekte aufwiesen. "Wenn wir genetische Dispositionen für BSE fänden, wäre dies ein Durchbruch in der Forschung und sehr nützlich für die Tierzucht." Denkbar sei die Zucht BSE-resistenter Tiere. Wolf hat dem Vorabbericht von heute zufolge bei der bayerischen Landesregierung Geld für sein Forschungsvorhaben beantragt.
BSE-Kosten drohen EU-Haushalt zu sprengen
Aus: Yahoo-News, 4. Februar 2001, 20.24 Uhr (Politik). [Original]BERLIN. Die Milliardenkosten zur Bekämpfung der BSE-Krise drohen nach Angaben von EU-Haushaltskommissarin Michaele Schreyer den EU-Etat zu sprengen. Die Entwicklung sei alarmierend, sagte sie der Zeitung Die Welt [5.2.2001]. Schreyer kündigte zudem drastische Maßnahmen zur Stabilisierung des Rindfleischmarktes an. Derzeit setze die EU- Agrarpolitik die falschen Anreize. Kälber würden "dick und fett" gefüttert, ehe sie geschlachtet werden. "Bei nachlassendem Konsum müsste man die Tiere jedoch möglichst früh zur Schlachtung bringen.
Rennen um BSE-Test
Aus: Yahoo-Finanzen, 6. Februar 2001, 12.43 Uhr (Unternehmen). [Original]BERLIN (Finance-Online). Die bisher einzig wasserdichte Methode den Rinderwahn, offiziell Bovine Spongiform Encephalopathy (BSE) nachzuweisen, besteht darin, das Gehirn des geschlachteten Rindes zu untersuchen. Auch bei der Creutzfeldt-Jakob-Variante für Menschen kann BSE erst anhand eine Gehirngewebeuntersuchung sicher nachgewiesen werden. Dr. Robert Petersen, wissenschaftlicher Leiter der Paradigm Genetics Inc., die an der Entwicklung eines neuen Tests arbeiten meint hierzu: "Momentan besteht leider die einzige Möglichkeit Rinderwahn und das menschliche Äquivalent nachzuweisen, nachdem sich die Symptome entwickelt haben und und die Krankheit sich in einem späten Stadium befindet."
An neuen Testverfahren, mit denen BSE zu einem früherem Stadium erkannt werden kann, forscht außerdem die Paradigm Genetics Inc. und nicht zuletzt der deutsche Pharma Hersteller Boehringer Ingelheim. Das Privatunternehmen gab im Dezember bekannt, es hätte ein weltweites Patent für einen Bluttest an lebenden Rindern angemeldet. Weitere Details sind allerdings nicht bekannt, nur dass der Test im Laufe dieses Jahres in Europa verfügbar sein soll.
Auch die Biotech-Firma GeneScan Europe AG beteiligt sich am Rennen um neue Testverfahren. Erste Tests ihres Verfahrens sollen im Januar stattgefunden haben. Im Wettlauf um einen Bluttest für BSE befindet sich darüber hinaus die IDEXX Laboratories Inc. in Main sowie das kanadische Unternehmen Caprion Pharamceuticals. Nicht zuletzt wurde eine Firma einzig für die Entwicklung eines BSE-Tests entwickelt. Unterstützt werden die Prion Developmental Labroatories von Dr. Robert Gallo, der an der Entdeckung des HIV Virus beteiligt war. Diese Firma kooperiert mit BioLabs, Inc. Roche Holdings AG, die den Test zu vermarkten beabsichtigt, meint, dass für einen neuen BSE-Test mit keinen großen Hindernissen durch die Behörden zu rechnen sei.
Künast: BSE markiert das Ende der bisherigen Agrarpolitik
Renate Künast will für eine Kehrtwende in der Agrarpolitik sorgen. Dazu gehören "gläserne Produktion" und eine Stärkung des Ökolandbaus. Das kündigte die neue Landwirtschaftministerin bei ihrer ersten Regierungserklärung an.
Aus: Spiegel Online 8. Februar 2001, 19.46 Uhr (nur elektronisch publiziert). [Original]BERLIN. Als Konsequenz aus der BSE-Krise forderte die Grünenpolitikerin heute im Bundestag einen gemeinsamen Neuanfang. Kernpunkte der Wende seien "Klasse statt Masse", Verbraucherschutz, Stärkung des Ökolandbaus, die Änderung der Agrar-Zuschüsse und eine umwelt- und artgerechte Tierhaltung. "Der BSE-Skandal markiert das Ende der Landwirtschaftspolitik alten Typs." Die Opposition warf der Regierung vor, die Bauern zu Sündenböcken der Krise zu machen.
"Wir stehen vor einem Scherbenhaufen", sagte Künast zu Beginn ihrer halbstündigen Rede. Ab sofort werde der Verbraucher geschützt und nicht der Verbrauch. "Wir wollen keine Überschüsse produzieren, sondern Qualität." Der Anteil des Ökolandbaus solle in den nächsten zehn Jahren von derzeit etwa 2,5 Prozent auf 20 Prozent ausgebaut werden. Die Agrarpolitik wolle weg von Bestands- und Schlachtprämien. Die Tierhaltung werde wieder an den Boden gekoppelt, die Produktion gedrosselt.
"BSE hat uns alle aus dem Alltagstrott des Massenkonsums herauskatapultiert", sagte Künast. Der Rindfleischkonsum sei um mehr als die Hälfte gesunken. Künftig solle es nicht mehr als zwei Großvieheinheiten pro Hektar geben. Ackerfutterpflanzen würden gefördert und Grünlandprämien eingeführt. Regionale Produkte sollten erste Wahl sein und Öko-Produkte besser vermarktet werden. Mittel für die Finanzierung der Agrarwende seien vorhanden. Jährlich flössen in die Landwirtschaft etwa 27 Milliarden Mark aus Mitteln des Bundes und der EU.
Künast will den Bauern neue Einnahmequellen etwa im Tourismus erschließen. Weiterhin würden große und kleine Betriebsstrukturen gebraucht. Künast verteidigte angesichts übervoller Ställe die umstrittene Aufkauf- und Vernichtungsaktion von 400.000 Rindern. Das von ihrem Ministerium vorgelegte BSE- Bekämpfungsgesetz müsse zügig in Kraft treten, damit auch Rechtsklarheit über den Umgang mit ganzen Rinderherden bei einem BSE-Fall herrsche.
Über den Erfolg der neuen Agrarpolitik entscheide ein "magisches Sechseck" aus Verbrauchern, Bauern, Futtermittel- und Lebensmittelindustrie, Handel und Politik. "Aus dem langen dornigen Tal kommen wir nur gemeinsam raus", sagte Künast. Die Ministerin kündigte die Einführung von zwei Gütesiegeln für Lebensmittel an eines für Öko- Produkte und eines für Produkte der konventionellen Landwirtschaft. Für Qualität müsse der Verbraucher mehr Geld zahlen.
Antibiotika sollten nicht mehr mit der "Gießkanne quer durch den Stall verteilt" werden, sondern aus den Futtertrögen verschwinden. Es werde eine Positivliste für erlaubte Futtermittel eingeführt. Vom Stall bis zur Ladentheke werde es eine "gläserne Produktion" geben und harte Strafen bei Verstößen gegen das Futtermittelgesetz. "In unsere Kühe kommt nur Wasser, Getreide und Gras."
Merkel: Schröder macht Bauern zu Sündenböcken
CDU-Chefin Angela Merkel forderte von Künast, den Menschen ehrlich zu zeigen, "was wir können und was wir nicht wissen". Merkel kritisierte die Zusammenlegung von Verbraucherschutz und Landwirtschaft in einem Ministerium. Die CDU-Chefin warf Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) vor, die Bauern in der BSE-Krise zu Sündenböcken gemacht zu haben.SPD-Fraktionschef Peter Struck warnte den Deutschen Bauernverband davor, eine Politik gegen die Bundesregierung zu machen. Bauernpräsident Gerd Sonnleitner lobte Künast ausdrücklich. Die neue Ministerin habe sich "unwahrscheinlich eingesetzt, um die Krise BSE zu meistern", sagte er im Südwestrundfunk. Sie werde von den Bauern akzeptiert. Die Regierungserklärung Künasts sei ein "ernst gemeintes Angebot zum Dialog".
[12 Forderungen an eine strikt verbraucherorientierte Lebensmittelüberwachung von 1989]
Über 185.000 BSE-Tests in Deutschland
Aus: Yahoo-News, 9. Februar 2001, 14.04 Uhr (Vermischtes). [Original]BERLIN. Seit Beginn der BSE-Krise sind in Deutschland über 185.000 Tests auf Rinderwahn durchgeführt worden. Dabei wurde bei 28 Tieren der Erreger festgestellt. Zwischen dem 6. Dezember 2000 und dem 2. Februar 2001 gab es nach Angaben des Bundeslandwirtschaftsministeriums von heute 185.361 Tests.
Bayern testete mit 52.055 Untersuchungen die meisten Rinder, dann folgten Baden-Württemberg mit 39.599 und Niedersachsen mit 22.977 Analysen. In Bayern wurden mit neun bestätigten BSE-Fällen bisher die meisten registriert, danach folgten Schleswig-Holstein mit fünf sowie Niedersachsen und Baden-Württemberg mit jeweils vier Fällen.
Großbritannien verspricht bessere Information nach BSE-Krise
Aus: Yahoo-News, 9. Februar 2001, 18.52 Uhr (Politik). [Original]LONDON. Die britische Regierung hat "Versagen der Institutionen" für die BSE-Krise verantwortlich gemacht und eine offenere Informationspolitik zugesichert. Nicht einer einzelnen Person seien Vorwürfe zu machen, betonte Landwirtschaftsminister Nick Brown in der BBC. "Es war ein Versagen der Institutionen und der Politik quer durch die Regierung."
Brown erklärte heute auch im Parlament, die Politik müsse künftig schneller auf wissenschaftliche Befunde reagieren. Die Regierung von Tony Blair bemühe sich, das Vertrauen der Verbraucher zurückzugewinnen, hieß es in der von Brown vorgelegten Erklärung. Eine unabhängige Studie hatte der Vorgängerregierung unter John Major Versäumnisse und Verzögerungen vorgeworfen. Wissenschaftler der Regierung hätten die BSE- Risiken Ende 1995 erkannt, aber die Öffentlichkeit erst sechs Monate später davon unterrichtet, hieß es in der im Oktober veröffentlichten Studie.
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